Sonntag, 10.4.2011
Heute wird den Pferden ein Ruhetag gegönnt, also wird nicht geritten.
Wir litten immer noch unter dem „jetlag“ und waren deshalb wiederum früh auf den Beinen. Draussen war’s immer noch kalt, windig und auf den Dächern bzw den Holzbänken etc lag Rauhreif!!! Dabei wollten wir doch in die Sonne reisen und haben die Schweiz bei Frühlingstemperaturen verlassen….
Der Morgennebel hat erstens wunderbare Bilder ermöglicht und sich zweitens ziemlich rasch aufgelöst: es wurde sonnig und die Temperatur stieg doch deutlich an.
Nach dem Frühstück machten wir uns unter der Leitung von Yvonne und Jack Wheeler (vielleicht bekannt aus Pullmann City oder „die Auswanderer“) sowie dem Apachen Jesus auf den Weg nach Fairbanks, einer kleinen Geisterstadt.
Nach kurzer Fahrt mit den Autos waren wir am Ziel und wir (Marlis und ich) hatten schon „interessantere“ und grössere „ghost-towns“ gesehen: den anderen der Gruppe hat’s wohl gefallen.
Nach einem kleinen Besuch in der alten Schule, wo wir uns auf die winzigen Stühle quetschten, machten wir uns auf den „San Pedro River walk“, welcher schlussendlich länger dauerte als geplant.
Jesus hat uns viel über die Gegend erzählt und wir wanderten dabei flussaufwärts, sahen eine Art Fischreiher und mussten schlussendlich wieder den Fluss überqueren: leider war keine Brücke vorhanden.
Da „unser“ Jesus nicht über’s Wasser gehen konnte, musste er wohl oder übel durch dasselbe waten. Um meine „cowboy boots“ zu testen, tat ich es ihm nach und wir fanden einen Baumsttamm, welcher den anderen dann als „Ueberquerungshilfe“ diente (meine Stiefel waren dicht…).
Pünktlich zum lunch waren wir wieder zurück auf der Ranch und am Nachmittag war zuerst „storytelling“ mit anschliessendem „wikiup-repair“ (Flicken einer Indianerhütte) mit Charlie, einem Yaqui Indianer, angesagt, gefolgt von einem anschliessenden „horse painting“.
Während Britta, Susi, Christine und Marlis lieber zuhören und „wigwam-basteln“ wollten, machten sich die Männer (Andy, Wiggerl, Christian und ich) mit Jack auf den Weg in die Scheune, wor wir verschiedene „Schiessereien“ am Simulator und mit Pfeil und Bogen hatten.
Ich habe mich nach einiger Zeit (nicht nur, weil ich nichts traf) verabschiedet und ging zum Pferde bemalen, das hat mich mehr interessiert.
(Das Geschichteerzählen dauerte etwas länger und so wurde das wikiup nicht repariert…).
Charlie hat uns dann kurz in die Bedeutung des Anmalens der Pferde durch die Indianer eingeführt (kann aber je nach Stamm/Region auch andere Bedeutungen haben):
rot = Blut, schwarz = Tod, blau = Wasser, braun = Erde
Auf die Frage, wozu denn „orange“ diene, meinte Charlie: Keine Ahnung, diese Farbe war eben auch dabei
Folgende Stellen werden bemalt:
Kruppe, Hals, Brust, Fesseln/Hufe/Nasenrücken, der Rest muss frei bleiben (wussten wir aber damals noch nicht)
Mögliche Bedeutungen der Symbole, welche dem Pferd „power“ vermitteln sollen:
Kreis um Auge: Wachsamkeit/Aufmerksamkeit schärfen, Symbol für Anfang und Ende
Hände auf Brust: hat Feinde niedergetrampelt
Hände auf Kruppe: ist heil mit Reiter von gefährlicher Mission heimgekehrt
Blitz: gibt Kraft in die Beine zum „Tot-Trampeln“ mit den Hufen
Ringe/Striche auf Hufen, Fesseln, Nasenrücken: Anzahl der getöteten Feinde oder Teilnahmen an Kriegszügen
Im Eifer des Gefechts haben einige (weibliche) Maler (Susi??) ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und die Pferde mit Schnecken, Smileys, Sonnen, etc in allen Farben bemalt:
poor horses
Die Farbe löst sich zum Glück wieder auf, aber sehr langsam: einige Verzierungen waren bei unserer Abreise immer noch sichtbar.
Zum dinner gab’s heute Salate, Früchte, Maiskolben, „country fries“ und S T E A K S zum Abwinken vom Grill. Dazu tranken Marlis und ich eine Flasche Merlot, da der Zinfandel von gestern leider ausgegangen war…. Die anderen am Tisch hielten sich doch mehr an Bier.
Arturo, der mexikanische Chefkoch, hat mich sofort in sein Herz geschlossen, da ich vier steaks verdrückte und noch zwei Frauen am Tisch bei ihren Portionen helfen musste: just my luck!
Auch hier hiess es wieder ziemlich früh Lichterlöschen, der jetlag und der Wein lassen grüssen.