Tag 2: Sonntag, 9.10.05Wir werden, Jet Lag sei dank, relativ früh wach und können auch nicht mehr einschlafen. Das Zimmer ist durch die Nähe zum Parkplatz recht laut und außerdem zeigt das blinkende Telefon an, dass wir eine Nachricht von der Rezeption haben. Das bedeutet hoffentlich, dass unsere fehlenden zwei Koffer angekommen sind. Ein Anruf bei der Rezeption bestätigt unsere Hoffnungen und wir lassen die Koffer auf das Zimmer bringen. Der Tag ist gerettet!
Wo wir nun schon mal richtig munter sind, soll es auch gleich losgehen. Um 8.30 Uhr machen wir uns auf zu einem Spaziergang über den Strip. Ich liebe diesen ersten Tag im Urlaub, wenn noch alles vor einem liegt und die Vorfreude riesengroß ist. Dieses aufregende Gefühl, dass man viele tolle Dinge sehen und erleben wird. Begünstigt wird diese Urlaubsanfangsbegeisterung noch durch das wunderschöne Wetter in Las Vegas, es ist angenehm warm und sonnig, ein wolkenloser Himmel strahlt uns an.
Der Strip ist um diese Uhrzeit noch recht ruhig und nur ein paar Jogger sind außer uns unterwegs. Erster Anlaufpunkt für uns ist das Excalibur, das zwar schon etwas älter ist und nicht so hochwertig wie einige der neueren Hotels, das dieses Manko aber durch quietschvergnügten Schloßkitsch allenthalben wieder wettmacht. Hier und in jedem anderen Hotel, das wir an diesem Tag noch besuchen werden, ist man eifrig bemüht, uns Coupons für Shows und anderes anzubieten. Wir haben nicht vor, davon etwas in Anspruch zu nehmen und lehnen regelmäßig dankend ab. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Stephans Spitzname vom USA-Studium „Captain Coupon“ ist.
Nächste Station ist das New York New York. Während das Thema in den Außenanlagen sehr eindrucksvoll umgesetzt ist, Freiheitsstatue inklusive, finden wir es innen nicht so spannend und schlendern nur kurz durch.
Das Monte Carlo präsentiert sich elegant-mediterran, kein ganz originelles Thema, wenn man bedenkt, dass auch das Bellagio, Caesar’s Palace und neuerdings das Wynn in diese Richtung gehen. Dennoch ist es ganz hübsch, die Restrooms kann ich auch weiterempfehlen und Stephan verspielt tollkühn wahnwitzige 75 Cent an einem Lucky Seven-Automat. Bei so viel Knauserigkeit wird er natürlich nicht von der Glücksfee geküsst, aber nun kann er zumindest behaupten, in Las Vegas gezockt zu haben. Das Bellagio trumpft optisch mit dem riesigen See vor dem Hotel und der Glasblumen-Decke in der Lobby mächtig auf. Viel besser gefallen mir aber die herbstlichen Dekorationen mit riesigen Pumpkins, einer Mühle mit Wasserrad und vielen tollen floristischen Arrangements. Da wurden wirklich weder Kosten noch Mühen gescheut.
Just an dieser Stelle werden wir Zeugen eines Heiratsantrages, komplett mit Niederknien, Ring, Freudentränen ihrerseits und anschließendem Champagner mit den eingeweihten Freunden. Sehr amerikanisch, sehr rührend. Die Gestaltung der Poolanlage im Bellagio gefällt uns auch sehr. Jetzt würde man sich gerne auf so eine Liege werfen, aber nein, wir haben ja noch so viel vor!
Nächstes Hotel am Wegesrand ist Caesar’s Palace, wo sich die alten Römer tummeln. Die Einkaufspassagen sind riesig, genau wie der Brunnen auf der Plaza und die Statuen, die überall rumstehen, denen allerdings doch ein bisschen die Patina einer tausende Jahre alten Geschichte fehlt.
Langsam setzen der Hunger und erste Ermüdungserscheinungen ein, wir sollten uns mal nach einer Gelegenheit für die Lunch Break umschauen. Stephan besteht darauf in ein Buffet zu gehen, ein must-do in Las Vegas, wie er findet. Ich bin nicht überzeugt, was auch daran liegen könnte, dass sich Buffets für mich einfach nicht lohnen, ich bin immer viel zu früh satt, um auch nur annähernd den Preis wieder reinzuholen. Aber was soll’s, dann esse ich halt das Teuerste!
Im Mirage bewundern wir zunächst einen Tiger, der in nicht gerade artgerechter Haltung hinter Glas zu bewundern ist. Der Tiger läuft unentwegt von einer Seite des Käfigs zur anderen, ein tolles Showlaufen für die unzähligen Kameras, aber eigentlich kann einem das Tier nur leid tun. Im Mirage gibt es auch das Cravings Buffet. Hier sehen wir die erste Schlange unseres Urlaubs, die berühmt-berüchtigte, vorwiegend in Las Vegas vorkommende gewöhnliche Buffet-Schlange. Es ist Sonntag und sonntags gibt es das hochpreisige Champagne-Brunch, das uns einfach zu teuer ist, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass wir keine Lust auf „Blubberwasser“ haben, den Preis also auch nicht wieder „reintrinken“ werden.
Der Magen knurrt also weiter, während wir zum Treasure Island gehen, um dort unser Glück zu versuchen. Im Treasure Island gibt es das „Dishes Buffet“, die Schlange ist überschaubar und es gibt ein normales Lunchbuffet, in dem wir nach 3 Minuten drin sind. Die Einrichtung ist modern minimalistisch, eine echte Erholung nach all dem überladenen Las Vegas-Kitsch. Wir zahlen den Preis für das Frühstücksbuffet, $12,50 p.P., es gibt aber schon das Essen des Lunchbuffets. Die Bedienung ist ein bisschen langsam und benötigt eine Aufforderung zum Refill, aber das Buffet selbst schmeckt gut und ist sehr reichhaltig. Es gibt die klassische Frühstücksstation, eine Pasta-Station, eine Salat- und Sandwiches-Station, eine Abteilung für klassisches amerikanisches Essen mit Fleisch, Beilagen, Gemüse und eine asiatische Station mit warmem Essen und Sushi. Ich mache mir nichts aus amerikanischem Frühstück und halte mich vor allem an das Sushi, das sehr lecker ist. Noch mehr hat es mir aber das Dessert-Buffet angetan, es gibt verschiedene Naschereien aus einer Konditorei, Fruchttörtchen, Erdbeeren mit Schokoladenüberzug, Cookies, Eiscreme, Soßen und Sahne, so dass ich mir meinen eigenen Sundae zusammenstellen kann. Yummy! Wir essen bis wirklich nichts mehr reingeht und machen uns dann frisch gestärkt wieder auf den Weg.
Nächste Station auf unserem Weg ist das Wynn Hotel, ebenfalls sehr nobel aber vom Thema her nicht richtig einzuordnen, alles ist sehr bunt, es soll wahrscheinlich so eine Mischung aus Mittelmeer und Orient sein. Mir ist es ein bisschen grell und zu kitschig, um mir generell zu gefallen und nicht kitschig genug, um mir in Las Vegas zu gefallen. Ich sag mal: ganz oder gar nicht. Nur die Wasserfallwand ist tatsächlich sehr beeindruckend.
Deutlich besser gefällt mir das Venetian, das Thema wird wirklich konsequent und herrlich kitschig-pompös umgesetzt. Innen wird auch jede Menge Unterhaltung durch die singenden Gondoliere und Schauspieler, Stelzenläufer, Akrobaten und Sänger geboten.
Außerdem gibt es Hochzeitspaare zu bestaunen, die sich vor „romantischer“ Kulisse fotografieren lassen oder in der vorbeifahrenden Hochzeitsgondel getraut werden. Das erfreut mein unverbesserliches Romantiker-Gemüt. Der Kanal ist allerdings nicht wirklich „grande“ und in den regulären Gondeln sitzen nur Japaner, die Kameras auf Dauerfeuer eingestellt. Dennoch bleibt mir das Venetian sehr nett in Erinnerung, nicht zuletzt, weil es dort auch sehr nette Läden gibt, in denen mal nicht nur unerschwingliche Designer-Ware oder 0815-Souvenirs verkauft werden. Dagegen fallen unserer Meinung nach das Aladdin und das Paris etwas ab, beide sind sehr nett dekoriert, bieten aber keine weiteren Unterhaltungsmöglichkeiten.
Im Garten des Flamingo-Hiltons gibt es eine nachmittägliche Pause auf einer Bank. Auch hier sind wieder Brautpaare zu sehen, heiraten ist wirklich eine beliebte Beschäftigung in Las Vegas. Wir überlegen, ob wir von hier die Bahn zurück ins Luxor nehmen sollen, können uns aber dann doch noch zum Fußmarsch aufraffen. Zu Fuß sieht man einfach mehr und kann Las Vegas intensiver erleben. Inzwischen ist es auch schon ziemlich voll überall, viele Menschen sind mit uns unterwegs. Im MGM sind die Löwen gerade noch nicht zu sehen. Wir haben keine Lust auf sie zu warten und gehen deshalb weiter bis wir schließlich wieder im Luxor ankommen.
Jetzt haben wir uns ein bisschen Erholung aber wirklich verdient, wir schlüpfen flugs ins Badezeug und kühlen uns und unsere qualmenden Füße im Luxor-Pool ab. Die Poollandschaft ist nicht spektakulär und das Becken wirklich sehr flach. Wahrscheinlich ist das aber auch besser so, denn die Girls, die gelangweilt auf ihren Lifeguard-Stühlen sitzen, sehen nicht aus, als könnten sie im Zweifel einen ausgewachsenen Menschen retten. Wir gönnen uns noch einen leckeren aber teuren ($6) Smoothie, der schön süß ist, wie es sich für die USA gehört. Von unseren Liegen können wir super die Flugzeuge beobachten, die im Minutentakt in den Himmel steigen. Nach einer Stunde, gegen 18.00 Uhr machen die Lifeguards dann richtig Stress und räumen den Pool. Dabei kreischen sie die Aufforderung zum Verlassen des Pools so laut, dass man glauben könnte, der Tag in der Sonne sei ihnen nicht ganz bekommen. Lautstark und ohne Rücksicht auf Verluste werden die Liegen wieder in Position gebracht, bis auch die hartnäckigsten Gäste freiwillig den Pool verlassen.
Für uns beginnt nun das Abendprogramm, wir fahren den von Lichtern glitzernden Strip entlang in Richtung Downtown. Am T.I. hören wir durch das offene Autofenster die Ansage, dass die Vorstellung „Sirens of the Sea“ wegen des starken Windes entfallen muss. Das ist schade, so windig finden wir es eigentlich auch nicht, aber zumindest wissen wir Bescheid und gehen nicht umsonst hin.
Wir halten an der Little White Chapel, um noch ein paar Fotos zu machen. Der Leser wird es vielleicht schon gemerkt haben, das Thema Hochzeit hat es mir angetan. Es trifft sich auch ganz gut, denn es kommt gerade ein Hochzeitspaar an, das sich sehr freut, dass Stephan ein paar Aufnahmen von ihnen mit ihrer Kamera macht. Das spart wohl auch Geld, denn die professionell in der Chapel gemachten Bilder sollen sehr teuer sein. So mutiert Stephan schnell noch mal zum Hochzeitsfotografen.
In Downtown ist in der Fremont-Street richtig was los, wir parken gleich in der Nähe, wobei ich sagen muss, dass die weitere Umgebung schon einen etwas heruntergekommenen Eindruck macht. In der Fremont Street spielen zwei tolle Bands und Himmel und Menschen sind auf den Beinen. Von der Lichtshow ist aber gerade nichts zu sehen, weshalb wir erst mal den Bay City Diner für das Dinner aufsuchen. Das Essen schmeckt gut und ist relativ günstig, der Laden scheint sehr beliebt zu sein. Als wir gerade rauskommen, startet die Show. Es ist wirklich toll gemacht und gefällt uns sehr gut, auch wenn die leichtbekleideten weiblichen Feuerwehrleute vielleicht ein bisschen cheesy sind.
Dann geht es wieder zurück zum Strip, den Stratosphere Tower streichen wir kurz entschlossen von unserem Programm, irgendwann ist auch unsere Aufnahmefähigkeit mal erschöpft. Stattdessen stehen wir uns gutgelaunt durch den Stau auf dem Strip und bewundern die diversen Fetzer mit ihren aufgemotzten Autos, die aussehen, als kämen sie frisch von „Pimp my ride“. Jeder muss natürlich zeigen, was die Soundanlage hergibt und so ähnelt die Geräuschkulisse ein bisschen der eines Rummelplatzes. Aber das ist Las Vegas ja irgendwie auch: ein riesiger Rummelplatz!
Am Bellagio machen wir Halt, um uns die Wassershow anzusehen. Auch wenn es schwierig ist, einen Parkplatz in der Nähe zu finden, von diesem Programmpunkt weiche ich nicht ab. Das will ich unbedingt sehen und finde es auch wunderschön. Das Gesäusel von Celine Dion hätte ich nicht dazu gebraucht, aber das ist ja Geschmackssache. Gegen 23.00 Uhr, also unglaublich früh am Abend für Las Vegas-Verhältnisse, sind wir zurück im Luxor und wollen nur noch ins Bett.
Übernachtung: Luxor, 171 Euro