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Autor Thema: Die unglaubliche Anziehungskraft von unpaved Roads im wilden Westen Mai/Juni 16  (Gelesen 58976 mal)

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Hape1962

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Das kann nur an den Gurken liegen  :lolsign::



Jetzt wo Du es sagst...die waren ziemlich fettig  :shock: :lol:
April/Mai 2012 - Southwest
September 2012 - Southwest
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September 2016 - Southwest

Jessie

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Hey, die Staaten-Schilder fotografieren wir auch immer für unsere Sammlung. Das machen wohl viele so.
Was aber echt blöd ist: Wir waren jetzt schon mehrfach in Florida, haben aber leider kein Bild vom Staaten-Schild für unsere Sammlung, weil wir noch nicht uber die Grenze gefahren sind, sondern immer nur unten im Süden rumfahren  :|

Culifrog

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Tag 5  – Santa Fe (Mo 16.05.2016)

Dass es gestern noch geregnet hat, kann man heute nicht mehr erkennen. Es ist sonnig bei angenehmen 18°C.

Als erstes fahren wir nach dem für Amerika typischen Continental Breakfast ins Fashion Outlet in der Hoffnung, etwas Nettes für uns zu finden. Wir sind fast die einzigen dort, so haben wir die volle Bewegungsfreiheit und Aufmerksamkeit des Personals. Eine Verkäuferin im Levis Outlet macht mich besonders glücklich. Eigentlich suchen wir für Reiner eine Jeans, doch die Verkäuferin meint, dass sie auch für mich etwas findet. Ich folge ihr skeptisch zu einem der vielen Stapel Hosen, sie schaut ihn kurz durch, funkt etwas in den Background und schon stehe ich mit einer perfekt passenden Levis in der Umkleidekabine. Einen schönen Rabatt dafür, dass auch Reiner fündig geworden ist, gibt es obendrauf.

Im Hotel verstauen wir unsere Errungenschaften und begeben uns in die Guest Laundry. Zu bequem, das im Zimmer vergessene Waschpulver zu holen, bestücken wir den Waschmittelautomaten mit Quarters, die er dann auch prompt frisst, ohne etwas zu liefern. Nun muss halt doch das eigene Waschmittel her.

The Plaza, Santa Fe (NM)

Der Marktplatz ist umsäumt von Häusern im Adobe-Stil. Unter den Arkaden gibt es Schmuck und Souvenirs zu kaufen. Denkmäler, Restaurants, Geschäfte und Galerien einschliesslich des Palace of the Governors, welches das älteste öffentliche Gebäude der Staaten ist, sind hier angesiedelt. Auch das New Mexico Museum of Art, die Cathedral Basilica of Saint Francis of Assisi und die Loretto Chapel befinden sich in der Nähe von «The Plaza».

Zwei Stunden später ist der Stapel Wäsche sauber und wir verlassen die Hotelanlage für einen Spaziergang in die Stadt. Den Weg hat uns die Rezeptionistin genau erklärt. Wir müssen am «Market» vorbei, nach ein paar Minuten rechts in die West San Francisco Street einbiegen. Doch diese Strasse kommt einfach nicht. Vermutlich hat sich die Dame an der Rezeption mit der Zeit vertan, die man zu Fuss bis zum Plaza braucht. Als die Häuser immer grössere Abstände zueinander aufweisen, versucht Reiner sich mit dem Navi auf seinem Handy zu orientieren. «The Plaza» liegt genau in der entgegengesetzten Richtung des Hotels. Wir haben zu unserem Pech den «Whole Food Market» mit dem «Santa Fe Farmers Market» verwechselt und sind in die falsche Richtung marschiert. Es bleibt uns nichts Anderes übrig, als die gesamte Strecke zurückzugehen.

New Mexico School of the DEAF

Zur Sicherheit lassen wir uns jetzt durch den Hotelshuttle chauffieren und kommen endlich am beschaulichen Platz an, auf dem reges Treiben herrscht. Eine richtig coole Musikgruppe zieht jede Menge begeisterter Zuhörer an, Kinder schlecken ein Eis und Pärchen schlendern händchenhaltend die Wege entlang. Es gibt auch skurrile Gestalten zu bewundern. Zwei Harley-Fahrerinnen fallen uns auf. Die eine ist eine schwarze Rockerbraut, die stolz ihren männlichen Sozius spazieren fährt. 

The Plaza in Santa Fe


Palace of the Governor


Mann mit Messer(?) im Stiefel


Keine Statue


Blick in einen Laden


Tom Taylor hat geöffnet


St. Francis Cathedral von aussen


St. Francis Cathedral von innen


Heisse Maschinen

Bald haben wir den Platz sowohl umrundet wie auch durchschritten und diverse Parkbänke getestet, die St. Francis Cathedral von innen und aussen gesehen und die nähere Umgebung erkundet. Da bereits wieder dunkle Wolken aufziehen und ich zu frösteln beginne, ist es Zeit, den nächsten Shuttle zu nutzen, um sicher ins Hotel zu kommen. Eine ältere, geschwätzige Frau aus Georgia nimmt vorne neben der Fahrerin und ihre ruhige Schwester auf der hintersten Bank Platz. Die Beifahrerin erzählt, wie die rüstigen Rentnerinnen gestern das Tanzbein geschwungen haben, wo was los ist und sie unterhält sich mit der Fahrerin über das Autofahren. Als sie jammert, wie schnell und waghalsig die Europäer fahren würden, müssen Reiner und ich schmunzeln.
Auf dem Hotelparkplatz angekommen, fallen uns zwei Harleys auf und auch bevor wir die Lady mit ihrem Partner sehen, erkennen wir die Maschinen sofort wieder. Manchmal stimmt das Sprichwort: «Man sieht sich immer zweimal im Leben».

Harley

semihollow

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Ich vermute, ab Mitte der Tour entspricht sie Eurer Reise von 2016.

Vermute ich auch ...

Hast Du denn trotz dieses massiven Geländers Höhenangst? Ich liebe es, in die Tiefe zu schauen. Bloss wenn kein Geländer oder eine Wand vorhanden ist, wo ich mich wenigstens ein bisschen festhalten kann, fühle ich mich nicht wohl.

Geländer hilft, an der Stelle hat's aber nicht gereicht. Das ist bei mir auch tagesformabhängig, und der Wind hat definitiv nicht geholfen  :bibber: War trotzdem schön dort.

Ich vestehe Deine Bemerkung bezüglich "Kontrastaufsteilung" (was für ein Wort :-D), aber ich werde meinem Stil treu bleiben. Ich hoffe, Du bleibst trotzdem dabei  :rollen:

Passt schon. Ich ziehe auch meistens ein bisschen mehr am "Clarity"-Regler in Lightroom als eigentlich gut ist  :wink:
Gruß
semihollow
--

Culifrog

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Hey, die Staaten-Schilder fotografieren wir auch immer für unsere Sammlung. Das machen wohl viele so.
Was aber echt blöd ist: Wir waren jetzt schon mehrfach in Florida, haben aber leider kein Bild vom Staaten-Schild für unsere Sammlung, weil wir noch nicht uber die Grenze gefahren sind, sondern immer nur unten im Süden rumfahren  :|

Glaube ich auch, dass das viele machen, sonst wäre nicht an den meisten Stellen ein Parkplatz dafür vorhanden. Sogar von der Interstate kann man abfahren, um das Schild zu fotografieren :-) Und für Dein "Florida-Problem" musst Du, ob Du willst oder nicht, mal nach Georgia oder Alabama und von dort nach Florida fahren :-D

Liebe Grüsse
Gaby

BigDADDY

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Mh,

skurile Typen dort in Santa Fe, Euch natürlich ausgenommen :wink:
Reducing Truck Traffic since 2007!

Culifrog

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Tag 6  – Santa Fe - Farmington (Di 17.05.2016)

Wir verlassen Santa Fe in Richtung Tent Rocks. Auf diese einmaligen Felsformationen freue ich mich ganz besonders.

Kasha-Katuwe Tent Rocks National Monument (NM)

Das Gebiet ist ein Wüstental mit bizarren Erosionsformen in vulkanischem Gestein. «Kasha Katuwe» bedeutet in der Sprache der Pueblo-Indianer: «Weisse Klippen». Es handelt sich um eine mehrere hundert Meter dicke Schicht aus Bims- und Tuffgestein. Im bis zu 180 m tief eingeschnittenen Tal stehen in dessen mittleren Teil an den Flanken zeltförmige Gesteinskegel (die Tent Rocks).

Vom Parkplatz aus führt ein teilweise befestigter Rundweg durch den unteren Teil des Tals. Im hinteren Bereich kann durch einen Slot Canyon auf das Plateau aufgestiegen werden, von dem ein Blick über das Tal mit den Erosionen und die benachbarten Ketten der Jemez Mountains und Sangre de Cristo Mountains möglich ist.


Es dauert knapp eine Stunde, bis wir den Parkplatz im Kasha-Katuwe Tent Rocks National Monument erreichen. Das Wetter könnte besser sein. Hin und wieder fallen ein paar Tropfen. Das ist mir jetzt aber egal, ich will die Zähne sehen. Wir laufen los und entscheiden uns bei der Verzweigung für den kürzeren, befestigten Weg. Den längeren können wir immer noch zurückgehen, falls wir noch nicht genug haben.

Plötzlich fällt Reiner ein, dass er möglicherweise vergessen hat, das Auto abzuschliessen. Ich setze mich auf eine Parkbank und warte, während er nachschauen geht. Unterdessen kommt ein älteres Paar vorbei. Nach einem freundlichen Gruss und der Frage, ob ich ganz alleine sei, spazieren die beiden gemütlich weiter und machen immer wieder eine Fotopause. Reiner kommt zurück und tatsächlich waren die Türen offen. Seltsam, sowas passiert doch sonst nur mir.

Wieder kommt eine Verzweigung. Links geht der Rundweg über den längeren Teil zurück und der Weg geradeaus führt in den Slot Canyon. Für uns ist es keine Frage, wir wollen heute hoch hinaus. Trotz vieler Fotostopps und gemächlichem Wandern, überholen wir die Herrschaften, die mich bei der Parkbank angesprochen haben.

Auch wenn er mit seinen weissen Wänden nicht so spektakulär ist, wie seine farbigen Brüder in Arizona und Utah, gefällt mir der Canyon richtig gut. Ein paar Stellen sind eine Herausforderung für mein Knie. Seit der Landung in Denver hat zwar der Schmerz deutlich nachgelassen, aber ich verspüre noch immer ein Stechen, wenn eine höhere Stufe zu überwinden ist.

Slot Canyon

Am Ende des Canyons steigt der Weg weiter an und ich sehe sie, die weissen Kegel, die aussehen, als ob sie von einem anderen Planeten stammen würden. Auf einer kleinen Anhöhe hat ein Fotograf eine Fachkamera aufgestellt, um die Formationen abzulichten. Das Wetter hat sich deutlich gebessert, das anfängliche Grau ist jetzt mehrheitlich durch Blau ersetzt worden. Ich bin hingerissen von der Sicht auf die Tent Rocks. Nicht nur die Aussicht ist herrlich, auch die Blümchen am Wegesrand sind hübsch und jedes einzelne möchte gerne ein Portrait von sich haben.

Tent Rocks


Tent Rocks


Blümchen am Wegrand


Blühender Yucca

Eine Frauengruppe, die von einem Mann angeführt wird, überholt uns. Er erklärt ihnen die Umgebung und scheint ein lustiger Kerl zu sein. Oben auf dem Plateau treffen wir die Gruppe wieder. Der Mann bietet uns an, uns gemeinsam zu fotografieren. Wir geniessen noch ein Weilchen das herrliche Panorama, bevor wir wieder absteigen. Auf dem Rückweg kommt uns dieser Mann von vorhin wieder entgegen. Diesmal führt er eine andere Frauengruppe an. Ich frage ihn, ob er ein Guide sei. Nein, nein, er helfe bloss, entgegnet er mit einem breiten Grinsen.

Aussicht


Blühende Kakteen


Tent Rocks

Es begegnen uns einige Leute, manche in Schuhen, mit denen ich nie und nimmer da hochgewandert wäre. Knöchelhohe Wanderschuhe, wie ich sie mag, sind bestimmt nicht zwingend erforderlich, aber mit Ballerinas in die Berge? Viel schlimmer empfinde ich aber ein paar junge Männer, die uns mit hochrotem Kopf und je einer Bierdose in der Hand entgegenkommen.

Zurück im Slot Canyon

Als wir auf dem Rundweg ankommen, sind wir uns unschlüssig, ob wir auf demselben Weg zurückgehen möchten oder uns doch für die längere Wanderung an den Höhlen vorbei entscheiden sollen. Weil es so schön war, machen wir die Runde zu Ende. Die versprochenen Höhlen hauen mich nicht vom Hocker. Dafür habe ich Spass daran, einem Erdhörnchen zuzuschauen, wie es Männchen macht und herumtollt.

Durch Menschenhand erschaffenes Loch im Felsen


Erdhörnchen

Farmington (NM)

Farmington liegt auf einer Höhe von 1'644 Metern und zählte im Jahr 2006 43'573 Einwohner. Zwischen der Main Street und dem Broadway und zwischen der Auburn und der Miller Avenue befindet sich das historische «Farmington Historic Downtown Comerical District» mit 62 historischen Gebäuden in acht Häuserblocks.

Die Weiterfahrt zieht sich für mich trotz der wunderschönen Landschaft ziemlich in die Länge. Ich bin ganz glücklich, als wir endlich in Farmington ankommen. Ich weiss, wo sich das B&B für die nächsten drei Nächte befinden sollte, aber an dieser Stelle steht bloss ein Feuerwehrhaus. Das kann unmöglich unsere Herberge sein. Wir fahren daran vorbei, halten kurz an und geben die GPS-Daten ins Navi ein. Das Navi führt uns genau zu diesem Feuerwehrhaus. Vielleicht ist dahinter noch etwas? Und tatsächlich sehen wir ein Schild auf einem schmalen Feldweg mit der Aufschrift «B&B», das muss es sein. Der Weg führt Richtung Fluss zu einem alten Haus. Ich nehme an, dass es sich um das «Silver River Adobe Inn and Breakfast» handelt.

Ein bärtiger Mann, der sich als David vorstellt, begrüsst uns mit Handschlag und wir fühlen uns sofort wie zu Hause. Wir bekommen den «Juniper Room», das angeblich schönste Zimmer im Haus. Uns gefällt es. Es ist rustikal, aber liebevoll eingerichtet. Ein elektrischer Cheminéeofen steht uns für die kühleren Nächte zur Verfügung. David gibt uns lange Instruktionen zur Dusche, zur Handhabung des Ofens und zeigt uns den Gemeinschaftsraum mit einem grossen Holztisch, wo auch das Frühstück serviert werde.

Juniper Room im Silver River Adobe Inn and Breakfast in Farmington

Jessie

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Wir haben die Tent Rocks 2010 ausgelassen, weil sie zeitlich einfach nicht mehr unterzukriegen waren. Jetzt wo ich deine Bilder sehe....blöööder Fehler  :(

Culifrog

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Wir haben die Tent Rocks 2010 ausgelassen, weil sie zeitlich einfach nicht mehr unterzukriegen waren. Jetzt wo ich deine Bilder sehe....blöööder Fehler  :(

Kein Fehler, der sich nicht beheben liesse :-)

Culifrog

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Tag 7  – Farmington (Mi 18.05.2016)

In der Nacht hat es heftig geregnet. Auch heute Morgen sieht es trüb aus und ist ziemlich kühl, was unseren Plänen, zu den «Bistis» (ausgesprochen «Bistais») zu fahren, nicht sehr entgegenkommt. Wir wollen es trotzdem probieren, schliesslich sind die Gesteinsformationen einer der Gründe für drei Übernachtungen in Farmington.

Zuerst begeben wir uns gemeinsam mit unseren Zimmernachbarn in den Frühstücksraum, wo Diana, Davids Frau, auf uns wartet. Sie betont den anderen Gästen gegenüber, dass wir aus der Schweiz kämen, vermutlich ist das nicht die Nation, die sie am häufigsten in ihrem B&B beherbergt. Die beiden – oder zumindest er, denn seine junge Begleiterin redet so gut wie nichts – kommen aus Colorado, nicht allzu weit von hier entfernt.

Während wir frisch gebackene Waffeln mit heissen Pfirsichen essen, entsteht ein Gespräch über die deutsche Sprache. Diana kramt ein paar Worte hervor und die Frau aus dem Nebenzimmer tippt auf ihrem Handy, worauf er sie fragt, ob sie nach Übersetzungen suche. Sie schaut kurz auf: «No», und schüttelt den Kopf.

Als wir erwähnen, dass wir heute in die «Bisti Wilderness» fahren möchten, winkt Diana ab. Das sei unmöglich nach dem Regen, viel zu schlammig! Sie gibt uns jede Menge Tipps für Unternehmungen in der Nähe, doch so ganz glücklich machen uns die Alternativen nicht. Der letzte Vorschlag, zu «Chaco» zu fahren, gefällt uns schon besser. Diana ruft dort an, um für ihre Gäste aus der Schweiz(!) nach den Strassenverhältnissen zu fragen. Kein Problem, lautet die Antwort.

Chaco Culture National Historical Park (NM)

Der Chaco Canyon liegt zwischen Albuquerque und Farmington in New Mexico und war zwischen 850 und 1250 ein Zentrum der Pueblo-Kultur. Seit 1980 ist er ein «National Historical Park» der USA und seit 1987 Weltkulturerbe der UNESCO. Der Park repräsentiert einen wichtigen Teil des Kulturerbes Amerika. Er ist Teil des heiligen Landes der Pueblo-Indianer New Mexicos, der Hopi Arizonas und der erst Jahrhunderte später eingewanderten Diné. Zu sehen sind grosse Pueblos und weitere Bauten, die mehrere Jahrhunderte lang Mittelpunkt einer besonderen Ausprägung der Anasazi-Kultur – der Chaco-Canyon-Kultur – war. 2013 wurde der Park von der International Dark Sky Association als Lichtschutzgebiet ausgewiesen, das die astronomische Bedeutung und Funktion der Stätte dem Besucher erfahrbar erhalten soll.

Auf dem Weg zum 120 km entfernten Chaco Canyon folgen wir einem Wegweiser zum «Angel Peak Overlook». Wunderbar farbige Badlands sind neben dem Angel Peak von den Viewpoints aus zu sehen. Ausser uns interessiert sich nur ein Pick-up-Fahrer für dieses kleine Juwel. An einem der Parkbuchten steht ein Wohnwagen mit deutschem Kennzeichen und laufendem Generator. Sehen und hören können wir aber keine deutschen Staatsbürger, was uns nicht stört.

Angel Peak Overlook


Angel Peak Overlook


Angel Peak

Ich bin froh über meine warme Jacke bei den frostigen Temperaturen und der steifen Brise. Nach einer ausgiebigen Fotosession setzen wir unseren Weg zum Chaco Canyon fort.

Im Visitor Center zeigen wir den Nationalparkpass, den wir im Great Sand Dunes National Park erworben hatten und bekommen dafür die Parkunterlagen ausgehändigt. Ich frage nach dem Strassenzustand zu der «Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness». Meiner Erfahrung nach kann man Park Ranger alles fragen und sie geben kompetente, freundliche Auskunft. Doch entweder ist heute mein Englisch so unverständlich oder der Ranger kennt das sich in der Nähe befindliche Gebiet nicht. Er fragt, ob ich die «Bistis» meine, wartet meine Antwort nicht ab, sondern händigt mir eine Karte aus und erwähnt, dass das BLM-Gebiet sei, wofür er nicht zuständig sei. Besonders freundlich kommt er mir nicht vor, deshalb bedanke ich mich artig für die Karte und wir verlassen das Visitor Center um die eigentlichen Attraktionen in diesem Park zu besichtigen.

Von den gut erhaltenen Ruinen und deren riesigen Ausmassen bin ich tief beeindruckt. Dicke Mauern schützten wohl die Pueblo-Indianer vor der Hitze und der Kälte. Inzwischen ist es wärmer geworden und die Sonne schaut zwischen weissen Wolken hervor.

Hungo Pavi im Chaco Culture National Historical Park


Phu!


Chetro Ketl im Chaco Culture National Historical Park


Chetro Ketl im Chaco Culture National Historical Park


Chetro Ketl im Chaco Culture National Historical Park


Chetro Ketl im Chaco Culture National Historical Park


Pueblo Bonito im Chaco Culture National Historical Park


Pueblo Bonito im Chaco Culture National Historical Park


Pueblo Del Arroyo im Chaco Culture National Historical Park


Pueblo Del Arroyo im Chaco Culture National Historical Park

Auf dem Parkplatz zum Pueblo Del Arroyo werden wir von einem weiblichen Ranger um eine Beurteilung des Parks gebeten. Ich beantworte die Fragen so gut ich kann. Woher wir kämen, will sie wissen. Wir seien die ersten Schweizer dieses Jahr, freut sie sich. Sie hat es sich zum Hobby gemacht, eine Liste über die Nationalitäten der Besucher zu führen. Letztes Jahr waren es 22.

Obwohl immer mehr Wolken aufziehen, wollen wir nun versuchen, zu der Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness zu kommen.

Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness Study Area (NM)

Das Schutzgebiet liegt zwischen dem Chaco Canyon und der Bisti/De-Na-Zin Wilderness. Es besteht aus vielfarbigen Badlands, Sandstein-Hoodoos, Petrified Wood und Dinosaurierknochen.

Die Anfahrt auf der teilweise recht schlammigen Piste erfüllt mich mit einem mulmigen Gefühl. Was ist, wenn wir hier steckenbleiben und nie mehr gefunden werden? Die weissen Schäfchenwolken, die sich über den gigantisch grossen Himmel ziehen, werden langsam dunkler. Wenn der Regen einsetzt, kommen wir hier nicht weiter – weder vor noch zurück. Trotzdem will ich zumindest einen Blick in das Gebiet werfen. Wir stellen das Auto an einer Stelle ab, wo wir nicht mehr weiterkommen und gehen ein paar Schritte, bis wir die gelben Hügel vor den weissen Hoodoos zu Gesicht bekommen. Zum Wandern habe ich wegen des drohenden Regens keine Nerven, aber wenigstens ein paar Fotos von oben bekomme ich hin, bevor wir uns wieder in Richtung Farmington begeben.


Wildpferde


Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness Study Area


Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness Study Area


Wolken Richtung Farmington

In Farmington setzen wir uns in Wandersachen ins «Mikasa Japanese Cuisine» und essen Sushi, eines unserer Lieblingsessen. Die Einrichtung des Restaurants ist eher die eines einfachen Diners, als eines japanischen Restaurants, aber die Dragon Roll ist ein Gedicht.

Beim Einbiegen zu unserem B&B, bevor es zu der kurzen Gravel Road geht, gucken uns ein paar Hirsche an, als ob wir hier überhaupt nicht hingehörten. Wir beobachten sie ein Weilchen und sie uns, bis wir einander passieren lassen.

Gitania

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Oh ja, das Silverton B & B in Farmington. Dort haben wir vor 3 Jahren auch übernachtet.
Diana hat uns jeden früh aus einem Buch vorgelesen. Am ersten Morgen waren wir noch überrascht und hatten gedacht, sie will uns zu irgend was bekehren, aber das Buch war von Karl May und sie ein großer Fan davon. Am zweiten Tag war es ein Buch über die Indianer, die früher hier gesiedelt hatten.
Gab es noch das olle Katzenvieh mit den scharfen Krallen?
Schade das es mit den Bistis nicht geklappt hat, aber ist doch ein Grund, nochmal hinzufahren.
Chaco NM ist ein guter Tipp, denn ich mir merken werden.
Mir reicht das eine Mal nämlich auch nicht.
LG
Gitania

Saguaro

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Um die Tent Rocks beneide ich euch. Die waren damals bei uns am Ostersonntag geschlossen. Der Ranger war nämlich in der Kirche.

LG

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


U2LS

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Hallo Gaby,

sehr schöner Bericht und tolle Erlebnisse!

ABER, semihollow hat es ja auch schon geschrieben, ein bisschen weniger Kontrast und es würden bei manchen Bildern nicht so die Augen schmerzen... imho  :oops:
Gruß
Lothar

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http://www.traumzielamiland.de/


Culifrog

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Oh ja, das Silverton B & B in Farmington. Dort haben wir vor 3 Jahren auch übernachtet.
Diana hat uns jeden früh aus einem Buch vorgelesen. Am ersten Morgen waren wir noch überrascht und hatten gedacht, sie will uns zu irgend was bekehren, aber das Buch war von Karl May und sie ein großer Fan davon. Am zweiten Tag war es ein Buch über die Indianer, die früher hier gesiedelt hatten.
Gab es noch das olle Katzenvieh mit den scharfen Krallen?
Schade das es mit den Bistis nicht geklappt hat, aber ist doch ein Grund, nochmal hinzufahren.
Chaco NM ist ein guter Tipp, denn ich mir merken werden.
Mir reicht das eine Mal nämlich auch nicht.
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Gitania
Zu Diana und Karl May kommt gleich was :-) Es gab eine Katze, aber immer wenn die im Frühstücksraum war, hat David sie hinausspediert. Aber ein Hund war auf seinem Sofa. Wenn er drinnen war, dann war er verspielt und verschmust, sobald er draussen war, raste er rum wie ein verrückter :-D.

Um die Tent Rocks beneide ich euch. Die waren damals bei uns am Ostersonntag geschlossen. Der Ranger war nämlich in der Kirche.

LG

Ilona
Und dafür seid Ihr den nicht ganz kurzen Weg dorthin gefahren? Es wäre doch bestimmt auch ohne den Ranger gegangen, dafür hätten die doch nicht schliessen müssen. :platsch:

Culifrog

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Tag 8  – Farmington (Do 19.05.2016)

Beim heutigen Frühstückstisch ist ein Paar aus Virginia anwesend. Sie ist Krankenschwester in einer grossen Klinik und er Food Scientist. Beruflich ist er oft in der Schweiz unterwegs. Die beiden sind sehr interessiert, kennen sich in vielen Themen gut aus und sind wie Diana Fan vom Schriftsteller Tony Hillermann sowie seiner Tochter Ann Hillermann, die wundervolle Landschaftsfotos macht. Ich hatte vorher noch nie was von Tony Hillermann gelesen, was ich nun nachholen werde. Er soll die Navajo-Nation so treffend beschrieben haben, dass selbst diese seine Bücher lesen.

Neben Hillermann liest Diana auch gerne Karl May. Gestern hatte sie mir aufgetragen, den anderen Gästen die Geschichte von Winnetou zu erzählen und über Karl May zu berichten. Ich dachte erst, es sei ein Test für mein Englisch, bis ich kapiert habe, dass die zwei Amerikaner weder Karl May noch Winnetou, den Helden meiner Kindheit, kannten.

Wir müssen haarklein berichten, was wir gestern unternommen hatten. Diana freut sich riesig, dass wir so einen schönen Tag hatten. In Farmington habe es den ganzen Tag ohne Unterbruch geregnet. Wir sind halt Glückskinder – oder wenn Engel reisen…

Heute wollen wir es nochmals mit den Bistis probieren. David gibt uns den Tipp, am Strassenrand stehen zu bleiben und von dort die Formationen anzuschauen, falls die Strassenverhältnisse sich nicht gebessert haben sollten.

Bisti/De-Na-Zin Wilderness (NM)

Bis auf ein paar Gräser und Büschel ist das Schutzgebiet ca. 60 km südlich von Farmington vegetationslos. Es gibt Fossilien aller Art, hauptsächlich versteinertes Holz und mit etwas Glück findet man einen versteinerten Knochen. Das Gebiet ist von skurrilen Felsformationen durchzogen.

Wir laden unsere Kameras und Salat in unser dreckiges Auto. Der Schlamm von gestern haftet wie Beton in den Radkasten, unter den Türen, am Rückspiegel … eigentlich überall. Ich schäme mich ein bisschen, doch zum Autowaschen haben wir nun wirklich keine Zeit.

Radkasten unseres Autos


Hyundai Santa Fe AWD in Dunkelgrau (von Nahem in Braun)

Es sieht nicht so aus, als ob es in den Bistis geregnet hätte. Der eher kurze unbefestigte Weg ist sehr gut zu befahren. Auf dem Parkplatz sind nur wenige Autos, als wir unseren Dreckspatz abstellen. Wir erkunden erst das Gebiet rechts und können uns kaum sattsehen. Es geht hoch und runter, zwischen Steinen hindurch und auf Felsen hinauf. Da unser GPS-Gerät nicht funktioniert, versuchen wir erst gar nicht, die «Cracked Eggs» zu finden, von denen so geschwärmt wird. Ein deutsches Paar geht strammen Schrittes an uns vorbei, den Kopf gesenkt, mit Blick auf das Navi-Display. So, nur langsamer, wären wir vermutlich auch gewandert, hätte unser GPS funktioniert. Irgendwie bin ich froh, dass dem nicht so ist, so haben wir den Blick frei für kleine Echsen oder Häschen, die zwischen den Felsen herumhuschen.

Bisti Wilderness


Eidechse beim Sonnen


Bisti Wilderness


Bisti Wilderness


Bisti Wilderness


Bisti Wilderness


Kein Schnee, sondern Salz

Nach ein paar Kilometern bei beachtlichen Temperaturen und schönstem Sonnenschein, kehren wir zum Auto zurück, um unseren mitgebrachten Salat zu essen. Der schmeckt so lecker und frisch, kaum zu glauben, dass wir ihn gestern abgepackt im Walmart gekauft hatten.

Auf der gestern erhaltenen Karte ist eine Strasse im südlichen Teil der Wilderness eingezeichnet. Die wollen wir nun fahren und schauen, was sie uns zu bieten hat. Wir begegnen vielen Kühen, ein paar Wildpferde kreuzen unseren Weg und der Himmel ist so weit, wie ich ihn noch nie gesehen habe, übersäht mit tausenden kleinen und grossen weissen Schäfchen.

Kälbchen am Wegrand


Wildpferde





Wildpferde-Crossing

Auf dem Weg zurück nach Farmington sehen wir ein Schild mit der Aufschrift «Peaceful Valley», dem wir gespannt folgen. Kaum eingebogen, flitzt ein suizidgefährdetes Erdhörnchen über die Strasse. Was heisst hier eins? Eins nach dem anderen versucht, noch näher an unsere Räder zu gelangen, aber keines schafft es ins Regenbogenland. Zumindest nicht durch unser Auto.

In Farmington überlegen wir uns, wo wir den Sonnenuntergang fotografieren könnten. Mit den Wolken müsste er wunderbar sein, aber bis zu den Bistis möchten wir nicht mehr fahren. Da fällt mir der gestrige Angel Peak Overlook ein. In der Hoffnung, dass die Sonne im richtigen Winkel steht, um die Badlands im goldenen Licht erstrahlen zu lassen, steuern wir diesen an. Ganz perfekt ist der besagte Winkel nicht, aber trotzdem erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang, den wir ganz für uns alleine haben. Einzig ein paar Greifvögel machen einen Heidenkrach, sind aber zu weit entfernt, um sie vernünftig abschiessen zu können – mit der Kamera, versteht sich, ich bin ja Pazifistin!

Abendstimmung beim Angel Peak Overlook


Sonnenuntergang beim Angel Peak Overlook