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Autor Thema: Gradwanderung: Heißkalte Womo-Tour durch Arizona und New Mexico  (Gelesen 33391 mal)

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Yaphi

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Ich bin jetzt auch wieder up to date nach dem Wochenende :)
Macht einfach Spaß mit euch, wäre der Bericht ein Buch, wäre es ein page-turner.
Bei dem schnellen Einstellen der Berichte befürchte ich allerdings, dass wir vor der Weihnachtszeit schon fertig sein werden...

U2LS

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Die Mägen aber sind noch ziemlich leer - vor allem Irenes. Das ist für die Stimmung eher ungünstig.

Irene, das kann ich dir voll und ganz nachempfinden; so geht es mir auch immer, wenn ich nicht regelmäßig etwas zwischen die Zähne bekomme.

Im Chiricahua hat es mir damals auch sehr gut gefallen. Ich war allerdings im März dort und da lag noch Schnee:





Dieter, deine Anmerkungen sind Pulitzer Preis verdächtig  :D :D :D
Gruß
Lothar

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ireula

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Donnerstag, 13. Oktober

Kandelaber in der Wüste


Bevor wir in Richtung Tucson aufbrechen, besuchen wir noch den Boothill Graveyard von Tombstone. Der Eintritt ist frei, 3 Dollar muss man lediglich bezahlen, wenn man die kleine Broschüre mit Informationen über die 150 auf Boothill Begrabenen haben möchte. Wir möchten. Der Friedhof ist authentisch, wurde aber 2005 ziemlich kräftig aufgeräumt. Viele hölzerne Grabkreuze sind dabei erneuert worden, aber die Original-Inschriften wurden übernommen. Die meisten Toten wurden 1881/82 beerdigt, und kaum einer starb eines natürlichen Todes. Zum Teil verrät die Inschrift sogar den Namen des Kontrahenten oder Mörders, häufig heißt es aber auch ¨killed  bei Apaches¨ oder ¨shot by indians¨. Viele Kreuze tragen die Inschrift ¨Unknown¨. Aber Billy Clanton und die mit ihm am OK-Corral erschossenen McLaury-Brüder haben einen Ehrenplatz auf dem Friedhof, und der Text am Grab lässt keinen Zweifel daran, welche Version der Geschichte der Autor für richtig hält. ¨Murdered¨ heißt es da.



Das Grab von Billy Clanton und den McLaury-Brüdern.



Da hatte Burt wohl sieben Kugeln.

Es lohnt sich, in der kleinen Broschüre zu blättern, denn hier steht wesentlich mehr als auf den Grabmalen. Zum Beispiel, dass Mrs. Stump 1884 während der Geburt ihres Kindes starb, weil der Arzt ihr eine Überdosis Chloroform gegeben hatte. Das Grab von Marshal White ist mit Münzen und Dollarnoten übersät - wie die Lady an der Kasse kundtut, ist das ein Zeichen der Wertschätzung für die Leistungen des Marshals, der seinen Versuch, einen Cowboy zu entwaffnen, mit dem Leben bezahlt hat.

Eine Meile hinter dem Friedhof werden wir wieder einmal von der Border Patrol angehalten. Wir sind ganz nahe an der mexikanischen Grenze, und die Polizei kontrolliert jedes einzelne Fahrzeug, um illegale Einwanderer aufzuspüren. Wir müssen unsere Pässe zeigen, zwei freundliche Sätze, dann dürfen wir weiter.

Ungefähr eine Stunde Fahrt haben wir bis Tucson vor uns. Etwas ausgebremst werden wir vom ersten Stau unserer Reise. Auf der Interstate 10 ist ein Pickup in Brand geraten. Wir sehen nur noch das ausgebrannte Wrack und viel Polizei und Feuerwehr.

In Tucson steuern wir gleich den Lazydays-KOA-Campground an. Ein riesiges Gelände mit mehr als 1500 Plätzen. Wir werden gewohnt professionell eingecheckt. Eine shady site kann man uns leider nicht bieten, sagt die Dame am Desk. Aber unsere Site sei nice. Recht hat sie. Wir sind am Rand einer Reihe untergebracht, haben einen runden Tisch mit vier Stühlen und einen Pampelmusenbaum, der voller Früchte hängt und ein bisschen Schatten spendet. Auf der Fahrt zu unserer Site verstehen wir erst, wie unsere Frage nach Schatten aufgefasst worden ist. Es gibt zwei riesige Dächer über dem Campground, unter denen die Camper stehen können. Diese Dachkonstruktionen sind mit Solarpaneelen bestückt - sie produzieren Strom und spenden Schatten. Wir finden die covered sites nicht so hübsch und sind froh, dass keine mehr frei war.

Wir richten uns auf dem Campground gar nicht erst ein, sondern steuern gleich den Saguaro Nat. Park (West) an. Das soll unser Nachmittagsprogramm werden. Rund 22 Meilen ist der Park von unserem Campground entfernt. Tucson ist die zweitgrößte Stadt Arizonas, die Entfernungen sind nicht zu unterschätzen. Die letzten Meilen führen durch die Tucson Mountains vorbei am Arizona Desert Museum und an Old Tucson (beides steht für morgen auf dem Plan). Eine wunderschöne Strecke durch Kakteenwälder.



Der Saguaro National Park bietet reichlich Möglichkeiten, die Kakteenwälder (und mehr) zu genießen.

Im Visitorcenter lassen wir uns beraten, welcher Hike in Frage kommt. Keiner will übrigens unseren Annual Pass sehen, mit dem Eintritt nehmen sie es wohl um diese Jahreszeit in den Nationalparks nicht so genau. Wir fahren eine gute Meile zum Hugh Morris Trailhead, stellen unser RV ab und machen uns auf den Weg. Er wird als lang und anspruchsvoll angekündigt. Mountain Lions, sechs Arten von Rattlesnakes, aggressive Bienen und das überaus giftige Gila Monster sollen den Trail bevölkern. Wir ziehen die hohen Wanderstiefel an und rüsten uns mit drei Flaschen Wasser aus. Dieter trägt uns diesmal bereits zu Beginn der Wanderung ins Trail-Register ein. Man gibt die Startzeit und den Wasservorrat an und soll sich bei der Rückkehr auch wieder registrieren.



Auch in hohem Alter können selbst Männer noch dazulernen: erst eintragen, dann losmarschieren. Ist doch gar nicht
so schwer, sich diese Reihenfolge zu merken.


Der Weg ist hervorragend ausgebaut und führt in Serpentinen stetig nach oben. Wir wandern durch einen Wald von Saguaro-Kakteen, die so aussehen wie mehrarmige Leuchter (Kandelaber). Manche sind an die zehn Meter hoch, andere haben zahlreiche Seitenarme. Sie wachsen zwischen den Felsbrocken. Wir hören Vögel pfeifen, sehen kleine Springmäuse, aber leider lässt sich weder ein Berglöwe noch ein Gila Monster blicken.

Wir sind mutterseelenallein auf dem Trail. Von weit oben beobachten wir, wie ein Auto neben unserem Wohnmobil parkt. Wie wir später im Trailregister sehen, handelte es sich um Engländer, die sich aber schon nach einer halben Stunde wieder ausgetragen haben.











Wir marschieren bis auf die Höhe, eine gute Stunde in brütender Hitze. Der Ranger am Visitor Center hat uns empfohlen, einfach umzukehren, wenn wir genug haben. Am höchsten Punkt des Trails folgen wir seinem Rat. Dieter hat Probleme mit der linken Wade, deshalb ist der Weg hinunter nicht ganz ohne. Nach rund zwei Stunden sind wir wieder am Auto - etwas geschafft, aber glücklich, gemeinsam ein weiteres Naturerlebnis genossen zu haben.



Am Campground lockt der von Palmen umstandene Pool, der sogar bis 10 pm geöffnet ist. Die Abkühlung ist nach der hitzigen Wanderung wohltuend und erfrischend. Bei genauerer Betrachtung der Campground-Map stellen wir fest, dass es sogar noch einen zweiten Pool gibt - auf diesem Riesenplatz wohl angemessen.



Wir essen heute im Campground Restaurant, das ganz schön groß, aber fast leer ist. Wir nehmen an, dass die Saison der Snowbirds noch nicht wirklich begonnen hat. Nach unseren Erfahrungen in Florida dürfte auch hier zwischen November und Ostern der Bär steppen. Aber noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm.




Yaphi

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Ich dachte erst du hättest dir das Gila-Monster als Gruselgeschichte ausgedacht... so die Kategorie Nessie, Yeti und co, aber nein, Google belehrt mich eines besseren :O
Dann bin ich ja froh, dass ihr so ein Monster nicht gesehen habt.

ireula

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Hallo Yaphi,
danke für das Mitgefühl, aber wir sind nicht von der ängstlichen Sorte. Zudem hat Dieter zur Gefahrenabwehr vom Grizzly bis zum Puma immer seine Pfeife dabei. Die hilft auch, um in den verzweigten Walmart-Gängen oder auf Shopping-Touren nach mir zu fahnden (er ist halt so). Ein Gila-Monster werden wir übrigens morgen noch "live" sehen, wenn auch hinter Glas. Im Übrigen haben wir drei Jungs (Männer), da kann uns nur noch wenig schocken...

ireula

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Freitag, 14. Oktober

Wüstenstadt Tucson

Diesen Weg kennen wir schon: Durch die malerischen Tucson Mountains geht es wieder Richtung Saguaros. Kurz vor dem National Park biegen wir aber Richtung Arizona Desert Museum ab. Zu unserer Überraschung ist es schon um 9.30 Uhr ziemlich voll auf den Parkplätzen. Direkt nach dem Eingang (Tickets 20,50 Dollar pro Person) werden wir von einer weißhaarigen, aber sehr drahtigen Volunteer angesprochen. Es stellt sich heraus, dass sie in Deutschland geboren ist und jedes Jahr nach Bayern zu Verwandten reist. Sie mag Deutschland und gibt uns den Tipp, gleich zur ¨Raptor-Show¨ zu gehen, zu der eigentlich nur ¨members¨ des Museums zugelassen sind. Eine Freiflugschau von Vögeln erwartet uns. Es geht los mit einem Raben, dann folgen eine große Eule und Falken. Die Tiere sind zum ersten Mal nach einem halben Jahr Sommerpause wieder bei einer Flugshow. Ganz nah streichen sie über die Köpfe der Besucher. Dem großen Falken, der zuletzt dran ist, gefällt offenbar die Freiheit. Er kommt nicht zu den heftig winkenden Rangern zurück, sondern schwingt sich stattdessen Richtung Berge davon. Sicher wird er aber später wiederkommen.



Die Vögel werden mit Winkzeichen angelockt und nach dem Anflug mit Fleischhäppchen belohnt.



Suchbild mit kamerascheuem Raben.

Wir wandern den Desert Loop Trail ab. Das Desert Museum ist eine Mischung aus Botanischem Garten, Wüstenpark und Zoo. Die didaktische Aufbereitung macht - wie immer in Amerika - richtig Spaß. Wir gehen auch den Kids Trail. Hier ist manches so nett und anschaulich präsentiert, dass wir uns gerne bücken, um die Klapperschlange hinter dem Fenster einen halben Meter über dem Boden zu sehen. An einem Felsbrocken steht ein unauffälliges ¨Lift¨. Das haben wir übersehen, aber der Junge neben uns hebt den (Kunststoff-)Stein sofort an und entdeckt darunter interessante Käfer (natürlich hinter Glas).

Wir sehen ein Javalina im Schatten dösen. Diese Tiere sehen aus wie Wildschweine, gehören aber einer anderen Gattung an. Höhepunkt ist der Mountain Lion. Ein beeindruckend großer Puma jagt durch sein Terrrain. Er ist so lebhaft, dass wir ihn von allen Seiten zu sehen bekommen.



In freier Wildbahn haben wir den Mountain Lion leider nicht zu Gesicht bekommen. Aber auch der Museums-Zoo vermittelt einen Eindruck von der Eleganz seiner Bewegungen.



Schon am Vormittag ist es brütend heiß im Museum. Für diese Jahreszeit sind die Temperaturen mit über 93 Grad Fahrenheit (34 Grad Celsius) außergewöhnlich hoch. Wir gönnen uns einen Eiscafe in Phoebe's Imbiss. Vorher waren wir im Reptilienhaus und im Aquarium. Bei den Reptilien steht ein Volunteer, der eine Schlange in der Hand hält. Irene sucht auf der Kamera das Schlangenbild, das wir im Slide Rock State Park geschossen haben. Der Experte identifiziert das Tier als Arizona Mountain King Snake. Sie ist, wie alle King Snakes, harmlos. Heimisch ist sie im kühleren Norden des Staates, nicht im heißen Süden.

Im Reptilienhaus ist eine ganze Reihe von unauffällig gefärbten Klapperschlangen zu sehen - sie wirken ganz harmlos. Und Irene kann endlich ihr Lieblingswüstentier, das Gila Monster, aus der Nähe beobachten. Leider schläft es gerade. Um so lebhafter sind die Skorpione. Sie sind im Vergleich zu den Exemplaren, die man aus Spanien kennt, winzig. In dem dunklen Terrarium erkennt man zunächst gar nichts. Erst wenn man den Lichtknopf drückt, sieht man die fluoreszierenden Körper mit dem charakteristisch eingerollten Schwanz. Ob wir in der Wüste auch schon einem Mini-Skorpion begegnet sind, ohne es zu merken?



Frösche,



Klapperschlange,



und endlich das friedlich schlummernde Gila-Monster.

Nach den Tieren und Pflanzen wollen wir uns eine Dosis Wildwest-Romantik geben. Old Tucson liegt gleich um die Ecke. Im Gegensatz zum Desert Museum ist hier wenig Betrieb. Mehr als 100 Western und Serien wurden in dieser nachgebauten Stadt gedreht. Die wohl auch bei uns bekannteste: High Chaparell. Wir durchstreifen die Kulissen. Zum Teil handelt es sich um komplette Häuser, die auch innen eingerichtet sind, zum Teil stehen nur halb verfallene Fassaden. Man kann sich mit einer kleinen Bahn oder per Pferdekutsche durch die Stadt fahren lassen. Night tours werden von September bis Halloween angeboten. Dann spukt es in der Dunkelheit überall in Old Tucson, wir sehen die entsprechenden Dekorationen in der Mittagssonne leuchten. Für uns am interessantesten ist die chronologische Videozusammenfassung der vielen Filme, die hier gedreht wurden. In den 50ern und 60ern hatte Old Tucson seine große Zeit, aber die letzten Streifen stammen aus dem 21. Jahrhundert. Viele Western-Helden von Rang und Namen standen hier vor der Kamera.





Eine Kunstwelt: Old Tucson, aber für Freunde des Westerns sicher einen Abstecher wert.







Wir fahren in die Stadt zurück, um unser Basislager für die kommenden zwei Tage zu beziehen. Dieter hat den Sentinel Campground an der Grande Street ausgesucht, der als einziger so stadtnah gelegen ist, dass wir gut zum Football-Stadion der Universität kommen. Schön sei der Platz nicht, hat Dieter verlauten lassen, aber zumindest mit Pool ausgestattet.

Unser Campground ist ein komplett asphaltierter, nicht allzu großer Parkplatz. Immerhin haben wir einen Außensitzplatz, der allerdings jetzt um 3 in der prallen Sonne liegt. Wir schwitzen bei weit über 30 Grad, deshalb kühlen wir uns erst mal im Pool ab. Das Becken ist klein, aber mit sehr erfrischendem Wasser gefüllt (unheated). Genau das Richtige für uns.

Gegen 4.30 sind wir bereit zu weiteren Taten. Wir haben ein Logistikproblem zu lösen. Um zum Footballspiel morgen Mittag zu kommen, hat uns die Campgroundlady empfohlen, ein Verkehrsmittel namens Link zu nehmen. Es soll ein paar Blocks weiter einen Kiosk geben, wo wir die Fahrkarten dafür kaufen können. Wir machen uns auf den Weg - ungefähr eine Meile an der Grande Street entlang, die zum Glück mit einem Bürgersteig versehen ist. Von einem Kiosk allerdings keine Spur. Stattdessen treffen wir auf eine hilfsbereite Familie, die an einer Bushaltestelle wartet. Nach längerem Palaver empfiehlt uns die Mutter, mit dem Bus nach Downtown zu fahren und dort ein Ticket für den Link-Suntrain zu kaufen. Der Bus kommt auch prompt. Dieter will zwei Tickets für 3 Dollar kaufen, aber der Fahrer winkt ab. Wir sollen einfach durchgehen und uns setzen, auf Bargeschäfte ist er nicht eingerichtet. So bekommen wir ein kostenloses Shuttle in die Stadt.

Im Bus treffen wir auf eine andere hilfreiche Seele. Durch Irenes Berlin-Tasche aufmerksam geworden, will sie wissen, was wir so machen. Sie berichtet, dass sie kürzlich in der Schweiz war. Nach dem Aussteigen führt sie uns zu der Ticketbox, wo wir unsere 24-Stunden-Karten lösen können.

Das klappt allerdings nur mit Problemen: Unsere sämtlichen Kreditkarten erkennt der Automat nicht, und bei den Dollarnoten müssen wir zigmal probieren, bis er die 8 Dollar schluckt. Als es endlich klappt, sind wir total entgeistert, denn im Entnahmefach liegen statt der von uns gekauften zwei insgesamt fünf Sunpasses. In diesem Moment kommt glücklicherweise ein Link-Mitarbeiter vorbei und fragt, ob er uns helfen kann. Er gibt uns zwei Tickets und nimmt die anderen drei an  sich - sie sind vermutlich irgendwie liegengeblieben.

Nun sind wir auf den folgenden Tag vorbereitet und können uns den Anforderungen des Abends widmen, die da heißen: Essensaufnahme. Wir suchen mit Googles Hilfe Restaurants und finden uns schließlich in einem Laden wieder, der mexican food des etwas gehobeneren Genres anbietet. Allerdings ist das Licht so schummerig, dass wir die Getränkekarte nur mit Hilfe unserer Taschenlampe entziffern können. Bei der Speisekarte ist das nicht nötig, denn sie wird uns auf einer großen Tafel vorgehalten und Gericht für Gericht vorgelesen. Wir entscheiden uns für Lachs (Dieter) und Geschnetzeltes (Irene). Dazu gibt es Salat, köstlichen Reis, Bohnen und Tortillas. Es ist wirklich lecker, auch wenn man sich vorkommt wie im Dunkelrestaurant.

Mit unserem Sunpass fahren wir per Link-Tram nach Hause. Der Pass wird mit dem ersten Gebrauch aktiviert, indem man ihn im Zug auf den Scanner legt. Ab jetzt gilt er 24 Stunden. Das dürfte für unser Football-Abenteuer morgen reichen.



So liebt man eine Wettervorhersage. Aber selbst die Sonne hat ihre Schattenseiten...

U2LS

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Mehr als 100 Western und Serien wurden in dieser nachgebauten Stadt gedreht. Die wohl auch bei uns bekannteste: High Chaparell.
High Chaparall, eine der Serien meiner Jugend *träum*. Mensch Irene, hättest du mir das nicht ein paar Jahre früher sagen können!? ;-) Diese Westernstadt hätte doch damals zu meinem Pflichtprogramm gehört!


Dieter will zwei Tickets für 3 Dollar kaufen, aber der Fahrer winkt ab. Wir sollen einfach durchgehen und uns setzen, auf Bargeschäfte ist er nicht eingerichtet. So bekommen wir ein kostenloses Shuttle in die Stadt.
Diese Amis sind einfach unkompliziert. Stelle mir gerade die (rhetorische) Frage, ob so etwas bei uns auch möglich wäre?





So liebt man eine Wettervorhersage.

Genau, diese hübschen Wetterfeen schaue ich mir auch gerne an  :wink: :D 8)
Gruß
Lothar

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ireula

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Samstag, 15. Oktober

Die Wildcats zeigen ihre Krallen nicht

Das Football-Spiel beginnt erst um 12.30 Uhr, aber Dieter drängt schon um kurz nach 9 zum Aufbruch. Man könne ja in Downtown noch einmal aussteigen und ein bisschen bummeln, argumentiert er. Als aber in unserer Link-Bahn schon unübersehbar viele Football-Fans in leuchtend rotem Outfit zusteigen, sieht sich Dieter bestätigt, dass man lieber zu früh als zu spät am Ort des Geschehens sein sollte. Und er hat diesmal Recht, das muss ich anerkennen. Als wir an der Universität aussteigen, sind außer uns schon Tausende von Fans unterwegs. Vor dem Stadion sind riesige Wiesen mit Hunderten von Ständen gefüllt, an denen es Gewinnspiele gibt, Fanartikel verkauft und Imbisse sowie Getränke angeboten werden. Um 10.15 Uhr machen die Cheerleader Stimmung, eine mexikanische Band spielt, und dann laufen die Spieler Spalier durch die Menge. Ein großes Familienfest ist das, und wir statten uns mit einer durchsichtigen Tasche aus, denn ins Stadion darf man keine sonstigen Behältnisse mitbringen. Das hatten wir noch aus dem Mile-High-Stadium in Denver in Erinnerung (http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=64715.0). Deshalb hatten wir unsere Utensilien in eine einfache Plastiktüte gepackt. Aber der neue Bag der Arizona Wildcats ist natürlich viel stylisher.



Schon früh herrscht Festtagsstimmung am Stadion der Wildcats an der Universität von Arizona.







Einzug der Matadoren.

Unsere ausgedruckten Tickets funktionieren am Einlass problemlos. In Reihe 42 sitzen wir, hoch oben auf der Tribüne ziemlich in der Mitte. Man hat einen guten Überblick. Aber man kann es nicht beschönigen: Wir grillen in den kommenden dreieinhalb Stunden wie die Brathähnchen. Die Sonne knallt auf die Tribüne. Die Temperatur unten auf dem Feld beträgt sagenhafte 137 Grad Fahrenheit, das sind 58 Grad Celsius. Da müssen die armen Kerle in ihren gepolsterten Sachen und unter den Helmen rennen und die armen Mädchen sich beim Cheerleading abzappeln. Deshalb wollen wir nicht meckern: Wir müssen schließlich nur stillsitzen und zuschauen ...



Nach und nach füllt sich das Stadion.



Die Spannung steigt, es geht los.



Bei sagenhaften 58 Grad Celsius (137 Grad Fahrenheit) auf dem Spielfeld.

Dieter hat auch das gewusst: Die Trojans der University of Southern California aus Los Angeles sind einfach zu stark für die Wildcats aus Arizona. Mit 48 zu 14 gehen die Wildkatzen regelrecht unter. Schon nach der Halbzeit leeren sich die Ränge deutlich - die Spannung ist raus, und vielen Leuten ist es wohl einfach zu heiß.



Zu heiß für die Wildcats, "unser" Team wird mehr und mehr chancenlos. Am Ende siegt die bessere Mannschaft.

Wir halten aus bis zum Schluss und streben dann unserem Train zu. An der Haltestelle gibt es eine Schrecksekunde, als Dieter beim Sprechen die Bordsteinkante übersieht und rückwärts auf die Fahrbahn stürzt. Glück gehabt: Es ist nichts passiert.

Anmerkung Dieter: Es ist für einen Reisebericht sicher ohne jede Bedeutung, für die Dokumentation des Ablaufs des Sturzes, seiner Ursachen und Folgen aber sehr wohl erforderlich, Irenes Darstellung in diesem Punkt zu ergänzen. Dass ich ¨beim Sprechen¨ die etwa 22,73 cm hohe Fahrsteigkante an der Straßenbahnhaltestelle übersehen habe, ist zutreffend und zum Teil wohl auf die Sonnenbrille zurückzuführen, die farblich abgesetzte Warnmarkierungen - wie im konkreten Fall ein gleißendes Rot - mittels Farbfilter zum Schutz der Augen auftragsgemäß in ein fahles Aschgrau transponiert hat. Hinsichtlich der Ursache des Abgangs gleichwohl bedeutsamer aber war, dass es sich bei der fraglichen Unterredung erneut um einen Disput über die von uns einzuschlagende Richtung "west" oder "east" handelte. Dass Irene (west) diesmal tatsächlich Recht hatte, ändert nichts daran, dass ihr nachhaltiges Insistieren, richtig zu liegen, ursächlich für meine Unaufmerksamkeit bei dem von hochgradiger Emotionalität durchdrungenen ¨Sprechen¨ war. Auch wenn es vom nachfolgenden Sturz auf die Gleise (hoffentlich) keine Video-Aufzeichnung gibt, kann ich mir vorstellen, dass der Versuch, den plötzlichen Verlust des Gleichgewichts mittels mehrerer seitlicher Trippelschritte irgendwie auszugleichen, etwaigen Beobachtern nicht sonderlich elegant erschienen sein dürfte. Dessenungeachtet ist die Formulierung ¨Glück gehabt¨ ein Schlag ins Gesicht all jener Turn- und Judo-Trainer, die uns in jungen Jahren das Abrollen über die Schulter bis zum Erbrechen haben üben lassen. Es ist daher wohl nicht nur ¨Glück¨, wenn jemand bei einem solchen Sturz auf harte Straßenbahnschienen und auf nur wenig weicheren Asphalt mit immerhin 62 Jahren und rund 76 Kilo Lebendgewicht den Kopf oben behält, über die rechte Schulter abrollt, den Aufprall ohne Schramme, Schürfwunde, Bruch oder blauen Fleck abfängt und überdies das mit zu Boden gehende Fernglas völlig unbeschadet bleibt. Offen gestanden: Im Nachhinein bin ich ein bisschen stolz, dass in der Jugend Gelerntes auch im Alter noch derart nützlich sein kann, ohne dass ich mich nach weiteren Stunts als Asphalt-Cowboy sehne. Ohne Quatsch: Wenn zum Zeitpunkt des Sturzes eine Straßenbahn eingelaufen wäre, hätte alles Abrollen nichts genutzt, und Irene hätte ein paar Unannehmlichkeiten gehabt, aber auch ein nettes Sümmchen kassiert. Trotz der nicht ganz unverlockenden Perspektive, sturzartig reich zu werden, habe ich sie gebeten, in der begrenzten Anzahl der Fälle, in denen sie mit der Wegeführung richtig liegt, dezenter zu argumentieren und mich nicht auf die Palme zu bringen.



Unsere Link-Bahn bringt uns heil und unbeschadet zurück.

Nach der obligatorischen Abkühlungsrunde im Mini-Pool am Campground beschließen wir, noch eine Restaurant-Empfehlung auszuprobieren. Maricisas Seafood an der Grande Street. Tintenfisch (Dieter) und Krabben (Irene) schmecken sehr gut.

Wilder Löwe

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Habe Euren Reisebericht gerade in einem Rutsch gelesen. Sehr amüsant. Reise den Rest der Strecke gerne mit.
Viele Grüße
Katrin

Culifrog

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Noch nie wurde ein Sturz schöner beschrieben, als den von Dieter. Bei allem Mitleid habe ich mich köstlich amüsiert und dies nicht erst jetzt. Das ist einer der besten Reiseberichte, die ich je gelesen habe. Irene, Du schilderst so lebendig und Dieters Kommentare sind das Tüpfelchen auf dem i.

Liebe Grüsse
Gaby

Yaphi

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Ich kann es vor meinem geistigen Augen sehen, wie Dieter sich souverän über die Schulter abrollt, in einer fließenden Bewegung aufspringt und ohne mit der Wimper zu zucken, weiter auf Irene einredet, die so verwirrt ist, dass sie in dieser Runde des ehelichen Streitgesprächs eine Niederlage eingestehen muss, obwohl sie richtig lag.

ireula

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Noch nie wurde ein Sturz schöner beschrieben, als den von Dieter. Bei allem Mitleid habe ich mich köstlich amüsiert.

Hallo Gaby, danke für das Mitgefühl. Es ist für einen Mann wohltuend zu wissen, dass es auch unter euch Frauen noch Warmherzigkeit gibt.

Ich kann es vor meinem geistigen Augen sehen, wie Dieter sich souverän über die Schulter abrollt, in einer fließenden Bewegung aufspringt und ohne mit der Wimper zu zucken, weiter auf Irene einredet, die so verwirrt ist, dass sie in dieser Runde des ehelichen Streitgesprächs eine Niederlage eingestehen muss, obwohl sie richtig lag.

Hallo Yaphi, wenn dem nur so gewesen wäre! Irene und eine Niederlage eingestehen sind ein Kapitel für sich. Wobei auch diese Frau nach Jahrtausenden femininer Sozialisation mit allen Wassern der Diplomatie gewaschen ist und locker in der Lage gewesen wäre, eine Deeskalations-Strategie einzuschlagen und trotzdem ihren Willen durchzusetzen. Stattdessen aber hat sie ihrem Reise- und Ehegefährten auf dem Höhepunkt des Richtungsstreits sinngemäß einen nicht einmal zweidimensionalen Orientierungssinn zu attestieren geruht und ihn (mich) damit evolutionsgeschichtlich irgendwo zwischen Regen- und Wattwurm der Kategorie der Wirbellosen zugeschlagen. Welcher Mann mit Rückgrat würde da nicht in die Luft gehen und den Boden unter den Füßen verlieren?


Sonntag, 16.  Oktober

Ein Fahrtag

Gut 300 Meilen haben wir heute bis Kingman vor uns. Zuerst geht es über die Interstate 10 bis Phoenix. In Wickenburg machen wir Mittagspause. Henry Wickenburg, ein aus Essen stammender Goldsucher, war Gründer und Namensgeber des aufgeräumten Städtchens. Es wird uns auch in Erinnerung bleiben als der Ort, an dem wir am längsten auf unser Essen gewartet haben. Der Imbiss mit Burger und Salat kostet uns eindreiviertel Stunden in dem  - immerhin hübsch gelegenen - Lokal. Zur Entschädigung bietet Wickenburg nette Skulpturen am Wegesrand, die zum Teil sogar auf Knopfdruck ihre Geschichte erzählen.



In Wickenburg gibt es eine ganze Reihe größerer und kleinerer Skulpturen. Dieser Kollege hockt am Jail Tree. Hier wurden Strafgefangene kurzerhand festgekettet, ein Gefängnis benötigte man also nicht. Pfiffig, denn dann konnte auch keiner ausbrechen



Hektik ist in Wickenburg ein Fremdwort. Vor allem beim Servieren von Burgern. Man wartet ...



... und wartet ...

Auch wenn es nur ein Fahrtag ist: Die Straße 93 ist einfach jede Meile wert. Es ist, als ob der Südwesten noch einmal seine ganze Schönheit vor uns ausbreiten will. Die Berge zeigen ihr Relief im Gegenlicht, dichte Wälder von Joshua Trees stehen rechts und links der Fahrbahn, Saguaros und Teddybear Chollas wechseln sich ab. Immer höher schraubt sich die 93 in die Berge. Als wir gegen 16 Uhr in Kingman ankommen, weht ein kräftiger warmer Wind, die Hitze von Südarizona haben wir hinter uns gelassen.

Wir haben auf dem Kingman KOA eine Patio Site reserviert. Was genau das ist, sehen wir erst jetzt. Die große Campsite hat einen breiten betonierten Bereich, auf dem nicht nur ein Gasgrill für uns bereitsteht, sondern auch ein Esstisch mit vier dick gepolsterten Stühlen sowie ein niedriger Loungetisch mit vier ebenfalls gepolsterten Sesseln. Sofort müssen wir an unsere 2013er-Reise denken, als wir zu siebt unterwegs waren. Das wäre wirklich eine ideale Location für die ganze Familie gewesen!



Unsere Patio Site auf dem Kingman KOA bietet reichlich Platz und Komfort.

Aber auch zu zweit ist es nett. Wir gehen erst mal in den Pool, der zwar laut Website seit gestern außer Betrieb sein soll, aber es ist nicht kalt genug, sagt die Campgroundlady. Weil das Wasser im ziemlich großen Pool doch reichlich kühl ist, räkeln wir uns sogar mal kurz im Hot Tub.

Mit Steaks vom Grill, Salat und roten Kartoffeln lassen wir den Tag bei einer Flasche Merlot ausklingen. So langsam geht unsere Tour zu Ende, auch wenn das Death Valley noch vor uns liegt. Aber ein bisschen Bilanz ziehen wir schon jetzt und sind uns einig, dass es wieder eine wunderbare Reise mit ganz unterschiedlichen Eindrücken und Erlebnissen war. Wie immer in Amerika kommt es uns so vor, als sei es ewig her, dass wir aus dem Flugzeug gestiegen sind. Dabei sind heute erst genau drei Wochen vergangen ...

ireula

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Montag, 17. Oktober

Auf'm Damm

Wären wir vier Wochen früher unterwegs, könnten wir das Ziel des heutigen Tages, das Death Valley, nicht ansteuern. Zwischen Mai und September verbieten die Wohnmobilvermieter die Fahrt ins Tal des Todes - es könnte den Tod für manchen Motor bedeuten. Aber jetzt ist Oktober, und die große Sommerhitze ist vorüber. Die Temperaturen steigen trotzdem noch auf über 40 Grad.

Von Stovepipe Wells, unserem Campingplatz für die erste Nacht, trennen uns immerhin noch 250 Meilen. Wieder fasziniert uns die Straße 93 mit phantastischen Ausblicken. Es ist sicher eine der schönsten und abwechslungsreichsten Straßen im Westen.

Außerdem hält sie für uns eine Überraschung bereit. Wir hatten gar nicht gesehen, dass sie genau am Hoover Damm vorbeiführt. Kurzentschlossen fahren wir dort ab und nehmen den kurzen Stich zu diesem Technik-Wunderwerk. Kurz vor dem Damm werden wir zur Sicherheitskontrolle gebeten. Jedes einzelne Fahrzeug wird untersucht, für Wohnmobile gibt es einen gesonderten Check. Ein Officer schaut sich unser Zuhause von innen an, ist aber innerhalb von zehn Sekunden wieder draußen - ich sage nur: allgemeine Ordnung! Seine attraktive Kollegin nimmt sich allerdings um so mehr Zeit, sie kommt mit Dieter ins Gespräch und lässt sich von ihm jedes einzelne Außenfach öffnen (wir haben sechs), schaut in Koffer und Gitarrenkasten, will von Dieter wissen, was er repertoiremäßig so drauf hat und warum er eine Trillerpfeife um den Hals trägt. Man hört sie schallend lachen, als Dieter ihr die Walmart- und Shopping-Story serviert. Sie denkt wohl, es sei ein Scherz. Bevor es noch zur Session und Verbrüderung kommt, trifft glücklicherweise das nächste WoMo am Checkpoint ein. Die Kontrollen, so erfahren wir noch, sind wegen und nach 9/11 so massiv eingeführt worden. Der Hoover Damm ist ohne Zweifel ein empfindliches Anschlagsziel.

Irene meint sich zu erinnern, dass es in den 80er-Jahren eine Gebühr kostete, über den Damm zu fahren. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Wir parken unser Gefährt kostenlos auf Parking Lot Nr. 13 auf der Arizona-Seite und wandern auf den Damm. Dieter hatte ihn sich größer vorgestellt, aber die Technik, die in diese Berge und Schluchten gepfropft worden ist, beeindruckt uns schon.



Kurzer Abstecher zum sehenswerten Hoover Damm. Ohne ...




... und mit Dieter.





Das Tal des Todes wartet hinter der Bergkette der Amargosa Range auf uns. Die Wolken, die über den umgebenden Bergen hängen, schaffen es nicht bis zum Talkessel, deshalb regnet es hier praktisch nie. Niederschlagsmenge im Oktoberschnitt: 0,2 Zentimeter. Hier wachsen nur Pflanzen, die extrem gut an die Trockenheit angepasst sind, logisch. Aber dass auch Tiere hier genügend Nahrung und Wasser finden, grenzt an ein Wunder. Dennoch gibt es im Death Valley eine reiche Flora und Fauna mit zahlreichen endemischen Arten.



Auf dem Weg ins Death Valley.

Im Visitor Center von Furnace Creek bekommen wir Karte und Parkzeitschrift. Der Eintritt in den Nationalpark kostet mittlerweile stolze 25 Dollar, aber unser Interagency Pass deckt das natürlich ab. Außerdem lassen wir uns beraten, welche Ziele wir ansteuern können. Da wir gravel roads meiden müssen (Vorschrift von Roadbear), ist unser Bewegungsraum eingeschränkt. Auch manche paved road ist für uns verboten, erklärt die Rangerin, weil nur Fahrzeuge bis zu 25 feet Länge dort zugelassen sind. Wir haben leider 26 feet. Trotzdem identifizieren wir anhand der Vorschläge in der Parkzeitschrift einige Ziele, die wir auf die Liste für morgen setzen.
 
Erst einmal fahren wir aber nach Stovepipe Wells. Wir haben eine Campsite gebucht und melden uns im Office gegenüber dem Campground an. Besonders schön ist die Site nicht gelegen - 14 Wohnmobile parken in Reih und Glied nebeneinander. Der riesige Platz daneben ist ist nur von ein paar Zelten belegt, ein einsames Wohnmobil steht ebenfalls mitten in der Prärie. Lieber würden wir auch etwas einsamer stehen, aber Hook up gibt es nur in unserer Reihe. Na ja.



Blick vom Campground in Stovepipe Wells.



Der Pool ist sehr geräumig, und passables Essen gibt es im angrenzenden Saloon auch.

Dafür frequentieren wir im letzten Abendlicht den ziemlich großen Pool. Er ist mit einer Codekarte zugänglich, die die Gäste des Resorts und die Camper bekommen. Bis es dunkel ist, entspannen wir uns am Wasser. Auf dem Rückweg besorgen wir im General Store, der eigentlich ein Giftshop ist, eine Flasche Chardonnay, denn heute Abend soll es Shrimps geben, die wir seit Tagen im Tiefkühlfach horten. Allmählich escheinen die Sterne am Himmel, aber die berühmten spektakulären Night views von Death Valley erleben wir nicht, weil der fast noch volle Mond alles überstrahlt.

An diesem Abend lernen wir zwei Campnachbarn kennen. Ein Neuseeländer interessiert sich für unser Wohnmobil. Er fährt ebenfalls einen Coachman Leprechaun, allerdings bei El Monte gemietet. Das Fahrzeug ist wohl 30 Fuß lang, hat aber keinen Slide out. Er besichtigt unser Gefährt von innen und bestätigt, dass es erheblich besser ausgestattet und in besserem Zustand ist.

Als Dieter unterm silbernen Mondlicht in die Gitarrensaiten greift, kommt Bob aus Kanada um die Ecke. Er spielt selbst Gitarre und wir plaudern eine Weile. Er ist retired und fährt mit einem Trailer durch die USA, besucht dabei die verstreute Verwandtschaft und verbringt dann den Winter in Mexico. Wir fragen, ob das nicht gefährlich ist, denn aus dem Grenzgebiet hört man die abschreckendsten Geschichten. Er winkt ab, da werde viel übertrieben, und weiter im Süden, an der Baja California, sei es sicher und wunderschön. Er gehe dort mit Begeisterung fischen und sorge so fast täglich selbst fürs Abendessen. Außerdem sei das Leben in Mexico extrem günstig für Leute, die Dollars (auch kanadische) in der Tasche haben.  


ireula

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Dienstag, 18. Oktober

Planschen in 29 Grad warmem Wasser

Wir lassen uns von den Einschränkungen, die unser Womo mit sich bringt, nicht von Zielen abbringen, die wir für lohnend halten. Zu einem solchen Ziel hat Irene den Mosaic Canyon erklärt. Nach der Karte ist er über eine 2,4 Meilen lange Gravel Road zu erreichen. Und das könnte doch genau der Hike sein, der im Death Valley auf uns wartet.

Wir brechen also von Stovepipe Wells per Womo Richtung Canyon auf, stellen aber nach 200 Metern fest, dass die Road bereits hier links von der Straße abzweigt, uns aber keinerlei Parkmöglichkeit bietet. Das ist der Nachteil im Death Valley: Man kann mit einem großen Fahrzeug nicht einfach so am Straßenrand wenden. Wir fahren also etliche Meilen in eine zwar schöne, aber eigentlich falsche Richtung, bevor wir drehen können.
Vom Parkplatz in Stovepipe Wells machen wir uns dann hochmotiviert zu Fuß auf den Weg. Die Gravel road lässt sich gut gehen, wenn uns nicht gerade rücksichtslose Autofahrer in eine Staubwolke hüllen.

Schon bald sehen wir die in der Sonne glänzenden Autos auf dem Parkpatz am Eingang zum Mosaic Canyon. Es ist heiß, aber es sieht so aus, als wären wir gleich da. Hier erleben wir ein Phänomen dieser Wüste: Die Entfernungen sehen überschaubar aus, aber die Wege ziehen sich endlos hin. Noch eine Kurve und noch ein Kurve. Aber nach eineinviertel Stunden ist es geschafft, und wir tauchen in den Canyon ein. Das lohnt sich: Die Wände bestehen aus schierem Marmor. Zum Teil ist er durch urzeitliche Gewässer poliert, die Oberfläche glänzt in der Sonne. Vielfarbige Adern durchziehen das Gestein. Hinter jeder Ecke wartet ein neuer Fotoblick. Manchmal muss man über die Felsen klettern, und auf dem Rückweg stellen wir fest, dass die glattgeschliffenen Steine sich sehr gut eignen, um auf dem Hosenboden hinunterzurutschen.

Während die anderen Wanderer am Parkplatz wieder in ihre klimatisierten Autos steigen, haben wir nach dem Mosaic Canyon noch eine Stunde Rückweg vor uns. Diese Wanderung (insgesamt etwa 3 Stunden) hat uns ein kleines Stück Desert-Feeling vermittelt. Wir belohnen uns mit einem Lunch im Stovepipe Wells Saloon.



Der 2,4-Meilen-Fußweg zum Canyon ist doch etwas mühsamer als zunächst gedacht, Dieter hängt etwas zurück.



Aber der Mosaic-Canyon mit seinem glänzenden Marmor entschädigt uns für die Mühe reichlich.






Sogar klettern ist erlaubt, wir sind schließlich in den USA und nicht in Deutschland.



Dieter hat leider irgendwas mit der Brille und versucht, den Marmor-Canyon zu ertasten.

Anmerkung Dieter: Soso: Ich hatte also „irgendwas mit der Brille“. Warum plötzlich so unkonkret, liebste Gefährtin? Schreib doch ruhig, dass der Zuweg zum Mosaic-Canyon angeblich in einer Dreiviertelstunde bewältigt sein sollte. So hast du es mir jedenfalls erzählt. Macht doch nichts, dass es am Ende fast doppelt so lang war. Hin wie zurück. Und berichte auch ruhig von den Staubwolken, die uns auf der gesamten Tor-Tour zum Canyon einhüllten – verursacht von einer kleinen Armee auf uns zurasender Jeeps und SUVs, deren Piloten Fußgänger auf dieser 2,4-Meilen-Cross-Strecke aus für mich nachvollziehbaren Gründen für eine Fata Morgana halten mussten, die sich beim Aufprall schon auflösen werde. Gerne hätte ich auch mehr gesehen von dem Canyon, wenn meine Augen nicht derart verklebt gewesen wären, dass ich die Lider mit den letzten vier verbliebenen Tröpfchen des mir zugeteilten Wassers allenfalls millimeterweise habe öffnen können, während die Kunststoffgläser meiner Gleitsichtbrille unter der mit nachlassender Flüssigkeitsaufnahme nur spärlich versiegenden Zufuhr an Schweißtropfen von den sich bildenden Salz-Kristallen fast bis zur Erblindung verätzt wurden. Klar, ich hatte „irgendwas mit der Brille", liebste Gefährtin. So kann man es auch sehen.

4 Uhr ist Checkin-Time in Furnace Creek. Wir lassen unser Wohnmobil, unser Home in den vergangenen drei Wochen, auf dem Parkplatz des Inn stehen und machen uns mit Gepäck für eine Nacht durch den schmalen Gang auf den Weg zum Elevator. Auf Ebene 3 des in den Hang gebauten Hotels befindet sich die Lobby. Wir bekommen Suite 435 auf der obersten Ebene. Das Hotel ist nett - ein Hauch von Luxus in einer Wüstenoase -, aber es ist nicht zu übersehen, dass hier einige Investitionen auf die lange Bank geschoben worden sind. Alles wirkt etwas abgewohnt. Wir haben ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein großes Bad und direkten Zugang zum ausgedehnten Terrassendeck, das allerdings auch andere Gäste nutzen können. Wir sind aber fast immer allein, ein heftiger, warmer Wüstenwind weht hier oben. Insgesamt finden wir das Furnace Creek Inn einfach zu teuer - wir haben 538 Dollar für eine Nacht bezahlt, das ist selbst mit Wüstenzuschlag überzogen und lässt sich auch nicht mit vergoldeten Badezimmer-Armaturen begründen.



Das Furnace Creek Inn ist  ein schöner, wenn auch teurer Abschluss des Ausflugs ins Death Valley.





Nachdem wir für den Abend im Restaurant des Inn einen Tisch reserviert haben, zieht es uns zum Pool. Er liegt gleich neben dem üppig grünen Garten, in dem  wunderschöne Palmen Schatten spenden. Auf den Wegen liegen überall Datteln. Ein eigenartiger Kontrast zu der lebensfeindlichen, von der Hitze verdorrten Welt draußen. Der Pool ist groß, Handtücher liegen bereit. Als wir ins Wasser steigen, bleibt die erhoffte Erfrischung leider aus: 84 Grad Fahrenheit (ungefähr 29 Grad Celsius)  ist das Wasser warm. Nett für ein paar Züge, aber dann erleben wir den Sonnenuntergang doch lieber von der Liege aus.



Ein Pool mitten in der Wüste, von warmen Quellen gespeist.



Das Dinner ist nett, aber nicht überragend. Das Restaurant ist rappelvoll, Küche und Service haben alle Hände voll zu tun. Wir nehmen Lamm (Dieter) und Duck (Irene), als Vorspeise gibt es geräucherten Lachs bzw. Salat, was unser Server Gary für eine gute Wahl  hält. Das sagt er bei jeder Wahl, aber es klingt trotzdem nett. Außerdem gönnen wir uns eine Flasche Merlot.


ireula

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Mittwoch, 19. Oktober

Noch einmal Circus Circus

Bevor wir an diesem Morgen auschecken, steuern wir noch einmal den Pool an. Dann machen wir uns mit unserem RV auf nach Badwater. Der tiefste Punkt des US-amerikanischen Festlands liegt 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel. Tatsächlich gibt es hier Wasser, aber es ist sehr salzig. Und Salzkrusten überziehen die Ebene. Auf dem Rückweg machen wir Halt am Golden Canyon und wandern ein Stück hinein - die Canyonwände schimmern tatsächlich golden, spektakuläre Felsformationen locken uns immer tiefer in die Schlucht.



Mehr Salz als Wasser: Badwater.





Unser Kobold Leprechaun will auch noch einmal aufs Bild. Wer ganz genau hinschaut, sieht an den Felsen oberhalb ein kleines weißes Schild, das die Höhe des Meeresspiegels markiert.



Einstieg in den Golden Canyon, diesmal ohne Staubwolken.





Letzte Station im Death Valley ist Zabriskie Point. Atemberaubende Aussichten in alle Richtungen - Death Valley zeigt hier einen besonders schönen Ausschnitt von dem, was es zu bieten hat. Je länger wir uns hier aufhalten, desto interessanter finden wir die unglaublich abwechslungsreiche geologische Welt des Tals.



An Zabriskie Point sollte man nicht vorbeifahren, die Aussicht ist phänomenal.









Nach gut 120 Meilen sind wir zurück in der Zivilisation, und zwar in ihrer speziellen Ausprägung: Las Vegas. Wir fahren den Circus Circus Campground an, der uns schon 2007 beherbergt hat. Damals gehörte er noch zu KOA, inzwischen wird er vom Circus Circus Casino-Hotel betrieben. Aber wir erinnern uns noch an viele Details aus dem Urlaub, den wir mit unseren beiden jüngsten Söhnen im Südwesten verbracht haben.

Es unser letzter Urlaubstag, und deshalb ist Kofferpacken angesagt. Weil wir doch einiges gekauft haben, wird der Platz knapp. Aber schließlich ist alles einigermaßen verstaut, und wir sind um 6 pm bereit für die dritte und letzte Presidential Debate, die sogar in Las Vegas stattfindet. Tickets für dieses Event waren für uns auch im Vorfeld nicht zu bekommen, die Studenten der Universität hatten Vorrang. Also schauen wir uns die Debatte im Fernsehen an - Hillary Clinton wird von Trump nach unserem Eindruck mehr in die Defensive getrieben als in der zweiten Debate.

Um 8 Uhr stürzen wir uns schließlich ins abendliche Circus Circus  - übrigens bei sehr angenehmen Temperaturen. Wir hauen an den einarmigen und armlosen Banditen rund 50 Dollar auf den Kopf - Gewinne bleiben leider aus. Glück haben wir trotzdem. Vor unseren Spielchen nämlich haben wir noch ein paar Mitbringsel für die Kinder gekauft. Auf dem Weg zurück zum Campground fragt Dieter: ¨Hast du die Tüte?¨ Natürlich nicht. An irgendeinem Spielautomaten ist sie stehengeblieben. Aber wo? Und wo waren wir überhaupt? Irene erinnert sich, neben dem Cashier einen Stand ¨Lost and Found¨ gesehen zu haben. Den steuert sie jetzt an. Der Guy dort fragt intensiv, was sich denn in dem white plastic bag befunden hat. Und dann zieht er die Tüte hervor. Irene muss ihre Personalien angeben und darf dann mit der Beute abziehen. Wozu brauchen wir bei so viel Glück und Ehrlichkeit einen Gewinn am Automaten?

Circus Circus bietet uns noch eine abendliche kurze Trapezvorstellung. Dafür ist der Adventuredome, der Vergnügungen für Kinder bietet, am Abend geschlossen. Im Casinobereich dürfen sich Kinder und Jugendliche ja nicht aufhalten. Überrascht sind wir, dass im Casino einige Automaten immer noch kräftig rasselnd Münzen ausspucken. Es gibt eine Menge Spieler - vor allem Frauen -, die ihre Gewinne am liebsten in barer Münze zur Kasse schleppen und nicht diesen profanen Barcode-Ausdruck mögen.



Zurück in Las Vegas, und den Circus Circus Campground gibt es nach dem Besitzerwechsel glücklicherweise immer noch.



Einen zentraleren "Liegeplatz" kann man sich nicht vorstellen.



Eine kleine Trapezvorstellung gibt es im Casino auch noch - samt außerplanmäßigem und verletzungsfreiem Abgang ins Netz.