13. Tag / Mittwoch, 01.06.2005Guten Morgen, Canada!
Schön, dass du uns Sonnenschein und strahlend blauen Himmel bescherst, für unsere Minni-Seereise.
Wir waren gerade dabei das Frühstücksgeschirr einzuräumen, als unsere Nachbarin von Gegenüber, die uns am Montag ans Feuer eingeladen hatte, zu uns kam. Sie brachte für uns zum Abschied selbstgebackenen Bananenkuchen. Wir waren so was von gerührt.
Dann sagte sie noch, was wir ihr eigentlich sagen wollten: „Very, very nice to meet you.“ Sie möchte, dass wir wiederkommen und dann längere Zeit mit ihnen dort auf dem Campground bleiben.
Wenn das man so einfach wäre. Aber wir nahmen uns vor, wenn wir dort noch mal vorbei kommen, dann werden wir sie bestimmt auf dem CG besuchen. Sie sind ja jedes Jahr im Sommer dort.
Ab zur Fähre.
Die Abfahrtzeit musste ja eingehalten werden.
Als wir uns mit unserem fahrbaren Häuschen angestellt hatten, konnten wir noch etwas „bummeln“, das heißt, wir konnten zwischen 3 Andenkenläden hin und her pendeln.
South Baymouth, so hieß der Hafen, war nicht gerade groß. Trotzdem überraschte uns immer wieder positiv die Qualität der in diesen Geschäften angebotenen Textilien.
Die Fähre kommt!
Auch wenn wir bereits wussten, dass da rund 150 Pkw und etliche Trucks rauf passten, so war man doch überrascht, wenn man sie jetzt in voller Größe sah. Ungefähr so groß, wie die, die auf der Ostsee zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Dänemark pendeln.
Nur, dass man hier auf
einem See war
Jetzt musste noch das Gas abgedreht werden (Vorschrift) und dann konnten wir uns den Einweisern überlassen.
Wir genossen neunzig Prozent der Fahrt auf dem Achterdeck in der Sonne, auch wenn der Wind recht kühl war. Sonnenbrandgefahr!
Die knapp zwei Stunden der Überfahrt vergingen wie im Fluge.
Immer gab es etwas Neues zu sehen.
Kurz vor dem Anlegen durchquerten wir noch den „Fanthom Five National Marine Park“, Canadas erstem Unterwasserpark.
Hier liegen in dem klaren, kalten Wasser 21 gut erhaltene Schiffswracks auf Grund.
Von Tobermory, dem Hafen, in dem wir gleich anlegen werden, kann man Touren mit Glasbodenbooten machen.
Wir waren gespannt.
Dieses kleine Hafenstädtchen hatte ich sofort ins Herz geschlossen.
Es erinnerte mich an die kleinen Häfen in diversen amerikanischen Filmen, z. B. „Die Vögel“.
Alles strahlte so eine verschlafene Gemütlichkeit aus. Die Boote dösten in der Sonne.
Auch die Glasbodenboote hatten wir schon entdeckt. Waren aber sehr erstaunt, dass alle einen geschlossenen Raum für die Passagiere hatten. Da würden wir ja eingehen in der prallen Sonne. Es war jetzt nämlich richtig heiß geworden. Wir hatten gedacht, dass es kleinere und offene Boote wären, bei denen man sich ordentlich den Wind um die Nase blasen lassen konnte.
Schweren Herzens kippten wir das Unternehmen, aber braten lassen wollten wir uns nicht.
Dafür fanden wir an der Stirnseite des Hafens eine Imbissbude.
Jetzt gab es stilecht „Fish and Chips“.
Sau-lecker!!! Zum Glück hatten wir vorhergesehen, dass es eine Riesenportion sein würde und nur eine genommen. Wie kann man nur solche Mengen alleine essen
In unserer neuen Info-Zeitung, die wir im Laden ergattert hatten, waren alle Strände von „Bruce Peninsula“ (so hieß die Halbinsel hier richtig), aufgelistet.
Wir entschieden uns auf gut Glück für „Singing Sand“.
Unser Ziel war einfach zu finden.
Auf dem Highway Nr. 6, der die Halbinsel von Nord nach Süd zerschnitt, einige Kilometer und dann sahen wir schon den Wegweiser, der uns nach Rechts schickte.
„Singing Sand“ war bis dahin nur ein Name, aber er sollte für uns zu Begriff werden.
Zum Sinnbild einsamer Weite.Es war eine riesige Bucht mit einem festen, irre breiten Sandstrand.
Es gab einen Halteplatz für Fahrzeuge mit Toilettenhäuschen (sogar recht sauber) und den unvermeidlichen Tisch-Bank-Kombinationen.
Und, was mit das Wichtigste war, weit und breit war kein Mensch zu sehen.
Am südlichen Ende der Bucht konnte man ein oder zwei Häuser erahnen.
Sonst waren wir allein. Wenn man mal von den ca. 100 Kanada-Gänsen absieht. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Und wenn so ein Schwarm über unsere Köpfe hinweg zog, dann hörte man das ganz typische Geräusch, das diesem traumhaften Fleckchen seinen Namen eingebracht hatte.
Wir gingen erst einmal bis zum Wasser, um die Temperatur zu prüfen. Als wir es erreicht hatten und zurück sahen, war unser WoMo nur noch ein kleiner, weißer Fleck.
Es war überhaupt nicht kalt, und wurde nur gaaanz langsam tiefer. Nach ca. 200 m (!) ging uns das Wasser gerade bis zu den Knien.
Wir mixten uns einen Drink (dass wir hier vorerst nicht wegfahren wollten war ja klar), und legten uns in die Sonne.
Einfach nur entspannen.
Gegen 19.00 Uhr kam ein PKW. Der Fahrer lud etwas aus, was sich später als umfangreiche Kameraausrüstung entpuppte.
Er fragte, woher wir aus Quebec stammen würden (wegen des Nummernschildes vom Wohnmobil).
Als er hörte, dass wir aus Deutschland kommen, kam er sofort näher und wechselte von Englisch ins Deutsche. Er erzählte, dass er Schweizer sei, seit 40 Jahren in Canada (Quebec) lebt und hier Blumen und Tiere, vor allem aber Blumen, fotografieren will.
Wir wünschen ihm viel Glück bei der „Jagd“.
Nach ca. 1 ½ Stunden kommt er zurück und wir schnacken über Gott und die Welt. Es ist sehr interessant. Er berichtet nicht nur über das alltägliche Leben in Canada, sondern auch über unseren Standplatz.
Der Wald Richtung Norden, in dem er auch zum Fotografieren verschwunden war, ist eigentlich ein „Naturpflanzen – Museum“. Dort würden Blumen wachsen, die man sonst nirgendwo auf der Welt finden würde.
Wir waren platt und versprachen, dass wir morgen dort einen Spaziergang machen würden.
Als er sich verabschiedete wurde es schon dunkel.
Wir machten uns noch einen schnellen Imbiss
und waren glücklich.
Jetzt fehlte nur noch ein Lagerfeuer zum perfekten Abend.
Das kam mal nicht aus dem Sack, sondern musste hier aus dem Wald geholt werden. Ganz emanzipiert zog meine Frau los und schleppte reichlich abgestorbenes Holz ran. Wie gut das sie da noch nicht wusste, dass es dort im Wald
nachtaktive Klapperschlangen gab.
Das hatten wir erst am nächsten Tag auf einem Hinweisschild gelesen.
Bald hatten wir ein prasselndes Feuer
und es war einfach nur eine romantische, stille, sternenklare Nacht.
Dass mir noch eine kleine Schlange in den Eimer schlüpfte, mit dem ich Wasser aus dem Bach zum Löschen des Feuers holte, störte dann auch nicht mehr.
In dieser Umgebung konnte man nur entspannt schlafen.
Fortsetzung folgt -
Aber, wegen Kurzurlaubs wohl etwas unregelmäßiger.