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Autor Thema: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933  (Gelesen 29594 mal)

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Kar98

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #30 am: 09.06.2011, 17:58 Uhr »
Zum Vergleich: das höchste Hochhaus im Deutschen Reich (und zugleich in Europa) – es gab davon ohnehin nur wenige – war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 65 Meter hoch.

Von 1880 bis 1884 war der Kölner Dom das höchste Gebäude der Welt, mit 158 Metern Höhe.

mrh400

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #31 am: 09.06.2011, 18:26 Uhr »
Zum Vergleich: das höchste Hochhaus im Deutschen Reich (und zugleich in Europa) – es gab davon ohnehin nur wenige – war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 65 Meter hoch.

Von 1880 bis 1884 war der Kölner Dom das höchste Gebäude der Welt, mit 158 Metern Höhe.
:wink:
Gruß
mrh400

GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #32 am: 09.06.2011, 19:43 Uhr »
Dass das Empire State Building eine Andockstation für Luftschiffe war, hatte ich noch nicht gewusst. Sehr interessant. Toll, diese Infos!

Was praktisch gesehen ohnehin eine Schnapsidee war. Die sehr großen und vergleichsweise leichten Luftschiffe am Boden landen zu lassen, ohne dass sie weggeweht wurden, war schon schwierig genug. Wie sollte das denn in solcher Höhe, wo dann entsprechend auch noch stärkerer Wind und Aufwinde hinzukamen, praktisch funktionieren?
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Anti

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #33 am: 09.06.2011, 21:25 Uhr »
Und wenn ich dann noch an das Drama von Lakehurst denke...

KarinaNYC

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #34 am: 10.06.2011, 10:11 Uhr »
Schön, wieder ein alter Bericht  :D

spooky2109

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #35 am: 10.06.2011, 10:42 Uhr »
Tolle Infos/ Bilder und der Bericht eh! Finds auch cool, die Vergleichsbilder (damals/ heute) zu sehen.
In diesem Sinne ...  :dankeschoen: und weiter so ;) :D
LG Andrea

Nun auch mit Reisebericht(en) im Web unterwegs Mein erster Blog


GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #36 am: 13.06.2011, 17:08 Uhr »
Die Reisegruppe nach Chicago scheint sich nur kurz in New York aufgehalten zu haben. Im Fotoalbum nehmen die Bilder von New York nur eine Seite ein. Das ist für uns nicht tragisch, da Heinz und Daniela nach dem Abschluss der Fahrt mehrere Wochen in New York bei Verwandten wohnen. Wir kommen also auf New York zum Schluss noch einmal zurück.

Direkt darauf folgt – offenbar per Zug – nach Buffalo.

Das Zugfahren ist auch eine interessante Sache, die uns einmal mehr Just beschreibt, der die gleiche Tour als Nachtfahrt macht:

„Der Autobus hält nicht vor dem Bahnhofsgebäude, sondern fährt in einen Tunnel hinein. Unten wie in einer riesigen Gruft ein langer schwarzer Zug mit niedrigen Kellerfenstern. Der Bahnsteig ist leer, Bahnsteigkarten werden nicht ausgegeben, also kein Abschiednehmen und -küssen. Die Uhr ist 9.24 – das ist aber Bahnzeit, 1 Stunde früher als New Yorker 'Standard-Zeit“. Die Negerschaffner rufen: 'to bord' (an Bord). Der Zug geht ab. Alle Fernzüge werden unterirdisch durch elektrische Lokomotiven unter dem Hudson-Fluss von und zu den Fernbahnhöfen gebracht. Erst auf dem Festland wird die Dampflokomotive vorgespannt, ein großes schwarzes fauchendes Ungeheuer mit mannshohen Rädern.
 
Die Pullmanwagen sind von der Pullmangesellschaft gemietet. Jeder Wagen hat einen besonderen Namen. Unser heißt Silver Lake (Silbersee). Der Wagen ist ein einziger langer und breiter Raum. An beiden Seiten Clubsessel, immer zwei gegenüber. Die sind so breit, dass auf jedem Sitz bequem zwei Personen Platz finden könnten. An der Decke sind auf beiden Seiten längs gewölbte Behälter, hinter denen die Bettwehr tagsüber aufbewahrt wird.

Als alle sich bequem auf ihren Sitzen eingerichtet haben, kommt der Schaffner und lässt sich die Fahrkarte zeigen, nur einmal, ob einer auch tagelang mit demselben Zug fährt. Ein dicker, schwitzender Neger richtet sich den Wagen zum Schlafen her. Die obere Wölbung wird heruntergeklappt dadurch entsteht ein Obergestell. Seitenbretter schaffen einen besonderen Schlafraum. Matratzen machen aus den Sesseln unten ein unteres Bett. Grüne dicke Vorhänge unten und oben, weiße Laken: schon ist`s fertig zum Schlafen. Dann zieht man die Beine hoch und versucht sich hinter dem Vorhange auszuziehen und hängt die Kleidungsstücke auf einen Bügel längs des Vorhangs herab. Das Bett ist nicht quer, sondern längs der Fahrtrichtung. Man liegt sehr bequem. Das Fenster ist so niedrig, dass man das Kopfkissen nur doppelt unter den Kopf zu stopfen braucht, um im Liegen hinaussehen zu können.
 
So könnte man schlafen wie in 'Abrahams Schoß'. Man könnte – aber, aber. Die Lokomotiven müssen wohl schlechte Kohle feuern oder teuflisch rußen. Die niedrigen Fenster, zwei nebeneinander, sind Doppelfenster zum Schieben, die eine Hälfte ist aus Gaze. Will man frische Luft haben, kommen durch die Gaze dicke Flocken Ruß – das Bettleinen ist ganz schwarz. Schiebt man das Doppelfenster davor, ist es eine Hitze zum Umkommen. Dazu das Rattern und Rasseln, Stoßen und Schleudern des Wagens, der Zug fährt drauflos, schier über Stock und Stein, dass man hin und her geschüttelt wird. Und dauernd läutet es wie auf der Bimmelbahn, aber mit gewaltigerem Ton. Es gibt keine Bahnwärterhäuschen und Wegeschranken. An den Bahnübergängen pfeift die Lokomotive, nein sie pfeift nicht, sie brüllt. Ist man ein wenig eingedußelt, wird man auf den Haltestellen durch das An- und Abkoppeln von Wagen aus dem Schlaf gestoßen, gestoßen im wahrsten Sinne des Wortes. Die Amerikaner müssen wohl gegen Lärm und Gestoße unempfindlich sein!

Ich stehe schon sehr früh auf, um mich zu waschen. Der Waschraum hat Waschgelegenheit für vier Personen. Außerdem sind darin Bänke, auf denen man sich zum Rauchen niederlassen kann. Ich habe trotz des Wagenschleuderns und -stoßens das Kunststück fertig gebracht, mit mit einem Messer zu rasieren. Die anderen verzichteten darauf.“
(Just, S. 26-29, stark gekürzt).

Heinz und Daniela, so sie ebenfalls über Nacht fuhren, dürften sich ebenso gefühlt haben. Jedenfalls wird der Lärm und das „Geschleuder“ in mehreren zeitgenössischen Reiseberichten bemängelt.

In Buffalo wird die gerade erst im Art-Deco-Stil erbaute City Hall (Höhe: 115 Meter) abgelichtet.



Buffalo an sich wird in den zeitgenössischen Reiseberichten praktisch nicht erwähnt. Obwohl es 1930 immerhin an die 600.000 Einwohner hatte, bot es wohl für die Reisenden wenig Interessantes.


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Anti

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #37 am: 13.06.2011, 17:59 Uhr »
Zwar kenne ich die Dampfloks aus meiner Kindheit noch, aber nur vom sehen. Ich habe mir eigentlich nie darüber Gedanken gemacht, dass bei geöffnetem Fenster Qualm, Ruß und Gestank ins Abteil dringen...

GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #38 am: 16.06.2011, 20:34 Uhr »
Zwar kenne ich die Dampfloks aus meiner Kindheit noch, aber nur vom sehen. Ich habe mir eigentlich nie darüber Gedanken gemacht, dass bei geöffnetem Fenster Qualm, Ruß und Gestank ins Abteil dringen...

In wie weit dies bei deutschen Bahnen der Fall war bzw. ist (gibt ja noch Museumsbahnen, die mit Dampf fahren), kann ich nicht definitiv sagen. Allerdings schreibt ja Just diesen Ruß etc. schlechter Kohle zu und erwähnt dieses Problem ja auch ausdrücklich. Also war es wohl in Deutschland anders.

Niagara-Fälle

Weiter geht es mit den Niagarafällen, die die Reisegruppe höchstwahrscheinlich mit dem Zug erreicht. Die Fälle werden ausgiebig erkundet, von allen vier Seiten (USA-Seite, Kanada, stromaufwärts und stromabwärts) finden sich Fotos im Album.

Diese Fälle sind erdgeschichtlich relativ jung – sie entstanden erst vor ca. 12.000 Jahren, als sich mit dem Ende der Eiszeit die Großen Seen bildeten.
Den Indianern galten sie – gut verständlich – als mystischer Ort. Und auch der erste Europäer, der sie 1678 zu sehen bekam, soll vor Erstaunen auf die Knie gesunken sein. Um das Gebiet dann sogleich für Frankreich zu besetzen und ein Fort zu errichten.

Die Fälle eigneten sich aufgrund ihrer Lage im bevölkerungsreichen Osten der USA natürlich als Sehenswürdigkeit. Nachdem noch Ende des 18. Jahrhunderts nur ein einfacher Indianerpfad dorthin führte und es im weiten Umkreis keine weißen Bewohner gab, setzte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Tourismus ein – also schon lange bevor im Westen der USA überhaupt die ersten Nationalparks ausgewiesen wurden. Ja lange bevor im Westen überhaupt alle Staaten gegründet worden waren.
 
Der Besucherstrom war am Anfang noch recht bescheiden, zumal sich die Fälle ja genau an der Grenze zwischen den USA und dem britischen Kanada befanden, die von 1812 bis 1815 auch genau hier Krieg führten. Der Krieg in dieser Region begann übrigens wie folgt: Ein britischer Offizier hatte amerikanische Offiziere zum Abendessen zu Besuch. Während des Essens erhielt er die Nachricht, dass sich die beiden Länder im Krieg befänden. Dies teilte er seinen Gästen mit. Und nun? Man nahm es gentleman-like, verabschiedete sich höflich voneinander, wünschte sich gegenseitig alles Gute und die Amerikaner eilten zu ihren Truppen zurück.

Gerade aber dieser Krieg beflügelte aber den Tourismus, da man ja nun neben den Fällen auch noch die nahe gelegenen Schlachtfelder des Krieges besuchen konnte.
1845 schrieb ein Reisender begeistert, dass er mit dem Schiff nur wenige Tage bis zu den Fällen gebraucht hätte. Als dann aber in den 1850ern die Eisenbahn Niagara Falls erreichte, konnte der Massentourismus einsetzen.
Ab 1849 gab es schon die ersten „Maid of the Mist“-Schiffe, die bis an die Fälle heranfuhren. Und 1853 bemerkte ein Reisender schon jede Mengen Museen, Kuriositätenläden etc. an den Fällen.

Bekannt wurden sie nicht zuletzt als typisches Reiseziel von Hochzeitsreisenden, gerade dann im 20. Jahrhundert. Man denke nur daran, dass Cary Grant in „Arsen und Spitzenhäubchen“ seine Flitterwochen dort verbringen will – oder an den Film „Niagara“ mit Marilyn Monroe.

Heute besuchen angeblich 14. Mio Menschen pro Jahr die Fälle, die hier auch ein gewaltiges Kommerz-Angebot in unmittelbarer Entfernung finden.

1933 war das Ganze, zumal im Sommer, sicher auch sehr gut besucht, wenn auch vermutlich der Kommerz noch nicht so gewaltig war wie heute.
Natürlich besuchen auch Just und C.F. Werner die Fälle und sind begeistert. C.F. Werner schreibt:
 
„Wundervolles Erleben! Es ist wert, daß man dahin fährt. Schon zwei Stunden lauf ich sie entlang und des Schauens kein Ende! Der schönste Teil ist der Horsshoe (Pferdehuf)-Fall. Wie ein smaragdgrüner Vorhang schießt das Wasser den Katarakt hinunter. Man kann die Fälle aufwärts noch kilometerweit verfolgen, denn die Stromschnellen beginnen schon beträchtlich weiter oberhalb. Das Gebiet ist jetzt Naturschutzgebiet. Hunderte von Autos von weit her. Schöne Anlagen ringsum.“ (Werner, S. 21, gekürzt)

Hier kommen einmal Daniela vor den amerikanischen Fällen und dann noch einmal Heinz (mit Daniela dahinter):







Eine Sache fällt mir hier übrigens besonders auf den Bildern auf: das Festhalten an formeller Kleidung trotz der vermutlichen Hitze im August. Man darf ja nicht unterschätzen, wie konservativ in dieser Hinsicht Deutschland bis in die 1950er Jahre war. Ein anständiger deutscher Bürger trug natürlich einen Anzug mit Weste und Krawatte. Und einen Hut. Im Sommer dann in einer leichteren Version, aber Anzug musste sein. Die Amerikaner waren hier schon viel legerer. Da wurde – wie ein deutscher Reisender in einem Reisebericht empört feststellte – in einem heißen Eisenbahnwagen ohne jegliche Scham einfach das Jackett ausgezogen. Und auch noch die Krawatte. Und die amerikanischen Weiber, diese schamlosen Personen, zogen ihre Schuhe aus und legten ihre Füße so auf einen anderen Sitz, dass man unter ihren Kleidern ihre Unterschenkel sehen konnte. Sodom und Gomorrha!

Auch C.F. Werner ist ganz erstaunt, als er nur in Hut, Hemd und Hose und zudem – aus Versehen – Pantoffeln eine halbe Stunde mit der Straßenbahn fährt und dabei nicht einmal seinen Mitfahrenden aufgefallen ist. (Werner, S. 33).

(Und wenn wir schon dabei sind: gibt es noch etwas, was die damaligen deutschen Reisenden in den USA für ungehörig oder seltsam halten? Ja, es gibt zwei Sachen, die immer wieder erwähnt werden.
Zum einen die Musik. Die moderne amerikanische Musik, gerade der Jazz, werden von den deutschen Reisenden, zumindest von denen, die schon etwas älter sind, abgelehnt.
Und zum anderen: das Kaugummi-Kauen. Oder in der Sprache der damaligen Zeit das „Gummikauen“. Viele deutsche Reisende empfinden sich inmitten einer wiederkäuenden Kuhherde. In Deutschland ist Kaugummi-Kauen damals noch weitgehend unbekannt, erst mit dem Ende des II. Weltkriegs bringen die amerikanischen Besatzungstruppen diese Angewohnheit nach Deutschland. )



Neben dem Tourismus hatten die Fälle aber noch eine andere wesentliche Funktion ab der Mitte des 19. Jahrhunderts – die Erzeugung von elektrischer Energie. Indem man erhebliche Teile des Wassers durch Tunnel schleuste, erzeugte man schon 1896 an die 100.000 PS Energie. Der deutsche Auswanderer Jacob Schoellkopf, 1841 mit einem Schiff von Bremen nach New York gelangt, brachte die Energieerzeugung am Niagara richtig in Schwung. 1877 kaufte er den Niagara Falls Hydraulic Power Canal. Durch den Verkauf des Stroms an die gerade entstandenen Telefongesellschaften verdiente er viel Geld und erhielt den Beinamen „King of Power“.

Unsere Reisenden wussten natürlich von dieser Funktion, werden doch als Besonderheit elektrifizierte Bahnstrecken bei den Fällen abgelichtet. Im Deutschen Reichen waren solche Strecken 1933 noch die Ausnahme, schon da es aufgrund der großen Kohlevorkommen keine Notwendigkeit für elektrisch betriebene Eisenbahnen gab. Nur zur Klarstellung: auch in den USA wurden natürlich die Überlandstrecken mit Dampflokomotiven betrieben - Just hat es ja beschrieben. Aber in der Nähe der Niagarafällen, wo es Strom im Überfluss gab, war die Elektrifizierung sinnvoll.

Hier ein Bild vom Elektrizitätswerk und dann eines von einer elektrifizierten Bahntrasse:









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EDVM96

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #39 am: 17.06.2011, 01:38 Uhr »

Selbst das Geländer ist heute noch das Gleiche: Google Street View :lol:

Den hässlichen Observation Tower gab es damals zum Glück noch nicht.

SusanW

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #40 am: 21.06.2011, 15:40 Uhr »
Wirklich interessant die Reise

War selbst mit Oma und kanadischen Verwandten vor rund 34 Jahren bei den Niagara Falls und selbst da ging man noch ziemlich fein gekleidet auf solche Ausflüge  :roll: Muss mal wieder die alten Fotoalben anschauen....
Liebe Grüße 
Susan

GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #41 am: 21.06.2011, 19:45 Uhr »
War selbst mit Oma und kanadischen Verwandten vor rund 34 Jahren bei den Niagara Falls und selbst da ging man noch ziemlich fein gekleidet auf solche Ausflüge  :roll: Muss mal wieder die alten Fotoalben anschauen....

Stell doch mal ein Vergleichsbild ein - wir versprechen auch, nicht zu lachen :-)

Niagara - Toronto - Detroit

Von Niagara fährt die Reisegruppe mit einem Schiff über den Ontario-See nach Toronto und damit nach Kanada, das erst in den letzten Jahrzehnten zuvor seine Unabhängigkeit von Großbritannien erreicht hatte.

Hier ist Daniela auf dem Schiff, wohl mit Toronto im Hintergrund.




Toronto entwickelt sich gerade zur Millionenstadt und hatte in den letzten 30 Jahren seine Einwohnerzahl von 200.000 auf über 600.000 Einwohner gesteigert, was nicht zuletzt dadurch gefördert wurde, dass man von den Niagara-Fällen Strom beziehen konnte (heute hat die Stadt Toronto ca. 2,6 Mio. Einwohner und die Metropolregion noch mal 3 Millionen mehr).

Von Toronto selbst finden wir keine Bilder im Fotoalbum. Offenbar war der Aufenthalt nur sehr kurz.

Mit dem Zug geht es dann weiter nach Detroit.
Detroit war zu jener Zeit auf einem Höhepunkt seiner Bedeutung. Hatte es um 1900 gerade mal 285.000 Einwohner, hatte sich die Zahl bis 1930 auf über 1,5 Millionen mehr als verfünffacht. Gerade in den 20er Jahren wurde viel repräsentative Bauten errichtet. Der Grund für diesen Aufschwung lag in der Ansiedlung der Autoindustrie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhd., die in der Detroiter Region mit den „Big Three“ – Ford, General Motors und Chrysler – ihr Zentrum hatte (was seit dem Niedergang dieser drei Marken seit den 1950er Jahren Detroit in genau solche Schwierigkeiten bringt wie es früher damit Erfolge feierte).
Hier ein Blick von einem Hochhaus auf die Stadt und den Detroit River.


 

Just beschreibt eine Rundfahrt durch Detroit: „Jede Stadt muss wenigstens ein Gebäude haben, daß das größte der Welt ist. So werden wir zuerst zum Masonic-Tempel gefahren. 'Das ist der größte und schönste Freimaurertempel der Welt, kostet 9,5 Millionen Dollar', erklärt der Wagenführer stolz. Ich habe mir einen kleinen englischen Führer gekauft – darin steht 'cost 5000000'. Ob 4,5 Millionen Dollar mehr oder weniger, macht hier wohl nichts aus.“

Den Tempel gibt es immer noch und er ist immer noch der größte Freimaurertempel der Welt. Und Wikipedia gibt die Herstellungskosten mit 2,5 Millionen Dollar an.
 
Just weiter: „Wir fahren durch glatte Straßen, an vielen großen Tankstellen vorbei, Kirchen – es sollen im ganzen 500 sein, Holzhäuser, Straßen mit grünen Bäumen, ein großer Kirchhof mit stattlichen Bäumen und Autostraßen, aber weiter nichts als kahle aufrechtstehende Grabsteine, keine Grabhügel, keine Blumen, ein Friedhof ohne Gemüt, ohne Liebe.“

Wir können davon ausgehen, dass Heinz und Daniela wie die meisten Reisenden ihrer Zeit auch eines der Ford-Werke besuchten. Fotos gibt es nicht davon, was aber auch nicht verwundert, denn das Fotografieren war nicht gestattet.

Just beschreibt seine Eindrücke beim Besuch eines Ford-Werkes, in dem die Massenfertigung mittels Fließband für eine besondere Kostengünstigkeit der gebauten Autos sorgte (diese Technik hatte Ford übrigens nicht erfunden, sondern sich bei den Chicagoer Schlachthöfen abgeschaut):

„Wir treten in das Fabrikgebäude: alles sauber, kein Schmutz, kein Staub; Licht und Luft überall. Durch den ganzen Raum läuft die Transportkette, hinauf und hinab, daran hängen die einzelnen Maschinenteile, wie an einem Karussell. Wir beschauen zuerst die Herstellung eines Motors. Jeder Arbeiter hat nur ein paar bestimmte Handgriffe zu tun, während die Kette an ihm vorbeigeht. Die muß er aber auch erledigen. Wir sehen, daß keiner Zeit hat, sich nach den Besuchern umzudrehen: die unerbittliche Kette fordert seine Arbeit. Wir gehen an der Kette entlang, bis zur Absendung des fertigen Motors. Täglich werden 2600 Motoren hergestellt.
Nun zur Montage des Autos. Mit der Unterlage beginnt`s, sie wird auf ein laufendes Brett gesetzt. An der Kette, die entgegengesetzt läuft, hängen die Zubehörteile. Räder werden angesetzt, der Motor. Von oben schwebt die Karosserie nieder, vier Mann packen sie, ein Ruck genügt, sie sitzt in den Zapfen. Nun fahren mehrere Mann mit dem Auto mit. Unten öffnet sich ein Gang, in dem ein Arbeiter von unten her seine Handgriffe tut. Sieh, da sitzt ja ein Chauffeur schon drin. Jetzt tutet es, das Auto fährt los, hinaus aus der Fabrik. In 55 Minuten fix und fertig.“


Just muss auch bemerken, dass die Weltwirtschaftskrise seine Schatten wirft:
„Zurzeit wird nur an 5 Tagen zu 8 Stunden in einer Schicht gearbeitet, und statt der 100.000 Mann werden nur 36.000 Mann beschäftigt. Wir kommen an einem riesigen 'Autofriedhof'' vorbei, alles alte Fordwagen.“

Und wie gefiel Just die Fabrik? „Unsere Reisegesellschaft sind begeistert von dem Betrieb, von der Hygiene und der Sauberkeit, von der Schnelligkeit der Produktion usw. Mir aber würgt es in der Kehle. Dieses unheimlich laufende Band, unerbittlich für den Arbeiter – wie das Schicksal. Das preßt ihm Saft und Mark aus dem Körper. Aufs teuflischste ist ausgeklügelt, was seine letzte Kraft hergeben kann. Der Führer rühmt es, dass ungelernte Arbeiter in wenigen Minuten ihren Handgriff am Band lernten und vollwertige Arbeit leisteten. Ja, der Geist wird ausgeschaltet. Daher auch so viel unnordische Gesichter " [bei den Arbeitern]  (Just, S. 35 f., stark gekürzt)
So also Just – der ja Pfarrer war.

Und wie sieht C.F. Werner eine amerikanische Fabrik – immerhin ist er selbst Besitzer eines Industriebetriebs? Er war zwar in Detroit, aber leider nicht in den Fordwerken. Aber er besuchte eine Fabrik für Registrierkassen, die ebenfalls mit Fließbandproduktion arbeitete. Er fand die „Einrichtung und Organisation vorbildlich“. (Werner, S. 25)

Übrigens: auch wenn die Fließbandproduktion von diesen beiden deutschen Reisenden als typisch amerikanisch angesehen wird – in Deutschland wird sie zu diesem Zeitpunkt in der Automobilindustrie auch bereits genutzt.

So und als nächstes geht es zur Weltausstellung nach Chicago.
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sarahbonita

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #42 am: 21.06.2011, 21:34 Uhr »
Still und leiser, aber nicht weniger fasziniert und begeistert lesen mein Freund (Conny alias Goliath) und ich hier mit. Still und leise, weil bald der nächste USA-Urlaub ansteht und wir gut beschäftigt sind.

Auch auf der Homepage haben wir schon einiges bestaunt.

Manchmal würden wir gerne die Zeit etwas zurückdrehen können um die Welt damals nochmals mit unseren Augen zu sehen.

Liebe Grüsse
Sarah

SusanW

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #43 am: 24.06.2011, 11:34 Uhr »
Zitat
Stell doch mal ein Vergleichsbild ein - wir versprechen auch, nicht zu lachen
Die weißen Söckchen nebst Lackschühchen sind ja nicht mit drauf  :wink:   Also hier

Niagara Falls Juli 1977

Liebe Grüße 
Susan

GreyWolf

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Re: Die USA-Reise eines deutschen Ehepaares im Jahr 1933
« Antwort #44 am: 25.06.2011, 20:41 Uhr »
Und weiter geht es nach Chicago, dem eigentlichen Ziel der Reise:

Chicago

Chicago hatte seit seiner Gründung im Jahr 1833 eine unglaubliche Entwicklung vollzogen. Von wenigen hundert Einwohnern bei der Gründung war die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 1930 auf fast 3,4 Mio. Einwohner gestiegen. Zeitweise war das Wachstum der Stadt so stark, dass es sogar die Einwohnerzahl von New York City zu übertreffen schien.

Der Grund für diese Entwicklung war die exzellente Verkehrsanbindung der Stadt. Zum einen war Chicago zunächst das Drehkreuz für Transporte auf dem Wasser, nämlich zwischen dem Osten des Landes (große Seen mit den Kanälen bis zur Ostküste) und dem Mittleren Westen und dem Südosten (über Kanäle zum Mississippi und Missouri). Zum anderen war Chicago nach dem Ausbau des Eisenbahnnetzes der zentrale Knotenpunkt dieser Linien. Es ist dann auch nur logisch, dass die ersten durchgehenden Highways der USA in den 1920er Jahren wie der Lincoln Highway und die Route 66 wichtige Stationen bzw. ihren Startpunkt in Chicago hatten.

Und wie sieht der typische Deutsche denn nun Chicago? Just schreibt, als er abends mit dem Zug Chicago erreicht:

„Der Bahnhof ist unansehnlich, der Bahnhofsvorplatz schwarz. Aber auf der breiten Straße ein Meer von Licht, Hochhäuser, das Gebäude des Kaugummikönigs Wrigley märchenhaft weiß erleuchtet .... hinein in die Autoreihen. Der erste Eindruck von Chicago ist: großzügig.

Am Dienstag vormittag Rundfahrt durch die Stadt. Der erste Eindruck der Großzügigkeit vertieft sich: breite Straßen, Wolkenkratzer und Parks. Und dann die prächtige Michigan Avenue am Michigansee – 26 Meilen Seefront! Freilich treten die Gegensätze schroff nebeneinander auf: Armenviertel und häßliche Häuserblocks dicht vor den Häusern der Millionäre. An der „Goldküste Chicagos“, wie der Volksmund diese vornehme Wohngegend nennt, haben sich am Ufer des Michigansees Arbeitslose Bretterbuden zusammengenagelt. Der Volksmund nennt diese Siedlungen nach dem Präsidenten Hoover City."


Ein Foto von der "Goldküste" haben wir natürlich von Heinz




Just weiter:
"Und die Viertel der Polen, Italiener, Juden und Neger lassen an Häßlichkeit und Ärmlichkeit nichts zu wünschen. Höchstens dass einige wegen der Gangsterkämpfe interessant sind. So fahren wir am Lexington-Hotel, Hauptquartier von Al Capone, vorüber, das früher, ehe der Schmugglerkönig hinter 'eiserne Gardinen' gesperrt wurde, hinter den Fenstern mit Maschinengewehren bestückt war.“

Richtig: die berüchtigten Chicagoer Gangster.

Wie in allen Großstädten gab es natürlich auch in Chicago organisiertes Verbrechen, zunächst insbesondere von italienischen Banden. Mit der Einführung der Prohibition 1919 als bundesweites Verkaufs- und Genussverbot von Alkohol ergab sich dann aber ungewollt für die Banden ein reiches Betätigungsfeld. Zwar sank der Alkoholkonsum der Bevölkerung insgesamt deutlich – was sich übrigens positiv auf die Volksgesundheit niederschlug – aber der wenige verfügbare Alkohol konnte natürlich zu wesentlich höheren Preisen (und steuerfrei) verkauft werden. Der hierdurch erfolgende Anstieg der Straftatenzahlen – einmal wegen der neuen Delikte überhaupt, aber auch wegen der hieraus resultierenden brutalen Verteilungskämpfe – sowie die faktische Nichtdurchsetzbarkeit der Regelungen führten letztlich zur Aufhebung der Prohibition im März 1933 – also nur wenige Monate, bevor unsere Reisenden das Land betraten.
 
Die in dieser Zeit noch stärker als zuvor betriebene heimliche Herstellung von Alkohol aller Art nannte man „Moonshining“, weil man es eben heimlich nachts, bei Mondschein, betrieb. Diese Tätigkeit wird übrigens auch als eine Möglichkeit für die Katastrophe der „Hindenburg“ in Zusammenhang gebracht. Angeblich musste die „Hindenburg“ vor dem Landeanflug über einem Waldstück kreisen, das für sein Moonshining bekannt war. Es wird nun behauptet, dass solche Moonshiners die „Hindenburg“ für einen Versuch der Polizei ansahen, sie auszuspähen, worauf sie Schüsse mit Schrotflinten auf das Luftschiff abgegeben haben sollen. Das hierdurch ausströmende Gas soll sich dann bei der Landung entzündet haben. Klingt jedenfalls nicht unplausibler als manche andere Erklärung für diese Katastrophe.

Auch ein anderer Begriff wurde in dieser Zeit geprägt: die „Flüsterkneipen“ („speak easy“). So genannt, weil man dort nur flüstern sollte, damit ihr geheimer Standort in irgendwelchen Hinterhäusern oder Kellern nicht bekannt wurde.

Zwei Ansichten von Chicago von Heinz. Einmal das Wrigley-Haus, das in den 20er Jahren als Hauptsitz der gleichnamigen Kaugummi-Firma gebaut wurde (hier der Blick auf den 133,5 Meter hohen Südturm)



Das folgende Bild wurde aufgrund patriotischer Gefühle gemacht. Denn Heinz notiert hierzu, dass das Tor zu dem Gebäude anläßlich der letzten Weltausstellung 1893 in Chicago von Kaiser Wilhelm II. persönlich eingeweiht wurde:




Ein ganz wesentlicher Punkt für die Entwicklung der Stadt waren die Schlachthöfe geworden. Das Schlachtvieh wurde aus dem Westen und Süden per Eisenbahn nach Chicago verbracht, dort in (damals neuartiger und später von Ford für seine Automobilwerke kopierte) Fließbandarbeit geschlachtet und verarbeitet. Die Fleischprodukte wurden dann in den Osten, wo ja der Hauptteil der amerikanischen Bevölkerung saß, geliefert. Um die Jahrhundertwende wurden so 82 Prozent des amerikanischen Fleischbedarfs gedeckt und hierfür 12 Millionen Tiere jährlich geschlachtet. Im geschäftigsten Jahr 1924 wurde in Chicago mehr Fleisch als in jeder anderen Stadt der Welt verarbeitet. Die Arbeitsbedingungen der dort Beschäftigten waren allerdings miserabel und wurden mehrfach literarisch verarbeitet, so auch von Bert Brecht mit seiner „Heilige Johanna der Schlachthöfe“.

Interessanterweise waren die Schlachthöfe eine recht beliebte Touristenattraktion. Viele deutsche Reiseberichte schildern Besuche dort. Die im Sommer herrschende Hitze, der Gestank und das Geschrei der Tiere führten oftmals aber dazu, dass die Besucher nicht unbedingt begeistert waren. Es ist halt doch etwas Anderes, ein gutes Steak zu verzehren als seine blutige Herstellung live zu verfolgen.
Heinz und Daniela waren jedenfalls dort, denn es gibt zumindest Fotos von den Außengehegen.




Und Just beschreibt eine Führung unter dem Titel „Der Massenmord“:

„Wir kommen zu den Viehhöfen: weite Pferche, Rinder, Schafe und Schweine, in den Gängen Reiter. Wir steigen vor dem Empfangsgebäude der Fa. Swift & Compagnie aus. Ein deutschsprechender Führer geleitet uns. Hinauf über Dächer, die Luft ist voll schwelenden Holzes: unten sind die Räuchereien. Aus den Gebäuden vor uns dringt dumpfes Quietschen und Schreien: die Schweineschlächterei. Wer schwache Nerven hat, kann einen Gang herum gehen. Als die Tür aufgemacht wird, schlägt uns lautes Schweinegeschrei ans Ohr.“

Die genaue Beschreibung des Schlachtvorgangs erspare ich uns.

„Im Kühlhaus, das wir dann betreten, hängen 3000 Schafe, 1500 Kälber, 3000 Rinderseiten und noch mehr Schweine. Da rutscht auf langen schmalen Tischen Fleischseite hinter Fleischseite hinab.
Das Schlachten der Schafe können wir nicht sehen. Es ist gerade eine Pause, und hinter uns kommt eine große Schar 'höherer Töchter', so daß wir nicht warten können. Ebenso geht es uns beim Ochsenschlachten.
Dann sehen wir noch, wie die Speck- und Schinkenseiten appetitlich, geräuchert, in Gazebeuteln hängen, wie Margarine hergestellt und verpackt wird. Zum Schluss betrachten wir die Fertigwaren.“


Und wie gefiel das nun den Besuchern?

Just: „Etliche der Besucher sind entsetzt über den Massenmord und die Tierquälerei. Was uns mit Grausen erfüllt, ist die Menge der Schlachtopfer, das Schlachten am laufenden Bande – jährlich werden über 3.000.000 Rinder, 8.000.000 Schweine, 5.000.000 Schafe, 1.000.000 Kälber geschlachtet, täglich 57.000 Tiere, in jeder Minute 120 Tiere; allein in dem Betriebe von Swift & Co. Und dazu die Neger beim Schlachten – das schwarze Gesicht mit den wulstigen Lippen und dem Weiß im Auge, in dem blutgespritzten Kittel, das scharfe Schlachtmesser in der Hand!“ (Just S. 42 ff., stark gekürzt)

Mit dem ersteren hat Just natürlich Recht. Da sicherlich fast alle Besucher Fleisch aßen, ging es letztlich darum, dass viele Besucher es nur schwer ertragen konnten, zu sehen, wie viele Tiere und auf welche Weise sie getötet wurden. Dies bestätigen auch die Beschreibungen anderer deutscher Reiseschriftsteller.

Und das mit den Negern? Dazu kommen wir noch.

(Übrigens mal zum Vergleich: Im Jahr 2010 wurden in deutschen Schlachthöfen ca. 60 Mio. größere Tiere wie Rinder und Schweine geschlachtet. Dazu kommen 280 Mio. Hühner.)
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte