22. Tag Freitag 17.10.2008 Denver und Boulder, CO
In der Nacht haben wir zunächst viele Unterbrechungen im Schlaf gehabt, bis wir so müde waren, daß nichts mehr gestört hat. Unsere gestrige Entscheidung "high floor" hatte mit dem obersten Stockwerk zwar eine schönere Aussicht zur Folge, aber auch die Tatsache, daß die Haustechnik unmittelbar über uns tobte. So stehen wir erst gegen 8:00 auf. Aber wir haben ja auch kein allzu großes Programm mehr vor.
Frühstück gibt es im Hotel ganz ordentlich, ich vergreife mich an drei kleinen Pfannkuchen, Marianne an Cereals mit Milch.
Dann nehmen wir Kurs auf Boulder (diesmal CO) mit der Devise für das Navi "least use of freeways". Offenbar ist Boulder und Boulder Jct. etwas völlig unterschiedliches. Ich hatte Boulder Jct. eingegeben – in der Annahme, das könnte eine Kreuzung in der Stadtmitte sein. Statt dessen bekamen wir bei einer alten stillgelegten Fabrik in der weiteren Umgebung von Boulder die Ansage "you have arrived". Auch beim nächsten Versuch landen wir irgendwo zwar nicht ganz in der Pampa, aber in einem hübschen kleinen Vorort mit offenbar denkmalgeschützten Häusern.
bei Boulder, CO
Schule von 1911 in Valmont bei Boulder
Erst mit dem dritten Anlauf kamen wir wenigstens in die Stadt hinein, und zwar in die Nähe eines großen Parkplatzes an der Library.
Dort mußte man mit CC zahlen, und dann gingen wir zu Fuß auf gut Glück in Richtung Stadt, wo wir alsbald die Fußgängerzone fanden. Ein außerordentlich hübscher, aber nicht allzu großer Bereich. wir gehen ein Stück nördlich darüber hinaus zunächst in eine Art Kirchenbezirk, dann in ein paar sehr nette Wohnstraßen. Im Gegensatz zu unseren Eindrücken vom vergangenen Jahr im Südosten waren hier kaum „for sale“-Schilder vor den Häusern. Entweder ist die Region nicht so sehr von der Immobilienkrise betroffen oder die Leute haben ihre Verkaufsbemühungen eingestellt.
Boulder, Fußgängerzone
Boulder, Garagen
Boulder, Villa - davor eine Art privater Flohmarkt
Zum Mittagessen suchen wir ein Restaurant in der Fußgängerzone, wo man auch im Freien sitzen kann, und finden
BJ's, eine Microbrew mit gutem Bier und noch besserer Pizza: "Appetizer Pizza" mit "extra thin crust", 10" Durchmesser, je eine von den zwei Sorten (Lunchpreis je 7,95!). Wir haben Glück, 5 Minuten nachdem wir sitzen ist der Patio voll. Zum Essen spielt auf der Straße ein etwas abgerissener Typ auf der Gitarre Lieder aus den 60ern von Donovan bis Norwegian Wood - was uns dann einen Tip von 2 USD wert ist. Besser kann es einem gar nicht gehen.
Exakt zum Ablauf der Parkzeit erreichen wir unser Auto und fahren zurück nach Denver (diesmal "shortest time", um Kaffee und Siesta im Hotel zu genießen.
Gestärkt und erholt machen wir uns auf den Weg zum 16th Mall Shuttle und fahren bis zur Endstation, wo wir zunächst der Treppe vom Capitol mit den „mile-high“-Markern einen Besuch abstatten und anschließend zur Museumsmeile weitergehen.
Capitol
Denver, Freiluftkunst
Denver Art Museum
Denver Art Museum, Treppenhaus
Der Neubau des Denver Art Museum von Libeskind ist ein bemerkenswertes Exemplar moderner Baukunst. An der Kasse erfahren wir, daß die Freitagsöffnung bis 10:00 Uhr nur für den Neubau gilt, das North Building dagegen schon um 5:00 Uhr zumacht. Gerade dort sind aber die Sammlungen von Native Art aus beiden Amerikas untergebracht, so daß das unser erstes Ziel ist. Von Nordamerika gibt es viele Stücke aus dem 19. Jh und zeitgenössische Exponate. Um die Fülle überschaubar zu halten, gibt es jetzt vorwiegend Thumbnails (Draufklicken!):
Aus Lateinamerika gibt es demgegenüber weniger "neuzeitliches", sondern eine nahezu unüberschaubare Sammlung phänomenaler Stücke aus drei Jahrtausenden. Zumindest was das künstlerische Niveau angeht, waren die Südamerikanischen Kulturen den Nordamerikanern offensichtlich um Jahrhunderte voraus. Wir können uns gar nicht losreißen und schauen uns - bis auf einen kurzen Blick auf ein paar neuzeitliche Designstücke aus den USA im Übergang - die Indianerkunst an, bis wir sanft hinausgeschmissen werden.
Im Libeskind-Bau sehen wir "Western Art", eine Sonderausstellung von Daniel Richter (nicht Gerhard Richter!) – überwiegend schwierige Bilder – sowie eine Mischung von zeitgenössischer Kunst und afrikanischen sowie ozeanischen Exponaten. Überall sind auch Sitzecken eingerichtet, wo man sich mit Büchern vertiefend mit den Ausstellungsstücken und/oder Künstlern beschäftigen kann. In diesem Museum könnte man Wochen verbringen!
Witzig ist auch ein Gag auf den WCs: Wenn man am Waschbecken den Wasserhahn bedient, fängt eine Stimme zu singen an - wenn man mehrere Wasserhähne in Betrieb setzt, kommt ein mehrstimmiger Kanon zustande. So hetze ich, nachdem ich allein in dem großen Waschraum bin, von Waschbecken zu Waschbecken.
Anschließend gehen wir in das Restaurant
"Palettes" im North Building, das (im sinnreichen Gegensatz zum Museumsgebäude selbst) nur freitags auch abends geöffnet hat. Eines der besten Restaurants, das wir in den USA besucht haben! Gazpacho, Lemon Chicken und Seared Tuna sind vom feinsten. Dazu gibt es ein Pellegrino und eine kleine Flasche kalifornischen Chardonnay.
Zu Fuß gehen wir ins Hotel zurück und schauen noch kurz in die Halle von Browns Palace hinein. Dann wird weitergepackt, ein Bierchen getrunken und geinternettet.
Brown Palace Hotel, Halle
Uhr im Brown Palace Hotel
66 miles