Sonntag, 01.04. Bitterpan – Red Dune CampDie Nacht war nicht so toll: wir haben ziemlich gefroren und die Fledermaus hat über unseren Köpfe ihre Kreise gezogen – zum Glück ohne „Bombenabwürfe“.
Als Christian mich fragt, ob ich auch den Leo nachts gehört habe, bin ich ein wenig grantig. Ich habe ihn natürlich nicht gehört, ihn aber bei anderen Gelegenheiten darauf hingewiesen, dass ich in solchen Fällen unbedingt geweckt werden möchte.
Schließlich gehören die nächtlichen Tierstimmen für mich zum Afrikaurlaub unbedingt dazu. Die Mehrheit der anderen hat den Leo auch gehört, und die Spuren beweisen, dass er da war.
Bitterpan kann man über zwei Pads verlassen, eine führt zur Auob River Road, die andere zur nördlichen Dünenstraße.
Da wir es nicht eilig haben – im Gegenteil, besonders ich möchte noch so lang wie möglich im Park bleiben- wählen wir die Strecke zur Dünenstraße. Es geht wieder auf und ab und ist stellenweise tiefsandig, dennoch lässt es sich problemlos fahren. Das hätte auch ich mir zugetraut. Der große Funfaktor von gestern bleibt aus.
Unser persönliches Fazit zu Bitterpan:
Die Anfahrt durch die Dünenlandschaft ist ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte, gerade wenn man noch keine Erfahrung mit 4x4-Fahren hat. Das Camp selbst ist einfacher als die anderen Wilderness Camps, die wir kennen gelernt haben, was bei schönem Wetter kein Problem ist. Bei Regen ist der Aufenthalt weniger angenehm, da die Zimmer so klein sind, dass man dort nicht unbedingt die Zeit totschlagen möchte. Die Gemeinschaftsküche ist zwar groß, aber wenn die anderen Gäste einem nicht so sympathisch sind … Wobei wir in der Beziehung Glück gehabt haben: wir hatten nette Gespräche mit der Familie aus Kapstadt und dem ältere Pärchen aus Wilderness . Was in unseren Augen auch ein Minuspunkt ist: man kann nur zwischen einer kleinen (ca. 15 km) oder einer sehr ausgedehnten Pirschfahrt (über die Dünenroad zum Nossob Camp zurück nach Bitterpan) wählen. Für eine Nacht ist das in Ordnung, aber mehr Nächte würden wir nicht bleiben wollen.
Nahe dem Wasserloch Morevet stakst ein Schwarzkopfreiher durchs Gras.
Ein paar Weißflügeltrappen begegnen uns auch, ansonsten ist „tote Hose“. Wie wir später vom älteren Pärchen, die nach uns Bitterpan verlassen haben, erfahren, hatten wir das falsche Timing: sie sahen auf der Strecke vier Löwen und einen Leo bei Vaalpan.
Von der Dünenroad sehen wir Gemsböcke und Namaflughühner, die nicht verschreckt auffliegen sondern mir die Gelegenheit zum Foto schießen geben.
Reichlich kleine Termitenhügel bedecken die PadDen Kamqua Picknickplatz nutzen wir nur, um unsere Blasen zu erleichtern. Unser bescheidenes Frühstück nehmen wir am Kamqua Wasserloch ein, in der Hoffnung, letzte Blicke auf die Hyänen und ihren Nachwuchs zu erhaschen. Am Wasserloch stillen Springböcke ihren Durst, eine Gnuherde ist in der Nähe. Wir haben Glück, auch die Tüpfelhyäne kommt aus ihrem Bau und ganz kurz auch ihr Junges.
Auf der Weiterfahrt sorgen Strauße, Gnus, Giraffen, Kuhantilopen, Mäuse und Springböcke für Abwechslung.
Beim Urikaruus Viewpoint liegt eine tote Oryx, sie sieht unversehrt aus, vielleicht ein Schlangenbiss und deshalb auch keine Geier am Kadaver?
Wir werden wieder vom Wellblech durchgeschüttelt, an den Pfützen auf der Pad erkennt man, dass es hier noch ordentlich geregnet hat.
Trotzdem treiben sich drei Springböcke am Dertiende Wasserloch herum.
Das Veertiende Wasserloch ist verweist, aber etwas weiter von uns entfernt sind zwei Schakale, ein weiterer nagt am Oryxgerippe.
Als einer der beiden sich auch an den Kadaver traut, versucht er ihn fortzujagen, aber dieser lässt sich nicht einschüchtern.
Wir schauen ihnen eine Weile zu, bevor wir unseren Weg nach Norden fortsetzen.
Auch am Dalkeith Wasserloch ist Leben: Oryxe sind beim Trinken, etwas zurückgesetzt grasen Gnus und Springböcke.
Wir haben die Hoffnung, noch einmal Katzen zu sehen, schon fast aufgegeben, aber unmittelbar neben der Pad liegen zwei Löwinnen.
Es ist leider kein schöner Anblick, denn die eine ist sehr abgemagert und scheint dem Tode geweiht zu sein. Ihre Beckenknochen ragen sehr hervor. Während Christian der Meinung ist, dass die Abmagerung der Grund dafür ist, vermute ich einen Bruch.
Es ist fast 12:00 h, als wir Mata Mata erreichen. Wir pumpen unsere Reifen auf und erledigen die Grenzformalitäten. Witzig finden wir die Jogger aus dem KTP, die für eine Trainingseinheit die Grenze passieren (ohne das entsprechende Ein- und Ausreiseprozedere). In Namibia ist heute die Zeitumstellung auf Winterzeit, so gewinnen wir eine Stunde.
Unsere „Sichtungen“ beschränken sich nicht nur auf Kühe und Pferde, wir sehen noch Strauße, Erdhörnchen und Rockdassies. Highlight ist ein Waran, der die Straße quert und in einem Baum verschwindet. Christian hält an, und ich steige aus, um ihn zu fotografieren, aber er mag sich mir nicht mehr zeigen. Später entdeckt Christian noch eine Kapkobra. Kurz bevor sie im Gebüsch verschwindet, richtet sie sich noch auf. Hier verzichte ich auszusteigen, um ein Foto zu bekommen.
Den Farmstall, den wir passieren, hat leider sonntags zu. Schade, wäre bestimmt interessant gewesen, dort zu stöbern.
Nach sehr geruhsamer Fahrt erreichen wir nach fast 2,5 h das Red Dune Camp.
Einfahrt zu den CampingplätzenBekannte hatten uns ihre Fotos von ihrem dortigen Aufenthalt gezeigt, die uns sehr gefallen haben. Da es unsere letzte Nacht vorm Rückflug ist, haben wir lange überlegt, ob es nicht zu weit entfernt von Windhoek ist, schließlich kann immer etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommen. Nach entsprechendem Zuspruch haben wir uns dann doch dafür entschieden.
Wir werden um etwas Geduld gebeten, da die Familie beim Essen ist. So setzen wir uns in den Garten, wo schon eine Frau und zwei Männer warten. Bevor wir uns zum Camp bringen lassen, erstehen wir für unser letztes Braai Oryxsteaks, etwas Brennholz und Savannah. Die anderen werden zuerst auf ihren Stellplatz gebracht. Wir warten währenddessen unten an der Düne, bis uns unsere Campsite gezeigt wird. Wie??? Das soll unsere Campsite sein? Die Schwiegertochter erzählt irgendwas von, dass der Wind kräftig gewütet hat, aber das ist doch auch nicht der Stellplatz auf der Düne, den wir gebucht haben. Dieser entspricht weder den Fotos noch den Bildern auf der Homepage. Hier wollen wir nicht bleiben.
Dies sagen wir ihr auch, worauf sie uns anbietet, auf der Campsite, wo das Honeymoonzelt steht, zu übernachten. Wir müssten jedoch morgen zeitig abreisen, da sie dies für die anderen vorbereiten müsse. Damit haben wir kein Problem.
Hier wird am nächsten Tag eine Hochzeit stattfinden:Den Rest des Tages lassen wir die Seele baumeln, unseren Blick über die Weite schweifen und versuchen den Gedanken zu verdrängen, dass morgen der Heimflug ansteht. Bevor die Sonne untergeht, genieße ich die Buschdusche – herrlich, die warmen Sonnenstrahlen dabei auf der Haut zu fühlen. Das Oryxfleisch ist das beste, was uns im Urlaub auf den Grill gekommen ist, auch wenn bei mir beim Kauen etwas Sand zwischen den Zähnen knirscht- Christian ist eine Scheibe runtergefallen (da werden Erinnerungen an Krüger 2010 wach *zwinker*) und als gute Ehefrau opfere ich mich.
Der Sonnenuntergang ist vom Farbenspiel einer der schönsten.
Auch wenn wir nicht in den Flitterwochen sind, übernachten wir im Hochzeitszelt. Bei absoluter Stille und einem Fast-Rundumblick auf den Sternenhimmel schlafen wir ein.
Tageskilometer: 248
ÜN: Red Dune Camp