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Autor Thema: Gelegenheit macht Städtereise - 11 Tg New York City (für Vogelfreunde geeignet)  (Gelesen 37758 mal)

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Frau Mahlzahn

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Also meinetwegen kannst du so viele Bilder einstellen und so viel berichten wie du willst. Mit dir wird´s nicht langweilig!

vor allem so schöne Bilder  :D
toller Bericht, steigert meine Vorfreude auf diese tolle Stadt  :wink:

captsamson

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Das Colorkey Bild gefällt mir.

So ein Colorkey Bild mit Taxis ziert auch unseren Mülleimer  :lol:
So denken wir jeden Tag an diverse Aufenthalte in New York.

http://www.amazon.de/Curver-M%C3%BClleimer-Fu%C3%9Ftritt-Metalllook-York-Muster/dp/B005XIY12C/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1428061064&sr=8-1&keywords=m%C3%BClleimer+new+york



2010 NY,NV,AZ,CA
2011 NY,WY,UT,AZ,NV
2011 NY,DC
2012 NV,AZ,CO,UT
2014 WY,MT,AB,BC,WA
2015 WA,OR,CA,NV

Dreamer

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 :D Ja, sowas ist einfach Pflicht. Und mir macht es Spaß mit meinen Bildern auch sowas mal zu machen oder andere Dinge auszuprobieren. Bei den Naturaufnahmen gehts ja immer um eine möglichst naturgetreue Aufnahme, aber wenn man sowieso in einer Menschen gemachten Stadt fotografiert, kann man auch mal mit Effekten spielen. Schicker Müllereimer!

Dreamer

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Mittwoch, 18. März 2015 Teil 2

Von der Public Library geht's auf direktem Weg zum Grand Central Station. Ein Bahnhof, erklärt uns Aracy, der nur für Regionalzüge ist. Die Fernzüge fahren durch den Penn Station. Ich versuche heute schon zum zweiten Mal ein halbwegs vernünftiges Bild vom Bahnhofsgebäude zu kriegen. Aber mir fehlt die Zeit zum Nachdenken und so gibt es jetzt halt nur dieses.



Wir treten ein. Wieder eines dieser Beaux Arts Gebäude, die mir so gut gefallen. Als erstes fallen mir wieder die Lampen auf, was ich auch Aracy sage. Sie erzählt mir, dass zu der Zeit, als diese Gebäude gebaut worden sind, die Glühbirne eine Neuerung war und es deshalb in Mode war, so viele Glühbirnen wie möglich in einer Lampe unterzubringen. Je mehr, desto besser also.



Dann stehen wir in der großen Halle, die ich schon aus tausenden von Filmen kenne.



Ich will unbedingt ein Bild von der berühmten Uhr. So leicht ist das aber gar nicht, weil immer Menschen drum  rumstehen oder vorbeigehen. Nur, ich habe keine Zeit, auf den richtigen Moment zu warten, bei diesem Menschengewimmel könnte ich meine Freundin und Aracy verlieren (ich bin inzwischen echt froh darüber, dass Aracy eine rote Jacke anhat, das macht es leichter den Anschluss zu halten). Schließlich mache ich ein Bild, bestimmt komme ich nochmal hier vorbei, ich würde gerne mal mit mehr Ruhe fotografieren. Natürlich läuft mir auf dem Bild eine Dame direkt hindurch, da ich ihre Privatsphäre nicht verletzen will, versuche ich beim Bearbeiten zuerst, ihr Gesicht unkenntlich zu machen, indem ich drüberwische - aber da sie so im Bild steht, dass der Blick direkt auf sie fällt, ist das keine befriedigende Lösung. Aber das ist mein einziges Uhrenbild und die Uhr, die muss unbedingt in den Reisebericht rein, denn Grand Central ohne Uhr, das geht so gar nicht. Schließlich finde ich einen Effekt, den ich ganz nett finde und der die Frau ausreichend verändert. Die Uhr ist dabei, der Reisebericht gerettet!  :D



Aracy führt uns durch den Bahnhof. Ich bin nur am Staunen und Schauen bzw. Fotografieren. Es ist wirklich ein Wunder, dass ich nicht verloren gehe, denn wir laufen durch Gänge hindurch und sind plötzlich in einer unterirdischen Fressgasse. Beim Bearbeiten der Bilder bin ich übrigens genau jetzt an dem Punkt, wo es mir egal ist, dass da so viele Menschen sind ... wenn sich jemand wiedererkennt und will, dass ich das Bild rausnehme, kann er ja mit mir Kontakt aufnehmen.

Dies ist definitiv der Ort, wo man hingehen kann, wenn einen im Grand Central der Hunger plagt! Ach ja, jetzt fragt mich bitte nicht, wie man da hinkommt. Ich bin so sehr mit Lampenanstarren, Fotografieren, Aracy und meine Freundin nicht verlieren und zuhören beschäftigt, dass ich mir nicht auch noch den Weg merken kann. Klasse Orte, an die unsere Greeterin uns führt. Ich bin echt froh, dass das geklappt hat.



Wieder laufen wir durch Bahnhofsgänge, kommen nochmal an der Eingangshalle vorbei und verlassen schließlich durch einen Gang den Bahnhof. Da ich aber keine Ahnung habe, wann wir durch welchen Gang gelaufen sind, lasst euch blos nicht von meinen Bildern leiten! Ihr wisst ja, ich hatte die ganze Zeit den Kopf Richtung Decke und Lampen gerichtet!  :oops: :D




Dreamer

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Mittwoch, 18. März 2015 Teil 3

Wir laufen nun die 5th Ave entlang und kommen zur St. Patrick's Cathedral. Aracy fragt, ob wir hineingehen wollen, aber wir verneinen es beide. Ich, weil ich die komische Ansicht habe, dass eine Kirche nicht zum Beglotzen, sondern zum Beten da ist - und im Moment bin ich als Tourist unterwegs. Von außen gefällt mir diese Kirche aber sehr gut, auch wenn die andren Häuser außen herum riesig sind und so irgendwie das Wort "Kathedrale" hier fehl am Platz wirkt. Eine Kathedrale ist für mich immer etwas, was hoch und groß über alles hinausschaut, gefällt mir dieses Gebäude sehr gut von außen.



Nächster Stop ist das Rockefeller Center. Aracy erklärt uns, dass die Statue vor dem Gebäude (davon gibt es erst später im Reisebericht ein Bild) eine Antwort an die Kirche sein soll und zeigen soll, dass die Menschen größer sind. Spontan denke ich: "Ja, und Hochmut kommt vor dem Fall!" Mit gemischten Gefühlen schaue ich mir das Rockefeller Center weiter an. Ein Gebäudekomplex zur Verherrlichung der Menschheit .... auf der Eisfläche fahren Schlittschuhläufer und die Fahnen der Welt wehen im eiskalten Wind.



Wir haben auch schon Tickets für Top of the Rock vorbestellt, haben aber noch keinen festen Termin ausgemacht, da ich noch mit dem Wetterbericht hadere und auf den "perfekten" Tag für einen Sonnenuntergang do oben warte.

Zurück geht es auf die 5. und wir laufen weiter in Richtung Central Park. Jetzt kommen wir an einer Anglikanischen Kirche vorbei. Aracy geht mit uns rein ... sie hat Recht, es herrscht dort eine angenehme Ruhe und aufwärmen kann man sich auch. Diese Ruhe ist ein krasser Gegensatz zu dem Lärm der Straße. Hätte ich Zeit, würde ich mich jetzt ein Weilchen in eine der Bänke setzen. New York ist, glaube ich, die lauteste Stadt, in der ich jemals war: Angefangen von den unglaublich lauten U-Bahn Zügen, bis hin zum ganz normalen Hintergrundlärm. In völliger Stille laufen wir jetzt den Mittelgang der Kirche entlang. Plötzlich, wie auf Bestellung, fängt die Kirchenorgel an zu spielen. Fantastisch - und obwohl so eine Kirchenorgel laut ist, hört sich das, was sie von sich gibt, so gar nicht nach Lärm an. Wow! Ich genieße den Augenblick in vollen Zügen. Doch nach kurzem Verschnaufen geht es wieder hinaus in den Lärm der Stadt und ihren eisigen Wind. Schließlich haben wir noch ein ganzes Stückchen vor uns, denn Aracy will mit uns durch den Central Park bis zum Reservoir und dort dann hinüber in die Upper West Side, wo sie wohnt und wo sie sich dann von uns verabschieden wird.

In dieser Straße ist offensichtlich Klotzen angesagt. Was für ein Prunk.



Auch wenn das so gar nicht mein Stil ist, hier in diese Stadt und in diese Straße passt es. Jeder scheint zu versuchen, den anderen auszustechen, besser, origineller und prunkvoller zu sein --- und dazwischen stehen die alten Kirchen - ruhig und still und trotzen dem Lauf der Zeit.

Ich habe aber so langsam ein ganz anderes Problem. Schließlich habe ich heute Morgen beim Frühstück ordentlich Orangensaft getrunken und jetzt drückt die Blase. Ich frage Aracy, ob es hier irgendwo eine öffentliche Toilette gibt. Daraufhin führt sie uns in den Trump Tower ... klasse, denn da wollte ich sowieso rein. Drinnen blitzt und blinkt es golden, wohin man auch sieht.



Wir müssen nach unten zu den Toiletten, leider ist der künstliche Wasserfall, der sich sonst hier herunterstürzt, heute nicht angeschlossen. Auch die Toiletten sind ordentlich und sie passen durchaus zum Gebäude, das aber auch für den Gast ohne Blasenbalast auf jeden Fall einen Besuch wert ist.



Immer noch laufe ich einfach hinterher ohne wirklich darauf zu achten, wo wir hingehen. Irgendwann statten wir auf unserem Wega auch noch dem Waldorf Astoria einen Besuch ab, aber ich weiß leider nicht mehr, ob das vor oder nach meinem Toilettenbesuch war. In einer Seitenstraße sehe ich eine interessante Spiegelung. Wirklich witzig gemacht!



Bevor wir in den Central Park gehen, machen wir aber noch einen kurzen Stop im Plaza Hotel. Es liegt direkt am Park und ein Teil des Gebäudes wird jetzt als Privatwohnungen vermietet. Das Gebäude ist auch wieder eines von denen, die einen Besuch wert sind.



So eine Decke könnte mir auch gefallen!



Anti

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Ist schon grandios, was die Häuser so innen und außen bieten. Das muss doch eine der Traumstädte eines architekturinteressierten Menschen sein!

Die Spiegelung hast du toll gesehen, sieht wirklich interessant aus!

Dreamer

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Inzwischen haben wir den Central Park erreicht. Ganz rechts auf seiner Südseite betreten wir ihn. Alles wird sofort weniger hektisch. Ob es daran liegt, dass es hier ruhiger ist, als in der Stadt? Oder daran, dass einen die alten Bäume umgeben? Ich weiß es nicht. Zuerst laufen wir am Central Park Zoo vorbei und unter einer netten Spieluhr durch, wo bei Glockenschlag, Tierfiguren zu einer Musik ihre Runde drehen … relativ bald sehe ich auch Balto. Gestern hatte ich diesen auch schon gesucht, aber irgendwie nicht gefunden. Aracy ist überrascht, dass wir ihn kennen. Ich erzähle ihr, dass es einen Zeichentrickfilm gibt und ich auch schon einen anderen Fillm über Balto gesehen habe. Außerdem muss man als Hundeliebhaber doch eigentlich wissen, wer Balto ist. Vor Balto legen wir deshalb auch einen Fotostop ein und Aracy macht ein Bild von uns zusammen mit Balto (diesmal wird es also wenigstens ein Bild als Beweis geben, dass ich hier war). Wieder laufen wir durch die amerikanischen Ulmen. Was für wunderschöne Bäume das doch sind. Ich hoffe, dass ich sie einmal auch belaubt bestaunen darf. Heute sind besonders die Robins überall zu sehen.  Auch ein Bluejay kreuzt unseren Weg, ist aber zum Fotografieren viel zu schnell. Aracy und ich rätseln unterdessen wie Schneeglöckchen auf Englisch heißen. Ihr fällt der Name erst ein, als wir dann tatsächlich vor ihnen stehen. Snow Drops (Schneetropfen) heißen sie auf Englisch. Wieder was dazugelernt, denn mein amerikanischer Ehemann kennt so ziemlich überhaupt keine Blumennamen. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass er die Namen inzwischen auf Deutsch besser kennt, weil ich laufend davon rede. Plötzlich hören wir Singen. Eine Gruppe aus der Bretagne führt einen Volkstanz auf und singt dazu auf Bretonisch.



Aracy zeigt uns noch die Gedenkstätte für John Lennon gegenüber von dem Haus, in dem er ermordet wurde. Dann gehen wir am Bootshaus vorbei (übrigens ein sehr guter Ort, um sich im Winter aufzuwärmen und etwas zu essen oder zu trinken!) weiter in Richtung Norden und sehen bald Teile des Parks, wo wir noch nicht vorbeigekommen sind, so z.B. Shakespeare's Garden ... der muss im Sommer wunderschön sein, aber auch jetzt im Winter hat der Central Park seinen Reiz. Ich hatte ja den eiskalten Wind heute erwähnt, die Gewässer sind auch alle fast noch ganz gefroren. Am Reservoir meint Aracy, dass dort meistens viele Enten sind, allerdings ist sogar das Reservoir zum Teil zugefroren, so dass wir die Enten nur weit draußen am eisfreien gegenüberliegenden Ufer von weitem sehen können. Wir erfahren auch, dass ein Großteil der Instandhaltungskosten für den Park von den Bürgern New Yorks durch Spenden getragen wird. Die Conservatory verwaltet dieses Geld. Vielleicht wäre sowas ja auch mal eine Anregung für unsere Städte, vielleicht könnte es dann in den Städten bei uns auch mehr Grün geben. Gerade jetzt, wo in so vielen Städten im Südwesten unseres Landes die Amerikaner abgezogen sind, gäbe es die Chance einen Teil dieser Flächen in Parks zu verwandeln ... ja, ich weiß, ich träume wieder ... aber ich mag meinen Traum.

Am Reservoir verlassen wir den Park in die Upper West Side. Inzwischen bin ich die, die sich trotz des Fotografierens mit Aracy unterhält. Irgendwie ist meine Freundin zurückgefallen. Ich vermute, dass sie wieder vom Hunger geplagt wird. Glücklicherweise erfahren wir jetzt von unserer Greeterin, wo man in ihrem Stadtteil in der Nähe etwas zu essen bekommt und wo man Lebensmittel einkaufen kann. Dann verabschiedet sie sich von uns. Wir übergeben unser Geschenk. Wie sie auch bemerkt, sie findet es sehr originell und meint, so etwas hätte sie noch nie bekommen .... wir haben auch lange überlegt, was wir ihr schenken sollen. Wenn man jemanden nicht kennt, weiß man nicht, ob derjenige Schokolade oder sonstwas aus Deutschland überhaupt mag. Außerdem kriegt man in New York ja auch so ziemlich alles. Nach langem Überlegen haben wir dann unsere Hunde bei uns in der Stadt an so ziemlich fast allen touristischen Orten fotografiert und ihr hiervon ein kleines Fotobuch gemacht. Auf der Greeters Seite steht ja, dass man den Greeter zum Kaffee einladen darf, aber da wir beide keinen Kaffee mögen .... gibt es halt ein ganz persönliches Fotobuch von unserer Stadt. Ich hoffe, sie hat ein ganz kleines bisschen Spaß damit - oder zumindest ihre Hunde liebenden Freunde. Für uns war diese Tour mit ihr auf jeden Fall eines der Highlights in New York und ich kann das jedem, der länger als drei Tage in die Stadt fährt nur wärmstens empfehlen.

Hier jetzt noch ein paar fotografische Eindrücke vom Central Park am heutigen Tag. Natürlich fehlen auch nicht die obligatorischen Bilder von den dicken amerikanischen Eichhörnchen.

Oft fotografiertes Motiv - heute mal mit Eisfläche auf dem See und noch blattloser Weide


Ich mag die knorrigen Bäume


Pavillon aus Holz vor Wolkenkratzern


Weiden sind immer schön.


Der amerikanische "Robin" hat mit dem europäischen "Robin (Rotkehlchen)" außer dem Namen nichts gemein, sondern gehört zu den Drosseln und heißt deshalb zu Recht "Wanderdrossel"


Die amerikanischen Eichhörnchen




Sogar das Reservoir ist fast ganz zugefroren. Hier verlassen wir den Park.




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Mittwoch, 18.3.2015 Teil 5

Für uns geht es jetzt alleine weiter durch die Upper West Side. Aracy hat uns erzählt, dass hier früher sehr viele Deutsche gewohnt haben. Die Gegend war mal wirklich angesagt. Jetzt sind die jungen Leute aber in andere Gegenden weitergezogen, auch die Deutschen mit Geld leben jetzt außerhalb. Ein paar Dinge erinnern aber noch an die Deutschen. Wir sehen ein Restaurant mit dem Namen Old Heidelberg. Aracy hat uns aber von der Qualität des Essens dort gewarnt. Ich frage meine Freundin, ob sie Hunger hat, ja, meint sie, es wäre gut, wenn wir jetzt erstmal was essen gehen würden. Sie ist platt, aber sie ist nicht die einzige. Mein Mund war gegen Ende unseres Spaziergang von dem eisigen Wind so zugefroren, dass ich kaum noch ein vernünftiges Wort herausgebracht habe. Ich hoffe, es ist doch irgendwie rübergekommen, dass uns dieser Spaziergang unheimlich gut gefallen hat.

Da mich auch schon wieder die Blase drückt, suchen wir einen der Orte auf, die Aracy uns genannt hat - leider gibt es dort keine Toilette, aber das Essen schmeckt gut. Meine Freundin holt sich was Vernünftiges, ich begnüge mich mit einem double Chocolate Cookie und einer Cola, die ich jetzt dringend zum Wachwerden brauche.

So langsam werden wir wieder warm und wach. Wir überlegen, was wir mit dem Rest des Tages machen. So richtig hat gerade keine von uns Lust den Central Park heute noch weiter zu erkunden. Wir entscheiden uns nicht mehr zurückzugehen. Da die Sonne scheint und einen Sonnenuntergang verspricht, will ich unbedingt am Abend noch am Gantry Park fotografieren, denn ich habe zwar viel geknipst heute, aber hatte nicht so wirklich das Gefühl zu fotografieren. Eine Pause vorher im Hotel klingt da gerade sehr verlockend. Meine linke Schulter tut nämlich unter der Last des Photorucksacks immer mehr weh. Wir entschließen uns noch bei dem einen Supermarkt vorbeizugehen, von dem Aracy uns erzählt hat und dann ins Hotel zu fahren und uns vor dem Abendspaziergang etwas auszuruhen.

Da das Wort Toilette immer noch eine große Anziehungskraft auf uns beide auswirkt, gehen wir direkt in den Burger King, an dem wir vorbeikommen. Da man dort nur als Kunde einen Schlüssel für die Toiletten bekommt,  esse ich als Nachtisch zu meinem Cookie dort noch ein Stück Peanutbutter Pie – etwas, was ich später noch bereuen werde, der aber sehr lecker ist, während meine Freundin sich ein Smoothie genehmigt. Als nächstes drehen wir eine große Runde im Fairway Supermarkt, von dem Aracy uns erzählt hat. Leider haben die auch nur viel Gesundes und nicht das, was ich für meine Familie mitbringen soll, aber wenigstens finde ich hier endlich den cherry chapstick, den Miss 18 haben möchte.

Nun wollen wir schnell ins Hotel, irren aber erstmal eine Weile am falschen U-Bahn Eingang herum, bis uns jemand erklärt, dass unser Eingang auf der anderen Straßenseite ist.

Nach 1,5 Stunden brechen wir  zum Gantry Park auf. Von dem Park hat man einen super Blick auf Manhattan. Wäre es nur nicht so kalt! Ich laufe erstmal herum, um den richtigen Ort für ein Bild zu finden, während meine Freundin irgendwo stehen bleibt und friert. Immer wieder bläst der eiskalte Wind so heftig, dass ich fast Angst habe, dass es mein Stativ gleich schmeißt.

Als erstes entdecke ich die Pepsi Leuchtschrift, die ich am Morgen vom UNO Gebäude aus fotografiert hatte! Wir befinden uns tatsächlich jetzt am Abend genau auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, von der Stelle, wo wir unsere Erkundung der Stadt am Morgen begonnen haben.



Ich bin glücklich endlich mal halbwegs richtig fotografieren zu dürfen. Ich bin auch nicht der einzige Hobbyfotograf, den es trotz der Kälte heute hierher verschlagen hat, aber die einzige, die so gaga ist, die blaue Stunde hindurch bis zur Dunkelheit durchzuhalten. Aber noch geht es, noch ist die Sonne nicht untergegangen, sondern blitzt durch die Häuserreihen Manhattans hindurch. Meine Sonnenblende am Tele vermisse ich jetzt schmerzlich.



Ein Gutes hat die Kälte, der Abend ist absolut klar. Und schließlich ist die Sonne untergegangen und sie ist da - die heute eiskalte blaue Stunde. Jetzt müssen nur noch die Lichter der Stadt am gegenüberliegenden Ufer angehen.

Blick auf Manhattan




Aber nicht nur die Stadt auf der anderen Uferseite lädt zum Fotografieren ein. Wenn ihr auf das Bild von heute Morgen schaut, könnt ihr da auch diese Tore, wo Long Island City draufsteht, sehen. Jetzt stehe ich hinter diesen Toren und fotografiere durch das beleuchtete Tor hindurch die Stadt.





Meine Freundin ist unterdessen fast zum Eiszapfen gefroren und auch mir ist nicht minder kalt - nur das Adrenalin lässt mich weitermachen. Das Gehirn ist längst zugefroren und eigentlich würde mein Darm sich gerne entleeren, wie immer, wenn ich zu viele Erdnüsse esse - ihr erinnert euch an den leckeren Peanut Pie vom Nachmittag?

Nur noch ein Foto sage ich - und mache mindestens noch vier.  Natürlich ist die Belichtung jetzt im Dunkeln entsprechend lang .... mein schlechtes Gewissen plagt mich ja auch, aber ...  ich kann nicht anders.



Nun ist aber auch Schluss - vor lauter Kälte und schlechtem Gewissen bekomme ich sowieso kein vernünftiges Foto mehr hin. Ich packe alles zusammen und wir machen uns auf den Rückweg. Mir geht der fotografische Abend durch den Kopf. Durch das verwendete Weitwinkelobjektiv erscheint die Stadt durch das Tor jetzt recht klein. Mist, ich hätte das Tele nehmen müssen. Wie bringe ich nach diesem eiskalten Abend meiner Freundin jetzt blos bei, dass ich unbedingt während unseres New York Aufenthalts nochmal hier hin will, um das Torbild nochmal mit einem Tele zu machen!

Völlig durchgefrohren und müde kommen wir wieder am Hotel an. Jetzt wo ich nicht mehr fotografiere, bibbere ich auch. Ich lasse mir ein heißes Bad ein und taue langsam wieder auf. Eigentlich wollten wir morgen nach Staten Island, aber weil meiner Freundin das Knie weh tut, entscheiden wir uns am nächsten Tag in den Bronx Zoo zu gehen. Da will meine Freundin unbedingt hin und da es wieder sehr kalt werden soll, ist das sicher kein schlechtes Ziel, weil man sich in den Häusern gut aufwärmen kann. Und bestimmt gibt es dort auch Möglichkeiten sich mal hinzusetzen. Ich bin langsam davon überzeugt, dass ich u.U. hier bei meinem Stadturlaub mehr laufe als sonst, wenn ich in den Kellerwald fahre.

Bevor ich wieder todmüde ins Bett falle, google ich die Seite des B & K Photo Ladens in Manhattan. Ich hatte mich schon vor dem Urlaub nach Kameraläden im Internet umgeschaut, denn man kann ja nie wissen. Im Internetladen finde ich eine Sonnenblende für mein Tele und sogar eine von einem Drittanbieter für 13 Dollar! Wenn ich jetzt über das offene WLAN des Hotel meine Kreditkartennummer eingebe, könnte ich es kaufen und dann am Freitag im Superstore in Manhattan abholen. Aber meine Kreditkartennummer will ich nicht durch das Hotel WLAN angeben.  Also schreibe ich dem Laden lieber eine e-mail, ob sie das Teil vorrätig haben. Wenn ja, dann hoffe ich drauf, dass sie es Freitag noch haben, denn Freitag werden wir ganz in der Nähe sein und dann einen Abstecher zu dem Laden machen können. Ich bekomme relativ schnell eine positive Antwort von dem Laden und bin froh nur noch einen Tag ohne die Sonnenblende auskommen zu müssen.



timberwolf

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Wie im ganzen Bericht schon tolle Fotos...aber die von der Skyline in der blauen Stunden sind grandios!!

Dreamer

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Donnerstag, 19. März 2015 Teil 1

Nach einer unruhigen Nacht werde ich schon früh wach. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir, dass ich so dicke Ringe unter den Augen habe wie noch nie. Meine linke Schulter tut sehr weh und beinahe konnte ich in der Nacht meinen Kopf nicht mehr nach links drehen. Die Muskeln sind vom Kamerarucksack völlig verspannt. Die ganze Nacht habe ich immer wieder Gymnastik gemacht … heute morgen geht es. Ich entscheide mich, den Kamerarucksack heute im Hotel zu lassen. An die Kamera mache ich das 70-200, da es heute ja in den Zoo geht. Ich packe sie in meine grüne Tasche und wickle ein Fleece außen herum zum Schutz. Hoffentlich erholt sich die Schulter. So kann das nämlich nicht noch eine Woche weitergehen. Da der Zoo in der Bronx, den sich meine Freundin als Besuchsziel in New York gewünscht hat, erst um 10 öffnet, müssen wir heute nicht so früh los. Nach dem Frühstück um 6 Uhr habe ich also noch Zeit und mache in bestem Morgenlicht noch ein paar Bilder vom Blick aus dem Fenster. Jetzt müsste ich in Brooklyn sein und in Richtung Manhattan fotografieren können. Aber ich weiß, dass das in diesem Urlaub nicht möglich sein wird. Ich werde meiner Freundin ganz sicher nicht versuchen zu erklären, warum wir das Frühstück ausfallen lassen müssen, damit wir um 7 schon in Brooklyn sind. Es reicht, dass sie bei meinen abendlichen Fotoausflügen zum Eiszapfen wird.







Um 9 brechen wir auf mit der U-Bahn in die Bronx. Die Kamera in der grünen Tasche funktioniert gut. Durch das breite Band verteilt sich der Druck gut und meine linke Schulter kann ausruhen, weil ich die Tasche erstmal über die rechte Schulter hänge. Die U-Bahn fährt auf dem Weg in die Bronx teilweise auch überirdisch. Durch die Fenster sehen wir Häuser, Häuser und noch mehr Häuser. Ein Meer menschlicher Behausungen. Es wundert mich nicht mehr, dass man im Central Park so gut Vögel beobachten kann, da sehr viele Zugvögel dort Station machen. Es gibt kaum anderes Grün weit und breit. Die Fahrt klappt gut und so sind wir kurz vor 10 Uhr am Asia Eingang des Zoos. Meine Freundin erhält eine Karte vom Park und führt uns hinein. Viele Tiere sind bei der Kälte natürlich nicht in den Gehegen. Kurz hinter dem Eingang habe ich gleich eines meiner schönsten Erlebnisse des Tages, denn ich sehe mein erstes Kardinal Männchen. Auch wenn die Bilder von dieser Begegnung allesamt nicht scharf sind, sehe ich etwas später meinen zweiten männlichen Kardinal und kann ihn wenigstens so ablichten, dass man das Bild hier zeigen kann. Innerlich setze ich einen Hacken hinter meine Liste of things to do in New York City!



Wie immer plagen mich im Zoo die unterschiedlichsten Gedanken. Auch wenn ich mich mit diesem Thema schon länger beschäftige, zu einer Antwort, ob Zoos zu befürworten sind oder grundsätzlich abzulehnen, bin ich bis heute nicht gekommen. Deshalb verschone ich euch jetzt auch damit und lasse einfach Bilder sprechen.

Die Madagaskar Anlage ist eine der Attraktionen im Zoo, die man extra bezahlen muss. Da wir aber die Winter inklusive Karte haben, dürfen wir rein.

Impressionen aus dem Madagaskar Gebäude













Ich bin voller Eindrücke, als wir die Anlage verlassen. Ich hoffe, wir Menschen schaffen es, den Lebensraum dieser Tiere in der freien Wildbahn in Madagaskar zu erhalten.


mlu

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Ein wirklicher toller Bericht mit super Fotos und einem Schreibstil, als würde man alles miterleben. Mir ist beim Lesen grade echt kalt geworden  :wink:

Klasse  :clap:

Gruß
Micha
Man muss dem Leben immer um einen Whiskey voraus sein - Humphrey Bogart


Dreamer

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Freut mich, dass der Bericht dir gefällt. Vielen Dank für die Rückmeldung!  :)

Anti

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Was für ein schöner Vogel! Schon das Weibchen vor ein paar Tagen fand ich toll, aber nun verstehe ich, dass du "Jagd" auf das Männchen gemacht hast!

Mit Zoos geht es mir genauso wie dir. Wahrscheinlich werde ich da auch nie eine eindeutige Meinung drüber erlangen...

Dreamer

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Weißt du Andrea, die gibt es dort echt fast wie Sand am Meer .... aber als ich das letzte Mal in New York City war, hab ich halt keinen gesehen und sie sind doch wirklich wunderschön, auch wenn sie nicht selten sind. Jeder New Yorker lacht sich sicher schlapp über meine große Freude über den Kardinal, aber ich hab mich trotzdem riesig über diese Sichtung gefreut, weil es mein erster war! Und wie du schon sagst - sie sind echt hübsch ... (psst .... das war übrigens auch nicht der letzte, den ich in meinem Urlaub sehen sollte  :)

Dreamer

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Donnerstag, 19. März 2015 Teil 2

Wir lassen Madagaskar hinter uns und schauen bei den Greifvögeln vorbei. In einem der Gehege lebt ein Geierpaar. Einer der beiden ist mit Fressen beschäftigt. Ich kann die beiden zwar nicht auseinanderhalten, aber für diesen Bericht soll dieser Geier jetzt mal Frau Geier sein, denn Herr Geier ist überaus fleißig damit zu Gange, das große Nest auszubauen. Er hoppelt durch das Gehege und sammelt Stöckchen und Halme ein.



Geier sind zwar begnadete Flugkünstler, aber viel zu schwer um einfach ohne geeigneten Wind vom Boden starten zu können. Und so steht Herr Geier nun vor dem Aufgang zu seinem Nest und überlegt. Das wäre ja ganz einfach, wenn man den Schnabel benützen könnte.  Der ist aber voll mit Stöckchen und Halmen. Er lässt welche fallen und prüft den Aufgang erneut.



Nee - immer noch zu viel! Schließlich schafft er es mit immerhin noch einem Stöckchen nach oben zu kommen, wo er es liebevoll in sein Nest einbaut.



Sein riesiges Nest ist schon eine gewaltige Leistung und ich frage mich, seit wievielen Jahren er daran baut.

Während meine Freundin einen Toilettenstop einlegt, setzte ich mich trotz des eiskalten Wetters auf eine Bank (durch den Besuch des Madagaskarhauses bin ich gut aufgewärmt) und beobachte die Hausspatzen, die in der Hecke leben.



Gemeinsam betrachten wir dann noch die Robben oder Seehunde oder ... ich hab nicht geschaut, was das ist und ich kenne mich überhaupt nicht aus! Ich finde es lustig, wie sie da auf dem großen dunklen Tier draufliegen. Sieht aber bequem aus.





Wir überlegen, was wir als nächstes machen wollen und entscheiden, dass es Zeit fürs Mittagessen ist. Im Dancing Crane Cafe legen wir einen Stop ein. Meine Freundin gönnt sich ein Stück Pizza, während ich mir was Süßes hole und Cola in mich hineinkippe, um wach zu bleiben. Nach dieser Stärkung möchte ich jetzt erstmal in den gegenüberliegenden Shop. Gut, dass ich keine Enkelkinder, kleine Nichten oder Neffen habe, denn das Angebot an den exotischsten Stofftieren ist gewaltig. Als ich allerdings ein braunes (ich liebe braun) The Mountain T-Shirt mit einem durch das Wasser rennenden Tiger erblicke (auf dem Ärmel steht Bronx Zoo New York City) weiß ich, dass ich da auf keinen Fall dran vorbeikomme. Ich habe schon so lange nach einem schönen braunen T-Shirt von The Mountain gesucht, auf dem nicht unbedingt ein Elch oder ein Reh drauf ist und eine schöne Erinnerung an die New York Reise ist das auch. Vielleicht ist meine Begeisterung für dieses T-Shirt ja auch ansteckend, denn trotz der über 20 Dollar, die wir dafür löhnen müssen, sucht sich meine Freundin auch ein T-Shirt dort aus, welches das Gesicht eines Schneeleoparden schmückt.

Den Laden und die damit einhergehende Versuchung hinter uns lassend, wollen wir in der Zeit, die uns noch verbleibt aber doch noch einiges sehen und der Zoo hat im Winter (bis Ende März) nur bis 16:30 Uhr geöffnet. Ich will unbedingt in das große Vogelhaus und wir suchen uns einen Weg heraus, wir wir am Besten zu den Vögeln kommen.

Auch heute weht immer noch dieser eiskalte Nordwind. Manchen Tieren zaubert er allerdings oskarreife Frisuren ins Fell!



Das Bärengehe besticht dadurch, dass man Bilder wie aus der freien Natur schießen kann. Vielen Dank an den Bären, der wie auf Kommando über den großen Felsen für mich läuft.