Sooo - wenn ihr euch jetzt alle fertig mit Küchenrollen, Autos und ähnlichem ausgetobt habt, holt sich jeder noch mal schnell ein Eis und dann reiten - äh, fahren - wir weiter:
10.9.2007: Tucumcari - AlbuquerqueWir schlafen gut aus, verabschieden uns von Bill, dem Besitzer des Blue Swallow Motels und machen uns um 9:30 auf den Weg. Kurz darauf stellen wir fest, dass es in Wirklichkeit erst 8:30 ist, da wir gestern Abend bei Glenrio die Grenze zwischen Central Time Zone und Mountain Time Zone passiert haben. Kurz hinter Tucumcari verlieren wir einige Zeit, indem wir auf der linken und rechten Seite jeweils einer Frontage Road folgen, die nach einiger Zeit im Nichts endet. Wir müssen beide Male ein gutes Stück zurück fahren. Immerhin sehen wir dabei unsere erste lebende Tarantel über die Straße rennen (gestern am Midpoint Cafe lag ein plattgequetschtes Exemplar auf der Straße). Einige Zeit später, an die über die Straße laufenden Taranteln haben wir uns inzwischen gewöhnt, trauen wir uns, anzuhalten und eines der ziemlich großen und haarigen Tierchen zu fotografieren.
Route 66 in New Mexico Unsere erste Tarantel Wir verlassen langsam die Great Plains und kommen in die Hochebene New Mexicos, die Landschaft wird immer hügeliger. Am Horiziont stehen immer noch viele Tafelberge. Die Straße führt nun direkt neben einer auch heute noch viel befahrenen Eisenbahnstrecke vorbei, wir sehen kilometerlange Züge der Burlington Northern Santa Fe Railway. Und auch das Wetter spielt nun einigermaßen mit: Der blaue Himmel ist gesprenkelt mit weißgrauen Wolken.
Geisterstadt in New Mexico Einer der kilometerlangen Güterzüge Hinter Santa Rosa biegen wir nach Norden ab und folgen somit einem relativ alten Verlauf der Route 66: Bis 1937 führte die Straße an Las Vegas vorbei nach Santa Fe, später wurde sie weiträumig begradigt und nahm die direkte Route nach Albuquerque. Die Straße nach Las Vegas führt durch eine einsame Steppe, die sich in alle Richtungen unendlich weit auszudehnen scheint. Einzige Fixpunkte für das Auge sind einzelne Büsche und die Straße, auf der wir uns befinden.
Las Vegas ist ein hübsches Städtchen mit zwei Stadtkernen: Der ältere mit der Plaza entstand bald nach der Stadtgründung 1835. Der neuere Stadtkern liegt mehr als einen Kilometer weiter östlich und entstand, nachdem die Eisenbahn 1880 die Ortschaft erreichte. Wir schauen uns beide Zentren an, besonders gut gefallen uns die Plaza und die Gebäude direkt am schön renovierten Bahnhof.
Plaza Hotel in Las Vegas Bahnhof von Las Vegas Nach ausgiebigen Sightsseeing fahren wir über Autobahn und Landstraße weiter nach Santa Fe. Die Straße führt durch eine hügelige, dicht mit Kiefern bewachsene Landschaft an teilweise skurrilen Gebirgsformationen vorbei. Dirk ist sich sicher, in einem dieser Berge die Inspiration für den Kühlwasserstutzen-Berg hinter Radiator Springs im Film "Cars" gefunden zu haben. Der Route des alten Sante Fe Trail folgend fahren wir steil bergab in die Ebene und nach Santa Fe hinein. Diese Stadt wurde 1610 gegründet und ist damit eine der ältesten Städte auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten. Dirk kennt sich vom letzten Jahr noch aus und fährt zu einem Parkplatz direkt in der Nähe der Innenstadt.
Eine Bauvorschrift schreibt vor, dass in Santa Fe ausschließlich Gebäude im Adobe-Look gebaut werden dürfen. Konsequenterweise sehen also auch Tankstellen und Parkhäuser so aus, wie die Indianerhäuser vor hunderten von Jahren. Einen Blick hinter die Fassade können wir bei einer Baustelle an der Water Street erhaschen: Die Häuser werden in genau derselben Leichtbauweise mit viel Holz errichtet, wie überall in den USA. Ganz am Schluss wird dann die Adobe-Schicht darübergelegt.
Parkhaus in Santa Fe Wir spazieren zur Plaza, dem Zentrum von Santa Fe. Hier setzten wir uns auf eine der vielen Bänke, genießen den schönen Tag und verzehren unsere vorher gekauften Sandwiches. Weiter geht es zur Loretto Chapel mit der berühmten Wendeltreppe. Diese Treppe besitzt keine zentrale Säule und wurde angeblich von einem unbekannten Holzschnitzer aus einem einzigen Stück Holz errichtet. Nachdem der Rest der Kapelle nicht wirklich schön ist bewundern wir eine Weile die Treppe und gehen dann weiter zur Kathedrale. Diese gefällt uns deutlich besser als die Loretto Chapel. Während wir uns viel Zeit nehmen, die 1886 vollendete Kirche zu bewundern (ein Seitenschiff stammt von der älteren, 1717 errichteten, Kirche La Parroquia), ändert sich draußen das Wetter radikal: Herrschte eben noch schönes Wetter, so strömt nun ziemlich heftiger Regen. Zum Glück ziehen die Wolken aber ebenso schnell vorüber, wie sie gekommen sind.
Kathedrale von Santa Fe Franz von Assisi-Statue vor der Kathedrale von Santa Fe Vorbei am Gouverneurspalast, dem ältesten Gebäude der Stadt laufen wir zum Coyote Cafe. Dieses Cafe hat eine schöne Dachterrasse und ist ein absoluter Geheimtip. Während wir dort oben etwas Kühles trinken, fällt uns auf, dass sich zum Teil sogar die Autos an die örtlichen Bauvorschriften halten: Auf der Straße unter uns steht ein New Beetle, der sich von Form und Farbe perfekt in den Adobe-Look einfügt.
Wir verabschieden uns von Santa Fe und folgen zunächst der I 25 in Richtung Albuquerque. Links sieht man schon die ersten Ausläufer des Gebirgsrückens, der oberhalb von Albuquerque im Sandia Crest und Sandia Peak kulminiert. Die Autobahn überwindet zunächst einen quer zu ihr liegenden Hügelrücken und taucht dann steil in die Ebene ab. Hier bieten sich phantastischen Blicke auf den vor uns liegenden Straßenverlauf. Kurz darauf, in Bernalillo, verlassen wir die Interstate und fahren - wieder auf dem ursprünglichen Verlauf der Route 66 - durch viele kleine Ortschaften nach Albuquerque, wo wir uns ein Motel suchen.
Auf der I 25 Richtung Albuquqerque Am Abend will Dirk Geld abheben. Lisa bietet praktischerweise die Möglichkeit, nach Geldautomaten zu suchen. Sogar ein Automat der Bank of America ist in der Nähe, das ist prima, denn so kostet das Abheben keine Gebühren. Wir folgen den Anweisungen und stehen bald darauf vor einer ATM der Bank of Albuquerque. Intensives Suchen in der näheren Umgebung hilft nichts, scheinbar hat unser Navisystem ein leichtes Problem, "America" und "Albuquerque" auseinander zu halten…
Fortsetzung folgt...
Viele Grüße,
Katharina