17. Juli 2010: Pont du Gard – Fontaine-de-VaucluseWie gewohnt war für uns heute die Nacht wieder gegen 8:30 Uhr zu Ende. Die Sonne gab bereits wieder ihr bestes und so setzten wir uns zum Frühstück draußen unter die Markise des Wohnmobils. Die Schwellungen um die Insektenstiche in Doreens Beinen waren nicht abgeklungen, schmerzten und fühlten sich heiß an. Mit etwas Fenistil und einer Schmerztablette versuchte Doreen, das Ganze zumindest für heute zu verdrängen.
Nachdem wir ausreichend gestärkt waren, füllten wir unseren Frischwassertank mal wieder ein wenig auf und verließen um 11:00 Uhr den Campingplatz in Richtung Avignon. Unser Reiseführer malte die Parkplatzsituation für Wohnmobile dunkelschwarz und warnte ausdrücklich davor, ein größeres Gefährt innerhalb der Stadtmauern bewegen zu wollen. Als Notlösung wurde allen Ernstes empfohlen, das Fahrzeug vor dem Camping Auberge Bagatelle auf der Rhoneinsel abzustellen und eventuelle Beschwerden des Betreibers einfach zu ignorieren. Daher näherten wir uns der Stadt mit gemischten Gefühlen und versuchten unser Glück zunächst in Villeneuve-les-Avignon am gegenüberliegenden Ufer der Rhone. Hier herrschte reges Treiben und ein schier endloser Flohmarkt zog sich entlang der Straße. Bis wir einen Parkplatz gefunden hatten, lag die letzte Brücke bereits so weit hinter uns, daß an einen Fußmarsch nach Avignon nicht mehr zu denken war. Während Doreen etwas frisches Obst aufschnitt, berieten wir über mögliche Alternativen und beschlossen, zunächst einmal in Richtung Zentrum zu fahren und uns vor Ort selbst ein Bild zu machen.
Als wir über die Pont Edouard Daladier auf die Isle Piot fuhren und bereits den Wegweiser zu besagtem Campingplatz sahen, fiel uns ein Hinweis zu einem P+R-Parkplatz auf, welcher auch über einige separate Wohnmobilplätze verfügte. Diesen Platz steuerten wir an, doch erwartungsgemäß waren um diese Zeit alle Plätze für Wohnmobile schon belegt. Mit ein wenig Rangierarbeit hätten wir noch eine kleine Ecke am Straßenrand ergattern können, doch während wir noch darüber nachdachten, gab uns der Fahrer eines spanischen Reisemobils zu verstehen, daß er in einigen Minuten wegfahren würde und wir seinen Platz haben könnten… Glück gehabt; ja wenn Engel reisen…
Kurz darauf reihten wir uns an der Haltestelle des kostenlosen Busshuttles zum Zentrum in die Schar der Wartenden ein und nur wenige Minuten später standen wir vor den Toren der Stadtmauer.
Die Innenstadt empfing uns quirlig und voller Touristen, kein Vergleich zu dem eher beschaulichen Orange vorgestern.
Zunächst spazierten wir durch schmale Gassen zur Rue de la Republique, wo eine Reihe Restaurants und Cafés zum Verweilen einluden. Wir warfen einen Blick auf das Rathaus und die Oper, genehmigten uns dann ein Eis und schauten dem Tumult zu, den die Artisten eines gerade angekommenen Wanderzirkus veranstalteten, um für ihre Vorstellung zu werben.
Dann gingen wir weiter zur Eglise Saint Pierre. Die Kirche beherbergt einen dekorativen Thron aus weißem Kalkstein sowie aufwendig geschnitzte Rennaissance-Holztüren im Portal und gilt als die wohl am prächtigsten ausgestattete Kirche Frankreichs.
Hier hielten wir einen Moment inne und genossen die Ruhe, bevor wir uns wieder ins Getümmel der Straßen stürzten. Unser nächstes Ziel war der Papstpalast, welcher im 14. Jahrhundert Residenz der französischstämmigen Päpste war und mit seiner massiven, festungsähnlichen Fassade die Stadtansicht dominiert.
Für eine Besichtigung des Inneren hatten wir jedoch keine Muße, außerdem stand uns der Sinn im Moment auch eher nach kulinarischen als kulturellen Genüssen. Wir gingen daher schnurstracks zur berühmten Pont Saint-Bénézet
und liefen dann entlang der Stadtmauer zurück zum Startpunkt unserer kleinen Besichtigungsrunde.
Unterwegs sahen wir übrigens dieses interessante Schild, welches uns irgendwie an gewisse Himmelfahrts-Männerrunden erinnerte
Im Freisitz des Restaurant Les Artiste genossen wir eine leckere Fischplatte, für die Kinder gab es je ein Kidsmenü mit Eis als Dessert. Zufrieden liefen wir anschließend zurück zum Wohnmobil. Auf den Shuttlebus wollten wir nicht warten, außerdem konnten wir so von der Brücke noch einen Blick zurück auf die Stadt werfen.
Bei einem nächsten Besuch sollten wir hier vielleicht etwas mehr Zeit einplanen…
Über den Stadtring verließen wir Avignon in Richtung Isle-sur-la-Sorgue. Unser Tagesziel sollte Fontaine-de-Vaucluse sein, allerdings kannte der ADAC-Campingplatzführer keine Plätze in der Nähe. Da wir in den letzten Tagen jedoch stets mehr Campingplätze entdeckt hatten, als beim ADAC gelistet waren, wollten wir es heute auf gut Glück versuchen. Als wir bei Le Thor in einen Kreisverkehr einfuhren, polterte es hinten auf einmal laut und wir trauen unseren Augen nicht: Lisa lag samt ihrem Kindersitz auf dem Fußboden und weinte. Offensichtlich war sie seit der Abfahrt in Avignon nicht angeschnallt, ist irgendwann eingeschlafen und nun bei einer scharfen Kurve runtergefallen. Glücklicherweise war nichts Ernstes passiert und wir konnten nach einer kurzen Pause weiterfahren...
Fontaine-de-Vaucluse ist ein hübsches, kleines Städtchen, das alljährlich von vielen Urlaubern bevölkert wird. Grund ist die Quellgrotte der Sorgue, aus der je nach Wasserstand mehr oder weniger spektakulär ein gesamter, stattlicher Fluß auf einmal entspringt. Unser Reiseführer warnte vor Besuchen zum Wochenende; insbesondere um den Nationalfeiertag herum würden besonders viele Menschenmassen hier die Suche nach einem Stellplatz fast unmöglich machen. Na toll, bei uns traf im Moment beides zu… Doch wir waren relativ spät dran, so daß der Hauptstrom der Besucher offensichtlich schon abgeebbt war. Ein Campingplatz am Ortsende war schnell gefunden und nach anfänglichen Sprachschwierigkeiten bekamen wir fast den letzten Stellplatz, ganz am hinteren Ende. Für den Stromanschluss reichte unsere 25m-Kabeltrommel nicht aus, da musste der Campingplatzbeteiber sogar noch ein Verlängerungskabel spendieren. Einen Pool gab es auch nebenan und so sprang Andreas mit den Kindern schon mal ins Wasser, während Doreen noch einige Handgriffe im Wohnmobil erledigte und dann nachkam. Am Einlass erfuhr sie jedoch, daß das Schwimmbad nicht zum Campingplatz gehört und eigentlich Eintritt kostete. Da es jedoch ohnehin nur noch wenige Minuten geöffnet war, durften wir kostenlos hinein.
Gut erfrischt verließen wir nach 15 Minuten das Schwimmbad, zogen uns um und spazierten in den Ort.
Das Zentrum ist hübsch herausgeputzt und eine Menge Restaurants buhlen um die Gunst der Gäste. An der alten Papiermühle konnten wir gerade noch einen Blick ins Innere werfen, dann schloss diese für heute ihre Pforten.
Entlang des malerischen Wanderweges bummelten wir flussaufwärts zur Quelle.
Bei unserem Besuch herrschte eher Niedrigwasser, aber Markierungen zeigen an, wie hoch der See in der Grotte im Frühjahr stehen kann.
Während wir langsam zurück schlenderten, verschwand die Sonne allmählich hinter den umliegenden Bergen und tauchte alles in ein zauberhaftes, warmes Licht.
Inzwischen war es spät geworden und wir entschieden uns für einen kleinen Imbiss unterwegs als Abendessen. Für uns gab es belegte Baguette, die Kinder bekamen Crepes, alles frisch zubereitet und wirklich lecker.
Zurück auf dem Campingplatz war für alle noch eine Dusche fällig. Anschließend brachten wir die Kinder ins Bett und sicherten die Fotos der letzten Tage auf dem Netbook. Bei einem Gläschen Aperol-Orange saßen wir noch ein wenig draußen und ließen den Tag Revue passieren. Gegen 23:30 wurde es uns jedoch zu frisch und wir verkrochen uns auch unter unsere Decken im Alkoven.
Gefahrene Strecke: 80km
Unterkunft: Les Pas Camping (21,60€)