03.10.2015 Zion National ParkGuten Morgen ihr Lieben,
Ich habe mich neu verliebt!
Aber ganz von vorne:
Nachdem ich gestern gegen 06:30 Uhr auscheckte, bin ich nach einem erneuten Walmart Besuch und der Einnahme meines gestriges Frühstücks, bestehend aus einem Kaffee, einem Cookie und Lunchables
(Der eine oder andere erinnert sich vielleicht an die Teile. Ich hatte sie in der 5./6. Klasse kennen lernen dürfen und dann waren sie auch wieder schnell vom Markt verschwunden.)
weiter Richtung Zion NP gefahren.
Am Visitor Center angekommen stellte ich mein Auto ab und packte alles nötige in meinen Rucksack und lief zum Shuttle Bus der mich zum Weeping Rock fuhr, dort sollte die
nette Wanderung beginnen.
Ich als ungeübte Hikerin (Wanderin hört sich so nach Oma an) pickte mir natürlich den längsten Trail aus, den ich unter der Kategorie "Anstrengend" im Parkführer fand. Ich höre mich immer noch sagen "Ach was 6 Stunden für 12,9 km! Was die da angeben ist doch sicher für Schildkröten! Ich schaffe es in 3 Stunden!"
Um kurz nach 09:00 Uhr nahm alles wortwörtlich seinen Lauf...
Eigentlich war ich schon am Anfang aus der Puste, da es im zick zack steil nach oben ging.
Den "Weeping Rock" konnte ich schließlich dann auch von oben begutachten.
Also lief und lief ich den
nicht asphaltierten Weg immer weiter hinauf, mit der Hoffnung im Gepäck, bald anzukommen.
Die Felswände die hier über einen in die Höhe ragen sind majestätisch und auf Bildern rein gar nicht festzuhalten.
Stolz schaute ich hinab und sah meinen Weg den ich schon geschafft hatte.
Der "Horseshoe Bend" aus dem Zion NP.
Nach gut 1,5 Stunden erreichte ich eine recht plane Ebene und die Freude darüber stieg mir ins Gesicht.
Ich wusste nicht, dass dieser Slotcanyon erst die Hälfte des Trails "markiert".
Mein rechter Oberschenkel machte sich langsam mit ziemlichen Schmerzen bemerkbar, aber diese Dickhornschafe sprachen mir Mut zu "Du schaffst das!". Sie hatten allerdings den Mund voll und ich konnte sie nicht so gut verstehen, es hätte auch ein "Hör bloß auf!" sein können...
Ein Hiker überholte mich und fragte ob ich genug Wasser dabei hätte. Ja na klar hatte ich das, 1 Liter den ich sonst den ganzen Tag über trinke. Ich bin da eher das Kamel, ich brauch nicht viel. Ich war ja außerdem gleich da...
Ich schaute immer wieder auf die Karte um in etwa einzuschätzen wie weit es noch war. Ich war schließlich schon über 2 Stunden fast nur bergauf unterwegs. Ich stellte auch immer wieder fest, dass mir bisher noch niemand entgegen gekommen ist. "Vielleicht gibt es da ja einen Aufzug, dann würde ich mich aber ärgern!"
Es gab einfach kein zurück mehr für mich, zwar hatte sich mein Oberschenkel schon verabschiedet, leider mit bleibenden Schmerzen, aber ich musste es einfach schaffen. Hatte ich doch nicht den ganzen Weg auf mich genommen um kurz vor dem Ziel wieder zurück zu gehen.
Der Weg bergauf nahm einfach kein Ende. Die Sonne tat ihr bestes und mein Kreislauf antwortete ihr. Mir wurde teilweise schlecht und mein Herz raste, auf dem letzten Drittel musste ich immer wieder 2-minütige Pausen machen, sobald ich einen kleinen Platz mit Schatten gefunden hatte. Ein Pärchen vor mir, drehte schon um.
Kurze Zwischenanmerkung: Aber alle hatten wir eins gemeinsam, der auf dem Trail unterwegs war, jeder war fix und alle, aber für einen ganz kurzen Moment sobald man einen anderen auf dem Weg traf, setzte man sein größtes Lächeln auf, hielt den Atmen an und ein lässiges "Hi!" kam über die Lippen als wäre man auf einem netten Spaziergang unterwegs der einem nichts anhaben konnte. Lustig! Nach gut 2,5 Stunden kamen mir endlich Menschen entgegen die mir sagten, dass ich es fast geschafft hätte. Gut, denn langsam geht echt nichts mehr. "Siehst du die Menschen da hinten? Da ist das Ziel!" Es war für meine körperliche Verfassung trotzdem noch viel zu weit, immerhin ging es die letzten Meter seltener bergauf.
Um 11:45 Uhr erreichte ich mein Ziel in 1980 Metern Höhe.Es war atemberaubend schön und als wäre alles vergessen, jedes Leid und jeder Schmerz auf dem Weg, verliebte ich mich sofort Hals über Kopf in diesen wunder-, wunder-, wunderschönen Park!
Auf welchen Höhenmetern liegt "Wolke 7"? Ich war auf jeden Fall höher!
Sogar auf "Angels Landing" schaute man
herab (der große Berg in der Mitte).
Oben gab es ganz viel Kleinvieh, welches sich auf etwas essbares der Hiker spezialisiert hatte.
Ich nahm auf einem Stein Platz, aß meinen Cream Cheese Bagel und genoss die phänomenale Aussicht, welche ich durch "Aufgeben" niemals erhalten hätte. So wie einige Dinge im Leben.
Einen Teil des Trails konnte man wieder sehr gut von oben sichten.
So langsam musste ich Abschied nehmen, denn hinter mir zogen dunkle Wolken auf und diese waren sich nicht sicher in wo sie sich erleichtern wollten.
Ein Abschiedsselfie als Beweis musste sein. Wie stolz und fertig ich war...
Der ganze Weg zurück ging natürlich schneller, allerdings nicht schnell, denn auf dem teils sandigen Boden war die Stolpergefahr bergab viel höher als bergauf, die Wege sind teilweise wirklich eng und es gibt kein Geländer am Hang entlang. Wenn man stürzt dann endet das nicht gut.
Da wir schon weit nach 12 Uhr hatten knallte die Sonne richtig und ich fragte mich, wie die Leute die mir entgegenkommen so spät erst los gehen konnten für
so einen Trail. "Vergib ihnen denn sie wussten nicht was sie tun." Naja letztendlich genau wie ich
Am Slot Canyon angekommen wusste ich nun, dass ich die Hälfte geschafft hatte.
Eigentlich wollte ich noch einen Abstecher zum Hidden Canyon machen, aber ehrlich Leute: Der Hidden Canyon kann mich mal!
Ich war platt und freute mich einfach gleich meine Beine nicht mehr betätigen zu müssen, wenn ich mal stand, zitterten sie nämlich wie verrückt. Außerdem sagte ich mir, dass der Hidden Canyon sicherlich nicht halb so toll ist, als das was ich gerade alles gesehen habe.
Um 13:45 Uhr war ich wieder am Ausgangspunkt zurück.
Ca. 4,5 Stunden habe ich für die 12,9 km Weg und 655 m Steigung benötigt.Ich lief zum Shuttle Bus und fuhr weiter zur Endhaltestelle "Temple of Sinawava", blieb allerdings sitzen und ließ mich zum Visitor Center zurück fahren. Unterwegs hat man immer wieder Kletterer gesehen die an den hunderte Metern hohen, steilen Wänden hingen, unfassbar!
Als ich wieder an meinem Auto ankam freute ich mich auf eine Flasche Wasser und einem weichen Autositz. Diesmal schlafe ich bei der Wild West Oma, aber seht selbst:
Das Zimmer ist aber wirklich sauber, eben nur sehr alt, aber mit einem fetten Flatscreen TV, den hat man sich hier gegönnt.
Zum Abendessen wollte ich mal etwas aus der mexikanischen Küche probieren und lief (ja die paar Meter gingen noch) zu Oscar's Café. Ich bestellte mir ein "Pork Chilli Verde Burrito".
So käsig und super lecker! Hat mich mit meiner "Chlor-Coke" auch $22,80 gekostet (excl. Tip). Aber egal ich musste mich belohnen nach diesem Tag.
Um 19:45 Uhr fielen mir die Augen zu und seit 4 Uhr sind sie wieder auf. Ich werde mich nun langsam fertig machen, meinen Ausblick bei Sonnenaufgang begutachten und zum Bryce Canyon fahren. Mal sehen was ich heute mit meiner, ich nehme mittlerweile an, Oberschenkelzerrung starten kann. Außerdem brüte ich glaube ich was aus, diese ganzen Klimaanlagen vor allem die kalte Luft im Flugzeug hat sein bestes gegeben.
Viele Grüße!
Hotel: Zion Park Motel, Springdale
Kosten: $106,13 (inkl. Tax)