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Autor Thema: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan  (Gelesen 50782 mal)

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Katja

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #180 am: 29.08.2014, 21:07 Uhr »
Krankheit im Urlaub braucht man wirklich nicht!
Das Tor im Wasser ist toll! Schöne Bilder!
Viele Grüße
Katja

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Microbi

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #181 am: 08.09.2014, 11:41 Uhr »
Ich bin nun auch vom Urlaub zurück und lese begeistert weiter!

Zwei Anmerkungen: Koya ist wirklich toll! Das Wohnen in einem Kloster war auch sehr nett - dort erschlug ich eine wirklich große Spinne in unserem Zimmer. Zum Glück hat es kein Mönch mitbekommen. :oops:

Onsen: Das Becken mit heißem Wasser ist eigentlich obligatorisch. Ich habe es selbst in privaten Haushalten gesehen. Im optimalen Fall ist es Thermalwasser und fließt quasi durch das Becken durch. Die Minimalversion ist eine größere Wanne, in dem einige Personen Platz finden. Kann auch sprudeln, wenn es moderner ausgelegt ist.
Das Becken kann also aus Stein, aus Stahl, aus emailiertem Metall, Kunststoff, oder Holz sein. Die an einer Thermalquelle angeschlossenen sind meist großzügiger - man hat da weniger das Gefühl mit wildfremden Menschen in einer Wanne zu sitzen.
Für uns befremdlich ist, dass das Wasser zwar heiß ist, aber ggf. nicht täglich gewechselt wird.
Dafür sollte man sich vor der Benutzung dreimal gründlich einseifen und abwaschen, besser noch abschrubben. Und das alles sitzend auf einem Schemel kauernd, mit dem Gesicht zur Wand. Wenn es traditionell zugeht, geschieht das Abwaschen mit kleinen Kübeln. Wenn man Glück hat, hängt vor einem eine Dusche.
Ich war immer froh, wenn keiner im Bad war - dann konnte ich mich im Stehen abduschen.
Baden/Duschen am Morgen scheint unüblich. Für mich aber unerlässlich, wie das Zähneputzen. So war ich morgens meist alleine im Bad - gelegentlich nur gestört von einer entsetzten Putzfrau.  :shock:
Männer laufen nicht gleich weg, wenn der Gaijin naht, aber sie beobachten einen ganz genau.
Nach meinem ersten Sitzbad hatte ich fast einen Kreislaufzusammenbruch. Ich habe es gerade noch in mein Zimmer geschafft. Aber nach kurzer Zeit findet man es sehr angenehm und wohltuend nach einem langen Tag.

Ein Onsen ist eigentlich ein Thermalbad an einer heißen Quelle. Ich habe leider keins besucht und weiß nicht, ob dort Männlein und Weiblein auch getrennt sind.
Aber in den Ryokan, in denen wir immer übernachtet haben, waren sie immer getrennt. In Kyoto hatten wir allerdings ein eigenes Becken, gleich neben dem Bad.

Mic

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #182 am: 09.09.2014, 22:59 Uhr »
Danke für die ausführliche Erklärung.  :D

Dass es in Japan offenbar nicht üblich ist, morgens zu duschen, habe ich mir auch überlegt. Merkwürdig, wenn man andererseits liest, wie peinlich die Japaner jeglichen Körpergeruch finden. Irgendwie passt das nicht richtig zusammen.

Den nächsten Reisetag gibts am Wochenende, und dann fahren wir raus aufs Land.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #183 am: 14.09.2014, 19:47 Uhr »
13. April 2014: Kanazawa - Shirakawago

Als ich heute morgen aufwache, schaue ich erst mal zum Nachttisch. Tatsächlich, da stehen drei ausgetrunkene Dosen Cola. Es war also nicht nur ein Traum im Fieberwahn, dass ich heute nacht um eins völlig ausgedörrt hinunter in die Lobby gegangen bin und alles aus dem Automaten gezogen habe, was an Cola verfügbar war. Immerhin scheine ich mich dabei angezogen zu haben und nicht im Schlafanzug hinuntergegangen zu sein, denn die Klamotten liegen jetzt überm Koffer und nicht wie gestern abend überm Stuhl.

Das Zimmermädchen wird sich später sicher fragen, wie der Gast in Zimmer 318 es geschafft hat, in einer einzigen Nacht sämtliche Kosmetiktücher aufzubrauchen, aber ich musste meinen wertvollen Vorrat an Tempotaschentüchern schonen und habe auf hoteleigene Ressourcen zurückgegriffen. Natürlich kann es auch sein, dass das Zimmermädchen schon bei dem Anblick der vielen Baguettekrümel auf dem Boden einen Zusammenbruch erleiden und die leere Kosmetiktücherbox gar nicht mehr bemerken wird.

Immerhin fühle ich mich heute morgen viel besser, und nach einer langen heißen Dusche checke ich schließlich gegen neun Uhr aus, gebe mein Gepäck zur Aufbewahrung und mache mich auf den kurzen Fußweg zum Kenrokuengarten. Der soll zu den drei schönsten Landschaftsgärten Japans gehören, und die Kirschblüte hier in Kanazawa ist noch auf dem Höhepunkt, ich bin also gespannt. Unterwegs ist an einer Kreuzung noch ein schöner 3D-Lageplan zu finden. Das Kind in der Mitte gehört allerdings nicht zur ständigen Installation, sondern wollte unbedingt fotografiert werden.






Im Landschaftsgarten gibt es eine erfreuliche Mitteilung: Wegen der Kirschblüte ist der Eintritt kostenlos. Das macht den Garten gleich mal sympatisch. Eigentlich hatte ich mir ja von einem Landschaftsgarten wenig erwartet, eher sowas wie Blumenrabatte und ab und zu ein paar Bäume und Felsen. Aber der Kenrokuen ist wirklich zauberhaft mit vielen kleinen Ecken und immer neuen Perspektiven. Schade nur, dass ziemlich bewölkt ist und dass nicht nur eine deutsche Touristin, sondern auch ein paar tausend Japaner den Sonntagvormittag im Garten genießen wollen. So gerät es zum Geduldsspiel, Fotos ohne allzu viele Leute zu machen. Aber ich habe ja Zeit, und außerdem mahnen der Humpelfuß und die Schniefnase ohnehin, es langsam angehen zu lassen.






















Zwischendurch schaue ich noch in das Crafts-Museum, das direkt am Garten liegt. Kanazawa ist eine traditionelle Handwerkerstadt, und von gefärbter und bemalter Seide über Blattgold bis zu Masken und Musikinstrumenten wird hier vieles in Handarbeit hergestellt. Das Museum gibt einen Überblick über die verschiedenen Künste.












Wieder im Garten überlege ich, ob ich mir noch die angrenzende Seisonkaku-Villa anschaue, aber irgendwie kann ich mich nicht dazu aufraffen. Lieber im Shiguretei-Teehaus einen Tee trinken und eine der dort angebotenen Süßigkeiten essen. Denke ich naiv, habe aber wieder mal die Rechnung ohne die vielen anderen Menschen gemacht, die auf dieselbe Idee gekommen sind, denn am Teehaus macht mir die im Kimono gekleidete Mitarbeiterin mit Händen und Füßen und unter Zuhilfenahme einer Uhr klar, dass die Wartezeit derzeit etwa vierzig Minuten beträgt. Das übersteigt meine heutige Toleranzschwelle dann doch um ca. dreißig Minuten, also gehe ich weiter.




Als ich langsam den Rückweg antrete, sehe ich, dass in dem kleinen Park gegenüber ein Handwerksmarkt stattfindet. Dort werden schöne, aber leider auch relativ teure und nicht ganz koffertaugliche Töpfer- und Glaswaren und andere Dinge angeboten. Auch Imbissstände gibt es hier, aber wer hätte es gedacht: Lange Schlangen finden sich dort leider auch. Staunend stelle ich fest, dass es sogar Schlangen gibt, die sich um den kompletten Imbissstand herumwinden. Zum Glück findet sich in einem etwas abgelegenen Teil des Markts dann noch etwas für mich, und zwar eine kleine Pizza in Blütenform. Sehr nett. Danach stelle ich mich gesättigt an einem Verkaufswagen an und kaufe mir noch einen mit Erdbeeren, Sahne und Kuchen gefüllten Pfannkuchen. Den kann man zwar kaum essen, ohne dass man aussieht, als wäre man mit dem Gesicht in eine Torte gefallen, aber er ist sehr lecker.






Damit ist mein Besuch in Kanazawa leider schon beendet, was mir ein wenig leid tut. Bei mehr Zeit und Energie hätte ich hier beispielsweise den Ninja-dera, einen Tempel mit Geheimgängen und versteckten Türen, ein Geisha-Viertel oder das Museum für moderne Kunst besuchen können oder an einem halbtägigen Handwerkskurs teilnehmen können. Aber immerhin konnte ich mir ja ein paar Sachen anschauen und musste nicht die ganze Zeit krank im Hotelzimmer bleiben. Also fahre ich für sagenhaft günstige 900 Yen mit dem Taxi zu Bahnhof und warte noch zwanzig Minuten an der Haltestelle des Überlandbusses, der pünktlich um 13.25 Uhr nach Shirakawago abfährt.

Mein heutiges Ziel ist das Dorf Ogimachi, das größte Dorf in Shirakawago. Dort stehen einige traditionelle japanische Bauernhäuser, manche über 250 Jahre alt. Der Ort wurde zum Weltkulturerbe erklärt und ist Ziel von vielen Tagestouristen. Man kann aber auch in einigen der traditionellen Häuser übernachten. Auf dem Weg rücken die Berge immer näher, auf vielen liegt noch Schnee. Das sind dann wohl schon die japanischen Alpen. Der Bus fährt durch mehrere lange Tunnels, dann erreicht er schließlich um 14.40 Uhr Shirakawago. Von hier aus muss ich mit meinem Koffer nur noch über eine Brücke und ein kurzes Stück durch den Ort und erreiche das Gasthaus „Kidoya“, in dem ich heute nacht schlafen werde. Ich werde schon in der Tür begrüßt, die Gastgeberin hält mir ein Blatt mit meinem Namen und meiner Adresse unter die Nase, und ich bestätige, dass das meine Buchung ist. Dann reibt sie erst mal gründlich meinen Koffer und den staubigen Fotorucksack ab, bevor der Koffer, der Rucksack und ich das Haus betreten dürfen. Nur die Schuhe müssen wie üblich draußen bleiben. Bei der Begehung meines Zimmers latsche ich natürlich sofort wieder mit Pantoffeln auf die Tatami-Matten, merke es aber nach zwei Schritten und stelle die verbotene Schuhbekleidung schnell auf dem Gang ab. Auf Tatami-Matten nur mit Strümpfen!








Im Kidoya habe ich es nicht so komfortabel wie im Tempel in Koyasan: Toilette und Waschbecken sind im Gemeinschaftsbereich, ebenso wie das heiße Bad, was aber typisch für diese Gästehäuser ist.

Den restlichen Nachmittag nutze ich für einen Streifzug durch Shirakawago. Der Ort ist vollgepackt mit Touristen, aber die meisten sind nur auf einem Tagesausflug hier. Ich gehe an verschiedenen Häusern vorbei. In manchen wohnen Leute, manche sind Gästehäuser, in anderen sind Shops und Cafés untergebracht. Vom Aussichtspunkt über dem Ort verschaffe ich mir einen Überblick. Es seht wirklich hübsch aus, fast wie ein Spielzeugdorf.
















Wie überall, wo sich viele Touristen einfinden, ist auch Hello Kitty schon da.




Manche Häuser kann man von innen besichtigen, das hebe ich mir aber für morgen auf und gehe, als die Sonne gegen fünf Uhr hinter den Bergen verschwindet, zurück zur Unterkunft. Dort mache ich mir erst mal Tee und schlüpfe dann fürs Abendessen in die bereitgelegte Yukata. Außer mir übernachtet nur noch eine vierköpfige schwedische Gruppe hier, die ich beim Abendessen kennenlerne. Mit dem bereitgestellten Glas Sake prosten wir uns zu: Kampai! Das Essen wird in vielen kleinen Schüsselchen serviert: unterschiedliches Gemüse, Reis, für mich gemäß Vorbestellung extra keinen Fisch. Dazu gibt es Hida-Rind, das so gut sein soll wie das berühmte Kobe-Rind. Es wird mit den anderen Zutaten in einem kleinen Tontopf direkt auf dem Tisch über einer Flamme gar und ist tatsächlich butterzart. Das Kidoya war beim Buchen eigentlich nicht meine erste Wahl gewesen, andere Gäste hatten es als zu wenig authentisch abqualifiziert, aber alles andere, was bei der Seite japanese guesthouses im Angebot ist, war tatsächlich schon im letzten Herbst ausgebucht gewesen. Jetzt bin ich froh, hier gelandet zu sein, auch wenn im Speiseraum der nicht authentische Fernseher läuft und die Inhaberin offenbar einen Hang zu künstlichen Blumen und Plastikkitsch hat, und auch den Schweden gefällt es gut hier.






Als ich ins Zimmer zurückkomme, ist schon das Futonbett ausgebreitet, mit ganzen drei Bettdecken. Das und die Tatsache, dass die Gastgeberin mir beim Einchecken als allererstes die Funktion des Heizöfchens erklärt hatte, lässt auf eine kalte Nacht schließen. Aber bevor ich schlafen gehe, müssen die Schniefnase und der Humpelfuß für einen Spaziergang nochmal raus an die frische Luft, denn der Fotoapparat hofft auf hübsch beleuchtete Häuser und der raue Hals auf einen Getränkeautomaten. Der Getränkeautomat ist schnell gefunden, für ein paar Fotomotive muss ich länger suchen.








Immerhin schmerzt der Fuß nicht mehr so wie gestern, und die Nase braucht nur noch ab und zu ein Taschentuch. Wieder im Kidoya angekommen, mache ich mich bettfertig und lese noch ein wenig, bevor ich schließlich gegen neun das Licht ausmache. Den Heizofen lasse ich aber vorsichtshalber laufen, ich kann ihn ja immer noch nachts ausschalten, falls es zu warm wird.

Ausgaben des Tages:
Craft-Museum Y 260
Taxifahrt Y 900
Busfahrt nach Shirakawago Y 1850
Snacks und Getränke Y 1500
1 ÜN im Gäsehaus Kidoya inkl. Abendessen und Frühstück Y 9000
Nase und Fuß auf dem Weg der Besserung: unbezahlbar

Microbi

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #184 am: 16.09.2014, 16:15 Uhr »
Das ist wunderbar! Ich würde am liebsten in einem japanischen Garten wohnen. Inkl. Gärtner, versteht sich. Mein Daumen ist so gaaar nicht grün.
Mit welcher Beharrlichkeit sie Äste stützen, statt sie abzusägen! Immer wieder erstaunlich.

Die Unterkunft finde ich nett. Was war es: Ryokan, oder Minshuku? Und war das Essen inklusive? Das ist nicht selten der Fall. Wie man allerdings eine japanische Malzeit ermüdungsfrei, auf den Fersen sitzend einnimmt?! Anders kann man aber auf dem Boden kaum sitzen, wenn man ungewollte Einblicke unter den Yukata vermeiden möchte.

Und was ist "authentisch"? Wenn Japaner einen Fernseher haben, und etwas (oder mehr) Kitsch, ist es dann "unjapanisch". Ich finde das eher sogar noch echter. Tradition und Moderne werden in Japan (meist) ohne Berührungsängste gemischt.
Aber manche verstehen unter "authentisch" eine Konserve aus alten Zeiten, die nicht zwangsläufig auch lebendig sein muss. Im Gegenteil!
Daher warst Du sicher am richtigen Platz.

Wann hast Du die Koi-Noboris (Karpfenflaggen) fotographiert? Der 5.5. ist Kodomo no Hi (Kindertag); eigentlich werden die Koi-Noboris nur an diesem Tag gehisst. Eigentlich. Eigentlich gibt es Kois auch nur für Papa (schwarz), Mama (rot) und Söhne (blau), aber aus diesem Kindertag wurde ein Tag der Familie und auch für die Mädchen werden nun Kois, in verschiedenen Farben, gehisst.
Die Karpfenflaggen gibt es in verschiednen Größen und für verschiedenen Geldbeutel. Teure, große Seiden-Kois können auch über 1000,- € kosten.

Hello Kitty ist in meinen Augen eine Inkarnation von Maneki-neko, der japanischen Glükskatze. Ist nur so ein Gefühl, denn in Japan ist alles "kawaii".

Das Essen sieht auch sehr lecker aus, obwohl ich kein großer Fleischfan bin.

Mic

Microbi

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #185 am: 27.10.2014, 11:35 Uhr »
Hoffentlich habe ich nichts Falsches gesagt, was die Verfasserin abgeschreckt habe.  :shock:

Ich bin doch schon sooo neugierig!

Mic

Flicka als Gast

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #186 am: 27.10.2014, 12:51 Uhr »
Hoffentlich habe ich nichts Falsches gesagt, was die Verfasserin abgeschreckt habe.  :shock:

Ich bin doch schon sooo neugierig!

Mic

Huch, ich habe gerade zufällig hier reingeschaut und erschrocken gemerkt, dass ich dir auf deinen letzten Beitrag gar nicht mehr geantwortet habe. Das tut mir wirklich leid und liegt definitiv nicht an dir! Ich finde deine Kommentare und dein Hintergrundwissen sehr gut!

Ich hatte seit dem Sommer irgendwie kaum noch Zeit für lange Bildbearbeitung usw., aber jetzt nach der Zeitumstellung, wo es nachmittags ja schon dunkel wird, werde ich mich bald wieder mit dem nächsten Reisetag melden.

Versprochen!

Microbi

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #187 am: 27.10.2014, 13:41 Uhr »
Da bin ich ja froh! Und auch, dass nichts Schlimmes passiert ist.  :)

Und warten kann ich...

Mic

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #188 am: 13.11.2014, 21:34 Uhr »
So, es geht weiter auf unserer Reise. Heute gibts viele Fotos, also teile ich den Tag auf und poste den zweiten Teil morgen:

14. April: Shirakawago - Takayama
(Teil 1: Shirakawago)


Gestern nacht ist der Heizofen dann doch von selbst ausgegangen. Zuerst hat er um kurz nach zwölf eine Melodie gespielt und dann den Betrieb eingestellt. Weil ich nicht wusste, ob das bloß eine normale Selbstabschaltung war oder der Heizofen wegen Überhitzung kurz vor der Selbstzerstörung stand, habe ich ihn lieber nicht wieder eingeschaltet. Deshalb sind es heute morgen gerade mal acht Grad im Zimmer, das zeigt der Heizofen nämlich netterweise an. Ich schalte ihn an und nach einer Dreiviertelstunde ist die Temperatur immerhin auf sechzehn Grad geklettert, wenn auch sicher nicht am Boden, wo ich unter drei Decken im Futon-Bett liege.

Das Frühstück wird um halb acht serviert, vorher mache ich mich noch fertig und packe meinen Koffer. Die Schweden fragen mich beim Frühstück, wie ich geschlafen hätte. Na ja, ein paar Stunden habe ich geschlafen. Die Schweden hatten heute nacht möglicherweise Sehnsucht nach Midsommar, denn sie haben das Licht erst kurz vor Mitternacht ausgemacht und auch definitiv nicht die in den Zimmerinformationen angemahnte Ruhe in ihrem Zimmer gehalten. Ich habe allerdings die Vermutung, dass ich mich wegen meiner verstopften Nase anschließend mit lautem Schnarchen gerächt habe.

Das Frühstück besteht wieder aus Reis und verschiedenen Gemüsehäppchen, außerdem gibt es Suppe und Tee. Um kurz vor acht checke ich schließlich aus, lasse meinen Koffer aber noch ein paar Stunden hier, und mache mich auf einen weiteren Erkundungsgang durch den Ort. Es ist ein herrlicher Morgen mit wolkenlosem Himmel, und ich bin die erste, die mit der Kamera durch die Straßen läuft. Weil das Wetter so schön ist, gehe ich nochmal hoch zum Aussichtspunkt, und die Motive von gestern fotografiere ich heute größtenteils nochmal ab, denn bei Sonne sieht halt alles schöner aus.












Um neun Uhr besuche ich das Wada-Haus. Das Haus ist eines der größten im Dorf, teilweise bewohnt, teilweise als Museum ausgestaltet. In dem großen Raum im Erdgeschoss stehen der Familienschrein und eine Feuerstelle, über eine steile Treppe kommt man in die oberen Etagen und bekommt einen Einblick in die Dachkonstruktion.










Danach schaue ich mir das Gassho-zukuri-Minkaen, ein Freilichtmuseum an, in dem einige alte Farmhäuser stehen, die von anderen Orten hergebracht und auf dem Gelände des Freiluftmuseums wieder aufgebaut wurden, um sie vor der Zerstörung zu retten. Hier wäre es eigentlich ganz ruhig, wenn nicht ab und zu irgendeine japanische Durchsage per Lautsprecher durch das Tal schallen würde. Ich stelle mir gerade vor, dass die Sprecherin sagt: „Herr Tanaka möchte gerne aus dem Smaland abgeholt werden“, da geht plötzlich eine Sirene los, und nicht nur einmal, sondern zweimal hintereinander. Mir fallen sofort tausend mögliche Katastrophen ein, wobei ich den Tsunami schnell ausschließe, aber da bleiben ja noch Brand, Bergrutsch und Erdbeben übrig. Letztlich ist es dann wohl nur ein Probealarm.










Hier im Dorfmuseum verbringe ich relativ viel Zeit, denn ich genieße es, fast alleine über das Gelände zu laufen. Zum Schluss trinke ich noch Tee in einem der alten Häuser, dann gehe ich wieder in den Ort, kaufe noch ein Souvenir und hole meinen Koffer im Kidoya ab. Dort hängt schon wieder die frischgewaschene Wäsche über der Leine und die Zimmer werden für die nächsten Gäste vorbereitet.



Ich verabschiede mich und mache mich mit meinem Koffer auf den Weg zur Bushaltestelle. Um 12.15 Uhr soll die Fahrt nach Takayama starten. Darauf und auf das Takayama-Festival freue ich mich schon seit dem Beginn der Reise.

Teil 2 folgt...

Katja

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #189 am: 13.11.2014, 22:26 Uhr »
Schön, dass es weiter geht!
Und gutes Wetter ist auch immer gut für Fotos. :D
Viele Grüße
Katja

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Microbi

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #190 am: 14.11.2014, 09:41 Uhr »
Oh, sugoi!

Ich nehme an, dass der kleine Ofen ein Kerosinofen war. Zumindest sind solche üblich. Diese schalten sich alle aus Sicherheitsgründen ab.
Ich habe mich schon oft gefragt, wie ein technisch so hochentwickeltes Land, wie Japan, mit den üblichen unzulänglichen Lösungen für Heizung und Isolierung leben kann?

Aber die Bilder sind toll!
Mir kommen die Häuser zwar bekannt vor, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich in diesem Freilichtmuseum war, oder in einem anderen, in der Nähe von Takayama.... Damals fanden wir das Museum ganz zufällig. Unser Ryokan war praktisch neban an, was wir erst in der Früh gemerkt haben.
In den alten Häusern roch es überall nach Rauch. Die offenen Feurstellen haben keinen Abzug; der Rauch zieht einfach nach oben und etweicht durch den Strohdach.

Mic

Flicka als Gast

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #191 am: 14.11.2014, 11:28 Uhr »

Ich habe mich schon oft gefragt, wie ein technisch so hochentwickeltes Land, wie Japan, mit den üblichen unzulänglichen Lösungen für Heizung und Isolierung leben kann?


Ja, es gibt in Japan schon erstaunliche Gegensätze. Die Technologie usw. dort ist auf dem neuesten Stand, so dass man staunend durch die Großstädte läuft, und dann kommt man in sein Zimmer und fühlt sich wie damals als Kind bei der Oma, die noch mit dem Ölkännchen Nachschub für den Ofen im Wohnzimmer holen musste.

Aber bei dem traditionellen Gassho-Haus auf dem Land gehören solche Anleihen an vergangene Zeiten ja eigentlich zum besonderen Übernachtungserlebnis dazu. Woanders, insbesondere in Neubauten, habe ich mich dann schon gefragt, warum man nicht gleich auf eine vernünftige Isolierung und Beheizung geachtet hat.



Mir kommen die Häuser zwar bekannt vor, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich in diesem Freilichtmuseum war, oder in einem anderen, in der Nähe von Takayama....


Seid ihr denn in Shirakawago gewesen? Rein zufällig kommt man da ja nicht vorbei. Das Dorfmuseum in / bei Takayama ist wahrscheinlich ähnlich, dort war ich aber nicht.

Microbi

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #192 am: 14.11.2014, 12:28 Uhr »
Zitat
Seid ihr denn in Shirakawago gewesen?

Leider weiß ich es eben nicht mehr genau...  :|
Wir sind doch des Öffteren auf etwas gestoßen, was nicht auf dem Plan war und nicht immer wussten wir genau, wo wir eigentlich waren. Wir fuhren ja mit dem Auto herum.

Mic

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #193 am: 14.11.2014, 19:54 Uhr »
Zitat
Seid ihr denn in Shirakawago gewesen?

Leider weiß ich es eben nicht mehr genau...  :|
Wir sind doch des Öffteren auf etwas gestoßen, was nicht auf dem Plan war und nicht immer wussten wir genau, wo wir eigentlich waren. Wir fuhren ja mit dem Auto herum.

Mic

Okay, mit dem Auto kann ich es nachvollziehen. Um mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Shirakawago zu kommen, müsste man sich doch ziemlich gezielt eine Busfahrkarte kaufen, da könnte man nicht so einfach zufällig dort stranden.

Aber jetzt gehts weiter:

14. April: Shirakawago - Takayama (Teil 2: Takayama)

Der Bus nach Takayama ist bis auf den letzten Platz voll. Neben mir sitzt ein Ire, und natürlich kommen wir über unsere Reisepläne und Erfahrungen ins Gespräch. Er bestätigt meine Erfahrungen, die mir gestern auch schon zwei Amerikaner bestätigt haben: Dass die Leute in Japan uns unwissenden hilfsbedürftigen Ausländern gegenüber unglaublich nett und hilfsbereit sind.

Auf der fünfzigminütigen Fahrt passieren wir viele lange Tunnels. Streckenabschnitte unter freiem Himmel sind klar in der Minderzahl. Mit leichter Verspätung – vermutlich muss der Busfahrer deshalb heute noch seine Kündigung anbieten – kommen wir dann in Takayama an. Hier habe ich für zwei Nächte ein Zimmer in einem Ryokan gebucht, nämlich im Hodakaso Yamano Iori, und obwohl mich der ausgedruckte Plan erst mal kurzzeitig in die Irre führt, komme ich schon gegen halb zwei dort an und stelle erfreut fest, dass an einem Fach am obligatorischen Schuhregal am Eingang sogar schon mein Name steht. Dort stelle ich auch gleich mal meine Schuhe ab, schlüpfe in die Pantoffeln und checke ein, zumindest auf dem Papier, denn ins Zimmer kann ich erst um drei. Ich will aber sowieso los, denn heute hat das Takayama-Festival begonnen.

Das Takayama-Festival wird zweimal im Jahr gefeiert, am 14. und 15. April und am 9. und 10. Oktober. Beide Festivals gehen von unterschiedlichen Schreinen der Stadt aus. Jetzt im Frühjahr ist der Hie-Schrein der Ausgangspunkt des zweitägigen Festivals, das mit Prozessionen, Vorführungen mit mechanischen Puppen und der Ausstellung der Festival-Wagen in den Straßen von Takayama begangen wird. Die Höhepunkte beider Festivals sind die Abende des 14. April bzw. 9. Oktober, an denen die beleuchteten Festival-Wagen durch die Straßen gezogen werden.

An der Rezeption bekomme ich netterweise schon eine Festival-Broschüre, und der Mitarbeiter erklärt mir, wo um drei Uhr die Vorführung der Puppen stattfindet. Ich spaziere los, erst mal an einem kleinen Schrein in der Nähe vorbei. Hier hängen keine Ema-Täfelchen, sondern Puppen, das habe ich jetzt noch nirgends gesehen.








Inzwischen füllen sich die Straßen, einige sind schon für den Autoverkehr gesperrt. Ich gehe durch die historische Altstadt, immer den anderen Leuten nach. Am Rand der Altstadt sind schon vier der Festival-Wagen aufgebaut, und obwohl es gerade erst zwei Uhr ist, sind die Wagen, auf denen nachher die Vorführungen stattfinden, schon eng umlagert. Na gut, wenn ich nach zwei Wochen Japan eines kann, dann mich hinzustellen und zu warten. Also sichere ich mir meinen Platz vor den drei Wagen, creme mich dick mit Sonnencreme ein und ziehe mir sicherheitshalber noch den Schal halb über den Kopf, denn die Sonne strahlt immer noch vom wolkenlosen Himmel.






Nach einer Stunde Wartezeit geht es dann auch pünktlich los. Die Puppen geben jeweils viertelstündige Vorstellungen. Gelenkt werden sie dabei von bis zu sechs Puppenspielern, die hinter einem Vorhang oder im Inneren des Wagens sitzen. Zuerst ist die Puppe auf dem linken Wagen dran. Die schiebt sich langsam nach vorne zu dem dort aufgestellten Kasten und nimmt dann tatsächlich die dort griffbereit wartenden Utensilien fürs No-Theater, einen Fächer und ein Glockenspiel in die Hände. Zum Schluss beugt sie sich noch mit dem Gesicht in den Kasten und hat plötzlich eine No-Maske im Gesicht. Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert, es ist jedenfalls eindrucksvoll.






Die nächste Puppe bekommt während ihrer Vorstellung zunächst mit etwas Hilfe von zwei schwarzgekleideten Personen eine Drachenpuppe in die Hand und vollführt einen Drachentanz. Dann verwandelt sich die Puppe plötzlich selbst in einen Drachen.






Zum Schluss wird auf dem dritten Wagen eine kleine Szene gezeigt: Zuerst trägt eine Puppe ein Fass bis zu dem kleinen Tisch vorne am Wagen. Als sie gegangen ist, springt das Fass auf und ein Derwisch dreht sich wild vorne auf dem Wagen.






Ich hatte ja vorher eher so etwas wie das „Urmel aus dem Eis“ erwartet und bin von den Vorführungen echt geplättet. Gut, dass ich so früh da war und alles sehen konnte.

Nach den Vorführungen komme ich auch näher an die Wagen ran. Die sind alle prachtvoll mit Schnitzereien und Vergoldungen ausgearbeitet. Wohin man schaut Blumenmotive und vor allem unterschiedlichste Drachen.




















Kurz darauf führt eine kleine Drachentanzgruppe in der Nähe einen Tanz auf. Ich wandere noch ein wenig durch die Straßen in der Hoffnung, noch weitere Wagen zu entdecken, denn laut Broschüre sollen die in den Straßen ausgestellt sein, aber ich finde nur leere Depots. Na, vielleicht habe ich morgen mehr Glück. Zumindest einen der Wagen von vorhin kann ich noch sehen, als er gerade für den abendlichen Umzug bereitgemacht wird.








Auf dem Rückweg zum Hotel hole ich mir noch zwei gefüllte Klöße und checke dann in mein Zimmer ein. Das ist richtig schön, eine Mischung aus traditionellem Tatami-Zimmer mit angrenzendem Bad und Toilette. Ein Hoch auf laterooms.com, die dieses Zimmer vor zehn Monaten im Sortiment hatten.






Ich lege nur kurz die Füße hoch, ziehe die dicke Weste über, dann mache ich mich auf den Weg zurück in die Altstadt, denn um sechs Uhr soll der abendliche Umzug beginnen. Um viertel vor sechs sichere ich mir einen Platz auf der Brücke, von der aus man eine gute Sicht auf die angrenzende rote Brücke hat, über die die Festival-Wagen später kommen sollen. Leider dauert es dann doch noch bis um sieben Uhr, bis der Umzug tatsächlich beginnt. Ein Thailänder, der neben mir steht, hofft noch bis zum halb sieben, dass es endlich losgeht, dann muss er zum Zug rennen, denn er hat in Takayama kein Zimmer mehr bekommen. Auch andere Leute brechen zwischendurch auf. Ich bin froh, dass ich hier übernachten kann und ohne Zeitdruck auf den Umzug warten kann. Und dann kommen die Wagen endlich.




Nach ein paar Wagen gehe ich weiter, um mir einen anderen Standort zu suchen, zuerst mal in einer Straße nahe der Brücke, aber hier ist schon unglaublich viel los.




Also weiter, zu einem entfernteren Teil der Strecke. Hier kann ich mich problemlos am Straßenrand positionieren und auf die Wagen warten. Angeführt werden sie von der Drachentänzertruppe, dann folgt der Trommelwagen und dann nacheinander die Festwagen. Sie werden jeweils an langen Seilen durch die Straßen gezogen, auf einigen von ihnen sitzen Musikanten, und Kinder winken zwischen den Laternen.














Als schließlich der letzte Wagen an mir vorbeigerollt ist, humpele ich gegen halb neun ziemlich geschafft zurück ins Hotel. Der Schnupfen ist wieder schlimmer geworden, der Fuß ist auch noch nicht richtig in Ordnung. Für morgen ist mein Plan relativ entspannt: einfach mal die kleine Stadt erkunden und schauen, was rund um das Festival so los ist und evtl. eine kleine Wanderung zur alten Burgruine. Und einfach mal ausschlafen.


Ausgaben des Tages

Wada-Haus Y 300
Freilichtmuseum Y 500
Busfahrt nach Takayama Y 2400
Snacks und Getränke Y 1200
1 ÜN im Hodakaso Yamano Iori Y 11000

Beim Takayama-Festival ein Zimmer in der Stadt zu haben: unbezahlbar

Katja

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #194 am: 14.11.2014, 23:06 Uhr »
Das Festival und die Impressionen davon sind wirklich toll!
Das Wetter hat auch wieder mitgespielt. Aber schade, dass es dir nicht so gut geht. Da ist es vielleicht gut, dass der nächste Tag mal etwas entspannter ist.
Das Zimmer sieht nett aus.
Viele Grüße
Katja

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