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Autor Thema: Desert Silence - Drei Wochen im Mai/Juni 2008 durch Arizona, Utah und Nevada  (Gelesen 46206 mal)

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Schneewie

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Die Bilder vom Arches NP - einfach nur genial!! Ist mein Lieblingspark!!!  :D

Die Onion Creek Road wollten wir 2005 auch fahren, hat aber zeitlich dann nicht geklappt, da wir an den Fisher Towers noch gewandert sind.

Wenn ich die Bilder sehe, bin ich schon "traurig", daß es nächstes Jahr zwar in die USA geht, aber leider nicht in den Teil  :|
Gruß Gabriele

Westernlady

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bin ich schon "traurig", daß es nächstes Jahr zwar in die USA geht, aber leider nicht in den Teil  :|

Da können wir uns trösten, ich hab die Ecke nächstes Jahr auch nicht mit auf dem Programm  :wink:





15. Tag - Sonntag, 8. Juni 2008 

„Therapie“


Der Wecker riss mich um 6 Uhr aus dem Tiefschlaf – ich war wirklich groggy. Wie üblich ging ich zum Rauchen nach draußen, während der Kaffee durchlief. Als ich auf dem Rückweg zum Zimmer war, kam mir ein Mann entgegen, der mich mit „guten Morgen“ grüßte

Ich machte ne Vollbremsung und sah ihn verdaddert an Mit einem Grinsen, fragte er mich, ob, ob ich ihn nicht kenne. Hmmm, doch, ich kannte ihn, nur muss ich jemanden mind. 3x gesehen haben, damit ich mir dann auch den Namen behalten kann Ich fragte ihn nach seinem Namen, er erwiderte „Username oder richtiger“, ich entschied, am besten beides
.
Es war Rainer, in Forenkreisen als „Wiley E. Coyote“ bekannt, wir sind uns letztes Jahr auf einem Forentreffen begegnet. Wir tauschten Urlaubserlebnisse aus, seine Frau Nicole kam dann auch dazu und so hielten wir ein ausführliches Morgen-Schwätzchen von bestimmt 25-30 Minuten. Dann sagten wir aber „Tschüss“, denn sonst würden wir unsere Vorhaben heute nicht durchführen können.

Um 8.10 Uhr war alles erledigt: Commi war voll getankt, im City Market hatte ich mir ein Sandwich geholt, die Kühlbox war frisch mit Eis und Getränken aufgefüllt. Eine Viertelstunde später war ich beim Abzweig zur SR 313.

Mich fröstelte, denn die Temperatur betrug nur 61°F – da konnte man ruhig die Heizung einschalten.

Nach den ersten paar Meilen auf das Plateau hinauf wird die Strecke ziemlich uninteressant und nichts deutet darauf hin, welcher Anblick einen gleich erwartet. Umso größer ist dann immer der „Ohhhh-Effekt“, wenn man am Rim steht.

Um 9 Uhr erreichte ich das Visitor Center vom Dead Horse Point State Park. Eieiei, war das kalt: Hier oben zeigte das Thermometer nur noch 56°F. Zum Glück hatte ich meinen halben Kleiderschrank auf dem Rücksitz und konnte mich einmummeln.

Beim Blick in den Canyon und auf die Schleife, die der Colorado dort in Millionen von Jahren eingegraben hat, vergaß ich die Kälte sofort. Es ist immer wieder ein wunderschöner Anblick: Das grüne Band des Flusses und die Vegetation entlang des Ufers, dahinter die roten Felswände


Aber irgendwann löste ich mich von dieser wunderbaren Szenerie und fuhr weiter zum Canyonlands National Park, Island in the Sky District. Mein erster Stopp war erneut am Visitor Center, dort kaufte ich Postkarten und erkundigte mich nach dem Zustand der Zufahrt zum „Mineral Bottom“. Ich erhielt grünes Licht, der Ranger war ganz angetan, dass ich ihn darauf ansprach und schon von dieser schönen Stelle gehört hatte. Er versuchte, meine Ängste hinsichtlich Höhe und Serpentinen zu beschwichtigen und erklärte mir alles wirklich sehr gut.

Im Park ließ ich alle View Points unbeachtet und fuhr direkt zum „Grand View Point“, denn diese hatten Annett und ich 2004 aufgrund von „Übersättigung“ und „nicht mehr erfassen können“ ausgelassen. Dies sollte heute nachgeholt werden.

Die Tageszeit war zwar nicht gerade günstig, da man fast Gegenlicht hatte, aber dies tat der Begeisterung keinen Abbruch. Die Schlucht erinnert mich an einen überdimensionalen Dino-Tappser, ein Fuß mit den Zehen dran.


In der Tiefe sieht man geheimnisvolle Schatten von Felsnadeln und hat den Wunsch, in dieses Labyrinth eintauchen zu können, um alles ganz nah zu sehen. Ebenso sehnsuchtsvoll blickte ich auf die gut sichtbare Linie der White Rim Road….
Irgendwann mal. Ich komme wieder


Gegen 12. 30 Uhr verabschiedete ich mich von dem Park, eine Viertelstunde später bog ich auf die Zufahrtsstraße zum „Mineral Bottom“ ab.

Die ersten zwölf Meilen möchte ich fast als langweilig bezeichnen. Es geht schnurgeradeaus, ein ganz leichtes Gefälle, die einzige Abwechslung boten zwei Pferde, die auf der Dirt Road standen und von mir bzw. Commi langsam zur Seite gedrängt wurden. Aber dann sah man auf der Ebene in der Ferne dunkle „Löcher“, die erahnen ließen, auf was man da zu fährt
Automatisch nahm ich den Fuß etwas vom Gaspedal.

Nach knapp 13 Meilen stand ich dann am Abgrund und blickte auf die Serpentinen hinab


Mir war richtig flau im Magen, aber ich gab dem Ranger aus dem Visitor Center Recht: Man konnte die Strecke hervorragend einsehen und hatte genug Zeit und Spielraum, um entgegen kommenden Fahrzeugen auszuweichen.

Also ging ich das „Risiko“ ein. Und es funktionierte alles hervorragend. Zweimal kamen mir Fahrzeuge entgegen, aber die sah ich so zeitig, dass ich einfach anhielt.

Die Fahrt war einfach klasse, wie man immer tiefer zwischen den roten Felswänden eintauchte und sich dem grünen Streifen des Green Rivers näherte.


Unten angekommen passiert man eine Art „natürliches Tor“ und fährt dann parallel zum Green River.


Eigentlich ein Wunder, dass ich nicht in den Green River gefahren bin, man ist so beschäftigt mit Gucken und Staunen, man achtet kaum auf die Straße.


Ich erreichte einen sandigen Parkplatz, stellte Commi dort ab und genoss die Aussicht auf den Green River mit den roten Felsklippen im Hintergrund. Was für ein idyllisches Plätzchen!



Auch den Rückweg meisterte Commi problemlos: Kein Rutschen, kein Reifendurchdrehen, kein Stottern – er fuhr die teilweise steilen Serpentinen nach oben, als wäre er auf Schienen Während der ganzen Fahrt hatte ich kein einziges Mal ein Angstgefühl. Die Strecke ist für Höhenängstliche wirklich sehr gut zu bewältigen, weil man sie die ganze Zeit über im Blick hat. Ich sollte dies vielleicht mal meiner Krankenkasse als Therapievorschlag unterbreiten.

Oben angekommen ließ ich es dann wieder mit 35 - 40 mph laufen und erreichte rasch die SR 313.

Die verließ ich aber sehr bald wieder, kurz vor dem „La Sal Mountain View Point / Plateau View Point“ zweigt auf der anderen Straßenseite eine breite Gravelroad ab, am Abzweig steht ein Schild „Lone Mesa Camp Group“. Dies war der Beginn der Zufahrt zur Secret Spire. Nach 1,2 Meilen war ich am Fuß einer Mini-Anhöhe, da stand ein Wohnmobil, wahrscheinlich war es die Lone Mesa Camp Group. Diese umfuhr ich links und bog gleich dahinter nach rechts auf die Dubinky Well Road ab.

Diese verließ ich an der Windmühle und fuhr nun nach Westen auf den „Tombstone“ zu. Ab hier wurde die Piste etwas rauer, dennoch sehr gut zu fahren. Man musste aber etwas aufpassen, zwischen leicht sandigen Passagen kam man immer wieder auf Felsplatten und die könnten für die Reifen gefährlich sein.

Dann erreichte ich einen Felsen mit einem kleinen Arch, lt. Beschreibung musste ich hier nach links abbiegen. Also los – aber hier war die Piste dann wirklich etwas haarig, Felsplatten und Sandflächen, und prompt chauffierte ich Commi arg unglücklich: Es gab ein „böses Bumms“ am Unterboden, das ging mir durch Mark und Bein Das kratzende Geräusch vom Aufsetzen hämmerte in meinem Ohren, mein Pulsschlag passte sich an . Ich sprang aus dem Auto raus und warf mich zu Boden, um zu schauen, ob irgendwo was ausläuft
Zum Glück war nicht passiert, aber der Schreck hatte gereicht, das letzte Stück ging ich zu Fuß.

Ich tippte die Koordinaten ins GPS und machte mich auf den Weg. Es ist ein fast surreales Gefühl, wenn man dann die Secret Spire in der Ferne erkennt und auf sie zu läuft.


Diese Form vermutet man in der Gegend überhaupt nicht. Die gelben Slickrock Felsen mit der Secret Spire oben drauf lassen einen an eine ganz andere Welt denken.


Gegen 17.30 Uhr war ich wieder bei Commi und machte mich auf den Rückweg. Mir erschien es fast wie eine Flucht, das laute „Bumms“ vom Unterboden saß in den Gedanken fest und ich wollte nur noch zurück in die Zivilisation.

Eine dreiviertel Stunde später war ich das dann auch: Ich kehrte erneut im „Bucks Grill House“ ein und genoss im Patio ein wundervolles Half Rack der Baby Black Ribs.

Anschießend verpasste ich Commi eine Dusche unter dem Hochdruckstrahl einer Waschanlage, tankte ihn voll und fuhr noch mal in den Arches National Park, um einen Blick auf die Sand Dunes beim Sonnenuntergang zu werfen. Der Spaß verging mir schnell, heute war dort eine regelrechte Invasion von Stechmücken und ich ergriff die Flucht.

Um 21 Uhr war ich im Motel. Michael und Susanne hatten einen Zettel unter der Türe durch geschoben, dass sie um 4.20 Uhr losfahren, um den Sonnenaufgang am Mesa Arch zu sehen.

Ich packte also schon meine ganzen Sachen ein, tippte ein paar Zeilen vom Bericht, überspielte die Bilder usw. Um 0.30 Uhr knipste ich das Licht aus – mit dem Wissen, dass der Wecker in drei Stunden schon wieder klingeln würde.


Gefahrene Meilen:200 [/center]

Links:
Dead Horse Point State Park
Canyonlands National Park
Info-Seite: Mineral Bottom
Secret Spire
Buck’s Grill House
Red Stone Inn

Inspired

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Mal ´ne ganz doofe Bemerkung:

Auf meiner letzten USA-Reise 2007 habe ich auch immer morgens mit einer Zigarette und eine Tasse Kaffee im Morgengrauen gestanden. Inzwischen habe ich das mit dem Qualmen aufgegeben, aber deine erste (hier im Reisebericht virtuelle) Kippe am Morgen, die rauche ich immer noch mit und genieße sie ;)

TheWurst

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Inzwischen habe ich das mit dem Qualmen aufgegeben, aber deine erste (hier im Reisebericht virtuelle) Kippe am Morgen, die rauche ich immer noch mit und genieße sie ;)
Ich hab vor 2 1/2 Jahren aufgehört, aber wenn ich jemals wieder anfangen sollte, dann ist das eindeutig die Schuld von Westernlady... :? :lol:


PS @ Westernlady, jetzt wo Du kein Mod mehr bist, könntest Du doch so ein kleines bisschen gegen die Regeln verstossen und die Bilder etwas grösser machen, oder nicht?  :nixwieweg:

Westernlady

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Inzwischen habe ich das mit dem Qualmen aufgegeben, aber deine erste (hier im Reisebericht virtuelle) Kippe am Morgen, die rauche ich immer noch mit und genieße sie ;)

Danke für so viel Solidarität  :lol:

Ich hab vor 2 1/2 Jahren aufgehört, aber wenn ich jemals wieder anfangen sollte, dann ist das eindeutig die Schuld von Westernlady... :? :lol:

Oh, neeeeeiiiiiinnnnn!
Ich bewundere jeden, der es geschafft hat, damit aufzuhören.
Und das Allerletzte was ich will, ist jemanden dazu wieder zu verführen.

Genieße die virtuellen Zigaretten aber überlasse mir die in der Realität  :wink:

Puhhhhh - ich hab mir bisher nie Gedanken gemacht, was das für die ehemaligen Raucher bedeutet  :oops:

Hey - bitte durchhalten. Die Tour nähert sich ja schon dem Ende. Dann habt Ihr 12 Monate Ruhe vor mir Qualm-Tante (ich verspreche aber nicht, dass ich in der Zeit aufhöre  :wink: )

Ich nehme gerne Schuld auf mich - aber nicht die  :D

PS @ Westernlady, jetzt wo Du kein Mod mehr bist, könntest Du doch so ein kleines bisschen gegen die Regeln verstossen und die Bilder etwas grösser machen, oder nicht?  :nixwieweg:

Welch reizvoller Gedanke  :lol:
Nicht wegen den größeren Bildern, sondern weil ich noch nie ne Mod-PN von meine früheren Kolleginnen bekommen habe  :wink:

Ich werde mich natürlich weiterhin an die im Knigge empfohlenen Richtlinien halten. Ich war lange genug dabei, um beide Seiten kennenzulernen und ich möchte, dass auch User, die in Regionen wohnen, wo das 1.000 DSL mit max. 500 durch die Leitung geschlichen kommt, auch was davon haben.

Ich habe die Bilder alle in meiner Fotogalerie, da sind sie aber auch nicht so viel größer, ich glaube, die Breite ist 614.

Wenn Ihr möchtet, poste ich hier im Abschluss noch den Link zu der Galerie - aber das dauert noch mind. 2 Wochen, denn ich muss die erst noch fertig machen.

Ich freue mich, wenn ich hier lesen darf, dass Euch die Bilder gefallen. So einen großen Zuspruch hätte ich da nie erwartet, als ich angefangen habe, hier meine Berichte zu veröffentlichen.
Für mich selbst sind die niedergeschriebenen Worte noch immer viel wichtiger, denn damit versuche ich, meine Erlebnisse und die damit verbundenen Empfindungen festzuhalten.

Aber Euer Lob freut mich riesig  :D :D :D

Susan26

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Hallo Silke,

ich bin natürlich auch noch mit dabei bei deinem "Who is Who" der Forenmitglieder ... ist ja echt irre, wie viele von "uns" da gleichzeitig rumirren und dass man sich dann auch noch trifft ;-)

Deine Reisetage werden ja immer anstrengender - nur 3 Stunden Nachtschlaf  :shock:

Der einzige Nachteil am Alleinreisen, den ich bisher erkennen kann, ist eigentlich, dass man nie ein Bild der Qualm-Tante sieht ... klar, wer sollte das auch machen?! Aber für dein privates Fotoalbum ist das schön blöd oder bittest du manchmal einfach jemanden (falls denn jemand da ist ;-) )?

Susan, die es gar nicht glauben möchte, dass dein RB irgendwann auch ein Ende hat und wir dann gemeinsam 12 Monate -mindestens-auf den nächsten warten müssen ...
happiness is only real when shared.

Westernlady

  • Gast
Susan, die es gar nicht glauben möchte, dass dein RB irgendwann auch ein Ende hat und wir dann gemeinsam 12 Monate -mindestens-auf den nächsten warten müssen ...

Susan, da müssen wir jetzt zusammen durch. Ich könnte jetzt zwar mal ne Schreibpause einlegen, mehr Urlaubstage kann ich trotzdem nicht herbei zaubern. Ich wünschte, es wäre möglich  :wink:



16. Tag - Montag, 9. Juni 2008

„Horst hat mich im Stich gelassen“

Das Bimmeln des Weckers war ein Schock...
Ich schleppte mich an die Kaffeemaschine, nach draußen zum Rauchen, ins Badezimmer – jeder Handgriff dauerte doppelt so lange wie sonst. Trotzdem schaffte ich es, zur verabredeten Uhrzeit fertig zu sein. Um 4.20 Uhr traf ich Michael und Susanne vor dem Motel, denn wir wollten gemeinsam zum Mesa Arch fahren, um den Sonnenaufgang zu erleben.

Die Fahrt zum Island in the Sky District bei Dunkelheit empfand ich als ziemlich übel. Die Scheinwerfer von Commi waren so eingestellt, als ob mehr Leute drin sitzen und funzelten nur wenige Meter auf die Straße, die Sicht war gar nicht gut. Ich hatte Angst, dass mir was vors Auto hopst und natürlich tauchte erst ein kleiner Fuchs auf, dann noch ein Häschen – beide waren glücklicherweise schnell genug bzw. drehten rechtzeitig wieder um und haben es unversehrt überstanden.

Am Parkplatz vom Mesa Arch angekommen, schnappten wir uns unsere Rucksäcke und marschierten den kurzen Weg zum Rim, wo schon einige Leute auf das Ereignis warteten. Von dem, was da in diversen Rucksäcken und Taschen an Fotoausrüstung rum lag (in $$$ gesehen), hätte man den Urlaub glatt um viele Wochen verlängern können

Der Sonnenaufgang war sehr schön und es begann ein Gewusel, weil jeder mal den Standort wechselte.





Gegen 7 Uhr waren wir zurück am Parkplatz und ich machte mich auf den Rückweg bzw. auf zur nächsten Etappe. Während der Fahrt merkte ich schon, dass es ein anstrengender Tag werden würde: Das Schlafdefizit der vergangenen Tage und das eintönige Geradeaus-Fahren schwächten die Konzentration. Die Landschaft war auch nicht dazu angetan, die Lebensgeister zu wecken

In Green River hielt ich beim West Winds Truck Stop und genehmigte mir ein Frühstück mit viel Kaffee. Anschließend besuchte ich noch mal den Chrystal Gyser, aber als ich dort ankam, hatte es sich eine Rafting Gruppe samt Booten auf den wunderschönen Travertinterrassen „bequem“ gemacht. Ich konnte nur ungläubig und verärgert mit dem Kopf schütteln und fuhr, ohne anzuhalten, wieder zurück auf den I 70 Richtung Westen.

Nach wenigen Meilen kam Begeisterung auf: Ich finde es faszinierend, wenn man auf dem I 70 auf das Reef zu fährt. Es ist ein gigantischer Anblick.

Gegen 10.30 Uhr war ich kurz vor Hanksville und erreichte das grüne Band des Fremont Rivers. Die meisten meiner Postkarten hatte ich zwar mittlerweile geschrieben, adressiert und frankiert – aber noch nicht eingeworfen. In Hanksville wusste ich auf Anhieb, wo ein Briefkasten ist und schickte die Karten dann auf die Reise.

Es folgte der kleine Abstecher zum Factory Butte Arch, den ich letztes Jahr schon besucht hatte.


Kurz darauf passierte ich die Stelle, an der die „Caineville Wash Road“ von der SR 24 abzweigt. Unglaublich, dass es schon wieder ein Jahr her war, als ich hier gewesen bin. Mir kam es vor, als wäre es erst gestern gewesen.

Die SR 24 führt nun richtig in das Gebiet des Capitol Reef National Parks hinein. Irgendwie war das Licht heute besonders gut. In solchen herrlichen Pastellfarben hatte ich diese Gegend bisher noch gar nicht gesehen. Die Strecke ist einfach wunderschön und man möchte ständig anhalten. Sie erinnert mich irgendwie an die Cottonwood Canyon Road nur in groß und asphaltiert.


Nach einem kurzen Stopp am Visitor Center fuhr ich auf den 10 Meilen langen Scenic Drive. Die ersten sechs Meilen sind asphaltiert, die Straße verläuft westlich der Waterpocket Fold, deren Klippen wunderschön in der Sonne leuchteten. 


Dann wird die Straße zur Dirt Road und windet sich in die Narrows hinein. Man wusste oft gar nicht, wohin man zuerst schauen soll, ein Farb- und Formenrausch, wie man ihn sich wünscht.




Für den heutigen Tag hatte ich keine großen Pläne geschmiedet, ich musste nichts abwägen, checken, überlegen... Heute ließ ich mich einfach so dahin treiben. Einfach durch diese wunderbare Landschaft fahren, Musik hören, alles genießen. Irgendwie war es auch schon wie ein vorzeitiger Abschied, das Ende der Tour näherte sich unaufhaltsam

In Torrey bog ich auf die SR 12 ab. In der Ferne sah man in den Boulder Mountains noch einzelne Schneefelder.
Die Straße führt nun durch den Dixie National Forest stetig bergauf und erreicht eine Höhe von 9.600 ft. Ab und zu kommt man an einem Aussichtspunkt vorbei, von welchem man auf die südliche Waterpocket Fold in der Ferne hinab blicken kann.
Ich hatte die Straße fast für mich alleine, es waren auffallend wenig Autos unterwegs. Dies schien in den vergangenen Tagen anders gewesen zu sein, es war fürchterlich, wie viele überfahrene Häschen auf der Straße lagen

Nachdem ich den Dixie National  Forest hinter mir gelassen hatte, lag die wunderbare Landschaft des Grand Staircase Escalante National Monument vor mir.


Die Höhe und der Schlafmangel machte mir nun wieder zu schaffen. Ich durchwühlte meine Kühlbox – Katastrophe: Das Diet Coke war alle. Also hielt ich fix in Boulder an einem kleinen Tante-Emma-Laden und kaufte Nachschub. Danach ging es mir fast schlagartig besser.

Dann erreichte ich auch schon mein persönliches Stück Angstrecke, die Stelle oberhalb des Calf Creeks, an der die SR 12 über eine Art Grat verläuft. Dem Fahrer vor mir war das wohl auch nicht so geheuer, denn er machte es so wie ich: Mit den linken Reifen immer fein auf dem Mittelstreifen bleiben

Gegen 16.30 Uhr war ich in Escalante und checkte im Circle D Motel ein. Ich wollte Johannes fix eine Mail schreiben, dass ich in Escalante angekommen bin (wir hatten per E-Mail festgestellt, dass sich unsere Touren hier noch mal überschneiden, nachdem es mit einem Treffen in Page leider nicht geklappt hatte) aber ich bekam keine Internetverbindung. Dann machte ich mich auf den Weg zum Devils Garden.

Lust auf große Wanderungen oder Fahrten ins Backcountry hatte ich nicht, da waren die Teufelchen gerade richtig, diesen kleinen Freunden kann man immer wieder „hallo“ sagen. In den Devils Garden zu fahren ist schon fast so, wie die eigene Wohnungstüre aufzuschließen.

Ich hatte gerade knapp vier Meilen auf der „Hole in the Rock Road“ hinter mich gebracht, als Commi „pling“ machte und ein bis dahin unbekanntes Lämpchen auf dem Armaturenbrett aufleuchtete: Ein runder Kringel mit einem Ausrufezeichen drin, der unten aber nicht rund, sondern platt und ausgefranst ist...
Mir schwante nix Gutes...
Vielleicht hat ja aber der Boardcomputer gesponnen, also Auto ausschalten und wieder anmachen.
Mist, das Symbol kam wieder…
Ok, ich stieg aus und wollte das Handbuch befragen, welches auf dem Rücksitz lag – das war aber unnötig, denn ich hörte schon das „pfffffff“
Hey, das gilt nicht!!! Meine Pannenquote wird seit Jahren von meinem Forum-Freund Horst miterfüllt! Das ist so abgesprochen! Warum hat er mich dieses Jahr im Stich gelassen?
Sch.... die paar Meilen auf der „Hole in the Rock Road“ wären von der gesamten Tour die letzten paar Meilen auf Gravel gewesen.
Was tun?
Im Kofferraum fuhr ne große Dose Fix a Flat mit. Sollte ich oder sollte ich nicht

Es gibt definitiv weitaus schlimmere Stellen, um mit einem Platten konfrontiert zu werden, als die „Hole in the Rock Road". Hier würde ich auf keinen Fall lange fest sitzen, bevor jemand vorbei kommt. Und gerade weil hier immer wieder jemand vorbei kommt und ich auch noch so in der Nähe vom Ort war, hatte ich keine Lust auf eigene Experimente mit Ersatzrad, Wagenheber, Bedienungsanleitung ...

Nur warten wollte ich auch nicht, also Dreherle gemacht und zurück nach Escalante gefahren.

Die Luft im Reifen reichte bis zur ersten Tankstelle am Ortseingang. Ich ging rein und fragte, ob mir jemand helfen könnte, das Ersatzrad drauf zu machen. Der Angestellte war sehr freundlich und hilfsbereit. Wir suchten das „Dings“ zum Runterlassen des Rades, ich assistierte mit der Bedienungsanleitung und achtete darauf, nicht im Weg zu stehen . Mit geübten Handgriffen wechselte er (mein Held) das Rad, das Kaputte kam in den Kofferraum, denn irgendwas würde ich ja damit machen müssen. Ich war heilfroh, dass meine erste Panne so glimpflich abgelaufen war. Das Trinkgeld lehnte er vehement mit den Worten „everybody needs sometimes help“ abgelehnt.

Trotzdem saß mir der Schrecken noch in den Gliedern und total entnervt fuhr ich ins Motel. Johannes hatte mir geschrieben, mit was für einem Auto er unterwegs ist und da dieses nun auf dem Parkplatz stand, klopfte ich mal an die Zimmertüre. Wir setzten uns auf die Veranda, tranken ein Bier und unterhielten uns. Dabei beruhigten sich dann auch meine Nerven wieder. In meinem Zimmer hüpfte ich dann fix unter die Dusche und spülte den Staub von meinem Einsatz als Kfz-Mechaniker ab.

Zum Abendessen gingen wir ins Prospectors Inn, normalerweise würde ich den Laden ja wie die Pest meiden, es hat die Atmosphäre einer schlechten Kantine – aber heute war mir das egal. Anschließend setzten wir uns für ein weiteres Bier und ein Tratscherle auf die Veranda, bevor wir kurz vor 22 Uhr „gute Nacht“ sagten.

Ich kramte noch etwas in meinem Zimmer, las ein paar Seiten in meinem Krimi, ging eine Gute-Nacht-Zigarette rauchen und knipste gegen 23  Uhr das Licht aus.


Gefahrene Meilen:345 [/center]

Links:
Canyonlands National Park
Factory Butte Arch
Capitol Reef National Park
Devils Garden
Circle D Motel

Easy Going

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    • eumerika
Silke - es wurde Zeit daß Du selbst mal in den Plattfußclub mit aufgenommen wirst - jetzt ist Dir diese noble Ehre zu Teil geworden - Herzlichen Glückwunsch.  :D  :wink:



Gruß Easy


You never gonna fly, if you're afraid to fall

Westernlady

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Horst, wieso habe ich geahnt, dass Du Dich zu diesem Tagesbericht äußern würdest?  :wink:

Danke für das freundliche Willkommen im Club  :lol: 8)

mannimanta

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  • USA Reisevirus - nicht heilbar....
Es ist bei uns inzwischen zu einem Ritual geworden:
Neue Reisetag von westernlady online?
Ja!
O.k., dann Glotze aus, Country Mucke eingelegt, Licht gedämpft,
ein guter Tropfen im Glas, zusammengerutscht vorm Laptop und dann:

Einfach nur lesen, lesen, Bilder gucken und vom nächsten Urlaub träumen... :groove:

WE LOVE IT!

Manni & Co. :winke:

PS:
Muss man wirklich um 4:20Uhr aufstehen um rechtzeitig zum sunrise am Mesa Arch zu sein? :shock:

Gipsy

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PS:
Muss man wirklich um 4:20Uhr aufstehen um rechtzeitig zum sunrise am Mesa Arch zu sein? :shock:

Ende Dezember dürfte auch kurz vor 6 Uhr reichen. Aber dann darst Du durch Schnee stapfen.

Du musst halt vom Motel zum Mesa Arch gut 1 Stunde Fahrt/Fußweg rechnen von Moab aus. Vom Ortsende Moab (Richtung Canyonlands) bis zum Trailhead Mesa Arch sind es 37 Meilen. Dazu kommen dann noch 10-15 Minuten Fußweg.

Aber es scheint sich wirklich zu lohnen.  :lol:


Und der Bericht ist wie immer einfach zum "Alles um einen herum vergessen".
Ich wollte eigentlich nur den letzten Tag noch einmal nachlesen, nachdem die Arbeit erledigt war, ich aber noch nicht gehen durfte - und hänge jetzt seit über 1 Stunde wieder fest.  :wink:
Dieser Bericht und die Bilder machen absolut süchtig  :groove:


Gipsy
Bis später
Gipsy

Liberty X

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Hallo Silke

wieder mal traumhaft beschrieben.  :daumen:

Du scheinst das Pech fast schon gebucht zu haben. Erst das Wetter, dann der Reifen... Aber es kommen auch wieder glücklichere Tage.
Be careful whose advice you buy, but be patient with those who supply it.

Westernlady

  • Gast
Huhuu  :D


Es ist bei uns inzwischen zu einem Ritual geworden:
Neue Reisetag von westernlady online?
Ja!
O.k., dann Glotze aus, Country Mucke eingelegt, Licht gedämpft,
ein guter Tropfen im Glas, zusammengerutscht vorm Laptop und dann:

Einfach nur lesen, lesen, Bilder gucken und vom nächsten Urlaub träumen... :groove:

Ach je, ist das lieb beschrieben  :D :oops:  :D

Manni, die Frage wegen zeitigem Aufstehen hat Gipsy schon hervorragend beantwortet. Es kommt halt immer drauf an, wann man unterwegs ist. Je länger die Tage, desto zeitiger aufstehen  :( Manchmal wünsche ich mir auch, ich wäre schon im März oder erst im November unterwegs, da braucht man dann nicht so zeitig aus den Federn.

Ich wollte eigentlich nur den letzten Tag noch einmal nachlesen, nachdem die Arbeit erledigt war, ich aber noch nicht gehen durfte - und hänge jetzt seit über 1 Stunde wieder fest.  :wink:

Au weia, bitte keine Schadenersatzforderungen stellen  :(
Aber das Gleitzeitkonto freut sich vielleicht drüber  :wink:
Ich freue mich jedenfalls, dass Dir der Bericht so gut gefällt  :D

Hallo Silke

wieder mal traumhaft beschrieben.  :daumen:

Du scheinst das Pech fast schon gebucht zu haben. Erst das Wetter, dann der Reifen... Aber es kommen auch wieder glücklichere Tage.

Dankeschön  :D

Ich seh das nicht als Pech, es waren kleine "Störungen", auf die ich gerne verzichtet hätte, aber es hat ja die Tour nicht stark beeinflusst. Klar, tuts mir um die Teufelchen leid, hätte sie gerne besucht. Aber ich denke, in ein paar Jahren stehen die auch noch da. Und auch beim Wetter hatte ich Glück. Ok, es war einen Nach- und einen Vormittag nicht optimal, aber ich brauchte deshalb nicht die Tour umwerfen. Auch wenn ich im ersten Moment vielleicht dann mal bissl geknickt bin, man muss versuchen, das Beste draus zu machen.



So, könnt Ihr wieder ne Etappe vertragen?


17. Tag – Dienstag, 10. Juni 2008

„Der dritte Versuch“

In dieser Nacht schlief ich wie ein Stein. Das zeitige Aufstehen am Vortag und der Schrecken wegen dem Reifen forderten ihren Tribut. Daher hatte ich beschlossen, etwas länger zu schlafen und den Wecker erst auf 7 Uhr gestellt. Um den Reifen würde ich mich auch kümmern müssen, daher hatte ich mich gedanklich sowieso schon von dem geplanten Besuch des „Snow Canyons“ verabschiedet.

Es folgte das übliche Morgenritual mit Kaffee kochen, Badezimmer, Zigarette rauchen, Krempel zusammen packen usw., gegen 8 Uhr war ich mit allem fertig und verließ das Circle D Motel. Das Office war noch geschlossen und ich warf den Zimmerschlüssel in die Key Box, dabei traf ich Johannes und wir unterhielten uns noch ein paar Minuten.

Es folgte der ebenfalls rituelle Besuch bei der Tankstelle, Commi auftanken, Eis kaufen und ich erkundigte mich, wo ich denn den Reifen reparieren lassen könnte. Ich erhielt die Auskunft, dass die Werkstatt gleich um die Ecke ist und fuhr dorthin. Im Office schilderte ich mein Problem und sofort kam ein Mechaniker, der sich darum kümmerte. Interessiert beäugte ich, wie er den Reifen reparierte, er zeigte mir dabei auch die genaue Stelle. Ich war fasziniert, was da alles gesprüht und geschmiert wurde, wie viele Mittelchen bei so einer Reparatur zum Einsatz kommen! Das war um einiges mehr, als ich mir jeden Tag ins Gesicht schmiere

Nach einer halben Stunde war alles erledigt, Commi hatte wieder seinen Originalreifen an, nur leuchtete das Luftdrucklämpchen noch immer, als ich die Zündung betätigte. Der Mechaniker und ich blätterten im Benutzerhandbuch und da stand auch die Erklärung drin: Man musste erst eine bestimmt Geschwindigkeit erreichen, damit das Warnlämpchen ausgeht. Genauso war es dann auch.

Commi war versorgt, nun kam ich an die Reihe und genehmigte mir im Golden Loop Cafe ein Frühstück mit Spiegelei, Bacon, Hashbrowns, Toast und viel Kaffee. Um 9.30 Uhr machte ich mich dann auf den Weg.

Zwischen Escalante und Cannonville rauchte ich meine letzten beiden Zigaretten, aber das war ja nicht schlimm. Beim Grandstaircase Inn in Cannonville gibt es ja diesen kleinen Laden, da würde ich Nachschub kaufen.

Pustekuchen - dort gab es keine. Ich erhielt die Auskunft, ich soll es in Tropic probieren.

Ok, also fuhr ich weiter und ging in Tropic in so nen General Store. Wieder ohne Erfolg. Auf meine Frage, wo man denn bitteschön Zigaretten kaufen kann, erhielt ich die Antwort, die einzige Möglichkeit ist die Lobby vom "Bryce Cabin Village". Auch kein Problem – das war ja nur ein paar Querstraßen weiter vorne. Also dorthin. Auf mein Klingeln am Office reagierte niemand. Mist

Da hatte ich mir aber wirklich die denkbar ungünstigste Gegend ausgesucht, wo mir die Zigaretten ausgehen

Ich beschloss, zum Rubys Inn am Bryce Canyon zu fahren, dort wird mir bestimmt geholfen.
Dort wurde mir dann auch geholfen, im kleinen Fotoladen kann man Zigaretten kaufen. Der Preis war nebensächlich... Entspannt setzte ich meine Fahrt fort.
 
Am Red Canyon vorbei zu fahren tat schon weh, dort reizte mich der eine oder andere Trail schon seit einer ganzen Weile, aber nachdem dieses Jahr die Chancen so gut standen, dass das Cedar Breaks National Monument offen und "begehbar" ist, wollte ich jetzt hier keine Zeit investieren. Wer weiß, wann ich das nächste Mal in diese Region komme und die Möglichkeit besteht, dass Cedar Breaks offen ist! Daher hatte dies jetzt einfach Vorrang.
 
Gegen 11.20 Uhr war ich in Panguitch, am Ortseingang ist eine Autowaschanlage, dort wurde Commi noch mal abgestrahlt. Und zwar richtig. Naja, was heißt richtig - er soll ja nicht unbenutzt aussehen. Aber vor allem der Staub, der sich so fies an und in den Tür- und Kofferraum-Schlitzen, Leisten, Schienen, Tankdeckel usw. festsetzt musste weg - diese verräterischen Spuren hab ich mal alle beseitigt.

Ich verließ Panguitch über die SR 143, die Straße windet sich nun immer weiter in die Höhe. Ich kam am Panguitch Lake vorbei, überall stehen kleine Holz-Chalets, macht einen teuren Eindruck.

Der Mischwald schaute interessant aus, dunkle Nadelbäume und davor die Espen mit ihren Trieben und zartgrünen neuen Blättchen, die gerade erst ausgebrochen waren. Noch ein paar Meilen weiter sah man, dass die Laubbäume gerade erst Knospen austreiben - und da waren sie dann auch: Die ersten Schneefelder...

Komischerweise machte mir die Höhe hier gar nix aus. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass es keine Passstraße war und es somit nicht neben mir in die Tiefe ging. Oder es war die Vorfreude auf Cedar Breaks, die mich die Höhe komplett vergessen ließ.

Um 12.30 Uhr kamen dann die ersten roten Klippen in Sicht. Am „North View“ hielt ich an, das Thermometer zeigte nur noch 58°F, es wehte ein heftiger Wind, also Windjacke hervor kramen und Haare zusammen stecken.

Ich lief die paar Schritte bis zum Rim und genoss den Ausblick.

Das Cedar Breaks National Monument wird immer wieder mit dem Bryce Canyon verglichen und schneidet dabei häufig schlechter ab. Ich könnte nicht sagen, welcher Park der Schönere ist. Sicherlich, der Bryce Canyon ist größer, bietet viel mehr View Points und Wanderwege. Er ist irgendwie niedlich und verspielt.
Aber das Cedar Breaks National Monument wirkt viel majestätischer. In seiner Abgeschiedenheit macht es den Eindruck, als ob es seine größten Geheimnisse für sich behält. 

Auf dem Rückweg zum Auto verspürte ich nun doch ein leichtes Schwindelgefühl.

Der nächste Stopp war am „Chessmen Ridge Overlook“. Hier findet man die ersten „Felstürmchen“ inmitten der farbigen Klippen.


Am „Sunset View“ kam kurz nach mir noch ein weiteres Auto an, ein Rentnerpaar mit ihrem Enkelkind. Als ich mit Staunen fertig war und zurück zum Auto ging, hat mich wahrscheinlich die Höhenluft so "wuschig" gemacht, dass ich auf das falsche Auto zu lief. Als ich meinen Irrtum bemerkte, drehte ich mich um und sah, dass mich die drei äußerst interessiert beobachteten. Sie fragen sich sicherlich, was ich denn vorhabe. Ich machte ein paar Handbewegungen, so nach dem Motto „ich bin bescheuert“, daraufhin brachen wir dann alle in Gelächter aus

Dann erreichte ich auch schon den letzten View Point, den man mit dem Auto anfahren kann. Der „Point Supreme“ macht seinem Namen alle Ehre, die Aussicht ist überwältigend.





Als ich meine Augen nach Südwesten schweifen ließ, konnte ich mein Ziel schon erkennen. Knapp 700 m Luftlinie entfernt, stand auf dem gegenüber liegenden Grat die berühmte Bristlecone Pine, die ich während meiner Tourvorbereitung schon oft auf Bildern gesehen hatte.

Mein Traum, diese uralten Geschöpfe endlich einmal mit eigenen Augen zu sehen, schien nun tatsächlich in Erfüllung zu gehen. 2006 wollte ich zu den Bristlecone Pines in den White Mountains, aber die Straße war bereits einige Meilen vorher wegen Schnee gesperrt. Letztes Jahr machte ich einen Versuch im Great Basin National Park, der Trail bis zur Bristlecone Pine Cove war nicht gesperrt, aber ich brach die Wanderung ab, da die Schneefelder noch zu groß und alles gefährlich rutschig war.
Aber heute standen die Vorzeichen sehr gut.

Bei der Rangerin erkundigte ich mich nach den Standorten der Bristlecone Pines, sie empfahl mir zurück zum Chessmen Overlook zu fahren. Gleich zu Beginn des „Alpine Pond Trails“, nach ca. 150 m, würden ein paar Exemplare stehen. Na dann nix wie zurück, die würde ich mir auch anschauen.

Ich fragte mich, ob ich ihn denn wohl auch erkennen würde, da waren doch so viele Bäume. Aber als ich dort war, bestand gar kein Zweifel.


Um den Baum komplett aufs Bild zu bekommen, musste ich etwas auf die Wiese hinter mir ausweichen. Ich machte meine Bilder, lief zurück und plötzlich verspürte ich so ein Kitzeln am linken Fuß... Ich schaute runter (klar trug ich mal wieder nur Sandalen) und es war alles voller Ameisen
Mein Quieken hat man bestimmt bis zum Visitor Center gehört ...

Nun wurde es aber Zeit, mir die prächtigsten Exemplare anzuschauen. Um 14 Uhr war ich am Wasatch Ramparts Trail, über diesen erreicht man nach ca. 1,2 Meilen den Spectra Point, an dem man die schönsten Bristlecone Pines findet. Der Trail führt immer am Rim des Amphitheaters entlang.


Er war gut zu begehen, nur in den Bereichen, die etwas durch den Wald führten, traf ich noch auf ein paar kleine Schneeflächen oder matschige Stellen.

Als ich den Spectra Point erreicht hatte, interessierte ich mich gar nicht so besonders für die Aussicht, sondern ich sprang begeistert zwischen den einzelnen Bristlecone Pines rum und fotografierte sie von allen Seiten. Das älteste Exemplar ist über 1.600 Jahre alt - unglaublich. Es sind faszinierende Geschöpfe.





15.15 Uhr war ich wieder zurück am Parkplatz. Während der kurzen Wanderung musste ich doch immer wieder mal eine kurze Pause machen, denn manchmal war mir etwas schwummerig.

Auf der Fahrt nach Cedar City stellte ich fest, dass weitaus mehr Schnee lag, als letztes Jahr, aber da war das Cedar Breaks National Monument noch geschlossen. Um 16 Uhr fuhr ich in Cedar City auf den I 15 und schoss nach Süden. Die Anzeige auf dem Thermometer kletterte immer weiter in die Höhe und ich kam in meinem Sweatshirt, welches ich noch immer trug, fast um. Aber anhalten wollte ich auch nicht. Durch die Höhe vorhin war ich fürchterlich müde und wollte nur noch ankommen.
 
Aber als das Thermometer 99°F zeigte hielt ich es nicht mehr aus und schälte mich aus den warmen Klamotten. Endlich hatte ich die Temperaturen wieder, die für mich bezeichnend für den Südwesten sind. In den vergangenen Tagen war es zwar warm, aber nicht so warm, wie ich es kenne. Jetzt hatte ich wieder meine Wohlfühltemperatur.

Gegen 17.30 Uhr erreichte ich St. George. Ich hielt an der Travelodge und betrat das Office. Schon wieder ein Motel, welches von Indern geführt wurde. Dagegen ist absolut nix einzuwenden, nur riecht es in diesen Motels sehr oft so durchdringend nach deren Essen. Hier war es ganz extrem, mir wurde richtig übel
Der Angestellte konnte meine Reservierung nicht im Computer finden, ausgerechnet heute hatte ich meinen Ausdruck nicht dabei, der war bei den anderen Unterlagen im Auto. Also zurück zum Auto und siehe da – meine Reservierung war für die Econo Lodge...
Ich war richtig froh, dass ich das „riechende“ Office nicht mehr betreten musste.

Die Econo Lodge war nur ein paar Querstraßen weiter und die Anlage gefiel mir auf Anhieb. Ich schaffte mein Gepäck ins Zimmer und fuhr zum Outlet in St. George, wo ich dann bissl durch die einzelnen Läden bummelte.

Abendessen gab’s im Outback Steakhouse, ich entschied mich für ein New York Strip Steak & gegrillten Scampis – war mal wieder sehr gut.

Zurück im Motel räumte ich Commi komplett auf, vor allem mit dem Sammelsurium auf dem Rücksitz war ich eine ganze Weile beschäftigt. Da ich wie immer überall mit offenen Fenstern gefahren war, sah Commi entsprechend mistig aus und ich beseitigte den gröbsten Staub mit einem nassen Lappen.

Im Zimmer packte ich dann meine Reisetaschen schon etwas gezielter, damit morgen der Bell-Desk-Onkel nicht zig einzelne Tüten etc. zu transportieren hätte. Als alles soweit erledigt war, machte ich es mir mit einem Miller am Notebook bequem und tippte bissl am Bericht weiter, schrieb ein paar E-Mails usw.
Schon wieder war es erst kurz vor 24 Uhr, als ich endlich das Licht ausknipste.


Gefahrene Meilen:200 [/center]

Links:
Cedar Breaks National Monument
Outback Steakhouse
Econo Lodge

mannimanta

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  • USA Reisevirus - nicht heilbar....
Toll! Cedars Breaks steht bei uns auch das nächste Mal an.
Zu welcher Jahreszeit war denn das, als das Monument geschlossen war?

Zitat
Manchmal wünsche ich mir auch, ich wäre schon im März oder erst im November unterwegs, da braucht man dann nicht so zeitig aus den Federn.

Dann ist ja noch Hoffnung!
Wir werden nämlich Ende März am Mesa Arch sein... :dance:

Es geht ja jetzt merklich Richtung Las Vegas. :(
Schade, schade...
Aber ich denke mal, du schaffst es eh' nicht, von St. George bis Las Vegas nur die
Interstate zu nehmen. Da kommt bestimmt noch was Staubiges, gelle? :zwinker:
Gruss,
Manni

carovette

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    • carovette
Hi Silke,

ich kann es ja gar nicht glauben - dein Urlaub geht bald zu Ende und somit auch dein Reisebericht :heulend:

Ich glaube, wir müssen dir mehr Urlaub verordnen, damit wir längere Berichte von dir lesen dürfen.

Es waren mal wieder ganz tolle Bilder und über deine Erlebnisse musste ich doch das eine oder andere Mal schmunzeln.

Diesen "Grat" bei Escalante sind wir auch gefahren - das fiel mir aber jetzt auch erst beim Lesen auf. Vor unserem Urlaub hatte ich davor nämlich auch ein wenig Schiss - aber beim Fahren, Gucken und Staunen ist mir das gar nicht aufgefallen :oops:

Bei Deinem Bericht über die Pines habe ich richtig Gänsehaut bekommen - das war wohl wie bei "meiner" Strasse....

Ich freu mich schon auf den nächsten Urlaubstag von Dir....

lg caro