13. Tag - Freitag, 6. Juni 2008 „Murphy’s Law““Ich hatte sehr schlecht geschlafen und war wie gerädert. Eigentlich hätte ich gut schlafen können, denn im Zimmer war es angenehm kühl, da ich beide Fenster auf hatte und nur der Vorhang davor war. Aber auf der Matratze muss noch irgendein Bezug drauf gewesen sein, jedes Mal, wenn ich mich umdrehte, raschelte es und daran wachte ich ein paar Mal auf.
Um 5.45 Uhr machte ich dem Leiden ein Ende und stand auf. Ich packte mein Zeug zusammen, belud Commi und räumte ihn dabei mal bissl auf bzw. „entmüllte“ ihn. Im Restaurant neben der Trading Post aß ich einen Pancake zum Frühstück und schrieb nebenbei ein paar Postkarten. An der Tankstelle wurde Commi vollgetankt, die Kühlbox frisch bestückt und ich kaufte endlich Briefmarken, denn die Tankstelle in Mexican Hat fungiert gleichzeitig als kleines Post Office. Um 8 Uhr war ich abmarschbereit.
Gedanklich hatte ich den Besuch vom „Valley of the Gods“ eigentlich schon gestern Abend gestrichen, aber als ich dann am Abzweig war, brachte ich es nicht über das Herz, dort einfach vorbei zu fahren. Die nächsten 1,5 Stunden verbrachte ich auf der ca. 15 Meilen langen Loop Road und die wunderbaren Motive verleiteten mich immer wieder zum Anhalten.
Vor vier Jahren war hier noch niemand unterwegs, heute begegneten mir in der kurzen Zeit noch drei weitere Autos.
Gegen 10 Uhr bog ich in Bluff auf die SR 163 ab. Ich wollte zur „Montezuma Canyon Road“ und wählte als Zufahrt zum Startpunkt die Strecke über Montezuma Creek. Die entpuppte sich als eine Fehlentscheidung, die Strecke hätte ich mir schenken können, denn der Schlenker ist nix als ein Umweg durch ein landschaftlich wenig reizvolles Gebiet.
Naja ...
und wenn mal was schief gegangen ist, dann schlägt Murphy’s Law zu - ist ja logisch:
Obwohl das Notebook mit Topo im Kofferraum lag und sich das GPS zusammen mit den Ausdrucken der Infos für heute in der Tasche neben mir befand, benutzte ich keines dieser technischen Wunderwerke, sondern verfuhr mich lieber...
Ich erwischte natürlich den falschen Abzweig zur „Montezuma Canyon Road“. Erst passte der optische Eindruck, aber nach ca. 10 Meilen kam ich ins Grübeln
Und während ich grübelte, fuhr ich weiter...
Und als ich davon überzeugt war, falsch zu sein, reute mich die bereits vergeudete Zeit und ich wollte nicht noch mehr sinnlos verpuffen lassen, wenn ich die ganze Strecke wieder zurück fahren würde. Also jagte ich Commi durch ein Geflecht von breiten, sehr gut befahrbaren Gravelroads immer in Richtung Westen – irgendwann würde ich ja wohl auf den Hwy 191 stoßen. Aber die biestige Straße knickte dann nach Norden ab...
Ich war genervt, besonders ärgerlich war, dass ich an niemandem meinen Unmut auslassen konnte, erstens war ich selber schuld, zweitens war (zum Glück) niemand in der Nähe
Gerade als ich mich doch zum Umdrehen entschlossen hatte, meinte ich, in der Ferne einen Ort auszumachen. Das konnte nur Blanding sein
Also auf in Richtung der Zivilisation! Erst ging es noch mal in einen Canyon hinunter, dann wieder hinaus, zwischendurch war von einem Ort nix mehr zu sehen. Aber dann erreichte ich ein paar Häuser und das erlösende Schild „Hwy 191“ tauchte auf. Um 12 Uhr hatte meine Irrfahrt ein Ende und ich verbuchte diesen Umweg unter der Rubrik „an Erfahrung gewonnen“
Ich flog nun regelrecht Richtung Moab, die Landschaft rechts und links vom Hwy 191 empfand ich als total uninteressant. Keine hübschen roten Felsen, sondern grüne Wiesen und diverse Berge...
Dies ändert sich aber, je näher man Moab kommt. Interessant geformte, rot-gelbe Felsformationen sind die Vorboten der faszinierenden Gegend von Moab
Um 13.10 Uhr sagte ich dem „Wilson Arch“ Hallo. Kurz darauf war schon wieder ein Stopp angesagt, nämlich beim „Looking Glass Rock“.
Wenige Meilen vor Moab taucht man dann endgültig in die rote Felslandschaft ein. Die Straße führte auf eine Anhöhe und ich schaute auf die in der Mittagshitze rot glühende Steinwelt, die vor mir lag. Die Zufahrt von Süden empfinde ich als weitaus eindrucksvoller, als von Norden.
Nach Tagen auf einsamen Straßen war ich vom Verkehrsaufkommen in Moab ganz erschlagen und fuhr selbstverständlich am Red Stone Inn, wo ich mir für die nächsten drei Nächte ein Zimmer reserviert hatte, erstmal vorbei
Dafür hielt ich gleich beim City Market. Ich hatte Appetit auf einen kleinen Salat und erinnerte mich, dass es dort 2004 eine Salattheke gab und man sich die Mischung selbst zusammenstellen konnte. Daran hatte sich auch nichts geändert.
Der zweite Versuch, das Motel anzusteuern, klappte problemlos, ich checkte ein und brachte die Reisetaschen ins Zimmer. Während ich meinen Salat aß, stöberte ich in den Info-Broschüren über Moab, die auf dem Tisch lagen. So konnte ich mir einen Überblick verschaffen, seit meinem letzten Besuch waren ja nun vier Jahre vergangen.
Gegen 15 Uhr machte ich mich dann aber wieder auf den Weg, nach der ganzen Fahrerei wurde es Zeit für eine nette Wanderung, also auf zum Corona Arch! Nördlich von Moab bog ich auf die SR 279 ab. Eine schöne Strecke: Links der Colorado, rechts die hohe Felswand, an der Kletterer in schwindelerregender Höhe ihrem Hobby frönten.
Die Wanderung zum „Corona Arch“ gefiel mir sehr gut. Die ersten Meter geht es etwas moderat in die Höhe, dann ist der Weg sanft ansteigend. Der Trail ist die ganze Zeit gut erkennbar mit Steinmännchen gekennzeichnet, manchmal eine Art „Trampelpfad“, dann wieder über ein paar Steinplatten.
Man erreicht ein Slickrock Plateau, an drei Stellen ist etwas erhöhte Vorsicht geboten: Einmal dient an einer bissl steileren Stelle ein Stahlseil als Geländer, dann muss man über ein paar Moki Steps ca. 3 Meter einen schrägen Felsen hinauf, auch da ist wieder ein Stahlseil zum Festhalten angebracht. Und kurz darauf wird ein kleiner Absatz mit einer Eisenleiter überwunden.
Von hier kann man den „Bowtie“ und auch den „Corona Arch“ schon gut erkennen. Ein paar Minuten später hat man dann auch schon den „Bowtie Arch“ erreicht.
Dieser ist eher ein Loch oben in einer Felswand, der „Corona Arch“ ist ein richtiger Felsbogen mit einer Höhe von ca. 30 Metern.
Nachdem ich den Arch aus jeder Perspektive geknipst hatte machte ich eine Zigarettenpause. Dabei beobachtete ich, wie drei Leute an der Stelle mit der Leiter ankamen und dort aber wieder umdrehten. Ok, so hatte ich die ganze Gegend weiterhin für mich alleine
Gegen 17.20 Uhr war ich wieder am Parkplatz und fuhr zurück nach Moab. Ich entschied mich für ein zeitiges Abendessen im Buck’s Grill House. Als ich das Restaurant betrat und die Stoffservietten auf den Tischen sah hatte ich erst Bedenken, ob dies nicht zu nobel für mein Outfit ist, aber es waren genug andere Gäste da, die ebenfalls direkt von der Tagestour aus ins Steak House gegangen waren.
Zusammen mit meinem Bier, irgendeine sehr leckere Moab Hausmarke, wurde ein warmes, außen knuspriges, innen fluffiges Baguette serviert. Sehr lecker. Mein Filet Mignon mit Cowboy Gravy war ein Gedicht! Leider stand keine Folienkartoffel auf der Speisekarte, also entschied ich mich für Pommes, denn die andere Alternative wäre Kartoffelbrei gewesen, das mag ich aber nicht zu einem Steak.
Gesättigt fuhr ich um 19 Uhr in den Arches National Park, Commi wurde am „Balanced Rock“ Parkplatz geparkt und ich schlenderte in der Ecke umher.
Trotz des starken Windes waren dort noch etliche Besucher unterwegs. Als ich mich dem „Balanced Rock“ näherte, hörte ich das Gegröle von ein paar Jugendlichen. Drei standen am Fuße der Felsnadel und der vierte war dabei, unter dem Beifall der anderen, nach oben zu klettern
Unmöglich – dies fanden auch andere Besucher, die mir zunickten, als ich im Reflex meine Kritik durch ein Kopfschütteln äußerte.
Dann wollte sich ein weiterer dieser Halbstarken beweisen und fing ebenfalls an, nach oben zu klettern. Der andere Kompagnon hockte mittlerweile auf einer Stelle kurz vor dem „Kopf“ vom „Balanced Rock“ und ließ sich bejubeln…
Aber der andere Bengel verstieg sich so richtig. Innerhalb von ein paar Minuten klebte er hilflos am Felsen und kam nicht vor und zurück. Ich geb’s unumwunden zu: Ich konnte in mir ein Gefühl der Schadenfreude nicht unterdrücken
Unter Anleitung der anderen schaffte er es dann, wieder runter zu klettern. Mit lautem Gebrüll rannten die Kerle dann zu ihrem Auto und brausten davon. Die anderen Besucher atmeten auf, hatten wir doch nun endlich Ruhe, um diese herrliche Landschaft genießen zu können.
Die Sonne sank immer tiefer und kurz bevor sie hinter den Hügeln versank, ließ sie den „Balanced Rock“ regelrecht erglühen.
Ein wunderbares Schauspiel der Natur.
Auf dem Weg zum Parkausgang bot sich mir dann noch eine spektakuläre Aussicht auf den „Tower of Babel“ und die „Courthouse Towers“, die sich von den letzten Sonnenstrahlen rot leuchtend wunderschön von der bereits im Schatten liegenden Umgebung abhoben.
Gegen 20.45 Uhr war ich zurück am Red Rocks Motel. Nach einer erfrischenden Dusche überspielte ich die Bilderausbeute auf das Notebook und tippte den Bericht, bevor ich gegen 24 Uhr das Licht ausknipste.
Gefahrene Meilen:263 [/center]
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