usa-reise.de Forum

Autor Thema: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA  (Gelesen 95856 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Nekochan

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 282
    • Mein Blog
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #75 am: 25.11.2007, 10:31 Uhr »
Guten Morgen! Dann fahren wir doch mal weiter. Leider müssen wir heute schon das schöne Chicago verlassen...

4.9.2007: Chicago-Granite City
Nach dem Auschecken fahren wir mit unserem Impala zunächst zu National Rent-a-Car. Dort bekommen wir ohne Probleme einen Austauschwagen, wieder einen Impala, dieses Mal aber in rot. Die Dame, die uns den Wagen in der Tiefgarage übergibt, ist leicht im Stress. Wir weisen sie auf einen leichten Schaden in der Stoßstange des neuen Autos hin und bekommen signalisiert, dass alles OK sei und wir fahren können. Nachdem wir eh schon mit dem Auto in der Innenstadt unterwegs sind, fahren wir zum Art Institute of Chicago und biegen dort auf die Adams Street ab. Hier ist der offizielle Beginn der Route 66, signalisiert durch das erste von unzähligen braunen Schildern. Wir fahren direkt unterhalb des Sears Towers vorbei und verlassen Downtown Chicago. Während im Rückspiegel noch die glitzernden Hochhäuser zu sehen sind, wird die Gegend, durch die wir fahren, im Laufe der Zeit immer einfacher.


Beginn der Route 66 an der Adams Street in Chicago

Ein kurzes Stück müssen wir über die I 55 fahren, da diese hier direkt über den originalen Verlauf der Route 66 gebaut wurde. Als wir uns etwas später allzu wörtlich an die Wegbeschreibung im Reiseführer halten, befinden wir uns auf einmal auf der mautpflichtigen I 355. In unserem Bemühen, so schnell wie möglich umzukehren, umfahren wir auch noch die Kassenhäuschen und werden so zu Mautprellern. Ein paar Minuten später - auf dem Rückweg - erzählen wir einem Kassierer von unserem Missgeschick und bekommen einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem beschrieben steht, wie man die Maut online nachbezahlt.

Joliet, knapp 60 km hinter dem Beginn der Route 66 spielt eine wichtige Rolle im Film "Blues Brothers": Wir verlassen für ein paar Kilometer unsere Route, um zum Joliet Correctional Center zu kommen, den Gefängnis, aus dem Jake Blues zu Beginn des Films entlassen wird. Joliet ist sichtlich stolz auf diesen Filmauftritt: Wir sehen eine (leider geschlossene) Eisdiele, mit lebensgroßen Figuren der tanzenden Blues Brothers auf dem Dach. Die beiden haben es sich auch im ortsansässigen Route 66 Visitor-Center gemütlich gemacht.


Joliet Correctional Center


Route 66-Denkmal in Joliet


Blues Brothers im Route 66 Visitor Center in Joliet

Im weiteren Verlauf der Strecke wird die Gegend deutlich ländlicher. Die alte Route 66 zeigt ein Bild, das uns im weiteren Verlauf der Reise wohl noch über lange Zeit begleiten wird: Landstraße, Telegraphenmasten und Eisenbahnstrecke laufen einträchtig nebeneinander her. Kurz darauf sehen wir die erste typische Route 66-Sehenswürdigkeit: In Wilmington, knapp 25 km hinter Joliet steht der Gemini Giant, ein besonders gut erhaltener Muffler Man. Diese überlebensgroßen Figuren waren als Werbung gedacht und hielten ursprünglich einen Auspufftopf in der Hand. Später wurde der Auspuff entfernt und teilweise durch andere Gegenstände ersetzt. Der Gemini Giant ist zum Astronauten umdekoriert wurden und hält eine Rakete in der Hand.


Route 66 mit Telegrafenmasten und Eisenbahn


Gemini Giant Muffler Man, Wilmington

Kurz hinter Wilmington wird die Straße zur Frontage Road und verläuft im Folgenden direkt neben der Autobahn. Wir kommen aber durch alle kleinen Ortschaften, die von der Autobahn umfahren werden. Dort sehen wir schöne alte Tankstellen und teilweise neben der Straße Stücke einer noch älteren Streckenführung, die langsam vom Gras überwuchert werden. In Lexington wird ein solches Stück von örtlichen Enthusiasten gepflegt. An dieser "Memory Lane" kann man zu Fuß über den alten Asphalt spazieren gehen und nachgemachte alte Werbeschilder sowie Burma-Shave-Tafeln bewundern. Diese Tafeln waren als Werbung für Rasierschaum gedacht. Jeweils fünf Tafeln der am Rand der Straße aufgestellten Tafeln ergaben zusammen einen als Vers abgefassten Werbespruch.


Route 66 Memory Lane in Lexington

Etwas später kommen wir nach Springfield, die Hauptstadt von Illinois. Hier führt unsere Strecke direkt durch die Stadt, vorbei am Capitol mit einer schönen Kuppel. In Springfield treffen wir die ersten anderen Route-66-Fahrer: Ein Vater, der zu seinem 65. Geburtstag die Strecke gemeinsam mit seinem Sohn auf dem Chopper abfährt. Die beiden tragen selber bebügelte "Father" und "Son"-T-Shirts. Echt cool.

Weiter geht es durch ebenes Farmland entlang der I 55 in Richtung Südwesten. Neben weiteren alten Tankstellen kommen wir noch an einer relativ verrückten Sehenswürdigkeit vorbei: Eine kleine Kopie des bekannten Jackrabbit Trading Post in Arizona. Auch hier stehen jede Menge Hasen herum, die Werbetafel erinnert ebenfalls stark an des große Vorbild, allerdings lautet der Werbespruch "Hare It Is" anstelle von "Here It Is"…


Alte Shell-Tankstelle in Mt. Olive


Harry's Rabitt Ranch in Staunton

Wir fahren bis zur alten Chain of Rocks Bridge kurz hinter Granite City, eine Brücke mit eingebauten "Knick". Früher führte die Route 66 über diese Brücke, allerdings wurde die Brücke 1967 geschlossen und ist heute nur für Fußgänger und Fahrradfahrer geöffnet. Während wir über die Brücke nach Missouri und wieder zurück spazieren fließt der breite Missisippi träge unter unseren Füßen dahin. Nach St. Louis wollen wir erst morgen, also suchen wir uns in der Nähe der Brücke ein Motel. Der Mensch an der Rezeption hat noch nie so etwas wie deutsche Ausweise oder Reisepässe gesehen und verwechselt fast Dirks Geburtsort mit seinem Namen.


Chain of Rocks Bridge über den Mississippi bei St. Louis

Fortsetzung folgt...

Schöne Grüße,
Katharina
The best creator next to God is a civil engineer

Willi

  • Gast
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #76 am: 25.11.2007, 11:38 Uhr »
Hallo Katharina,

Eine sehr abwechslungsreiche Fahrt mit vielen Sehenswürdigkeiten, die immer wieder zum Anhalten einladen.

Offensichtlich hattet Ihr Euch auf die Tour gut vorbereitet, da Du zu allen Sehenswürdigkeiten auch immer über die entsprechenden Informationen verfügst.

Gefällt mir bisher ausgesprochen gut, Euer Bericht.  :daumen:

Matze

  • Schiri
  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 5.893
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #77 am: 25.11.2007, 11:44 Uhr »

Gefällt mir bisher ausgesprochen gut, Euer Bericht.  :daumen:

Mir auch - und da mir so eine Tour auch noch "im Kopf herumschwirrt"  :lol: fahre ich weiterhin begeistert mit!

Und wenn diese Tour Realität bei mir werden sollten, brauche ich keinen kommerz. Reiseführer, sondern nehme diesen RB! (und noch zwei oder drei andere hier im Forum!!!!)
Gruß Matze




San Francisco!!

wuender

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 3.122
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #78 am: 25.11.2007, 20:04 Uhr »
Gefällt mir bisher ausgesprochen gut, Euer Bericht.  :daumen:

Mir auch - und da mir so eine Tour auch noch "im Kopf herumschwirrt"  :lol: fahre ich weiterhin begeistert mit!

Und wenn diese Tour Realität bei mir werden sollten, brauche ich keinen kommerz. Reiseführer, sondern nehme diesen RB! (und noch zwei oder drei andere hier im Forum!!!!)

Freut uns sehr, dass es Euch gefällt :D

@Matze: Uns hat dieser hervorragend geschriebene Reisebericht sehr bei der Vorbereitung geholfen: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=23843.0
Edit: Ich stelle gerade beim Schmökern fest, dass Du diesen Bericht als damaliger "Mitfahrer" schon kennst...

Am Ende unseres Berichts werden wir im Fazit auch etwas über die Route 66-Reiseführer schreiben, die wir dabei hatten - vielleicht ist dann auch was für Dich dabei.

Schöne Grüße,
Dirk

Biggi

  • Gold Member
  • *****
  • Beiträge: 1.496
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #79 am: 25.11.2007, 23:51 Uhr »
Ach ja, einmal quer durch, das ist auch mein Traum. Aber unter 4 Wochen ist das wohl nicht zu machen, wenn man nicht nur fahren will.
So lese ich sehr interessiert euren Bericht, erfreue mich an den schönen Fotos und sammle Infos für den Tag X  :wink:

wuender

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 3.122
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #80 am: 26.11.2007, 10:48 Uhr »
Hallo Biggi,

Ach ja, einmal quer durch, das ist auch mein Traum. Aber unter 4 Wochen ist das wohl nicht zu machen, wenn man nicht nur fahren will.
So lese ich sehr interessiert euren Bericht, erfreue mich an den schönen Fotos und sammle Infos für den Tag X  :wink:

Wenn man die Städte etwas kürzt und die Südwest-Schleife weg lässt, bekommt man eine ähnliche Tour sicher auch in drei Wochen hin. Ob das dann aber noch Spaß macht, würde ich stark in Frage stellen.

Ich wünsche Dir jedenfalls, dass der Tag X bald kommt. Danach gibt es hier aber hoffentlich auch einen Reisebericht von Dir :wink:

Schöne Grüße,
Dirk


Biggi

  • Gold Member
  • *****
  • Beiträge: 1.496
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #81 am: 26.11.2007, 19:35 Uhr »

Ich wünsche Dir jedenfalls, dass der Tag X bald kommt. Danach gibt es hier aber hoffentlich auch einen Reisebericht von Dir :wink:


Danke für die guten Wünsche. Mal sehen, wieviele Ost-West-Reiseberichte es bis dahin noch gibt, denn ich bin bestimmt nicht die einzige, die sich hier inspirieren lässt!  :wink:

wuender

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 3.122
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #82 am: 27.11.2007, 08:10 Uhr »
Guten Morgen,

bitte alle wieder einsteigen, wir fahren weiter!

5.9.2007: Granite City - Lebanon
In St. Louis wollen wir uns zuerst den Gateway Arch anschauen, den großen Stahlbogen, der die Expansion der USA nach Westen symbolisiert. Wir haben von Deutschland aus Karten für die 9:30-Tram gekauft und haben im Moment noch keine rechte Idee, was wir uns in diesen Kontext unter dem Begriff "Tram" vorstellen sollen. Über die I 270, I 255 und I 70 fahren wir nach Downtown St. Louis. Wir sind relativ spät dran, daher ist es dem guten Verhältnis zu unserem Navisystem nicht gerade förderlich, als das Ding uns auf der Interstate einmal falsch leitet und dann in Downtown zum (recht hübschen) Old Court House anstatt zum gewünschten Parkplatz führt. Allen Widrigkeiten zum Trotz sind wir um 9:15 am Gateway Arch, der in einer schönen Grünanlage steht. Der 192 Meter hohe Bogen ist schon aus einiger Entfernung von der Autobahn aus zu sehen. Aus der Nähe erkennt man erst, wie riesig das Ding ist. Direkt unterhalb eines der beiden Pfeiler ist der Eingang zum Museum of Westward Expansion und zu den Bahnen zur Aussichtsplattform. Da wenig los ist (die riesige Halle ist absolut leer), dürfen wir eine Bahn früher als gebucht nehmen. Die Bahn besteht aus einzelnen faßförmigen Kabinen, die an der Achse drehbar aufgehängt sind. So wird beim Anstieg der sich stetig ändernde Winkel des Bogens ausgeglichen. Das Gefühl, eingepfercht in so einer Viermannkabine hochgezogen zu werden, ist nichts für Leute, die zu Klaustrophobie neigen. Der Blick von der Aussichtsplattform des Bogens ist gigantisch: Wenn man nach unten schaut, sieht man fast 200 Meter Leere und links und rechts die Pfeiler, das ist definitiv nichts für schwache Nerven. Im Osten sieht man den breiten, braunen Mississippi, im Westen die Metropole St. Louis mit dem Old Court House, dem Busch Stadium und dem Edward Jones Dome.


Der Gateway Arch in St. Louis


Denkmal für die Erbauer und Planer des Gateway Arch


Blick vom Gateway Arch auf St. Louis

Im Museum of Westward Expansion wird, didaktisch sehr schön aufbereitet, die Geschichte der Expansion der USA nach Westen erzählt. Wir sind überrascht, wie differenziert dabei das Schicksal der Indianer behandelt wird. Zum Beispiel wird dargestellt, wie über hunderte von Jahren immer wieder Friedensmedaillen an die Eingeborenen ausgegeben und die dazugehörigen Verträge kurz darauf wieder gebrochen wurden. Über die Jahre wandelte sich die Bedeutung der Medaillen von Symbolen eines Friedensvertrags zur simplen Belohnung für Indianer, die Arbeit für die Weißen verrichteten oder ihr Land aufgaben.

Nach dem Besuch des Gateway Arch schlendern wir am Ufer des Mississippi in Richtung von Laclede's Landing, die Stelle an der 1763 Pierre Laclede an Land ging, um einen kleinen Außenposten zu gründen. Auf dem Weg dorthin kommen wir am Missisippi an einen Denkmal für die erfolgreiche Rückkehr der Lewis and Clark Expedition vorbei. Diese Expedition verließ im Mai 1804 St. Louis und folgte zunächst dem Missisippi nach Norden. Man erreichte die Pazifikküste und kehrte erst im September 1806 nach St. Lous zurück, wo man die Expeditionsmitglieder längst tot glaubte. Laclede's Landing ist ein nettes kleines Altstadtviertel mit vielen Gaststätten und Kneipen.


Blick von Laclede's Landing auf den Gateway Arch


Laclede's Landing

Gegen Mittag verlassen wir St. Louis. Während bis jetzt der Himmel nur bedeckt war, beginnt es nun, mehr oder weniger heftig zu regnen. Nach ungefähr 100 Kilometern kommen wir nach Stanton, die Heimat der Meramac Caverns. Diese Höhlen sind unter anderem für ihre leicht penetrante Werbung berühmt: Im Umkreis von bestimmt 150 Kilometern wird man als Autofahrer durch überdimensionierte Werbetafeln zum Besuch der Höhlen animiert, in denen sich angeblich Jesse James vor der Polizei versteckt hat und durch einen Hinterausgang auch entkommen konnte. Wir wollen uns das natürlich anschauen. Im Inneren erschrecken wir zunächst, wir sind nämlich in einen der USA-typischen Andenkenläden mit angeschlossenem Fast-Food-Lokal gelandet. Ein paar hundert Meter weiter befindet sich der eigentliche Höhleneingang. Wir nehmen an einer Tour teil und sind angenehm überrascht. Hinter einer riesigen natürlichen Halle, die als Ballsaal benutzt wurde und noch wird (früher sind die Leute sogar mit dem Auto hier rein gefahren) und einer Halle mit dem größten nicht funktionierenden Foucaultschen Pendel der Welt, beginnt ein verwinkeltes Labyrinth mit vielen schönen Tropfsteinen. Kurz vor dem Ende der Führung kommen wir zu einer riesigen "natürlichen Leinwand", gebildet aus zusammengewachsenen Tropfsteinen. Die Amerikaner, pragmatisch wie sie sind, haben auch einen dazu passenden Vorführraum in den Berg gebaut. Als Demonstration wird die US-Flagge an die Wand projiziert, mit dröhnender "God bless America"-Untermalung. Kitsch as Kitsch can…


Jesse James-Statue vor den Meramac Caverns


"Natürliche Leinwand" in den Meramac Caverns

Wir fahren weiter, kommen in Cuba am Wagon Wheel Motel vorbei (leider ist es noch zu früh, um eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen). Kurz darauf erreichen wir Devils Elbow und damit eines der schönsten Teilstücke der Route 66. Hier kommt man über eine uralte Stahlbrücke, später schlängelt sich die schmale Straße an einem Berghang, mit Blick ins Tal auf die Route 66-obligatorische Bahnlinie, entlang. Hinter Waynesville, ein paar Kilometer weiter behauptet unser Bordcomputer plötzlich, der linke Hinterreifen hätte einen Luftdruck von exakt 0. Wir steigen aus und schauen nach: Der Reifen sieht eigentlich ganz OK aus. Ein paar Minuten später muss das Auto uns in dieser Meinung zustimmen, der Bordcomputer springt wieder auf die gewohnten 30 psi.


Brücke bei Devil's Elbow

In einer kleinen Ortschaft sind wir zu sehr mit Navigieren beschäftigt und sehen ein "Road Closed"-Zeichen nur aus dem Augenwinkel. Nachdem die Straße befahrbar aussieht, fahren wir weiter und stehen knapp zehn Minuten später vor einer Baustelle. Zurück fahren wollen wir nicht, glücklicherweise zeigt unser Navisystem eine mögliche Umfahrung der Baustelle an, die ein paar hundert Meter zurück abzweigt. Das probieren wir aus und landen bald auf einer sehr unbequemen Gravel-Road. Wir folgen dieser sehr langsam und vorsichtig. Vorsichtig zum einen, um das Auto nicht zu beschädigen, zum anderen gibt es hier in der Gegend sehr lebensmüde Hunde. Diese rennen mehrmals ziemlich gezielt direkt vor unser Auto.

Die Gravel-Road führt uns glücklicherweise bald wieder auf die Route 66, so dass wir kurz darauf in Lebanon sind, wo wir uns ein Zimmer im Munger Moss Motel nehmen. Das ist ein richtig schönes altes Vintage Motel mit riesigem Neonschild. Die Begrüßung von Ramona, der Besitzerin, ist herzlich. Unser Zimmer ist sehr gepflegt, an der Wand hängen Route 66-Bilder.


Route 66 in Missouri


Neonschild vor dem Muger Moss Motel

Am Abend nimmt Dirk noch etwas unfreiwilligen Sprachunterricht: Da seine Zahnseide während den letzten Tagen irgendwo verloren gegangen ist, will er Nachschub kaufen. Als er im Walgreens in Lebanon nach "Tooth silk" fragt, erntet er nur Verständnislosigkeit. Eine detaillierte Beschreibung später hellt sich das Gesicht der Verkäuferin auf: "Ah, you mean floss!".

Die nächste Etappe gibt es übermorgen.

Schöne Grüße,
Dirk

Willi

  • Gast
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #83 am: 27.11.2007, 08:39 Uhr »
Die Gateway Arch stell ich mir wahnsinnig interessant vor, obwohl ich nicht sicher bin, ob mich Heidi da hinauf begleiten würde  :shock:



Brücke bei Devil's Elbow


Die Brücken haben ja nicht gerade eine großzügige clearance. Ob die Strecke wohl auch mit dem WoMo ohne Sorgen zu fahren ist ?

wuender

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 3.122
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #84 am: 27.11.2007, 09:43 Uhr »
Die Gateway Arch stell ich mir wahnsinnig interessant vor, obwohl ich nicht sicher bin, ob mich Heidi da hinauf begleiten würde  :shock:

Wenn Du es irgendwie schaffst, Heidi in eine dieser winzigen Fahrstuhlkabinen zu bringen (kleiner Schubs zur rechten Zeit :wink:), hast Du schon fast gewonnen :D


Die Brücken haben ja nicht gerade eine großzügige clearance. Ob die Strecke wohl auch mit dem WoMo ohne Sorgen zu fahren ist ?

Sehr interessante Frage :lol:

Später haben wir noch ganz andere Brücken überquert, uralt und mit Begrenzung auf 4 Tonnen Gewicht. Ob ich da mit einem schwereren Fahrzeug als einen PKW drüberfahren würde, weiß ich nicht.

Uns sind aber auf der gesamten Strecke immer mal wieder WoMos begegnet. Darüber, ob die gewisse Streckenabschnitte auslassen mussten, haben wir uns nie Gedanken gemacht. Wie hoch bzw. wie schwer ist denn so ein typisches WoMo?

Schöne Grüße,
Dirk

Willi

  • Gast
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #85 am: 27.11.2007, 10:20 Uhr »
Uns sind aber auf der gesamten Strecke immer mal wieder WoMos begegnet. Darüber, ob die gewisse Streckenabschnitte auslassen mussten, haben wir uns nie Gedanken gemacht. Wie hoch bzw. wie schwer ist denn so ein typisches WoMo?

Muß mal zuhause nachschauen. Als Clearence sind glaube ich 12 ft verlangt aber 4 Tonnen Maximalgewicht auf den Brücken scheint mir für ein WoMo eindeutig zuwenig  :shock:

Scooby Doo

  • Train Operator
  • Moderator
  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 13.001
  • Start with nothing you've got nothing to lose!
    • http://www.mk-urlaub.de
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #86 am: 27.11.2007, 12:09 Uhr »
Muß mal zuhause nachschauen. Als Clearence sind glaube ich 12 ft verlangt aber 4 Tonnen Maximalgewicht auf den Brücken scheint mir für ein WoMo eindeutig zuwenig  :shock:

Musst halt vor der Brücke dumpen, Küche ausräumen, Familie zu einer Brückenwanderung animieren etc., um Gewicht zu sparen  :D

@Katharina & Dirk
Wirklich klasse, und ich habe mir einreden lassen, die ersten Teilstücke der Route 66 wären total langweilig.
Viele Grüße, Markus

http://www.historic-route66.de

Willi

  • Gast
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #87 am: 27.11.2007, 12:21 Uhr »
Muß mal zuhause nachschauen. Als Clearence sind glaube ich 12 ft verlangt aber 4 Tonnen Maximalgewicht auf den Brücken scheint mir für ein WoMo eindeutig zuwenig  :shock:
Musst halt vor der Brücke dumpen, Küche ausräumen, Familie zu einer Brückenwanderung animieren etc., um Gewicht zu sparen  :D

Glaube kaum, daß eine Brückenwanderung von Heidi auf das Gewicht des WoMos großen Einfluß hat und mehr Familie hab ich nicht.
Aber die Idee mit dem Dumpen ist super  :daumen:


@Katharina & Dirk
Wirklich klasse, und ich habe mir einreden lassen, die ersten Teilstücke der Route 66 wären total langweilig.

Ja, bin auch sehr begeistert. Nach dem bisherigen Bericht halte ich es inzwischen für eine absolut lohnenswerte Tour, die in meinen weiteren Planungen sicher einen festen Platz bekommt.

Nekochan

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 282
    • Mein Blog
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #88 am: 29.11.2007, 08:17 Uhr »
Und weiter geht´s:

6.9.2007: Lebanon -Tulsa
Zum Abschied vom Munger Moss Motel bewundern wir die in der Rezeption aufgebaute Mischung aus Andenkenladen und Museum. Wir kaufen Ramona ein paar Postkarten ab und machen uns dann wieder auf den Weg. Die Straße führt durch eine schöne grüne Hügellandschaft, dicht bewaldet, ab und an von Wiesen durchsetzt. Die Streckenführung der Route 66 orientiert sich wieder grob an der Interstate, verläuft aber über weite Strecken nicht in Sichtweite der Autobahn. Das Wetter ist nicht allzu gut, von Wolkenbruch zu leichten Nieselregen ist alles vertreten.

Knapp 80 Kilometer hinter Lebanon kommen wir nach Springfield, Missouri. An der Abu Ben Adhem Shrine Moschee vorbei fahren wir in die Innenstadt und suchen einen Parkplatz für unseren Impala. Aufgrund des schlechten Wetters verzichten wir auf ausgedehntes Sightseeing und laufen Downtown Springfield nur kurz ab. Zum ersten Mal auf unserer Reise sind wir in einer Stadt unterwegs, deren Architektur ganz klar an die Architektur des amerikanischen Westens erinnert. In Springfield gibt es auch, in der ganzen Innenstadt durch Stoffwimpel gekennzeichnet, kostenloses WiFi. Das wollen wir nutzen, um endlich die Sache mit der nicht bezahlten Maut von vor zwei Tagen nachzuholen. Als wir den Laptop hochgefahren haben, müssen wir mit Erschrecken feststellen, dass nur amerikanische Staatsbürger Maut über das Internet nachbezahlen dürfen. Da wir keine Lust haben, die Sache per Post zu erledigen, versuchen wir es einfach trotzdem online. Dabei geben wir unsere Adresse in München ein und wenden für den Bundesstaat den guten alten Delaware-Trick an. Wir sind sehr gespannt, ob das geklappt hat, oder uns irgendwann in ein paar Monaten doch noch eine Rechnung ins Haus flattert…


Downtown Springfield, Missouri

Kurz hinter Springfield bessert sich das Wetter merklich. Bei Halltown entfernt sich die Route 66 für ein gutes Stück von der Autobahn. Die Straße wird ziemlich schmal und schlängelt sich der Konturen der Landschaft folgend nach Westen. Wir kommen an einen alten Antik-Shop vorbei, vor dem mehrere originale Ford Model T geparkt sind. Im Inneren werden wir freundlich begrüßt und bekommen die Lebensgeschichte von jeder Menge Gerümpel erzählt. Es gibt tonnenweise Schallplatten, Bücher, Spielzeug und alte Nummernschilder. Der Inhaber erzählt uns, dass er keine Route 66-Kappen und T-Shirts mehr verkauft, weil alle Leute, die ihm die Dinger gemacht haben, vor langer Zeit gestorben sind. Leider können wir mit dem meisten angebotenen Krempel wirklich nichts anfangen, so dass wir uns nach einiger Zeit wieder verabschieden und weiter fahren.


Oldtimer vor Andenkenladen in Halltown

Im Paris Springs, nur ein kleines Stück weiter, steht eine restaurierte alte Sinclair-Tankstelle, auch hier sind prima gepflegte Oldtimer abgestellt. Hier fühlen wir uns an "Früchte des Zorn" von John Steinbeck erinnert: Vor uns versucht eine Schildkröte in ziemlich langsamen Tempo die Straße zu überqueren. Da wir in den letzten Tagen wirklich genug plattgequetschte Tiere gesehen haben, steigen wir aus und helfen dem Tier bei seinem Vorhaben.


Alte Tankstelle in Paris Springs


Alte Stahlbrücke an der Route 66 kurz hinter Paris Springs

Die letzte größere Ortschaft in Missouri ist Joplin. Kurz darauf sind wir in Kansas. Die Einwohner hier sind sichtlich stolz auf ihr nur 20 Kilometer langes Stück der Route 66. Alle paar hundert Meter ist das 66-Logo wie mit einem Stempel auf der Straße aufgedruckt. Die Ortschaften, die man in Kansas entlang der Route 66 durchquert, könnte man so wie sie sind als Kulisse für Westernfilme verwenden. In Galena machen wir einen kurzen Stadtbummel und kommen dabei an Hook, dem Abschleppwagen aus "Cars" vorbei. Kurz vor der Grenze nach Oklahoma steht die Marsh Rainbow Arch Bridge, eine Betonkonstruktion von 1923. Nachdem das ursprünglich weiße Bauwerk jahrelang von Jugendlichen für Grafitti-Malereien benutzt wurde, wurde es vor einigen Jahren komplett restauriert und erstrahlt nun wieder im ursprünglichen Weiß.


Hook vor alter Shell-Tankstelle in Galena


Marsh Rainbow Arch Bridge


Route 66 in Kansas

In Oklahoma kommen wir an der "Buffalo Ranch" vorbei, Zunächst denken wir, das Lokal heißt bloß so, beim genauen Hinschauen sehen wir aber, dass auf einer Wiese neben dem Gebäude einige echte Bisons weiden. Wir halten an und beobachten einige Zeit die majestätischen und gemütlichen Tiere. In der Ortschaft Foyil, knapp 25 Kilometer später, verlassen wir die Route 66 und fahren zum sechs Kilometer entfernten Totem Pole Park. Dieser Park ist das Lebenswerk von Ed Galloway, der hier von seiner Pensionierung bis zu seinem Tod 23 Jahre später die verrücktesten Totempfähle gebaut hat. Die Pfähle sind zwar von indianischer  Kunst inspiriert, heben sich von dieser aber durch den naiven Stil und die Bemalung in Pastellfarben ab.


Buffalo Ranch kurz hinter der Grenze von Oklahoma


Im Totem Pole Park

Weiter geht es nach Südwesten, die nächsten paar Kilometer direkt entlang der Interstate. Über die Zwillingsbrücke am Videgris River kommen wir nach Catoosa. Diese Stadt ist für ihren blauen Walfisch bekannt. Dieser Wal bildet das Zentrum eines alten Freibads aus den 70er-Jahren und bietet Zugang zur Wasserrutsche und zum Sprungbrett. Witzigerweise beinhaltet die gesamte Dekoration des Schwimmbads kleine Variationen des großen Walfischs, so zum Beispiel die Bänke und sogar das Klohäuschen.


Der Walfisch von Catoosa

Von Catoosa ist es nicht mehr weit nach Tulsa. Hier entscheiden wir uns für das Super 8 Motel. Die Dame, die dort an der Rezeption arbeitet, hat nicht nur noch nie einen deutschen Pass gesehen, sie kann sogar mit dem Ländernamen "Germany" nichts anfangen. Dirk muss sich sehr zusammenreißen, um ihr nicht zu erklären, woher sie dieses Land wahrscheinlich doch schon kennt: "In Kinofilmen sind das die Bösen, die mit den grauen Uniformen".

Zum Abendessen fahren wir in Richtung Downtown Tulsa und stoppen am Tally's Cafe, einem Diner im klassischen Look. Die Bedienungen sind sehr nett (Katharina wird als "Honey" angeredet), das Essen ist phantastisch.

Fortsetzung folgt...

Schöne Grüße,
Katharina
The best creator next to God is a civil engineer

SanFrancisco

  • Gold Member
  • *****
  • Beiträge: 927
Re: Einmal-quer-durch-Tour 2007: In vier Wochen von NYC nach LA
« Antwort #89 am: 29.11.2007, 09:00 Uhr »
Ein toller Bericht über eine sehr interessante Reise!

Bringt mich wieder zu meiner Überzeugung, die Route 66 auch mal abfahren zu müssen  :)
Lg,
Yvonne

1998 - Florida (2 weeks)
1999 - 2001 - Spanien / Mallorca
2002 - Southwest (4,5 weeks)
2003 - San Francisco (2 weeks)
2004 - London
2007 - 2008 - Griechenland
2011 - New York City (9 days)