Moment, bevor es weitergeht ... mal kurz was ankuppeln ... fertig
... Fortsetzung 17.4.
Strasburg, PA - Phildelphia - Toms River, NJIch wachte schon um 6 Uhr morgens auf, weil mir richtig kalt war. Ein Laken und eine relativ dünne Wolldecke kamen irgendwie gegen die morgendliche Kälte nicht an. Etwas schlotternd zog ich mich schnell an. Heißen Kaffee gab’s nicht, also machte ich eine Morgenrunde nach draußen. Bewegung macht ja warm.
Die anderen schliefen noch selig und wachten auch durch mein Zähneklappern nicht auf.
Ich schnappte mir den Foto und fotografierte jede Menge Cabooses und den schönen Morgenhimmel. Links und rechts vom Motelgebäude stehen Eisenbahnwagen, die teilweise mit dem Gebäude verbunden sind. In dem vorderen vermutete ich den Speisewagen, aber von Kaffeeduft und geschäftigem Geschirrklapper keine Spur. Genau genommen war noch nicht mal Licht an.
Ich beschloss, ihnen bis 7 Uhr Zeit zu geben, die Kaffeemaschine anzuschmeißen, ging wieder zu unserem Wagen zurück, und setzte im Geiste einen Schlafsack und einen kleinen Campingkocher samt Wasserkessel ganz obenauf auf die Liste der Dinge, ohne die man nie reisen sollte.
Der Rest der Familie wurde nun langsam wach, von Frieren keine Spur. Auf der Straße herrschte auch schon wieder geschäftiger Betrieb, Rushhour bei den Amish.
So langsam zeigten sich auch die ersten Gesichter von weiteren Gästen auf dem Platz und ich ging noch mal raus, da das Fotolicht nun für manche Aufnahmen besser war.
Es war nun viertel nach sieben, aber der Speisewagen war immer noch im Dunkeln.
Schlafen die hier alle so lang?
Wir räumten noch unsere Sachen zusammen und gingen gegen halb 8 Richtung Speisewagen. Es stellte sich dann heraus, dass es der linke Wagen war und dieser seit 7 geöffnet hatte.
Das Frühstück war richtig lecker und die Kellnerin sehr nett. Es war noch ziemlich leer und so hatte sie Zeit für einen Schwatz. Sie hat auch ein bisschen von den Amish People in der Gegend erzählt, dass sie nicht nur auf ihren Farmen arbeiten. Sie gehen durchaus auch in einen Supermarkt oder fahren in einem Truck mit, wenn jemand z.B. im Wald arbeitet. Andere wiederum vermarkten ihre Produkte (Lebensmittel, Möbel etc.) in umliegenden Shops. Ihre Pferde holen sie sich meist von der Rennbahn, es sind ehemalige Traber.
Zur Freude nicht nur der Kids drückte sie auch irgendwann mal auf einen Knopf, der im Speisewagen ein täuschend ähnliches Schienenruckeln auslöste, mit den entsprechenden Hintergrundgeräuschen. Es war tatsächlich als würde man fahren.
Nach dem Frühstück spazierten wir zum Bahnhof der
Strasburg Railway.Dort wurden gerade zwei Loks gewartet und mit Kohle und Wasser versorgt. Die Kohle wurde allerdings nicht sehr stilgerecht mit einem Schaufelbagger in den Tender geleert. Eine wunderschöne Western Schlepptenderlok war vor dem Lokschuppen und lief sich offensichtlich gerade warm. Unser Foto lief ebenfalls heiß. Gegenüber vom Bahnhof ist das
Pennsylvania Railroad Museum, aber dafür hat unsere Zeit leider nicht gereicht.
Wir gingen wieder zurück ins Motel und checkten aus. Es hat uns ausnehmend gut gefallen dort und im Nachhinein ärgere ich mich, dass wir nicht noch eine Nacht geblieben sind.
Kurz vor 11 parkten wir am Bahnhof und kauften Karten für die Zugfahrt. Die dauert ca. eine dreiviertel Stunde und führt nach Paradise und wieder zurück. Mit uns im Wagen saßen jede Menge Amish People, die offensichtlich auf dem Weg zu einem Picknick waren.
Die Fahrt im Plüschsitze Abteil war recht nett, wir kamen an vielen Farmen in schöner grüner Landschaft vorbei.
Wieder zurück am Bahnhof schauten wir uns noch die Amish Kutschen und Pferde an, die ebenfalls an einem kleinen Grünstreifen unter Bäumen auf dem Parkplatz parkten. Es war ein seltsamer Anblick, auf der einen Seite Reihen von Autos, dahinter die geparkten Kutschen.
Dann fuhren wir Richtung Lancaster los. Wir wollten noch mal in ein Outlet Center gehen, das uns auf dem Hinweg aufgefallen war. Und was sahen wir dort als erstes? Einen Coleman Laden. Den enterten wir sofort und und fanden auch ein paar Kleinigkeiten, die wir beim Campen gut gebrauchen können und die kräftig reduziert waren.
In einem weiteren Laden gab es Kinderkleidung von Wrangler und Lee um 50 % reduziert, das war auch nicht schlecht. Und ohne Sales Tax. Das hielt sich aber alles im Rahmen, da ich vor der Reise vorsichtigerweise die Sommerbestände geprüft hatte und nur kaufte, was fehlte.
Nach einem kleinen Imbiss fuhren wir dann endgültig Richtung Philadelphia los. Dort kamen wir natürlich viel zu spät an, um noch zu Öffnungszeiten irgendwas zu besichtigen. Wir parkten am Seaport Museum am Fluß und liefen die Promenade entlang und dann Richtung Old Town bis zur Elfreth Alley. Dies ist ja wirklich eine wunderschöne kleine Gasse. Wir liefen einmal hin und wieder zurück und setzten uns dann auf eine Bank.
Ja, und dann nahm das Verhängnis seinen Lauf ... ich legte den Foto neben mich und sagte noch so halblaut, dass ich den ja nicht da vergessen darf.
Wir machten noch eine Runde zur Liberty Bell, zur Old City Hall, gingen dann zum Wagen zurück und fuhren in einem Rutsch durch bis fast an die Küste. Dort suchten wir im Dunkeln nach einem Motel, fanden dann endlich eins in Toms River und gingen noch zu Friendlys zu einem späten Abendessen. Und da merkten wir erst, dass der Foto wohl immer noch, bzw. vermutlich nicht mehr, auf der Bank vor der Elfreth Alley liegt. Die Stimmung war nun mehr als gedrückt und ich konnte mir das Heulen gerade so lange verkneifen, bis wir wieder im Motelzimmer waren.
Ich glaube es ist an die 30 Jahre her, dass ich was wirklich wichtiges irgendwo habe liegen lassen, aber nun war es wohl mal wieder soweit. All die Fotos von den Cabooses, den Amish Kutschen am Parkplatz und von den Dampfloks ... weg! Samt Foto und einigen Speicherkarten. Wobei mir der Foto selber in dem Moment am unwichtigsten war.
Fortsetzung folgt ...