10.06.2006 Pender Harbour Tageschart (Punkt 6-7) Als wir diesen Morgen aufwachen ist wieder alles Grau in Grau aber es regnet nicht und es ist windig, im Gegensatz zu gestern. Auf Grund des Wetters frühstücken wir drinnen. Während der Guten-Morgen-Zigarette erblicke ich den blauen Himmel über der Malaspina Strait. Unsere Stimmung steigt. Motor an und Leinen los. Kaum aus der Bucht heraus wird Segel gesetzt. Vor uns liegt alles im strahlenden Sonnenschein,
das Festland mit seinen Coastmountains liegt unter einer grauen Wolkendecke.
Unser Ziel für heute heißt Pender Harbour, unterhalb des Mount Daniels gelegen, der größte Allwetter Ankerplatz an der Sunshine Coast. Pender Hbr liegt an der NW Ecke der Sechelt Halbinsel. Bekannt als das Venedig der Sunshine Coast, wie viele Orte auf der Welt führen eigentlich dieses Synonym, Pender Hbr besteht aus einer Ansammlung von Inseln, Kaps und Vorsprüngen. Bei einer Länge von nur 2,4 km beträgt die Küstelinie 165km! Anfang des letzten Jahrhunderts erledigte die Bevölkerung von Pender Hbr alles per Boot, übers Einkaufen, Freunde besuchen bis zum Schulbesuch und Kirchgang. Auch liegt der Ort immer noch um den natürlichen Hafen herum, mit einer Anlegestelle vor jedem Haus. Besucher können die Hafenfähre für eine Rundfahrt, zum Einkaufen oder zum Essengehen benutzen, man wird vom Anleger oder vom Boot abgeholt. In Garden Bay befindet sich der Garden Bay Marine Park mit einem kleinen Trail und Picknickplatz und für ambitionierte der Trail auf den Mount Daniel der einen großartigen Überblick über Pender Hbr bietet. Doch dazu später.
Direkt können wir Pender Hbr nicht ansteuern, Wir haben NW Wind und müssen kreuzen, also im Zick Zack fahren. So geht es erst mal rüber zur Buccaneer Bay zwischen North and South Thormanby Island gelegen.
Buccaneer Bay hat drei Ankerplätze, zwischen den Surrey Islands mit zwei winzigen Sandstränden und guten Schutz bei SE Winden, ein guter Picknickplatz, weiter südlich die Water Bay und den Buccaneer Marine Park vor der Lücke zwischen beiden Inseln, ein perfekter Picknick Stopp und sehr gut geschützt vor SE Winden.Vor den Sandsteinklippen ist ein weißer Badestrand. Die Lagune zwischen den Inseln hat nur Strömung bei Flut, sonst ist sie ein wunderbarer Warmwasserpool.
Wir ändern den Kurs auf Texada Is. Wenn sich der Wind hält würden wir die Malaspina Strait zweimal überqueren. Tja, wenn das Wörtchen wenn nicht wäre. Mitten auf der Malaspina Strait ist dann Flaute angesagt, Segel einholen und direkter Kurs unter Motor nach Pender Hbr. Dabei begegnet uns unser erster Schleppverband mit Holz. Ein alltäglicher Anblick, meistens hängen hinter einem Schlepper drei Lastkähne mit Holz, was sonst.
Holz ist allgegenwärtig, nicht nur als Wald an Land und als Treibholz am Strand, nein auch auf dem Wasser.
Vorbei geht es an der kleinen Ankerbucht hinter Harness Island und Gerrans Bay and Francis Point Marine Park.
Wir quetschen uns nicht durch Lücke zwischen Williams und Charles Is, sondern umfahren Williams Is nördlich und fahren dann nach Pender Hbr hinein.
Vorbei geht es auch an Hospital Bay mit dem Fueldock, der Tankstelle, mittendurch zwischen Garden Halbinsel und dem kleinen Inselchen Mary Islet zur Garden Bay.
Die Bucht ist leer, genau wie der Royal Vancouver Yacht Club am Westende der Bucht. Gegen 14:30 werfen wir, wirft frau, Anker in der Mitte der Bucht, etwas westlich vom Dinghi Dock des Marine Park und mann fährt volle Kraft zurück als die Yacht im Wind liegt. Der Anker hält, Motor aus. Mann holt sich Cola und legt sich bei strahlend blauen Himmel an Deck, während frau Tee kocht und anschließend ihr Robbenfell anzieht. Das Wasserthermometer zeigt 20°.
Gegen 16:00 kram ich das Notebook an Deck und versuche ein Netz zu finden. Es gibt ein paar Netze. Ich entscheide mich für das von der Sunshine Coast Marina and Ressort Hotel.
Das liegt am östlichen Ende der Bucht 500 Meter weit weg und kostet 5CAN$ für 24 Stunden. Wie ich später merke ist es nicht für 24 Stunden ab Zahlung, sondern für 24 Stunden. Da ist wohl der Server falsch konfiguriert. Irgendwie irre man surft nun tatsächlich im Internet, mitten auf dem Wasser. Gegen 17:30 wuchten wir den Außenborder von der Reling wieder an unser Dinghi und setzen über zum Dinghi Dock um uns die Beine zu vertreten. Der Gipfel von Mount Daniel ist das Ziel, soll das Ziel sein.
Laut Karte muss man erst die Straße folgen bis man den Beginn des Wanderwegs am Nordhang des Mount Daniels erreicht. Das finden wir blöd, es muss doch einen anderen Weg hinauf geben. Endlang der Garden Bay geht es Richtung Gunboat Bay, quasi die Verlängerung der Garden Bay. Die Einfahrt per Boot durch die Gunboat Passage ist schmal und flach, bei Ebbe sind es nur 70cm, bei Slack Tide ist es möglich. Allerdings kann die Strömung 4-6 Knoten erreichen, was zahlreiche „Boaters“ davon abhält mit großem Gerät in die Gunboat Bay zu fahren. Uns auch.
Dinghi DockUnser AnkerplatzRelikte im WaldGunboat Bay Am Südhang des Mount Daniel mündet ein Schotterpiste auf die Straße und wir biegen links ab. Sag ich doch, es gibt auch einen anderen Weg nach oben. Denkste! Aus der Schotterpiste wird ein Trampelpfad der langsam ansteigend durch den Wald führt, die zweite Fahrspur verliert sich und wir finden die Reste von Blockhütten die hier einst standen. Und vor einem Steilhang. Grr. Umkehren – nein. Ein großer Baum, vom Sturm gefällt liegt an der Steilwand wie eine Treppe und lädt förmlich ein.
Problemlos erreichen wir das obere Ende unserer natürlichen Treppe 20-30 Meter oberhalb des Trampelpfades. Von dort lässt es sich gut die restlichen Meter der Klippe erklimmen.
Aber oben sind wir noch immer nicht. Endlang eines weiteren Steilhangs wenden wir uns nördlich. Ein schneller Schritt ist erforderlich, denn trotz Grassbewuchs kommt der Boden stellenweise schnell ist Rutschen. 90 Minuten später erlaubt eine Lücke im Wald einen Blick auf die Bucht, aber keine Lust die Kamera aus dem Rucksack zu holen, denn wir sind ja noch nicht oben. 30 Minuten später sind wir das immer noch nicht, auch kreuzen wir immer noch nicht den Wanderweg, der von Norden kommen soll. Gegen 20:30 ist Ende im Gelände, wir haben beide die Schn…ze voll. Zudem müssen wir ja noch im Hellen raus aus dem Wald. 90 Minuten haben wir noch, bis es dämmrig wird. Mir ist nach wie vor schleierhaft, wie wir gegangen sind, eigentlich müssten wir oben gewesen sein. Die Orientierung haben wir eigentlich nicht verloren, das zeigt sich später. Also runter vom Berg, geradewegs Richtung Boot querfeldein. Das runterlaufen gleicht mehr und mehr Tiefschnee Skifahren. Durch den Regen in der Nacht zuvor ist ja alles noch feucht, die Sonne hat noch längst nicht alles getrocknet. Büsche werden nicht mehr umrundet, es geht mittendurch, geradewegs nach unten. Steilere Stelle werden auch auf dem Hosenboden überwunden. Das keiner an Wurzeln und oder Schlingpflanzen hängen bleibt und/oder in Löchern den Fuß verdreht ist ein Wunder.
Unverletzt, ohne Schramme und pottendreckig erreichen wir gegen 9:45 wieder die Straße. Punktlandung, denn 200m weiter mündet links der Pfad, der zum Dinghi Dock führt, welches wir gegen 22:00 erreichen. Welch ein Ritt, an dem ich mich immer noch gerne erinnere.