3. TAG
Monument Valley - Canyonlands NP Needles (Lavender Canyon) - Monticello, UT
Heute wollen wir dem Sonnenaufgang im Monument Valley die Ehre geben und auch dem Loop eine zweite Chance. Also ist ein weiteres Mal früh aufstehen angesagt. Um 5:45 Uhr wir unsere Cabin und fahren die paar Meter in den Park. Das Kassenhäuschen ist noch unbesetzt. Laut Broschüre ist der Park ab 6 Uhr geöffnet. Und damit auch die Loop Road - denken wir. Noch ist die Schranke allerdings unten und wir bestaunen den Sunrise bei kühlen 11°C erstmal vom Parkplatz aus.
Eine Stunde später hat sich immer noch nichts getan. Als die Schranke um halb acht noch immer nicht geöffnet ist, machen wir uns etwas ärgerlich davon. Das Monument Valley ist irgendwie nicht unser Pflaster.
Dafür kommen wir so etwas früher als geplant los. Nachdem wir um kurz nach acht aus unserer Cabin ausgecheckt haben, machen wir noch einen Stopp am "Forrest Gump Point" am HW 163. Dieser Blick ist immer wieder traumhaft. Auch deshalb hat das Monument Valley für mich nach seiner Hauptrolle in Metallicas Video zu "I Disappear" in diesem Klassiker den zweitschönste Filmauftritt.
"Forrest Gump Point"
In Bluff wird unsere Weiterfahrt durch eine Art Wüsten-Marathon deutlich verlangsamt. Ein Police Officer tritt zu meiner Frau an die Seitenscheibe. Mit Blick auf eine Körperregion irgendwo unterhalb von Caros Gesicht ruft er uns ein freundliches "Nice tatts!" in den Wagen. Meine Frau schaut genauso so irritiert wie ich. Irgendwie haben wir beide im ersten Moment einen anderen Vokal im zweiten Wort verstanden. Er weist uns darauf hin, dass uns auf den nächsten Meilen Läufer auf dem Seitenstreifen entgegen kommen und gibt uns noch den wirklich hilfreichen Hinweis: "don't hit one!".
Gegen halb elf erreichen wir Monticello und frühstücken hier erstmal. Dieses kleine Städtchen bietet sich als Ausgangspunkt für Touren in den Needles District des Canyonlands NP an, wenn man nicht im Park direkt campen will oder kann. Von hier aus dauert die Anfahrt bis zum dortigen Visitor Center etwa 60 Minuten und ist damit knapp 30 Minuten kürzer als von Moab.
Six Shooter Peaks am HW 211
kleiner See am HW 211
Wir sind um 12 Uhr da und begeben uns direkt zum Backcountry Desk. Wir wollen heute in den Lavender Canyon und dafür brauchen wir ein Permit.
Der Lavender Canyon ist bekannt für seine hellen Sandsteinwände, eine hohe Dichte von Arches, üppige Vegetation und Ruhe und Abgeschiedenheit. Mit letzterer war es kurzzeitig vorbei, nachdem vor einigen Jahren ein bekanntes amerikanisches Outdoor-Magazin diesen zu einem der zehn besten Spots für Car Camping erkoren hatte. In der Folge überfluteten Aberhunderte diesen Ort, was natürlich Schäden an der Natur und auch Konflikte mit den ansässigen Ranchern zur Folge hatte. Außerdem mussten immer wieder festsitzende Fahrzeuge kostspielig aus dem Gebiet herausgeholt werden. Denn der Canyon ist nicht nur sehr abgelegen, er ist auch berüchtigt für immer wieder mal auftretenden Treibsand.
Der National Park Service (NPS) hat deshalb vor einigen Jahren den Zufahrtsweg verlegt und ein Permit- System eingeführt. Zur Zeit dürfen acht Fahrzeuge pro Tag durch das verschlossene Tor auf der Parkgrenze etwa 4 Meilen vor dem Canyonende in das Gebiet einfahren. Für Fußgänger ist der Zugang unbegrenzt, d.h. man kann theoretisch ohne Permit nach der bis hier ca. 15 Meilen langen Anfahrt seinen Wagen abstellen und den Rest des Weges hiken.
Die beiden Ranger sind sehr erfreut über unser Interesse an dem Canyon. Wir seien seit vier Tagen wieder die ersten, die da hinwollen und somit auch heute alleine dort. Es werden einige Daten wie Heimatadresse, Kontaktperson im Notfall, Wagentyp und Offroad-Erfahrung abgefragt und in den Computer eingegeben. Dann erhalten wir für 5 $ unser Backcountry-Permit und die Zahlenkombination für das Schloß. Sie empfehlen, die letzten zwei Meilen zu Fuß zu laufen, da es hier Treibsand geben kann. Zum Schluss weisen sie uns noch auf die Solar Eclipse morgen hin. Wir sagen, dass wir (nicht nur deshalb) morgen sowieso wieder hier sind und dann mal reinschauen, um Ihnen von der Tour zu berichten.
Wir fahren die etwa 7 Meilen bis zum Abzweig zum Lavender Canyon auf dem HW 211 wieder zurück und starten unsere Tour. Die Fahrt in den Canyon geht größtenteils durch Sand. Immer wieder sieht man rechts und links des Weges kleinere und größere Arches.
Am Indian Creek steht das Gebüsch später teilweise so eng rechts und links am Weg, dass man aufpassen muss sich den Lack nicht zu zerkratzen. Auch sind Dutzende von Kühen hier unterwegs, die hier und da auch mal den Weg versperren. Die sehr grüne und dichte Vegetation und die hellen Canyonwände ergeben zusammen mit dem blauen Himmel ein herrliches Bild, das einen die ganze Zeit über begleitet. Nach einer wunderschönen Fahrt und dem Passieren des abgeschlossenen Tores stellen wir um 15:30 Uhr etwa 1,5 Meilen vor dem Ziel unser Auto in den Schatten unter einen Baum und laufen den Rest des Weges. Das schließt das Risiko aus, seinen Wagen hier mitsamt Hab und Gut im Treibsand absaufen zu sehen. Außerdem wollen wir uns ja auch noch ein wenig bewegen. Wir gehen also weiter entlang der Jeep Spur.
Es ist recht heiß jetzt und das Laufen durch Sand ist wie immer unangenehm. Die Schönheit des Canyons entschädigt aber dafür. Der riesige Cleft Arch markiert den Endpunkt.
Cleft Arch
Nach einem kleinen Picknick machen wir uns auf den Rückweg und sind um 18 Uhr wieder am Auto. Irgendwie sind meine Hände jetzt ziemlich geschwollen und ich kühle sie im verbliebenen Eiswasser im Coleman. 90 Minuten später haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Eine detaillierte Wegbeschreibung für den Lavender Canyon mit noch mehr Fotos findet man
HIER auf unserer Website. Uns hat der Lavender Canyon extrem gut gefallen. Schön ist, dass man den Hiking-Anteil flexibel gestalten kann. Es gibt unendlich viele Arches zu entdecken, dazu auch Indian Ruins und die Explorier-Möglichkeiten in die Seitencanyons können auch einen ganzen Tag gut ausfüllen.
Zurück nach Monticello fahren wir jetzt nicht über den HW 191, sondern nehmen den Weg über die Harts Draw Road, die vom HW 211 abzweigt. Diese schöne Bergstrasse durch die Abajo Mountains bietet etwas Abwechslung fürs Auge und auch etwas Abkühlung. Zum Sonnenuntergang zeigt unser Thermometer hier oben nur noch 14°C.
Harts Draw Road
Auf der Abfahrt hinunter nach Monticello muss man nun in der Dämmerung sehr aufpassen, denn es wimmelt nur so vor Rehen am Strassenrand.
Um kurz vor neun Uhr ist die Restaurant-Auswahl in Monticello nicht mehr allzu üppig und so holen wir uns bei "Waggon Wheel Pizza" ein riesiges italienisches Soßenbrot, das wir mit auf unser Zimmer nehmen. Unsere sehr vollen Mägen und einige kühle Biere lassen uns bald einschlafen.
Hotel: Inn at the Canyons / Monticello, UT (95 $/Nacht) > Fotos
Gefahrene Meilen: 239