DO, 17.05.2012 (Chicago)Milwaukee war mein Ziel und ich machte mich daher wieder auf die bekannte Strecke Richtung Norden.
In einem IHOP unterwegs, in dem wohl außer Truckern noch eine Menge Locals unterwegs waren, fand ich gleich einen Gesprächspartner. Will sagen: Ich fand jemanden, der mir etwas erzählte, während ich mir hervorragende Pancakes mit Peanut- und Schokosauce schmecken ließ. Er erzählte mir, dass seiner erwachsenen Tochter auch immer etwas von der Gabel fiel wie mir. Und außerdem erfuhr ich noch eine Menge weiterer Details über seine Familie, die ich längst schon wieder vergessen habe.
Milwaukee wirkte schon bei der Anfahrt eher gemütlich bis verschlafen und - ohne jemandem zu nahe treten zu wollen - ähnlich lebendig und attraktiv wie Suhl, Hamm in Westfalen oder Vechta am Sonntag.
Erst ging es in´s Harley Davidson Museum. Schon auf dem Parkplatz merkte man, dass Motorräder hier Vorrang hatten, denn hierfür war sehr viel Platz direkt vor dem Eingang.
Ein echter Fan hätte hier sicherlich Stunden verbringen können. Für mich war es mit einem kurzen Bummel durch die Ausstellungsräume getan.
Am Schluss konnte man noch "probesitzen". Abgesehen davon, dass ich bei einigen der Maschinen erst einmal überlegen musste, wie ich nun da drauf kam, waren die übrigens gar nicht mal so unbequem.
Suchbild: Wo bin ich?
Ich fuhr weiter in die Stadt um dir Innenstadt ein wenig zu erkunden. Hierzu muss ich sagen, dass ich wieder mal in keinem Museum war, mir nicht einmal die Brauereitour angetan habe (da war ich schließlich im letzten Herbst in Golden erst gut versorgt worden).
Ganz witzig, aber wohl eher unfreiwillig komisch war die "Gegenveranstaltung" zu Harley Davidson, die mir gleich auf den ersten Metern in der Stadt ins Auge fiel:
und besonders die Budget-Version, die direkt davor geparkt war:
Milwaukee wurde im Reiseführer als deutscheste Stadt der USA beschrieben und ich fand auch gleich ein Haus, das auch direkt an fränkische Gaststätten erinnerte (vielleicht Bamberg oder so?). Die Speisekarte war lustig.
Auch an dem Kriegsdenkmal hier sah man, dass hier sicherlich viele Auswanderer aus deutschsprachigen Ländern lebten, immerhin waren hier etliche deutsche Namen wie "Wagner", "Hofmann", "Braubach" und "Dietrich" verewigt.
Ich hatte ein bisschen gehofft, hier in der Heimatstadt der Harley Davidson ein bisschen Kultatmosphäre schnuppern zu können, halt coole Typen auf lauten Motorrädern, aber die fanden es hier wohl auch nicht soooo toll, zumindest heute nicht.
Milwaukee ist für mich insgesamt nicht so sehr der Bringer gewesen. Es ist vielleicht ganz nett mal dort eine Stunde oder so zu halten, wenn man ohnehin vorbei kommt, es gibt das eine oder andere ganz hübsche Haus und ein paar nett aussehende Kneipen punktuell über die Stadt versprengt, aber alles nichts, was mich vom Hocker riss. Ich denke mal, das nächste Mal werde ich nicht zwingend einen Ausflug nach Milwaukee machen, wenn es mich mal wieder in diese Gegend verschlagen sollte, was wegen Chicago durchaus drin wäre.
In Chicago wollte ich nun noch kurz die Old Town besuchen, wo es auch Straßen wie Goethestraße und Schillerstraße gab. Hier war es sehr nett. Im nahen Lincoln Park und an einem der Stadtstrände entspannten die Leute. Und wieder mal sah man deutlich, dass amerikanische Städte eben nicht nur langweilig "quadratisch, praktisch, gut" waren, sondern durchaus auch für´s Flanieren und Spazierengehen einiges zu bieten hatten.
Hier am Stadtstrand (der, den man beim Blick von Hancock Building ganz hinten sieht) gab es richtiges Strandleben mit Verleih von irgendwelchen Gerätschaften um Spaß auf dem Wasser zu haben und ein Netz für Beach Volleyball. Komisch, irgendwie habe ich´s nicht fotografiert.
Heute war mein letzter Abend in der Stadt und ein bisschen traurig machte ich mich auf ins Hotel um meinen ganzen Krims und Krams zu verpacken, alte Schuhe und Shirts noch zu entsorgen, noch unvermeidliche Besorgungen zu machen. Eine spezielle Zahnbürste, Deostifte und ein Starbucks-Gutschein als Mitbringsel für den nächsten gemeinsamen Mutter- und-Tochter-Weiber-Urlaub mussten noch dringend her.
Mein neunter USA-Urlaub schloss mit einer weiteren Premiere: Niemals zuvor war ich in einem Hardrock-Café. aber wenn so eins nun mal fast neben dem Hotel liegt, dann schrie es ja fast nach meinem Besuch. Die Stimmung hier war gut, das Bier und das Steak auch und "mein" Kellner sagte mindestens dreimal "Darling" zu mir, na wenn das mal nichts ist als Gesamtpaket!
Chicago finde ich toll! Die Stadt hat viel zu bieten, aber auf eine irgendwie bescheidene und selbstverständliche Weise, ohne sich betont selbst kultivieren und rühmen zu müssen wie New York. Es war hier angenehm leer, aber nicht unbelebt. Und ich finde, dass Chicago gerade durch die Lage im Grünen und am Wasser absolut lebens- und liebenswert ist. Wieder einmal hatte ich einen potenziellen Ort gefunden, an dem zu leben ich mir durchaus vorstellen konnte. Zumindest mit dem schönen Wetter der letzten Tage hat "the windy City" auch einige Bedenken und Befürchtungen hinsichtlich des überall immer wieder nebenbei in Filmen beschriebenen rauen Klimas zerstreut.