jetzt gehts weiter
5. Tag Montag, 15.08.2011Der Handy-Wecker klingelte recht zeitig heute morgen, schließlich lag die längste Etappe des Urlaubs von ca. 650 km bis zum Grand Canyon vor uns. Wir hatten uns im Voraus gegen einen Besuch des Joshua Tree NP entschieden, weil die Strecke sonst an einem Tag nicht zu schaffen gewesen wäre und wir eine weitere Übernachtung hätten einplanen müssen. Der Joshua steht aber schon aufm Plan für demnächst
Nachdem wir gefrühstückt hatten, wurde die Kühlbox mit frischem Eis befüllt und gut mit Cola Zero und Wasser bestückt, dafür musste dann halt mein Budweiser bis zum Abend weichen.
Da wir ja eh den Joshua Tree im wahrsten Sinne „links liegen ließen“, fuhren wir zum Abschied nochmal durch Palm Springs durch und direkt auf die Interstate 10 Richtung Phoenix. Ist eigentlich eine recht unspektakuläre Strecke, aber wir wollten ja auch erstmal schnell voran kommen. Absolut beeindruckend war aber auch hier, sowohl für mich als auch für meine Töchter, wieder einmal, und das noch sehr oft während der Reise, diese unglaubliche Weite des Landes. Immer wieder gabs unterwegs staunende Gesichter bei uns im Auto wenn sich hinter einem Hügel oder eine Kurve erneut eine neue fantastische Fernsicht auftat. Lustig fanden wir hier übrigens ein Schild unterwegs „Staatsgefängnis, nächste Ausfahrt, 3 Meilen“ und darunter der Hinweis „Bitte keine Anhalter mitnehmen“
Bei dem Ort Blythe bogen wir vom Interstate auf den Highway 95 Richtung Needles ab. Ab hier wurde die Strasse dann auch fast durchgehend 1-spurig und führte durch trockene, teils fast schon wüstenartige Abschnitte, aber nichtsdestotrotz eine faszinierende Landschaft.
Die Strasse war teilweise sehr „Dip-reich“, sprich im fast wellenförmigem Verlauf immer wieder rauf und runter über kleine Hügelchen, die Mädels hatten richtig Spaß dabei
Es waren sehr wenig Autos unterwegs, und natürlich musste sich die irgendwo im nirgendwo am Strassen-Rand stehende Highway Patrol ausgerechnet nachdem wir vorbei gefahren waren, in Bewegung setzen ! Ich direkt panisch auf den Tacho geschaut … ok, passt, was kann der von uns wollen ?? Die Highway Patrol zeigte aber irgendwie so gar kein Interesse an uns, so das ich mich schnell wieder beruhigte. Ein komisches Gefühl wars aber schon, vor allem weil der Wagen dann auch noch so locker an die 50 km lang stur hinter uns blieb. Ich glaub so oft hab ich noch nie auf die Geschwindigkeit geschaut, trotz Tempomat. Irgendwann hatte er dann doch mal sein "Ziel" erreicht (wieder irgendwo mitten in der Landschaft) und postierte sich erneut am Strassenrand … puuuuh, meine Nerven.
In Needles gabs nen kurzen Zwischenstopp und danach gings auf die I-40 Richtung Kingman. Hier gabs dann einen längeren Aufenthalt zwecks Restroom-Besuch, tanken, Burger essen und Flüssigkeitsaufnahme. Nachdem wir uns gestärkt hatten nahmen wir das letzte Teilstück in Angriff, sprich : noch ca. 170 Meilen. Selbst hier auf dieser langen Fahrt hatte ich allerdings nie das Gefühl das ich gestresst war oder mich das Autofahren nervte, war einfach toll so gemütlich mit Tempomat dahin zu gleiten. Kurz hinter Williams dann runter von der Interstate 40 auf die 64 Richtung Tusayan. Auch dieses Stück war sehr gut zu fahren, die Landschaft hier schon deutlich grüner und „waldiger“, uns war garnicht bewusst vorher das es vorm und am Grand Canyon so viel Wald gibt
Am Nachmittag wars dann auch geschafft und wir sahen :
Es dauerte ein wenig bis unser Wagen am Kassenhäuschen stand, eine sehr nette Dame frug uns so einiges, wo wir herkämen, ob uns Amerika bisher gefallen hätte etc. und wir kauften bei ihr dann den Annual-Pass für 80$, welcher sich durchaus gelohnt hat, da wir sonst insgesamt mehr bezahlt hätten für die Nationalparks. Also rein in den Park, den Schildern bis zur Yavapai Lodge gefolgt, die Reception ist am Market Plaza direkt. Unsere „Hütte“ war nur eine Strasse zurück rechts rein, wir fandens alle 3 absolut in Ordnung, gab zwar „nur“ nen Ventilator und keine Klimaanlage, aber war total knuffig das Zimmer, es hat vollkommen gereicht und passte auch sehr gut in die Umgebung ringsum.
Da wir noch deutlich über eine Stunde Zeit bis zum Sonnenuntergang hatten, sind wir sofort wieder raus aus dem Zimmer und zu Fuß zurück zur Market Plaza. Dort das erste Mal das hervorragende und perfekt organisierte Shuttle-Bus-System getestet. Nach kurzem Warten kam schon die „blaue Linie“, welche uns bis zum Grand Canyon Village, wo auch die ganzen Hotels am South Rim liegen, führte. Unterwegs gabs schon die erste Begegnung mit den einheimischen Hirschen. Die Busfahrerin war total gut drauf und erzählte in einer Tour immer weiter, echt lustig, auch wenn man nicht alles hundertprozentig verstanden hat. An der „End-Wende-Haltestelle“ angekommen, raus aus dem Bus und dann ….. Ja, dann war der Augenblick da : der erste Blick auf und in den Grand Canyon !
Es fällt mir grad schwer diesen Augenblick in Worte zu fassen, ich und auch meine Mädels standen bestimmt einfach nur erstmal 10 Minuten stumm und fassungslos davor. DAMIT hatten wir, bei aller Vorplanung und mit allem was wir uns so vorgestellt, nicht gerechnet. Was für ein Anblick ! Wir waren total begeistert und konnten uns hier schon nicht satt sehen. Da es jetzt aber nicht mehr solange dauerte bis die Sonne unterging, stellten wir uns in die Reihe um mit der roten Linie noch ein Stückchen weiter zu fahren. Der erste Shuttlebus war zu voll, aber der zweite nahm uns dann mit zum Hopi-Point. Auch hier wieder ein ganz anderer Blick in die Tiefe und in die Ferne, es war auch jetzt nicht zu voll so das wir uns ein schönes Plätzchen suchten und ergriffen zusahen wie die Schatten immer länger wurden und die Sonne am Horizont im Westen langsam unterging. Ich muss ganz ehrlich gestehen das mir da schon etwas wehmütig wurde und ich auch ziemliche Mühe hatte das eine oder andere „Augenwassertröpfchen“ zurückzuhalten (ehrlich gesagt : es gelang mir nicht so wirklich). Es war einfach nur traumhaft schön und ich war dankbar das es uns dreien vergönnt war dieses Erlebnis miteinander zu teilen ! Hoffe das klingt jetzt nicht zu übertrieben aber so fühlten wir uns an dem Abend tatsächlich.
Sind dann mit der roten und blauen Linie als es dunkel war wieder zurückgefahren, zu unserem Zimmer gewandert und ich hab dann noch ein letztes Bierchen genossen und an das eben geschehene zurückgedacht. Freuten uns alle schon sehr auf den nächsten Tag den wir noch komplett hier verbringen würden.
Hotel : Yavapai Lodge West, 2 Übernachtungen, Preis stolze 282 Euro, aber die anderen wären alle noch teurer gewesen.