Unsere Rückbank ist noch komplett frei. Ich mach trotzdem mal weiter. Vielleicht finden sich ja noch ein paar Mitfahrer...
6.4. Tag 3: Von der Großstadt in die SümpfeUnser Tag beginnt eigentlich noch in der gestrigen Nacht. Wir werden sehr unschön geweckt. Auf unserem Flur bellt ein Hund. Hallo, Einbildung? Nein, nach drei Minuten Minuten geht es wieder los. Offenbar haben irgendwelche Vollpfosten, ihr "puppy" allein auf dem Zimmer zurückgelassen und machen sich einen schönen Abend in Miami. Es ist nur erst mal nicht so unmittelbar möglich das Zimmer festzustellen, da das Vieh vorerst immer wenn wir auf den Flur gehen, unvermittelt ruhig ist. Die Pausen werden allerdings kürzer.
Nach einer halben Stunde wird es uns zu blöd und wir rufen bei der Rezeption an. Man will die Security schicken. Aber natürlich ist jetzt erst mal Ruhe. 10 weitere Minuten später ist wieder richtig Action und diesmal können wir auch eindeutig das Zimmer direkt gegenüber von unserem als Ursprung des Übels identifizieren. Das blöde Vieh kratzt nämlich zusätzlich zum Bellen an der Tür und will raus. Wobei "blöd" natürlich relativ ist und wohl eher zu seinem Herrchen passt. Mittlerweile sind wir nicht mehr allein. Mehrere ältere Frauen schlurfen im Schlafanzug über den Flur und sind not amused. Eine davon tritt im Pyjama den Weg nach unten an, um ihrem Unmut direkt beim Front Desk Luft zu verschaffen. Wir rufen nochmal bei der Rezeption an, dass da offenbar ein paar Gäste ihren Hund vernachlässigen/ misshandeln und alleine zurückgelassen haben - und diesmal können wir ja auch das Zimmer benennen. Man schickt nochmal den Mann von der Security, der dieses Mal auch das Zimmer identifiziert, weil das gute Tier mittlerweile gar nicht mehr anhalten kann. Was macht der gute Mann? Er schließt das Zimmer ab, aus dem das Gebell kommt. Ähhh... hallo? Mehr könne er nicht machen. Er dürfe ja nicht einfach auf das Zimmer. Wir stehen ja eher auf dem Standpunkt, dass man das Inventar des Zimmers schützen muss und den offenbar vernachlässigten Hund da rausholen. Das will oder kann er aber nicht. Ein anderes Zimmer ist so auf die Schnelle auch nicht zu bekommen. Eher mehr als weniger genervt gehen wir wieder ins Bett.
Zwischendurch ist dann aber mal für 10 Minuten Pause mit Bellen, als wir eine Diskussion auf dem Flur wahrnehmen. Die Tierbesitzer sind wieder da und wundern sich, dass sie nicht in ihr Zimmer kommen. Um eine Beschimpfung durch Ingmar kommen sie aber nicht herum und wollen ihm doch glatt erzählen, Sie seien absolut im Recht, weil Haustiere in diesem Hotel ja erlaubt seien. Ist ja auch gut möglich, aber andere Gäste um den Schlaf zu bringen ist mit Sicherheit nicht im Sinne der Hausordnung - Stichwort Ruhezeiten. In Person handelt es sich um ein offenbar verzogenes Asiatenblag um die 19, dass wohl mit seinen zwei Freundinnen hier den Springbreak oder Prom oder sonstwas feiert. Mal gut, dass er nicht nur so aussieht, sondern offenbar auch wirklich ne richtige Flasche ist, sonst wären die bestimmt nicht um halb 2 schon auf dem Zimmer gewesen.
Der Wecker klingelt mal wieder um halb 6 und diesmal sind wir so gerade eben erst wach. Logischerweise sind wir noch ziemlich müde nach der Nacht. Die Blagen haben sich Frühstück aufs Zimmer bestellt, drei Tabletts stehen schon vor der Tür. Ingmar wiedersteht der Versuchung, ein paar eklige Dinge damit anzustellen - aber nur so eben. Aber da wir ja unsere Koffer schon mit zum Auto nehmen, lassen wir es uns nicht nehmen, doch einmal ganz aus Versehen an der Tür entlangzuschrammen. Was soll ich sagen... das Vieh bellt, die Blagen fluchen und sind sauer über die Rücksichtslosigkeit
Egal, wir wollen auschecken, heute soll es ja noch weiter in die Everglades gehen und wir wollen in Florida City übernachten. Fragt uns der Rezeptionist von der Frühschicht doch glatt, ob wir eine schöne Nacht hatten... Ich komme nicht umhin, ihm von dem Desaster zu erzählen, für das das Hotel ja nur eingeschränkt etwas kann. Er hat bei der Schichtübergabe schon davon gehört und lädt uns als kleine Entschuldigung zum Frühstück ein und schlägt sich gleich mit der Hand vor die Stirn. Wir checken ja schon aus und vor 7 gibt es am Wochenende noch kein Frühstück. Wir überlegen kurz. Der Umweg, wenn wir nachher auf dem Weg in die Sümpfe fahrenmüssten, ist nicht groß und Frühstück gibt es bis 11. Wir nehmen das Angebot gerne an. Als erstes geht es nun aber noch einmal zum Miami Beach zu einer weiteren Foto Session. Aber da war doch was? Richtig, der Triathlon! Auf der Brücke sehen wir schon, wie ein Teil der Straße als Route abgesperrt wird. Nun denn, wir parken wieder im Parkhaus an der 7th und sind etwas überrascht, dass wir auch zu dieser Uhrzeit wieder den ersten freien Platz in der 10 Ebene finden. Als wir zum Strand kommen, wird auch klar warum. Es ist für die Uhrzeit schon richtig viel los. Lauter Triathleten und Fans sind schon auf den Beinen. Es läuft Einheizmusik.
Fahrraddepot für den Triathlon
Aber das ist ja nicht der Grund, warum wir hier sind. Nachdem Sonnenaufgang widmen wir uns wieder den Art Deco Gebäuden am Ocean Drive, diesmal aus der Nähe. Wir gehen noch einmal den kompletten Art Deco Walk aus dem LP. Die Farben im Morgenlicht sind wirklichganz wunderbar.
Eigentlich wollten wir noch dem South Point Beach einen Besuch abstatten, aber da mittlerweile die ersten Radler des Triathlons auf der Bahn sind, gibt es dort kein Durchkommen. Die Straße ist gesperrt. Na egal, man muss sich ja auch noch etwas für einen eventuellen zweiten Besuch aufheben. Wir versuchen also die Insel über eine nördliche Brücke zu verlassen. Aber auch hier enden wir ziemlich schnell im Stau. Immerhin finden wir eine Straße, wo Polizisten bei zufälligen Lücken auf der Strecke, einzelne Autos auf die andere Seite winken. Es dauert aber gut eine halbe Stunde bis wir dran sind. Der Officer fragt, ob ich einen Kickstart hinkriege. Sollte wohl gehen, auch mit den Automatikautos! Und los gehts. Wir sind auf der anderen Seite und fahren über die Brücke wieder parallel zur Strecke. Hier fahren die Triathleten wohl aufs Festland und auf der anderen Brücke kommen Sie wieder zurück. Wir werden davon aber kein zweites Mal mehr aufgehalten.
Nun machen wir uns auf den Weg zum Buffet im Doubletree, welches ganz ordentlich ist. Und da es mittlerweile schon 10 Uhr ist, haben wir auch ein wenig Hunger mitgebracht und essen jeder ein leckeres Omelette. Der Tag ist noch jung und wir haben Zeit. So brechen wir erst gegen 11 Uhr auf und fahren nach Coral Gables zum Baltimore Hotel, das durchaus ein beeindruckender Bau ist.
Dem aufmerksamen Betrachter wird auf dem unteren Bild vielleicht eine Frau im weißen Kleid auffallen. Hierbei handelt es sich aber nicht um eine Braut, sondern um die Teilnehmerin eines Fotoshootings, was dort gerade stattfindet. Wir sehen uns auch einmal im Inneren des Hotels um. Hier kann man es bestimmt ein paar Tage aushalten.
Wir legen auch einen kurzen Stop in der Innenstadt von Coral Gables ein, wobei das an einem Sonntag, wo alle Geschäfte bis auf ein paar Cafes geschlossen sind, eine relativ ruhige Angelegenheit ist. Auch an den den historischen Stadttoren machen wir natürlich halt.
Nun geht es aber auf direktem Weg nach Homestead, wo wir einen Großeinkauf bei Walmart starten... naja im Endeffektdürfen wir sogar an die Expresskasse mit nicht mehr als 20 Teilen. Auf Sandras Geheiß hin kaufen wir uns für 3 Dollar ein Gebinde mit 30 x 0,5 l Flaschen (oder welches Maß in den USA dem am nähsten kommt) bestes Nestle Wasser. Ingmar ist erst skeptisch, ob wir wirklich soviel Wasser brauchen in den nächsten 12 Tagen, zumal wir ja auch noch Cola Zero und Ginger Ale einkaufen... Dieser Vorausblick sei gestattet: Am Ende des Urlaubs wird noch eine weitere dieser Großpackungen in unserem Besitz übergegangen und komplett verbraucht sein! Jetzt suchen wir aber erstmal unser Hotel auf, die Travelodge in Florida City. Wir hatten hier im Forum von einem Überfall auf einen Gast in eben diesem Hotel gelesen. So ganz wohl war uns im Vorfeld ja nicht bei dem Gedanken und wir hatten ernsthaft überlegt, das Hotel zu stornieren, uns dann aber aufgrund der Preisentwicklung für Übernachtungen in Florida City dagegen entschieden. Sandra ist umso froher, als wir ein Zimmer direkt neben der Rezeption bekommen. Im Wesentlichen sieht es hier aber doch sehr manierlich aus. Die Zimmer sind einfach eingerichtet, aber sauber und erfüllen ihren Zweck. Frühstück gibt es auch morgen früh. Das Hotel hat übrigens mittlerweile für Nachts einen Security Dienst eingestellt und eine Kameraüberwachung installiert. Also alles im grünen Bereich!
Mittlerweile ist es 15 Uhr und wir wollen noch einmal los in die Everglades South, aber erst besorgen wir noch bei Walgreens eine einfach Styroporkühlbox, die war im Walmart nämlich leider ausverkauft. Auf der Fahrt in den Park kommen wir an der Farm und dem Obst- und Gemüseladen "Robert is here" vorbei. Dort wollen wir morgen haltmachen.
Am Ernest Coe Visitor Center lassen wir uns beraten, was wir bis zum Sonnenuntergang noch alles machen können. Der ältere Ranger empfiehlt uns den Anhinga Trail beim Royal Palms Visitor Center ("lot's of aligators"), danach meint er, könnten wir gut bis Flamingo fahren, weil die Landschaft sehr abwechslungsreich sei und man dort gut relaxen könnte. Zum Sonnenuntergang sollten wir dann zum Pa-hay-okee Overlook fahren.
Das wollen wir mal so machen und fahren zum Royal Palms Visitor Center. Der Eingang zum Park ist bereits nicht mehr besetzt. Schon wieder können wir keinen Eintritt bezahlen, weil es auch hier keinen Tresor die Zahlung in Abwesenheit der Angestelten oder ähnliches gibt. Der Anhinga Trail gefällt uns sehr gut. Es sind einige Leute unterwegs, aber es ist eine sehr ruhige und schöne Atmosphäre. Die ersten Alligatoren sehen wir am See.
Einer schwimmt gerade direkt unter unserem Broadwalk her. Das Foto direkt von oben verwackelt Ingmar leider. Deswegen nur eine Seitenansicht...
Auch einige Vögel gibt es zu sehen
De gefiederten Freunde auf dem letzten Bild haben ihr Nest in Sichtweite des Broadwalks gebaut. Rechts unten im Bild kann man ein Küken erkennen. Auf dem Rückweg gibt es auf einmal einen kleinen Stau. Der Grund ist eine Schlange, die es sich auf dem Weg gemütlich gemacht hat. Irgendwie trauen sich viele nicht so recht daran vorbei. Wir passieren das Tier dann aber zügig, Ingmar als menschliches Schutzschild zwischen Frau und dem Tier.
Ein Ranger im Statepark auf Sanibel Island wird uns später übrigens erklären, dass diese Schlange wahrscheinlich nicht giftig war. (Er hatte nur die kleine Ansicht auf der Kamera zur Verfügung und konnte die genaue Art nicht identifizieren). Grund: Gifte Schlangen haben wegen ihrer Giftdrüsen einen eher dreiecksförmigen Kopf, während ungiftige Schlangen einen eher löffelförmigen Kopf haben. Um welche Art von Schlange es sich jetzt aber genau gehandelt hat, wissen wir allerdings immer noch nicht. Vielleicht hat hier im Forum jemand eine Ahnung?
Als nächstes fahren wir Richtung Flamingo. Die Landschaft ist wirklich recht abwechslungsreich. Von Wiesen über Kiefernwälder bis hin zu Mangroven... Am Pa-hay-okee Overlook halten wir kurz an, um schon mal einen Blick zu werfen. Eine sehr friedliche Stimmung. Hier gefällt es uns.
Die Route nach Flamingo ist eine nette Strecke. In Flamingo angekommen setzen wir uns auf eine Bank und lassen die Blicke über die Bucht und das Meer schweifen. Wären wir noch eher hier angekommen, hätten wir vielleicht noch eine Kanutour oder einen Bootsausflug gemacht.
Der Rückweg ist dann aufgrund der langen Strecke doch etwas langweilig. Der Pa-hay-okee Overlook erreichen wir etwa 40 Minuten vor dem Sonnenuntergang. Allerdings halten wir nicht bis zum Ende auf der Aussichtsplattform durch. Mittlerweile ist hier nämlich eine Bienenarmada eingefallen, die zwar nicht übermäßig aggressiv, aber umso lauter brummend durch die Aussichtsplattform schwirrt. Also geht es etwas früher zurück nach Florida City. Zum Essen machen wir halt beim Panda Express. Dort probieren wir das in diesem Forum bereits so hoch angepriesene Orange Chicken, das auch uns sehr gut schmeckt. Nach so eine langen Tag und wenig Schlaf in der Nacht ist ja klar, was als nächstes folgend muss, wir sind ca. 21:00 Uhr wieder im Hotel, gehen Duschen, um dann müde und zufrieden einzuschlafen. Heute haben wir wieder viel gesehen und einen bemerkenswerten Kontrast von der Großstadt zur Sumpflandschaft erlebt.
Empfehlenswert: Art Deco Gebäude kurz nach Sonnenaufgang fotografieren, Anhinga Trail
Weniger empfehlenswert: Ganz bis nach Flamingo fahren, wenn man dort keine größere Tour mehr machen will.
Hotel: Travelodge Florida City, einfaches Motel, sauber, sehr freundliches und hilfsbereites Personal, unterm Strich absolut empfehlenswert!