Seid ihr alle da? Keiner in der U-Bahn verlorengegangen? Prima, dann kanns ja weitergehen!
Freitag, 26. Juni 2010, Zweiter TeilGut gestärkt setzte ich meine Tour zum Old State House und zur Faneuil Hall fort. Dort wurde ich schon von einem leicht säuerlich wirkenden Samuel Adams erwartet – dabei hatte ich doch gar nicht so viel Zeit mit meinem Eis vertrödelt.
Wer sich jetzt fragt, was man im Old State House und in der Faneuil Hall an kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten bewundern kann, dem sei gesagt: Im Old State House ist eine U-Bahn-Station und in der Faneuil Hall drängen sich die Andenkenläden. Zuerst überlegte ich ja noch, ob ich nicht dringend irgendein Souvenir bräuchte, auf dem die Unabhängigkeitserklärung abgebildet war, aber so richtig riss mich dann doch nichts vom Hocker.
Außerdem war Mittagszeit. Das Eis hatte nicht lange angehalten, und ich holte mir im Quincy Market eine(n) Clam Chowder. Wenn man dem Reiseführer und verschiedenen anderen Quellen glaubt, ist das eine Muschelsuppe. Und weil ich gerne Muscheln und auch gerne Suppe esse, dachte ich mir, dass ich da die ideale Kombination gefunden hätte. Mit der dicken mehligen relativ geschmacksneutralen Pampe in meinem Becher hatte ich dann allerdings nicht gerechnet. Aber jetzt hatte ich sie halt gekauft und löffelte sie tapfer aus.
Immerhin konnte ich mich mit meinem Becher auf die Stufen vor dem Quincy Market setzen und ein paar Akrobaten zuschauen, die mir und verschiedenen anderen Clam-Chowder-Opfern die Mittagspause mit einem tollen Programm verschönerten.
Danach war mein Bedarf, den Freedom Trail weiter abzulaufen, erst mal gedeckt, und außerdem schoben sich Wolken vor die Sonne und es fing an zu regnen. Ich lief also zur U-Bahn-Station im Old State House, fuhr eine Station weiter und fand mich wenig später in der Handtaschenabteilung von Macy's wieder. Eine von Guess gefiel mir so gut, dass ich kurz überlegte, ob ich sie nicht in zwei Farben kaufen sollte. Das fand ich dann aber albern und legte sie mir schließlich „nur“ in weiß zu (da wusste ich ja noch nicht, dass ich mich ein halbes Jahr später bei Macys in New York ärgern würde, dass es sie in lila nicht mehr gab... )
Außerdem gesellten sich ein paar Klamotten zu der Tasche, und als ich eine Stunde später bei strahlendem Sonnenschein mit mehreren Tüten wieder auf der Straße stand, hatte ich noch weniger Lust, weiter den Freedom Trail entlang zu laufen. Ich beschloss, eine kleine Abkürzung zu nehmen und schlug mich zum Long Wharf durch, um von dort aus die Fähre nach Charlestown zu nehmen. Die Gelegenheit nutzte ich, um mir ein Ticket für eine Walbeobachtungsfahrt am Samstag zu kaufen. Schließlich war weiterhin gutes Wetter gemeldet.
Als ich in Charlestown gelandet war und dem Freedom Trail bis zur USS Constitution gefolgt war, warf ich dann auch noch gleich meinen Plan über den Haufen, das Schiff von innen zu besichtigen. Keine Ahnung ob es die Macys-Tüten in meinen Händen waren oder die Heerscharen von Touris, die dort schon Schlange standen, jedenfalls: Ich beschloss, dass das Schiff auch gut ohne meinen Besuch auskommen würde und ich gut ohne einen Besuch auf dem Schiff, und so waren wir dann ja beide zufrieden.
Ein paar Fotos von außen mussten dann aber doch noch sein.
Dann nahm ich die Fähre zurück nach Boston und legte in meinem gemütlichen Hotelzimmer eine Weile die Füße hoch. Übrigens: Falls ihr euch schon mal gefragt habt, ob es das Wunderland von Alice im Wunderland wirklich gibt: Offensichtlich ja. Es liegt kurz hinter Boston, und man kann mit der Blue Line hinfahren.
Abends machte ich mich dann auf den Weg, um ein paar Nachtansichten von Boston in den Kasten zu bekommen. Dank der Tipps aus dem Forum fuhr ich mit der U-Bahn über den Charles River nach Cambridge und spazierte dort am Ufer entlang. Zuerst waren noch viele Segler auf dem Wasser. Dann begann es zu dämmern und schließlich hatte ich einen schönen Blick auf das erleuchtete Boston.
Den Abend schloss ich dann mit einer kurzen Shopping-Tour und einem Abendessen irgendwo in / an der Newbury Street in Back Bay ab. Der Tag war lang gewesen, und ich war froh, dass ich morgen einfach ein paar Stunden auf einem Schiff sitzen und nach Walen Ausschau halten würde.
Und wenn ihr wissen wollt, wieviele Wale ich gesehen habe, dann verpasst nicht die Fortsetzung...
Thema: Boston in 72 Stunden – Ein Citytrip im Juni 2009 (Gelesen 15519 mal)
