Wie ist es denn bezüglich der Lautstärke in Flughafennähe. Kriegt man davon viel mit oder kann man da wirklich in ruhe schlafen?
Ich selbst habe sehr gut geschlafen, aber ich bin auch kein Maßstab; neben mir kann 'ne Bombe explodieren und ich ratze weiter. Nach den Schilderungen meines Vaters war aber nicht der Flughafen das Problem, davon hat man wirklich kaum etwas gehört, sondern die anderen Leute, die sich laut auf dem Flur unterhalten und Türen geknallt haben. Ich schätze, an einem Flughafenhotel muss man damit rechnen, dass Tag und Nacht Leute an- und abreisen.
Nun aber weiter...
2. Tag: Sonntag, 21.09.2008Los Angeles - Joshua Tree National ParkTurbulente Taxifahrt, unser neues Zuhause und ein bisschen (viel) Apelsaft am falschen OrtDie Nacht ist für meinen Vater recht bescheiden, aber ich habe ganz gut geschlafen. Na ja, wir sind eben in einem Airport-Hotel, da ist halt ein ständiges (lautstarkes) Kommen und Gehen.
Was soll’s, heute übernehmen wir unser Fahrzeug!! Ein Wohnmobil, 22 Fuß lang von Ford. Wir sind viel zu ungeduldig, um auf das Shuttle in die Übernahmestation Santa Fe Springs zu warten, das ja nur 2x am Tag fährt… Wir wollen am liebsten sofort los! Also checken wir aus und nehmen uns ein Taxi, Frühstück glatt mal auslassen. So weit kann das ja schließlich nicht sein bis in den Firestone Blvd, auf der Karte sieht das so nah aus (denkste…)! Der Taxifahrer, Mr. Lee, weiß erstmal nicht, wie er fahren soll und ruft kurzerhand bei El Monte RV an und lässt es sich erklären. Also endlich los. Wir fahren und fahren und fahren, schön schnell auf der CarPool-Spur…
Als die Taxiuhr auf 50 Dollar springt, gerate ich leicht in Panik, ob der verehrte Mr. Lee uns vielleicht ein bisschen veräppeln will und noch einen netten Umweg mit einbaut. Aber dann kommt das erlösende Schild mit Firestone Blvd. So erlösend ist es dann doch nicht, denn der Blvd ist lang und Mr. Lee offensichtlich orientierungslos. Als dann ein viel versprechender Parkplatz mit Wohnmobilen auftaucht, fährt er glatt vorbei. Er weigert sich partout, in unsere mitgebrachte ADAC Straßenkarte zu schauen, schließlich kommt er aber auf die glorreiche Idee, jemanden nach dem Weg zu fragen und setzt dabei noch fast den Wagen auf den hohen Bordstein.
Die Passanten haben zum Glück Ahnung und wie erwartet schicken sie uns in die Richtung, aus der wir gerade gekommen sind *rolleye*. Also wieder zurück, wieder vorbei an dem Parkplatz mit den WoMo’s. Schließlich kann ich nicht mehr an mich halten und frage ihn, ob er nicht meint, dass es möglicherweise rechts ist und er wieder vorbei gefahren ist. „Oh, you are right!!“ kommt’s gleich von ihm und er biegt die nächstmögliche ab, nur leider führt die wieder auf die Interstate, die wunderbar am Eingang von El Monte vorbei führt, aber halt nur vorbei!! Na ja, irgendwie kriegt er es dann doch noch hin und wir biegen endlich in die Einfahrt ein… Halleluja! Die Taxiuhr ist mittlerweile auf 84 Dollar, aber irgendwie ist mir das nun auch egal, Hauptsache wir sind da! Gnädigerweise hat er dann auf 80 Dollar abgerundet… Typischer Anfängerfehler würde ich sagen, so eine weite Strecke mit dem Taxi zufahren. Naja, man lernt nie aus; das war sicher vorerst die letzte Taxifahrt in den USA...
Vergessen wir das ganze, denn überall stehen Wohnmobile, alle könnten unser potenzielles neues Zuhause sein!! Prompt steht auch eins dort mit unserem Namen auf einem Schild am Rückspiegel! Wir schlussfolgern messerscharf, dass das wohl unseres sein wird. Wahnsinnsteil, so schön und so groß, obwohl es für amerikanische Verhältnisse eigentlich ziemlich klein ist! Da stehen wir nun Auge in Auge mit unserem (hoffentlich) treuen, amerikanischen Begleiter für die nächsten drei Wochen.
(Das Bild ist nicht in der Übernahnestation, sondern auf einem Campground aufgenommen)Also Koffer reinstellen, ab ins Büro und erstmal den Einführungsfilm in Deutsch anschauen, der uns auf das Leben in einem WoMo vorbereiten sollte. Dann geht’s weiter zu Frank, unserem „Übergeber“ sozusagen. Viel Papierkram, Führerscheine zeigen (wir haben aufgrund der Tipps im Forum keine internationalen dabei und es läuft problemlos), Pässe vorlegen, Vertrag unterschreiben und noch ein paar Fragen beantworten. Zum Beispiel, ob wir nach Mexico fahren und so. Schließlich fragt er noch irgendwas mit „tow“ oder so. Keine Ahnung was das heißt. Aber schon kommt vom Nachbarschreibtisch von seiner Kollegin „The german word is „abschleppen“!“ Abschleppen hört sich wirklich genial mit amerikanischem Akzent an, also erstmal alle am Lachen und nein, wir werden niemand abschleppen mit dem WoMo.
Dann kommt noch die Einweisung direkt am Fahrzeug und verschiedene Demonstrationen der Geräte etc. Unser WoMo ist erstaunlich jungfräulich, gerade mal 17.920 Meilen und wenn ich in den Unterlagen richtig gelesen habe, erst im Dezember 2007 in Betrieb genommen, also nicht mal ein Jahr alt. Das merkt man auch Frank an, der uns extra auf die Neuheit des Fahrzeugs hinweißt und meint, wir sollten bitte vorsichtig sein. Außer ein paar Kratzern am Außenspiegel, die Frank gleich schriftlich festhält, ist alles tipp top. Er hilft uns noch auszuparken indem er ein anderes WoMo zur Seite fährt und schon geht’s ab Richtung Joshua Tree. Ich lasse erstmal vornehm meinem Vater den Vortritt des Fahrens in dieser riesigen Stadt. *hehe*
Wir bekommen noch eine Karte ausgehändigt, in der der nächste WalMart und für die Abgabe in drei Wochen auch zwei Tankstellen verzeichnet sind, aber daran will ich erstmal noch nicht denken. Also machen wir einen kleinen Abstecher zum WalMart um den ersten Proviant zu übernehmen. Praktischerweise ist gleich ein McDoof mit in dem Laden integriert, sodass wir ChickenMcNuggets und Pommes futtern, denn mittlerweile ist es Mittag.
Bei unserem Einkauf kommt einiges zusammen, dass es erstmal zu verstauen gilt...
Ich als WoMo-Neuling gehe blauäugig davon aus, dass die Schränke alle so konzipiert sind, dass sie während der Fahrt nicht so einfach aufgehen können und packe ohne groß nachzudenken die gesamten Getränke in eines der oberen Fächer. Es kommt wie es kommen muss, die Schränke halten natürlich nicht dicht... Die nächste scharfe Kurve läßt nicht lange auf sich warten und schon fliegt in hohem Bogen eine Gallone Apelsaft gefolgt von ein paar Flaschen Wasser aus dem Schrank uns direkt um die Ohren und spritzt durch’s halbe WoMo. Und ratet mal, welche Flasche aufgeht; klar, natürlich nicht das Wasser sondern der wunderbar klebrige Apfelsaft! Schöne Bescherung! Nach einem Notstopp, der ersten Schadensbegrenzung und ein wenig Umpacken unserer Fracht fahren wir mit der Erkenntnis, alles schwere von nun an nach unten zu packen, weiter.
Wieder mal wird uns die Weite dieses Landes zum Verhängnis. Mein Vater gerät in eine mittlere Panik, als nach einer Weile nicht Riverside auftaucht, welches wir anvisieren. Kurz davor, wieder umzudrehen, kann ich ihn anhand der Karte überzeugen, dass wir noch nicht vorbei sind und es sicher noch kommt. Als dann die ersten Joshua Trees auftauchen, sind wir uns fast wieder sicher, richtig zu sein. Schließlich kommt tatsächlich Riverside und irgendwann auch der Joshua Tree National Park. Schnell noch von einer netten Rangerin den Annual Pass für die Parks erwerben und schon geht’s rein.
Da es schon recht spät ist, entscheiden wir uns, doch gleich den ersten Campground namens Hidden Valley anzufahren. Eine Hand voll Camper und Zelte sind schon da, aber für uns gibt’s noch ein schönes Plätzchen. Das erste Mal rückwärts einparken… huihuihui, aber hat gut geklappt. Schnell noch die 10 Dollar einwerfen und dann gibt’s kein halten mehr. Ab in die Wildnis
! Kaum ein paar Schritte später begegnet uns das erste Chipmunk und bald kommt noch ein zweites aus seiner Deckung, meine Güte sind die niedlich!! Wir suchen uns ein schönes Plätzchen auf einem Steinhaufen und genießen die Landschaft.
Der Campground mit unserem WoMo und eine tolle Aussicht:
Natürlich muss ich auch ein paar von den bekannten Fotos der Joshua Trees im Sonnenuntergang schießen. Wirklich bizarre Gebilde.
Wir lassen den Tag mit einem Fertiggericht ausklingen, da mir nun wirklich nicht der Sinn nach großem Kochen steht. Dass das ernährungsmäßig nicht die gesundesten Wochen werden würden, ist mir von Anfang an klar. Macht aber nichts, denn schließlich fahre ich nicht zum Essen in die USA, sondern um etwas zu erleben. Mein Vater macht sich inzwischen daran, die klebrigen Reste unserer Apelsaftorgie vom Mittag zu beseitigen. Der Schaden hält sich zum Glück in Grenzen, aber alles duftet nach Apfel.
Grüße