21.09.05Roswell wäre wahrscheinlich eine völlig unbedeutende und kaum bekannte Kleinstadt im Niemandsland von New Mexico, wenn nicht hier (angeblich) am 2. Juli 1974 der berühmteste aller UFO-Abstürze stattgefunden hätte, der Roswell an die Spitze der Verschwörungstheorien und zum Mekka aller UFO-Jünger gemacht hat. Egal wie man dazu steht, einen gewissen Kultcharacter konnte man der Stadt nicht absprechen, und deshalb nahmen wir uns den Vormittag Zeit sie zu erforschen.
Wobei ich sagen muß, dass ich schon etwas entäuscht war, denn im Grunde ist Roswell eine typisch-amerikanische Stadt wie jede andere auch, einzig die auf UFO-getrimmte Mainstreet konnte die Erwartungen ein wenig erfüllen. Von einem "geheimnisumwitterten" oder "bedeutungsschwangeren" Flair war so leider nichts zu erkennen, aber lustig war es allemal. So schlenderten wir durch die Souvenier-Shops und erkundeten das UFO-Museum.
Hier wurden dann auch allerlei mehr oder weniger bewiesene Fakten und Theorien mit einander vermischt und präsentiert, teilweise sogar mit einem guten Schuss Humor und Selbstironie.
Danach wollte ich dann gerne noch die tatsächliche Absturzstelle anschauen gehen, aber dummerweise ist das gesamte betroffene Gebiet am und um den Bitter Lake immer noch militärisches Sperrgebiet - sehr verdächtig
Mittlerweile war es früher Nachmittag, und wir fuhren durchs Hinterland von New Mexico tief hinunter in den Süden, zu den Carlsbad Caverns. Für einen Einstieg von der Oberfläche war es schon zu spät, und so mußten wir mit dem Fahrstuhl vorlieb nehmen. Bewaffnet mit meinem Stativ machten wir nun die große Runde durch die Tropfsteinhöhlen. Es war kaum noch jemand hier unten, und man bekam ein gutes Gefühl für die Weite des gewaltigen Höhlensystems, von dem bisher ja auch nur ein Bruchteil erforscht war.
Wir entschieden uns angesichts der noch anstehenden Fahrstrecke, nicht auf den allabendlichen Fledermausflug zu warten, sondern machten uns dann wieder auf den Weg weiter nach Süden, in Richtung Texas. Schon bald konnte man die ersten Ölbohrtürme am Wegesrand sehen, und je näher wir der Grenze kamen, desto mehr prägten sie das Landschaftsbild.
Irgendwann erreichten wir die Grenze und hielten Einzug in Texas.
Es ging nun erstmal nach Pecos, dass sich als völlig verschlafenes Kleinstadtnest herausstellte - gut, dass wir hier keine Übernachtung mehr geplant hatten. Wir hatten sogar arge Probleme durch Pecos durchzufahren, da ein offensichtlich defekter Bahnübergang den ganzen Verkehr mit seinen heruntergelassenen Schranken aufhielt und wir uns nur mit Mühe hindurchschlängeln konnten, bevor die gewaltigen LKWs alles verstopften.
Eigentlich hatten wir vorgehabt bis Abilene zu fahren, aber es war mittlerweile schon wieder arg spät geworden, so dass wir schließlich in Odessa in ein Motel 6 einkehrten. Während wir noch eincheckten, bekam ich zufällig mit, wie der Nachtportier am Telefon sagte, dass es ihm leid täte, aber dass Motel 6 die kommenden Tage komplett ausgebucht sei - bis rauf nach Oklahoma City. Das ließ mich doch etwas stutzig werden, und ich fragte gleich noch mal nach. So erfuhren wir, dass bedingt durch den neuen Hurrikan Rita beschlossen worden war - wir konnten es kaum glauben - die Millionenstadt Houston zu evakuieren!! Und durch die Flüchtlingsmassen, die sich im Inland verteilten (darunter auch die zahlreichen Flüchtlinge aus New Orleans, die nun erneut flüchten mußten), wurden natürlich alle zur Verfügung stehenden Zimmerkapazitäten aller Hotels und Motels in einem Umkreis von 1000 Meilen aufgebraucht! Arg!!
Bisher hatten wir noch gar nichts davon mitbekommen, aber nun war er wieder da, der Schrecken frei Haus vom Wetterkanal. Eigentlich hatten wir vorgehabt, am kommenden Tag nach Austin zu fahren, aber dort würde nun kein Zimmer mehr zu bekommen sein, wie mir der Portier versicherte. Eilige Anrufe bei den gängigen Motelketten bestätigten die schlechten Zimmeraussichten, und der Besuch von Houston hatte sich damit ja ohnehin erledigt..
Im Wetterkanal jedenfalls toppten sich die Nachrichtensprecher gegenseitig mit düsteren Prognosen, was die Auswirkungen von Rita anbelangte, und wir überlegten ernsthaft, ob wir mangels Unterkunft am Folgetag zurück nach New Mexico fahren mussten. Andererseits, wir hatten zum Glück den 23. und 24.9. in San Antonio vorgebucht - wir brauchten also "nur" ein Zimmer für morgen und dann für die Folgetage ab dem 25., um die Auswirkungen des Hurricans zu umfahren. Denn irgendwie mußten wir ja bald mal hinüber in den Osten, und die gesamte Golfküste der Südstaaten war ja bereits jetzt durch Katrina verwüstet. Wie weit wir sie umfahren mußten würde sich nun also erst noch herausstellen, aber nach Katarina konnte man ja schlimmstes befürchten. Die Ankunft von Rita am Festland war jedenfalls für den 24.9. vorhergesagt, und seine Kurve ging durch Houston, San Antonio, Dallas. Das konnte ja was werden, vorallem erstmal eine sehr unruhige Nacht..