Dienstag, 19.4.2011
Beim Morgenessen war ein „neues Gesicht“ an unserem Tisch mit den zwei Holländern und uns beiden. Joe Saenz ist ein „warm springs Apache“ aus einer der vier Gruppen von Chiricahua Apachen. Joe spielte auch u.a. im Western „The Missing“ mit und ist jetzt als „outfitter“ und Pferdetrainer in New Mexico tätig und wir haben uns gut und eingehend mit ihm unterhalten.
Heute ist unser letzter „richtiger“ Ferientag auf der ASR.
Darum haben wir nochmals einen „long morning ride“ gebucht. Es war nur eine kleine Trupppe, die sich auf den Weg machte: die beiden „wrangler“ Eunice und Sigi, sowie Pia von gestern Abend und Marlis und ich: da kann man vielleicht auch mal etwas schneller reiten???
Es war ein ganz neuer und schöner Trail, den wir heute ritten und als sich das Gelände zum Traben anbot, fragte ich Eunice, ob das mögich sei. Leider erhielt ich folgende Antwort: wenn Ihr schneller reiten wollt, müsst Ihr Euch für die Abendritte „for experienced riders“ anmelden…??!!??!!!
Auch meine Bemerkung, dass wir die gleiche „experienced“ Grupppe wie gestern Abend wären, half nicht weiter: die Trailrides sind nur im Schritt zu machen….
Ich liebe es, wenn man flexibel ist!!!
Den Nachmittag vertrieben wir (eher Marlis) uns mit Packen und bereiteten uns schon mal „mental“ auf den „good bye ride“ von heute Abend vor. Ausserdem waren wir gespannt auf die versprochene Überraschung.
Heuter waren wir nur zu viert: nebst Brent, Marlis und mir war auch Joe mit von der Partie. Ich fragte ihn sicherheitshalber, ob er ein guter Reiter sei oder ob er uns aufhalten würde und wir somit heute wieder nicht galoppieren könnten…
Ich hatte ihn ja schon heute morgen als humorvollen Typ kennengelernt und konnte deshalb gut eine solcher Bemerkung fallen lassen.
Es versprach ein schöner Ritt zu werden, wenigstens was die Pferde anbelangte:
Marlis auf „Little Joe“, ich auf „Chicala“, Joe auf „Cochise“ (als erstes werde ich den Namen des Pferdes ändern..) und Brent auf seinem „Dollar“.
Brent is packed, as everybody here...
Nach ein paar Minuten verliessen wir den „trail“ und ritten „cross-country“, also querfeldein und Brent fragte uns, ob wir was gegen „a little bush crashing“ hätten?????
Ist der Papst katholisch???
N A T U E R L I C H hatten wir nichts dagegen: wieso auch, das macht doch viel mehr Spass als das „sich-von-A-nach-B-Tragen-lassen“!
Büsche, Kakteen, Steine, steil runter in’s trockene Bachbett und auf der anderen Seite wieder steil hoch: das Gelände war wirklich „tricky“ und die Anforderungen an Reiter und vor allem die Pferde waren ziemlich gross.
Dann sagte Brent: „Marlis, lead us to the top of that hill over there. We’ll follow you”.
Das tönt jetzt ziemlich leicht, war es aber nicht. Entweder zu viele dichte Büsche oder ein unüberquerbares Bachbett, oder….(und plötzlich war ICH vorne?).
Man kann ja nicht einfach schnurgerade und aufwärts reiten, sondern (wie z.B. beim Wandern in schwierigem Gelände) besser im Zick-Zack.
Endlich oben angekommen, wurden wir mit einer wunderbaren Aussicht und einer kühlen Brise belohnt!
Noch war aber nicht Schluss: „Siehst Du die Strasse dort drüben“? Ich sagte mal „ja“ weil wir auf jener Strasse diese Woche schon mal geritten waren, aber „gesehen“ habe ich sie nicht..
„Dann bring uns auf die Strasse zurück“! Und weiter ging’s …
Marlis fragte Joe, was der Unterschied von „indianischer“ zu „cowboy“ Pferdetraining wäre und Joe erklärte, an und für sich seinen keine grossen Unterschiede vorhanden. Die indianische Ausbildung benütze aber eher die natürliche Umgebung anstelle von „künstlichen“ Hindernissen oder Hilfsmitteln.
Anstelle von Plastikkegeln z.B. Büsche/Bäume und einem bockenden Pferd gewöhnt man diese „Unart“ am besten ab, indem man es in einem Fluss oder See „ruhigstellt“.
Sicherheitshalber fragte Marlis bei Brent nach und er bestätigte diese Aussage mehr oder weniger.
Einmal mussten wir auf Joe warten, da der in steilem Gelände Probleme mit „Cochise“ bzw. den Steigbügeln hatte (ich WUSSTE, dass er nicht reiten kann
) und Brent meinte währenddessen: „Wir sind auf der Apache Spirit Ranch und ich habe etwas „spirit“ dabei“ und dann nahm er einen Flachmann mit Jack Daniels hervor.
„don’t drink and ride“ galt hier ausnahmsweise nicht.
Schlussendlich erreichten wir wieder die Strasse, zwar eher durch Glück und nachdem Brent mir aus der „Bredouille“ geholfen hatte, als wir plötzlich an einem Drahtzaun standen.
Dann kamen wir an einer Felsformation vorbei, wo Brent vor zwei Jahren eine „mountain lion“ mama mit drei Jungen gesehen hatte: trotzdem ritten wir hin und machten Fotos (ohne Pumas…).
Zuguterletzt erreichten wir ein „wash“ (loping???) und ritten langsam heimwärts.
Unterwegs zeigte Brent uns noch Spuren von „Goldgräber Claims“, Erzadern, Höhlen und dergleichen mehr.
Und endlich durften wir ein Stück galoppieren :supi: und zwar in festgelegter Reihenfolge:
Joe/Cochise, Mike/Chicala, Marlis/Little Joe, Brent/Dollar
„bitte kein Kentucky Derby, immer schöne in der Reihe bleiben und nur versammelten Galopp!
Ich hatte doch einige Mühe, den Mustang in der zweiten Position zu halten und den Führenden nicht zu überholen. Nach einigen hundert (?) Metern hielten wir an und Joe meinte, ich solle neben ihm reiten, dass gäbe es keinen Konkurrenzkampf mehr um die Führung zwischen den beiden…
Also stellten wir beide uns parallel zueinander auf, die beiden anderen wieder schön hinter uns. Aber „Chicala“ legte einen Blitzstart hin und übernahm die Spitze und siehe da, trotz „angezogener Handbremse“ war mein „Ferrari“ immer noch am schnellsten, war mühelos zu lenken und hatte einen wunderbaren, schönen, weichen Galopp.
Leider waren wir scholn in der Nähe der Ranch und mussten wieder „bremsen“. Trotzdem war es eines meiner schönsten (Reit) Erlebnisse und sowohl Marlis (ihr habt gut ausgesehen) als auch Brent (you did a great job, he’s the fastest horse I have) verteilten Komplimente.
Als krönenden Abschluss ritten wir vier nebeneinander die „Mainstreet“ hinunter, hielten vor dem „Grand Hotel“ (unserem Zimmer) und banden unsere Pferde am „hitch rack“ an. Brent machte Fotos und zu unserm Glück hatte Uli, unser Nachbar, das ganze auf Video augenommen und versprochen, uns eine Kopie zu schicken (ich hatte meine Videokamera den ganzen Ritt über nicht benützt, immer zuviel action).
Marlis und ich waren ganz begeistert und dankten Brent für den wunderschönen Abschluss unserer Ferien und natürlich wurde auf unserer Veranda noch gehörig Abschied mit ihm gefeiert. Dann war Schlafen angesagt, wir mussten ja morgen nach dem Frühstück abreisen
Farraday
Little Joe
Chicala