DI, 8.5.2012 (Süden von Puerto Rico)Schweren Herzens checkte ich schon früh aus dem tollen Hotel aus, löste mein Auto aus und fuhr ein ganzes Stück nach Süden, natürlich nicht, ohne erst einmal wieder im Stau zu stehen.
Die Ruta Panoramica wollte ich erreichen, eine ausgeschilderte Panoramastraße, die von Ost nach West einmal quer durch das gesamte Land führte. Ich wollte sozusagen das Mittelstück befahren. Ob mir das gelungen ist, bin ich mir nicht ganz sicher. Auch falls die eine oder andere Straße nicht Teil der Ruta Panoramica war, war es idyllisch genug um einen vollwertigen Ersatz zu bieten. Es gab einige Aussichtspunkte, teilweise sehr schmale Stücke unter Baumdächern, teilweise schlängelte die Straße sich Berge hoch und runter. Zu den Hunden auf den Straßen gesellten sich nun Hühner und teilweise merkwürdige Gefährte, uralte Autos waren hier unterwegs, manche fast schrottreif, manche liebevoll aufgebaut und gepflegt.
Schulbusse wie in den USA:
Ich habe hier nicht sehr viel fotografiert. Teilweise war das Anhalten nicht möglich und bei den etwas diesigen Sichtverhältnissen in den Bergen wäre auf Fotos nicht viel Ausblick übrig geblieben. Und außerdem habt ihr schon einige Dschungelbilder gesehen, daher zur Abwechslung mal Blumen:
Hier benötigte ich weniger Zeit als gedacht, sodass ich mittags in Ponce ankam, einer kolonialen Stadt an der Südküste mit etwas marodem Charme, eben nicht so aufgeputzt wie San Juan. Leider oder in dem Fall zum Glück bezogen die Sehenswürdigkeiten sich auf wenige Straßenzüge, denn für eine Stadtbesichtigung hatte ich wirklich nicht die günstigste Zeit ausgesucht. Die Sonne stand nahezu im Zenit und brannte mir unbarmherzig auf den Schädel, kein Lüftchen bewegte sich. Wäre ich eine Comicfigur, hätte man beobachten können, wie ich einmal von oben nach unten durchglühte und dann in ein Häufchen Asche zerfiel, aus dem noch ein kleiner Rauchschwaden hochstieg.
Die Feuerwehr:
Ich nehme mal an, die vielen Löwen hier in der Stadt Ponce haben hier ihre Daseinsberechtigung in Erinnerung an den spanischen Entdecker Ponce de Leon:
Shopping? Kunstblumen gibt´s an jeder Ecke!
Und Jeans werden mit dem Hinterteil zum Betrachter ausgestellt. Da weiß man doch gleich, was hier wichtig ist und denkt an Jennifer Lopez "the butt":
So schleppte ich mich von Schatten zu Schatten, immer in guter Gesellschaft anderer, die ebenfalls den Schatten suchten.
Ich landete schließlich in einer - sagen wir mal schlichten - Kneipe, in der ich die Wahl hatte zwischen Meatballs und Chicken für jeweils 6 USD. Die Englischkenntnisse der Bedienung hier beschränkten sich auf "eight con sesenta y tres" und "thank you". Übrigens war es für einen der anderen Anwesenden hier kein Problem mal eben zwei Bier zu zischen. Hilfe, ich wäre umgefallen!
Die Navi kannte die Adresse des Hotels nicht. Gut, dass im Reiseführer das Hotel erwähnt und auf einer groben Karte eingezeichnet war, und gut, dass ich noch eine ziemlich genaue Straßenkarte dabei hatte. Fast zufällig landete ich aber ohnehin schon auf der richtigen Straße, und der Rest des Nachmittags in dem offensichtlich bei weitem nicht ausgebuchten einsam an der Südküste liegenden Hotels Copamarina Beach Resort gehörte einem Gazebo am Strand mit Blick auf Palmen.
Erst ging es an diesem schönen Küstenstreifen entlang:
Der Blick von meiner Terrasse:
Der Strand hier - hier war es wirklich so leer!
Und weil ich den Hals nicht voll genug bekommen kann, musste es heute noch ein Ausflug in die Bioluminiscent Bay sein. Davon gibt es auf der ganzen Welt nur sehr wenige, ich meine etwas von fünf gelesen zu haben, drei davon gehören zu Puerto Rico. So fuhr ich nach La Parguera und buchte eine Tour im Glasbodenboot. Und hier bekam ich dann mal einen grundsätzlichen Eindruck von puertoricanischer Lässigkeit und Lebensfreude. Um 19.30 Uhr sollte es losgehen, genug Zeit vorher noch etwas zu essen in einem der vielen Lokale am Anleger. Gegen 19.45 betrat jemand das Boot, Telefon in der einen Hand, Besen in der anderen und schaltete erst einmal das Radio an, das fortan über Lautsprecher durch die Nacht plärrte und machte erst einmal Großreinigung oder zumindest wedelte er einige Minuten hier und dort mit dem Besen herum.
Dann ging es nach dem Boarding der bereits anwesenden fünf Fahrgäste gegen 20 Uhr fast schon los, aber nur fast, denn um 20.15 Uhr betraten fast zeitgleich der unschwer zu erkennende Kapitän und eine US Jugendgruppe oder so das Boot, und so ging es fast pünktlich los, mit lautem Geknatter und vom Radio beschallt zur Bay.
Immerhin wurden dort Motor und das Radio ausgeschaltet, ein bisschen was erklärt und vorgeführt. So konnte man seine Hand in einen herausgeschöpften Eimer mit Wasser stecken und sehen, wie es im Wasser von der Bewegung zu glimmen begann. Ein Mitarbeiter sprang vom Dach des Schiffes in die Bay und wirkte wie von unten angestrahlt, ein anderer Mitarbeiter übergoss sich mit mehreren Eimern Wasser und strahlte unwirklich. Viel erklärt wurde dazu leider nicht. Aber da die Mitarbeiter sich in der Bay durchaus Mühe gegeben hatten und die laute Musik hier, wie ich inzwischen herausfand, wohl zum Standard gehörte, gibt es hierfür noch eine Vier minus.
Deutlich passender und stimmungsvoller wäre bestimmt die alternativ angebotene Kajaktour gewesen, aber so etwas traute ich mich nicht, nicht einmal in Begleitung. Puuuhhh, mitten in der Nacht im dunklen Wasser herumpaddeln - nix für mich!
Fotos gibt es nur vom Anleger. Mit Blitz hätte man von dem leuchtenden Wasser nichts gesehen und ohne Blitz war das Bild nichts als einfach nur schwarz. Also: Hinfahren und selbst gucken, vielleicht jedoch wirklich lieber mit dem Kajak.