16. Juli 2010: Orange – Pont du GardEs war kurz nach 7:00 Uhr, als Andreas wach wurde und nicht mehr einschlafen konnte. Kurzerhand wurde aus der Not eine Tugend gemacht und so wurden die gestrigen Reisenotizen vervollständigt und einige Details für die nächsten Tage geplant.
Der Rest der Familie stand wie gewohnt gegen 8:30 Uhr auf, anschließend gab es Frühstück mit frischen Croissants und Baguette aus dem Campingplatz-Shop. Lisa und Vincent freuten sich schon, wie in den letzten Tagen vor der Abfahrt noch einmal in den Pool springen zu können, aber daraus wurde heute leider nichts. Wir waren um 10:30 abfahrbereit, der Pool wurde jedoch erst 11:00 Uhr geöffnet. Also nutzten wir die Zeit, um endlich unsere Abwassertanks zu leeren und frisches Wasser aufzufüllen. Doch auch das dauerte nur wenige Minuten und Zeit vertrödeln wollten wir eigentlich auch nicht. Mit dem Versprechen, daß sie heute Abend auf dem nächsten Campingplatz wieder baden dürfen, stimmten wir unsere Kinder milde und es konnte endlich losgehen.
Wir fuhren in Richtung Zentrum, doch keiner der kostenpflichtigen Parkplätze war groß genug für unser Wohnmobil. Gegenüber einem Einkaufszentrum fanden wir schließlich einen Platz, wo wir mit viel Geduld unser „Dickschiff“ rückwärts einrangieren konnten, so dass es nicht allzu weit aus der Parklücke herausragte. Und der Clou ist: der Platz war kostenfrei!
Wir spazierten durch die Stadt und wollten der Reihe nach die interessantesten Sehenswürdigkeiten anschauen.
Die Hitze war jedoch schon wieder unerträglich, daher flüchteten wir kurz in die klimatisierte Touristeninformation, um uns einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Der Arc de Triomphe liegt ein wenig abseits und da wir ihn gestern im Vorbeifahren schon kurz erblickt hatten, beschlossen wir, nicht noch einmal dort hin zu laufen. So blieb unsere Besichtigungsrunde recht kompakt, was auch die gute Laune der Kinder erhielt. In einer Fußgängerzone setzten wir uns kurz und tranken jeder ein Eisgetränk. Dann ging es weiter zum Römischen Theater, welches wir uns näher anschauen wollten. Es stammt aus dem 1. Jahrhundert und gilt als eines der am besten erhaltenen antiken Theater Europas. Im Sommer finden hier regelmäßig Konzerte und Opernaufführungen statt. Wir lösten eine selbstgeführte Audio-Tour, betraten das Areal und waren beeindruckt von der überwältigenden Größe.
Die Sonne war heute wieder erbarmungslos und entsprechend aufgeheizt war es in diesem Kessel; wir fühlten uns teilweise wie in einer Sauna. Trotzdem verbrachten wir etwa eine Stunde hier und Vincent schaffte es sogar, nahezu alle Kapitel des Audioguides anzuhören. Unser Fazit: Das Théâtre antique d'Orange ist ausgesprochen sehenswert und unbedingt einen Besuch wert!
Wir warfen noch einen kurzen Blick auf die gegenüber liegende Église Saint-Florent und bummelten anschließend in Richtung Rathaus. Dort fanden wir ein schattiges Plätzchen in einer Pizzeria, wo wir uns zum Mittagessen niederließen.
Für die Jungs gab es Pizza, die Mädels aßen Crepes, alles frisch zubereitet und sehr lecker. Gut gestärkt gingen wir dann zurück zum Wohnmobil, füllten im Supermarkt unsere Vorräte und an der Zapfsäule davor den Tank unseres Fahrzeugs auf.
Nein, das war weder ein Hinweis auf unser Wohnmobil, noch auf Ausflugsfahrten zu den nahegelegenen Weingütern der Region... Dann verließen wir die Stadt nach Süden; Lisa schlief rasch ein und Vincent hörte während der Fahrt eine CD. Unser nächstes Ziel war das Weinanbaugebiet Chateauneuf-du-Pape, welches wir bald erreicht hatten. Hier liegt ein Weingut neben dem anderen und man sieht Rebstöcke soweit das Auge reicht.
Natürlich wollten wir hier auch den einen oder anderen Tropfen probieren, also suchten wir uns ein Anwesen aus, welches mit `Degustation gratuit` einlud, parkten auf dem Hof und läuteten an der Glocke. Ein gemütlicher, älterer Winzer öffnete den Keller und als er hörte, dass wir aus Deutschland kommen, kramte er ein paar eingerostete Deutsch-Kenntnisse aus und wir kamen nett ins Gespräch. Dabei probierten wir eine Reihe Weiß- und Rotweine und da wir ja mit einem großen Fahrzeug unterwegs waren, fiel es uns nicht schwer, einige Flaschen von den leckersten Tropfen mitzunehmen. Lisa schlief noch immer und Vincent spielte unterdessen Nintendo; also hatten wir noch Gelegenheit für weitere Weinproben. Wir suchten uns ein Weingut bei einer alten Schlossruine aus, allerdings war der Weinkeller ziemlich weit vom Parkplatz entfernt. Da wir unsere Kinder nicht so lang allein im Wohnmobil lassen wollten, verzichteten wir schweren Herzens auf eine Weinprobe hier.
Immerhin hatte Andreas noch Gelegenheit, einen Geocache in der Nähe zu finden, bevor wir unsere Fahrt fortsetzten. Wir machten noch einen Stopp an der Chocolaterie Bernard Castelain, von der wir kürzlich einen Flyer entdeckt hatten. Das ganze entpuppte sich jedoch eher als große Verkaufshalle lokaler Produkte und war letztlich kein Highlight. Die hausgemachten Schokoladenkreationen, wovon es pro Person ein Stück gratis gab, waren hoffnungslos überteuert und die Weine, Oliven und anderen Produkte konnte man bei den nicht weit entfernten Erzeugern günstiger bekommen. Daher fuhren wir ohne längeren Aufenthalt weiter nach Avignon, passierten die Stadt im Süden und überqerten anschließend die Rhône in Richtung Nîmes. Den Hinweisen zum Pont du Gard folgend erreichten wir bald den Campingplatz La Sousta, der nur etwa 15 Gehminuten von dem berühmten römischen Aquädukt entfernt lag. Nachdem wir uns auf unserem Stellplatz eingerichtet hatten, gingen wir zunächst zum Schwimmen in den Pool. Danach machten wir uns auf den Weg zum Pont du Gard, wo wir im Licht der letzten Sonnenstrahlen eintrafen.
Die Stimmung hier war einfach wunderbar. An der Uferpromenade zogen Musikanten und Artisten die Leute in ihren Bann, es gab Getränke und kleine, hausgemachte Snacks zu kaufen und die Kinder plantschten mit den Füßen im Wasser.
PanoramaWir tauchten ein in das tolle Flair und ließen uns bis zum Einbruch der Dunkelheit einfach treiben.
Dann begann ein einzigartiges Schauspiel, bei dem die Brücke in wechselnden Farben angestrahlt wurde. Da wir das Stativ im Wohnmobil gelassen hatten, waren vernünftige Aufnahmen nahezu unmöglich und so genossen wir einfach den Augenblick und nahmen die Atmosphäre in uns auf. Die Kulisse vor Ort lässt sich mit Bildern ohnehin nicht annähernd einfangen. Andreas hat es dennoch mal versucht...
Gegen 22:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz, brachten rasch die Kinder ins Bett und ließen den Abend noch gemütlich bei einer Flasche Wein unter dem Sternenhimmel ausklingen. Einziger Wermutstropfen an diesem Abend war, daß Doreens Knie und Knöchel aufgrund einiger Insektenstiche unheimlich anschwollen und schmerzten; keine guten Aussichten für einen ausgedehnten Stadtbummel in Avignon am morgigen Tag…
Gefahrene Strecke: 55km
Übernachtung: Camping La Sousta (34€)