MO, 25.10.2010: Scottsdale (Ballonfahrt und Apache Trail)5 Uhr Aufstehen, Kaffee trinken, losfahren im Stockdunkeln. Wohin? Zum Deer Valley Airport, wo der Treffpunkt zur Erfüllung eines großen Wunsches von mir war, eine Ballonfahrt sollte es geben. Oh Gott oh Gott, gab´s denn hier kein Klo? Und war ich hier richtig? Beide Fragen waren schnell gelöst, es trudelten noch andere Ballonpassagiere ein und ein großes Aufgebot an Crew: Ich war in Van No. 3 eingeteilt, gemeinsam mit einem britischen Ehepaar und einigen Amis, die erstaunlicherweise zum Großteil aus der Region kamen.
6.30 Uhr war das Treffen, kurz darauf ging´s los, etwa eine halbe Stunde zum Startplatz der Ballons, keine Ahnung, wo genau wir waren. Dort warteten schon mehrere Fahrzeuge mit Anhängern und andere Helfer, sowie unser Pilot Patrick gemeinsam mit anderen Piloten. Alles sah sehr wichtig und bedeutsam aus. Zunächst musste jeder unterschreiben, welche Gefahren für Leib und Leben er freiwillig und im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte auf sich nimmt, dann durfte jeder jeden mit jedem fotografieren. Die übrige Zeit verbrachte man damit die Verwandtschaft anzurufen und zu verkünden, dass es nun gleich losgehe.
Upps, das ging aber schnell. Bei der Ankunft meckerte die kleine Miss Ungeduld in mir schon herum, dass das ja nun noch Stuuuundeeeen dauern müsse, aber nix da. 10 Minuten nach unserer Ankunft hatten Patrick und die beiden Helfer den Korb zusammengebaut, dann wurde mit großen Ventilatoren Wind in den Ballon gepustet und nach weiteren 10 Minuten waren wir startklar. Los ging´s!
Wo war meine Höhenangst geblieben? Weg war sie! Keine einzige Sekunde hatte ich Angst, dass mir etwas über Bord gehen könnte, beispielsweise mein mehrfach durch Reißverschlüsse usw. gesicherter Schlüssel.
Leider war´s ein trüber Tag, die Landschaft unter uns eher uninteressant, sodass die Fotos nun keinen vom Hocker reißen. Interessant war´s ungeachtet dessen aber absolut! Allein durch die Höhe wurde es etwas kühler, wir waren 5000 Feet über Grund, über den Wolken, dann wieder flogen wir (pardon, ich meine wir fuhren) knapp über dem Boden. Es war fast windstill, da der Ballon sich ja mit dem Wind bewegt und somit kein Luftzug zu spüren ist. Die im Prospekt versprochenen Koyoten sah man leider nicht, dafür konnte man die Pools und einfallslosen Gärten der Häuser unter uns gut sehen.
Selbstverständlich hatten wir in unserem Korb den Chefpiloten der Mannschaft mitbekommen. Das sagt zur Beruhigung bestimmt jeder der Kollegen in seinem Korb gerade
Wir bekamen gute Erklärungen zum Ballonfahren und routinierte Witzchen.
Nach einer Stunde war´s vorbei: Wir sollten uns alle mit dem Rücken gegen die Fahrtrichtung stellen und uns gut festhalten. Oha, was wurde das wohl? Die Landung war aber sanfter als so manches meiner Einparkmanöver wenn ich genervt bin und sanfter als so manche Landung, bei der ich am Urlaubsziel auf Platz 34c oder so ankomme. Am Landeplatz erwarteten uns schon unsere Helfer, die sofort begannen die Britin in ihrem rosa Jogginganzug aus dem Korb zu hieven, den Ballon wieder einzupacken, Picknicktische aufzubauen, Freixenet und für jeden einen Frühstücksteller anzurichten. Dann gab´s noch eine Stunde Frühstück, die Abrechnung, eine Urkunde und Smalltalk, alles wirklich sehr gut organisiert (bis auf die Dankesmail des Veranstalters, die 2 Tage später kam und für mich begann mit "dear Catherine"). Um 10 Uhr war ich wieder am Auto.
Mein Fazit: Wer das mit dem Ballon mal probieren will, sollte es unbedingt tun. Die Touren starten zumindest morgens wohl sehr zuverlässig, während man in Deutschland immer wieder von monatelang verschobenen Starts hört. Ich fand es interessant und sehr schön. So günstig wie dort bekommt man eine Ballonfahrt in Deutschland nicht (155 USD all incl.). Man sollte aber zumindest dort nicht allzu viel erwarten in Bezug auf das, was es zu sehen gibt. Man startet letztlich am Rande eines Wohngebietes, überfliegt einige Häuser, eine Straße, einen Hügel mit Saguaros und schon ist´s vorbei.
Gut, also machte ich mich auf Richtung Apache Junction. Der Apache Trail sollte es nämlich heute auch noch sein, übrigens mit der ersten unbefestigten Straße meiner USA-Reisehistorie, wenn man von der Straße nach Bodie absieht. Irgendwie bin ich doch naiv, hatte ich doch gar nicht damit gerechnet, dass bis Apache Junction so richtig Großstadt ist? Dann wurde es schlagartig leerer.
Erster (sehr, sehr kurzer) Stopp in Goldfield, leider wie viele "Geisterstädte" eher ein Kitschmarkt und Essensstation. Trotzdem wurde natürlich wie so oft in den USA vor den Gefahren dieser alten Minenstadt gewarnt.
Dann fuhr ich weiter und war bald inmitten allerschönster Landschaft mit Unmengen von Saguaros, verschiedenen anderen Kakteen, Seen und dazwischen war die noch geteerte Straße, die sich schön schlängelte. Ich fuhr immer wieder rechts heran um andere überholen zu lassen, wollte mich doch von den Eiligen nicht hetzen lassen.
Dann kündigte ein Schild an, dass nun 22 Meilen unbefestigter Strecke folgten. War ja harmlos; breit und fest, sogar PKW mit Anhänger kamen mir entgegen. Die waren wohl unten bei ihren Booten, nahm ich an. Am ersten Parkplatz brauchte ich nun aber erst einmal ein Picknick. Windig war´s und recht kühl, deshalb gab´s Picknick typisch amerikanisch: Im Auto sitzend mit Blick auf die Landschaft draußen: ein Wrap aus der Kühltheke, Obst, eine Käsestange, ein Joghurt.
Nun folgten aber bis zum Fluss unten einige Meilen, die mich zwar nicht verzweifeln ließen, aber durchaus nicht mit mehr als 10 Meilen pro Stunde zu fahren waren: Es wurde, eng, steil, kurvig. Gut, dass ich dem Auto so vertraute. Ganz allein war man fast nie, aber zum Glück gab´s keinen Gegenverkehr an den besonders engen Stellen. Herrlich, wenn man ausstieg war man von Stille umgeben mitten in dieser Landschaft, die ich bisher nur aus Filmen kannte. Besonders schön war es, wenn zwischendurch das Blau eines Sees aufblitzte. Dumm nur, dass das Fahren immer so sehr von der Landschaft ablenkte
Ab Roosevelt gab´s dann eine nagelneue gut ausgebaute Straße, die mich sicher zurück brachte nach Scottsdale, wo ich mich ein bisschen ausruhte und dann zu Fuß in die Old Town zum Essen ging. Sehr nett: Zimmermädchen Marizia hatte als Dank für den Tip ein "Thank you" auf eine Karte gemalt und mit 2 Schokotäfelchen auf den Nachttisch gestellt.
Ach ja, fast hätte ich´s vergessen: Morgens gleich nach dem Aufstehen ein Anruf bei Barclaycard: Meine Karte sei aus Sicherheitsgründen gesperrt worden. Zu ungewöhnlich war es wohl, dass jemand eine Kreditkarte einsetzt um zu tanken, einen Nationalparkpass zu bezahlen oder ein paar Shirts zu kaufen.
Das Callcentermädelchen brachte brav und geduldig immer wieder ihre Standardsprüche, dass es um meine Sicherheit gehe, dass die Karte ja auch hätte defekt sein können und ich doch froh sein könne, dass es nicht so sei, dass Betrüger ihre Masche ja immer wieder wechselten und meistens ganz harmlos anfingen und dass man schließlich versucht habe mich zu erreichen. Nein, jetzt solle ich noch nicht ankündigen, wann ich das nächste Mal im Ausland sei, und nein, per SMS könne man mich nicht über die Vermutung eines Betrugsversuches informieren. Na super! Falls ich nach dem Urlaub Langeweile habe, werde ich denen mal schreiben und um eine Erklärung für die doofen Sprüche bitten und um eine Erklärung, wie man bei der nun bereits wiederholten Sperrung der Karte nun sicherstellen möchte, dass ich sie auch für genau das nutzen kann, wofür ich sie besitze. Im Grunde habe ich mich aber schon fast entschieden, mir einen anderen Kartenanbieter zu suchen, bei dem ich eine Reiserücktrittversicherung mit drin habe und der eine 24-Stunden-Hotline besitzt. Mal sehen.
Hotel: nochmals Courtyard by Marriott Scottsdale Old Town
Gefahren: 244 Meilen