DI, 5.2.2013: Manatees und Mickey MouseHeute ist ein Tag der Gegensätze. Erst das Schwimmen mit den Manatees, dann das Eintauchen in die Kunstwelt Orlandos.
Aber der Reihe nach: Ursprünglich hatte ich meine Manatee-Tour bei einem anderen Anbieter gebucht, aber Birds under Water liegt direkt neben dem Best Western in Crystal River und hat zudem bei Tripadvisor bessere Kritiken, unter anderem genau deshalb, weil es dort noch eine dreiviertel Stunde früher losging als bei den anderen Anbietern, sodass man die Manatee-Gebiete vor dem Anrücken der Mitbewerber noch eine Weile für sich hat.
Um 5.30 Uhr klingelte der Wecker, denn mir ward geheißen pünktlich um 6.15 Uhr in der Jahreszeit angemessener Kleidung (wir hatten null Grad, immerhin Celsius) und dem Badeanzug darunter dort am Geschäft zu stehen.
Best Western hatte Verständnis für die ganzen Manatee-Schwimmer und bot zwar erst ab 6.30 Uhr offiziell Frühstück an, hatte es aber um 5.30 Uhr schon aufgebaut. Es wurde auch kräftig genutzt.
Pünktlich stand ich bei Birds under Water und musste erst einmal unterschreiben, dass ich für meinen Tod selbst verantwortlich bin, wenn mir etwas passiert.
Dann wurde ich von den wirklich sehr liebenswürdigen Mitarbeitern in einen Neoprenanzug gesteckt und bekam ein nettes Mützchen auf. Mann, war das voll in dem Laden! Ein Mitarbeiter machte Mätzchen und führte einen Film vor, was man alles beachten musste, dann wurden wir auf die Boote aufgeteilt. Unsere Kapitäneuse nahm fünf Andere und mich mit. Ein weiteres Boot mit etwa ebenso vielen Passagieren folgte, andere Boote fuhren in eine andere Richtung. Übrigens schien man hier darauf zu achten, dass es irgendwie passte, so wurde eine etwas aufgeregte und gackernde Gruppe Jugendlicher in eine andere Richtung geschickt, sodass wir "Großen" in unserer Gruppe die Ruhe hatten, die reiferen Jahrgängen zukommt.
Nach etwa 10 Minuten Fahrt in der Morgendämmerung, in denen die Kälte genug Zeit hatte durch das Neopren zu dringen, waren wir bei den "three Sisters" angekommen, einem Teil der King's Bay, in dem wir von den Manatees schon erwartet wurden. Das Wasser dampfte förmlich, denn die Luft hatte nur etwa null Grad.
Brrrrrr, hier musste ich gleich rein:
Einer nach dem anderen kletterte ins Wasser, nur ich nicht, das heißt, als Letzte warf auch ich mich in die Fluten. Das war gar nicht soooo unangenehm, denn das Wasser war mit etwa 22 Grad tatsächlich einiges wärmer als die Luft. Übrigens ist es kein Salzwasser, was auch sehr angenehm ist.
Sofort nahmen mich zwei der Dickhäuter unter Wasser in Beschlag und schwammen um mich herum. Die Kapitäneuse war so nett, mit meinem Fotoapparat Aufnahmen zu machen. Das ersparte mir das Video zu kaufen, das einer der Mitarbeiter gedreht hatte, das wiederum brachte der Käpitäneuse unseres Schiffes ein deutlich höheres Trinkgeld als ursprünglich geplant ein
Na ja, geschätzt eine gute Stunde hielt ich es im Wasser aus, es wurde immer kälter und zuletzt bibberte ich so, wie ich es wohl das letzte mal getan habe, als ich mit 10 Jahren unbedingt schwimmen gehen wollte und viel zu lange im Wasser blieb, obwohl gar kein Badewetter war.
Die Manatees und ich wärmten uns sozusagen gegenseitig. Immer wieder kamen welche dieser Tiere angeschwommen und nahmen Körperkontakt auf. Man konnte sie richtig umarmen. Einer drehte sich auf den Rücken und ließ sich den Bauch kraulen, mit einem anderen hielt ich die Flossen und sah immer wieder einem der Kerle tief in die Augen. einen schien ich zu langweilen. Er schien zu gähnen und hielt sich dabei artig die Flosse vor das Maul.
Und Wahnsinn, wie unterschiedlich die aussahen, nicht nur in der Größe, auch sozusagen in der Hautbeschaffenheit. Während einige eher glatt waren, war ein anderer sehr rau. Wieder ein anderer war mit einer art Algen überwachsen und war daher etwas glitschig. Leider hatten die meisten von ihnen Narben, waren mit Booten kollidiert, weshalb hier auch strenge Bestimmungen herrschten, was man tun durfte, wo man entlangschippern durfte und es gab eben auch vieles, was man nicht tun durfte.
Auf das andere Boot kletterten nun die ersten Passagiere wieder zurück, und so konnte nun auch ich das Wasser verlassen ohne eine Memme zu sein, enterte unser Boot als Erste.
Eine provisorische Umkleidekabine mit einer Art Duschvorhang sorgte dafür, dass man sich umziehen konnte. Das war auch bitter nötig, denn mit nassen Klamotten auf dem Leib noch zurück zu fahren, hätte mir wohltatsächlich Kältestarre eingebracht, obwohl die Sonne mittlerweile so weit sich aufgerappelt hatte, dass sie auch schon wärmte.
Unsere Kapitäneuse war sehr fürsorglich, drückte jedem ein heißes Getränk in die Hand. Es gab Kaffee und Tee in Massen, auch kaltes Wasser, aber der Renner war heißer Kakao. Dazu gab es einen Donut. Ich bibberte immer noch so sehr, dass ich meinen Kakao fast verschüttete und ihn erst abstellen musste um den Donut zu nehmen.
Trotzdem hat es sich mehr als gelohnt. Die Kälte war schnell vergessen. Wenn man auf Augenhöhe mit den Tieren ist und ihnen das Maul streichelt, dann ist es schon etwas ganz anderes als sie vom Ufer aus zu betrachten. Diese Touren kann ich nur empfehlen.
Eindrücke von der Rückfahrt:
Gegen 9.30 Uhr war ich wieder im Zimmer und nach einem weiteren Kaffee und einer warmen Dusche dann eine Stunde später bereit zum Aufbruch ins Kontrastprogramm. Zunächst hatte eine Reiseführer verraten, dass man zuerst bei Inverness und dann bei Brooksville nettes Südstaatenflair entdecken könne, sodass ich die Strecke über diese Orte wählte. Das Südstaatenflair in Inverness fand ich wohl, auch wenn der historische Ortskern eher daran zu erkennen war, dass er durch die entsprechende Gestaltung der Straßenschilder zu identifizieren war. Die uralte Kirche und das uralte Rathaus von ganz bestimmt etwa 150 Jahren rissen mich hingegen nicht vom Hocker. Nett angelegt waren Spazierwege am See, unter anderem ein ziemlich langer Boardwalk aus Holz.
Brooksville bot auch alte Bäume mit Spanish Moss, war irgendwie ein verschlafenes Nest, aber nichts, wo man nun begeistert halten und eine ganze Speicherkarte vollknipsen würde. Also fuhr ich hier nur durch und konnte Frauen bei der Gartenarbeit oder beim Füttern der Katze beobachten und Männer, die gerade irgendwas auf ihren Truck luden. Eigentlich ganz idyllisch hier, so richtiges Kleinstadt- bzw. Dorfleben, wo die Welt noch in Ordnung ist.
Es war nun nicht mehr weit nach Orlando und zur effektiven generalstabsmäßigen Planung beschloss ich erst einmal in die Florida Mall zu fahren, denn erstens gab es hier Ruby Tuesday mit dem leckeren und günstigen Salatbuffet, außerdem einen Ticketmaster, der mir sicherlich Fun für 3 Tage verkaufen konnte.
Mit einem Parkhopperpass für 2 Tage Universal und einen dritten Gratistag dazu und einem Voucher für "La Nouba" von Cirque du Soleil heute Abend zog ich also von dannen und checkte im Fairfield Inn and Suites nahe Disney ein, ein neu eingerichtetes und angenehmes Hotel.
Ein wenig moserte ich innerlich, dass ich die Karte am Will Call des Theaters schon um 17 Uhr abholen sollte, andererseits hatte ich immer noch Zeit für eine Stunde am Pool und so immerhin die Gelegenheit Downtown Disney bei Tageslicht zu sehen.
War übrigens kein Problem zu Fuß dorthin zugehen, obwohl es dort Parkplätze genug gibt und man mir im Hotel wegen des weiten Weges von bestimmt einer halben Stunde bis Downtown Disney dringend abriet. Und wie gut, dass ich mich an die Weisung mit 17 Uhr hielt. Erst 5 Minuten später hatte ich meine Karte für dich um 18 Uhr beginnende Vorstellung in der Hand und konnte mich ein bisschen noch umsehen. Ich hätte es mir ja denken können...
La Nouba ist nicht soooo außergewöhnlich wie KA, das ich in Las Vegas gesehen hatte, aber super gelungene Unterhaltung in gewohnter Qualität des Cirque du Soleil, hochwertig, phantasievoll und ästhetisch und exklusiv in Orlando zu sehen.
Hier zwei heimlich geschossene Fotos vor und nach der Vorstellung, denn auch hier waren die Ordner wie verrückt hinter der Einhaltung des Gebotes "absolutely no photography" her:
Übrigens habe ich nun eine gute Freundin in den USA, die ich nächstes Jahr besuchen werde. Meine Sitznachbarin, die mich gleich mit ihrer Mailadresse und ihrem Facebook-Kontakt versorgte, denn sie habe ein Kajak und einen Pool und sie liebe Besuch. Und wenn ich nicht rauche und nicht fluche, dann sei das ja toll, denn sie sei Zeugin Jehovas, die täten so etwas nicht. Die wird Augen machen, wenn ich nächstes Jahr mit meinem Koffer bei ihr vor der Tür stehe und in ihrem Pool schwimmen will, haha!
Unter den zahlreichen Möglichkeiten fand ich ein Lokal, in dem es etwas zu essen und zwei Cocktails für mich gab. Es muss sich ja schließlich lohnen, wenn man nicht mit dem Auto fährt.
Irgendwie erinnerte mich hier alles ein bisschen an Las Vegas, eben auch eine künstliche Welt, die alles Belastende außen vor lässt und es schafft, durch Anblicke und Musik eine entsprechende Stimmung zu schaffen. Hier schaffte Amerika es mal wieder, eine ganz besondere Stimmung zu schaffen. Nur gab es in Las Vegas nicht so viele Parkplätze für Kinderwagen...