Samstag, 31.03. Kieliekrankie - BitterpanHeute kommen wir erst um 06:30 h aus den Federn. Da wir noch die letzten Sachen einpacken müssen, verlassen wir Kieliekrankie erst kurz nach 07:30 h. Vorher zeigt uns aber unser Campranger noch die Spuren des Leos, der nachts am Camp vorbeigeschlichen ist.
Es ist heute ganz schön frisch: nur 10 ° C. Den Tieren machen die Temperaturen nichts, sie sind alle schon da: Springböcke, Oryxantilopen, Riesentrappen, Kuhantilopen und Gnus.
Wir steuern den Picknickplatz Auchterlonie an, wollen uns im Museum anschauen, wie die ersten Bewohner hier gelebt haben.
Kurz nach dem wir weiterfahren, sehe ich im Augenwinkel eine Silhouette und bitte Christian anzuhalten. Ich habe mich nicht getäuscht, es ist ein Gepard. Leider verschwindet er zu schnell im hohen Gras. Schade, wir hätten ihn gern ein Weilchen beobachtet, aber so eine Sichtung gibt immer Auftrieb für den restlichen Tag.
Ein Toilettenstop an der Kamqua Picnicsite wird eingelegt – Frau muss jede Möglichkeit nutzen. Am gleichnamigen Wasserloch sind viele Springböcke, Gnus und Gemsböcke sowie je zwei Strauße und Sekretäre. Natürlich halten wir nach den Hyänen und ihrem Nachwuchs Ausschau, aber heute lassen sie sich nicht blicken.
Entlang der nördlichen Dünenroad fallen uns neben Spießböcken und Kuhantilopen vor allem Mäuse, Fuchsmangusten, Erdhörnchen sowie Termitenbauten ins Auge.
Vereinzelt sind auch Steinböckchen, Strauße und Riesentrappen zu sehen.
Am Wasserloch Eland hoffen wir, dass der Name Programm ist, aber kein Eland ist weit und breit zu sehen. Wäre mal eine Abwechslung gewesen, denn diese Tiere haben wir im KTP noch nicht gesehen.
Von der Nossob River Road sind viele Oryx- und Kuhantilopen auszumachen, die Anzahl der Springböcke ist geringer.
Das Wasserloch Kaspersdraai ist bei vielen Vogelarten sehr beliebt: Tauben, Kapsperlinge, Rotkopfamadinen und viele andere kleine Vögel, die wir leider nicht identifizieren können. Gemsböcke fehlen natürlich auch nicht.
Der Schlenker zum Wasserloch Marie se Gat wird mit einer Straußenfamilie, Kuhantilopen und einem Gleitaar belohnt.
In Nossob holen wir unser gestern über die netten Damen an der Rezeption von Twee Rivieren vorbestelltes Brot ab. Dann müssen wir einen kurzen Moment warten, bis uns das Gate für die Weiterfahrt nach Bitterpan geöffnet wird. Es heißt, wir müssen immer nur gerade aus fahren. Christian hat ein paar Schweißperlen auf der Stirn – ich glaube, man könnte es auch Angstschweiß nennen
. Ich habe volles Vertrauen in die Fahrkünste meines Mannes und so sitze ich ziemlich relaxt auf dem Beifahrersitz (und bin froh, dass er fährt, sonst ginge es mir jetzt so wie ihm
). Die ersten Hundert Meter sind zum Eingewöhnen und dann geht der Spaß los: die Düne hoch – meistens sieht man erst oben, wie die Pad weitergeht, runter die Düne, kurz durchatmen und schon muss die nächste Düne in Angriff genommen werden.
Das Gefühl in der Magengegend erinnert mich an Achterbahnfahren. Nachdem Christian die ersten Dünen problemlos gemeistert hat, entspannt er sich etwas. Bei einer Düne zittern wir die letzten Zentimeter, ob wir es bis ganz nach oben schaffen, aber wir haben Glück. Nach ca. 10 bis 15 km wird die Strecke relativ eben, dafür wird es nach ca. 45 Kilometern tiefsandiger.
Bis auf einen Falken am Wasserloch Klein Stofpan und wenige Oryxe entdecken wir keine Tiere.
Der Wegweiser nach dem Wasserloch Nababies irritiert uns: Bitterpan ist nicht angeschrieben. Wir sollen uns ja immer geradeaus halten, dort geht es aber nach Mata Mata und auf unserer Karte vom KTP sieht es so aus, als ob uns mal rechts halten müssten. Was nun? Ich tendiere dazu, nach rechts zu fahren, denn auf der Karte sieht es so aus und falls wir den Abzweig verpassen, kommen wir auf der Auob River Road heraus und müssen noch einmal nach Nossob fahren. Das überzeugt auch Christian, es zu versuchen, auch wenn wir beide den Gedanken nicht zu Ende denken wollen, wie wir hier auf der schmalen Pad am besten wenden. Ich blicke auf den Kilometerzähler, damit wir konkret sehen, wie weit wir von der „Hauptpad“ gefahren sind. Schon nach drei Kilometern werde ich langsam unruhig, es müsste doch langsam was vom Camp zu sehen sein.
Die Zweifel wachsen auch bei Christian, aber bevor wir ernsthaft in Erwägung ziehen, umzudrehen, kommt das Camp in Sicht.
Wir werden vom Campranger begrüßt, und er zeigt uns unser Reed Cabin. Es ist wesentlich kleiner als das Dune Cabin in Kieliekrankie. Im Raum stehen zwei getrennte Betten und damit ist dieser auch schon ausgefüllt.
Auf der hölzernen Veranda stehen zwei Stühle. Über ein paar Stufen geht es in einen umzäunten Außenbereich, wo der Grill steht.
Das Bad liegt gegenüber vom Zimmer. Ich frage unseren Campranger, ob in der Nähe des Camps oft Schlangen sind und wie es generell mit dem Wildbestand ist. Er bestätigt zu unserem Bedauern, was wir bisher schon gehört haben, dass sich hier kaum Tiere zeigen. Christian ist wenigstens erleichtert, dass auch Schlangen die Ausnahme sind.
Wir genehmigen uns auf unserer Veranda einen Amarula:
Wir kommen gerade mit unseren Nachbarn ins Gespräch, als der Campattendant an der Tür klopft. Er zeigt Christian kurze Videos auf seinem Handy, die ich dann auch zusehen bekomme: Eine Speikobra, die immer wieder das Handy attackiert und ein Löwe, der unmittelbar an seiner Veranda vorbeigelaufen ist. Hat er mich vorhin absichtlich missverstanden, um mich nicht zu beunruhigen?
Wir sitzen wieder auf unserer Veranda, als die anderen Besucher – eine Familie mit ihrer erwachsenen Tochter und Schwiegersohn aus Kapstadt- plötzlich auf „unsere“ Seite laufen. Was ist denn los? Ein Leo streicht in einiger Entfernung durch das hohe Gras. Kurz können wir etwas ausmachen, aber dann verlieren wir ihn aus den Augen. Kurze Zeit später taucht er am Wasserloch auf, wo wir ihn dann mit dem Fernglas gut beobachten können. Großen Durst scheint er nicht zu haben, denn er verzieht sich bald wieder. Wir sind beschwingt, gerade hier hatten wir nicht mit einer Sichtung gerechnet.
Die Fotos sind nicht gut geworden, aber da es unser einziger Leo ist, wollte ich sie euch nicht vorenthaltenWir verbringen den sternenklaren Abend mit netten Gesprächen und vertilgen unsere letzten Nudeln, die wir in der Gemeinschaftsküche zubereitet haben.
Wir kuscheln uns im Bett eng aneinander, denn es ist saukalt. Doch einschlafen können wir nicht, denn da ist es wieder: das Geräusch, als ob eine Spraydose gedrückt wird.
Wir haben einen Verdacht und so ist es auch: eine Fledermaus. Leider funktioniert diesmal unsere Taktik, sie aus dem Zimmer zu locken nicht, so dass wir nach einer Weile aufgeben und uns mit ihr notgedrungen arrangieren.
Tageskilometer: 205
ÜN: Bitterpan