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Autor Thema: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014  (Gelesen 46021 mal)

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Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #60 am: 13.06.2015, 07:45 Uhr »
@Culi Ich bin aus dem Staunen nicht mehr raus gekommen. Tausend Dank für deinen Bericht und deine wirklich atemberaubenden Bilder. Absolut Hammer, ganz dickes Kompliment!!!


Danke schön :-) Freut mich, wenn Dir die Bilder und der Bericht gefallen.
Gleich geht's weiter...

Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #61 am: 13.06.2015, 08:45 Uhr »
Tag 13 - 04.05.2015
Monument Valley - Page

Am Morgen war es leicht bewölkt, so dass der Himmel in den schillerndsten Rottönen erhellt wurde. Für einmal erlebten wir einen herrlichen Sonnenaufgang und das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt.

Sonnenaufgang im Monument Valley

Beim Frühstück unterhielten wir uns bestens mit unseren Tischnachbarn aus Tucson. Obwohl das ältere Ehepaar in Arizona lebte, war es das erste Mal im Monument Valley. Dass wir aus der Schweiz kamen, freute die beiden unheimlich, weil sie erst kürzlich ihren Hochzeitstag im Berner Oberland verbracht hatten, von wo ursprünglich seine Mutter stammte. Sie kannten sich deswegen erstaunlich gut aus mit den Berner Orten und Alpen.

Am liebsten wäre ich noch länger im Monument Valley geblieben, aber wir hatten bloss eine Nacht in dem tollen Hotel gebucht. Also hiess es Abschied nehmen. Wir fuhren nochmals die Scenic Road, drehten aber bei den Three Sisters um, weil der Himmel eine gefährlich dunkle Farbe angenommen hatte. Wir wollten auf keinen Fall bei Regen auf dieser Piste fahren, weshalb wir auf die weitere Strecke verzichteten. Der Regen setzte dann zwar nicht ein, dafür hatten wir nun Zeit, einen Abstecher ins Gebiet der Hopi zu unternehmen, bevor wir Page anfuhren.

Eigentlich hatte ich vorgesehen, den Coal Mine Canyon und Blue Canyon auf der Weiterfahrt von Page aus Richtung Grand Canyon zu besuchen. Weil wir so früh dran waren, disponierten wir kurzerhand um. Obwohl ich wusste, dass die Anfahrt zum Blue Canyon von Süden her leichter sein müsste, probierten wir es von Norden kurz nach den "Elefantenfüssen". Auf den ersten paar Meilen war die Indian Road noch recht griffig, aber als wir auf tieferen Sand trafen, kehrten wir das zweite Mal an diesem Tag um und verzichteten schweren Herzens auf die Zipfelmützen. Der Verzicht war mir aber lieber, als in der Einsamkeit stecken zu bleiben.

Elefantenfüsse zwischen Kayenta und Tuba City


Auf der Indian Road vom (nicht erreichten) Blue Canyon zurück auf die 160

Stattdessen fuhren wir nach Tuba City und von dort aus zum Coal Mine Canyon. Wir bogen wie irgendwo beschrieben kurz vor dem Milepost 337 links von der SR 264 ab. Den Blick eines entgegenkommenden Autofahrers konnten wir nicht so recht deuten, aber wir waren uns sicher, kein Fahrverbot übersehen zu haben. Weit und breit war nur flaches Land und kein Canyon zu sehen, dabei sollte gemäss Beschreibung nach ca. 700 m ein Parkplatz und Picknickplatz kommen.

Bei einer Ruine tat sich die Erde auf. Das musste der Canyon sein. Die Ruine als Picknickplatz zu bezeichnen fand ich zwar etwas kühn. Trotzdem stellten wir das Auto ab und gingen zu Fuss an den Rand des einmaligen Canyons. Ich war hell begeistert von der Schönheit des Gesteins. In der Hoffnung, noch einen etwas anderen Blick zu erhaschen, gingen wir der Kante des Canyons entlang bis Reiner beinahe auf eine Schlange getreten wäre. Im Nachhinein war ich überrascht, wie cool ich auf dieses Ereignis reagiert hatte. Ganz ruhig wies ich Reiner auf das Tier hin, wich langsam zurück und machte aus sicherer Entfernung ein paar Bilder.

Coal Mine Canyon


Coal Mine Canyon


Schlange beim Coal Mine Canyon (weiss jemand, was für eine Schlange das ist?)

In diesem Moment entdeckten wir den Parkplatz und die Grillstelle mit Tischen und Bänken. Wir waren offensichtlich eine Strasse zu früh abgebogen. Während ich noch weiter fotografierte, ging Reiner zum Auto, um dieses an die richtige Stelle zu fahren. Erst als ich alleine war, holte mich das vorherige Ereignis ein und ich hatte bei jedem weiteren Schritt Angst, auf eine Schlange zu treten, was natürlich nicht der Fall war. Trotzdem liess ich es mir nicht nehmen, die Sicht auf den Canyon zu geniessen.

Statt über die AZ 98 kamen wir nun über die US-89 nach Page. Wegen eines Erdrutsches im Februar 2013 war das letzte Teilstück dieser Strasse so beschädigt, dass sie unpassierbar wurde. Eine Umfahrungsstrasse wurde gebaut. Von Tuba City aus war dies eine Abkürzung, für viele Unternehmungen von Page aus ein riesiger Umweg. Ich empfand den Streckenabschnitt als einen der langweiligsten auf der ganzen Rundreise.

Ich hatte mir Page ähnlich vorgestellt, wie Moab. Doch die beiden Orte hatten nichts gemeinsam. Während in Moab alles auf den Tourismus ausgelegt war, hatte ich das Gefühl, in Page in eine Stadt zu kommen, die auch ohne Touristen funktioniert. Sie ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt: Im einen Teil der Stadt findet man Kirchen verschiedenster Religionen, im anderen die Fast Food Ketten und wieder in einem anderen die Motels. Auch unser Motel war in diesem schrecklichen Teil von Page angesiedelt. Ich befürchtete bereits das Schlimmste.

An der Office-Tür zum Lulu's Sleep Ezze Motel hing ein Zettel mit Instruktionen für das Check In. Es war Sonntag und der Besitzer abwesend. Wir nahmen den bereitgelegten Schlüssel und begaben uns in unser Zimmer. Die Einrichtung war nicht nach meinem Geschmack, trotzdem gefiel es mir hier sehr gut. Vor den Zimmern gab es Tische, Bänke und Stühle sowie einen Grill für die gemeinsame Nutzung. Auch eine voll ausgerüstete Küche stand allen Gästen zur freien Verfügung.

Nach dem (selbständigen) Einchecken wollten wir die Gegend erkunden und fuhren Richtung Glen Canyon Dam. Wir waren noch nicht mal richtig aus Page raus, da war ich überwältigt von dem Anblick des Lake Powell, dem Damm mit der dazugehörigen Brücke und der Umgebung. Der Kontrast zwischen dem blauen Wasser und den zarten weiss-roten Felsen im Glen Canyon NRA war hinreissend. Erst informierten wir uns über den Staudamm, danach unternahmen wir eine Spazierfahrt dem See entlang.

Brücke beim Glen Canyon Dam


Lake Powell


Lone Rock im Lake Powell

Zum Abschluss des Tages fuhren wir auf einer Scenic View Road zum Colorado River. Ein kurzer Fussmarsch ermöglichte einen herrlichen Blick auf den Fluss, die Brücke und den Damm.

Glen Canyon Dam

Das Nachtessen genossen wir im Dam Bar & Grille. Von aussen sah es eher nach einem kleinen, an einen Supermarkt angegliederten Restaurant aus, aber innen war es riesig. Wie oft in Amerika mussten wir erst auf einen freien Platz warten. Bis für uns ein Tisch frei wurde, "durften" wir uns im Shop umsehen. Das Essen war lecker, aber kein Grund, nur deswegen nach Page zu kommen.

Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #62 am: 14.06.2015, 09:02 Uhr »
Tag 14 - 05.05.2015
Page

Für einmal standen wir eher spät auf. Reiner holte Kaffee und etwas zu Essen bei Starbucks. Während wir draussen an einem der Tische gemütlich frühstückten, kam ein äusserst sympatischer junger Mann auf uns zu und stellte sich als Matt vor. Er war der Besitzer des Motels. Wir plauderten etwas mit ihm, dann ging es los.

Als wir im Kodachrome Basin State Park waren, blieb uns die Cottonwood Canyon Road wegen Nässe leider verwehrt. Heute bekamen wir eine zweite Chance, diesmal von Süden her kommend. Da es trocken war und nicht aussah, als ob sich daran etwas ändern würde, stand dem Unterfangen nichts im Weg. Die teilweise steile Strasse war für unseren Toyota kein Problem.

Cottonwood Canyon Road


Ein Pferd an der Cottonwood Canyon Road


Ausblick von der Cottonwood Canyon Road

Schwieriger gestaltete sich unser erster Wanderversuch. Wir stellten unser Auto dort ab, wo wir "The Paria Box" vermuteten. Es ging ein kurzes Stück durch Gestrüpp, dann waren wir an einem Fluss. Weil wir keine Lust auf nasse Füsse hatten, war die Überquerung des Paria Rivers für uns ein unüberwindbares Hindernis. Wir gingen zurück und fuhren zu Lower Hackberry, wo die Karte im Maplets Sympole von einem Parkplatz und zwei Wanderern anzeigte. Wir folgten einem Trampelpfad zum Cottonwood Creek, der kaum Wasser führte. Nach dem Überqueren des Creeks ging es steil bergauf. Vorsichtig stellte ich einen Fuss vor den anderen, um guten Halt in dem losen Gestein zu haben. Als der Pfad noch steiler wurde, funktionierte der Befehl von Hirn zu Fuss nicht mehr. Obwohl ich weiter wollte, schaffte ich keinen Schritt mehr, also ging ich zu einer etwas flacherern Stelle zurück und setzte mich auf einen Stein. Ich schaute zu, wie Reiner hochstieg und immer kleiner wurde, bis er mir schliesslich von ganz oben zuwinkte. Dann kam auch er zurück und wir fuhren weiter vorbei an Kühen mit unzähligen kleinen Kälbern und wundervollen Landschaften.

Steiler Aufstieg beim Lower Hackberry an der Cottonwood Canyon Road


Mein Zeitvertreib während Reiner den steilen Aufstieg beim Lower Hackberry an der Cottonwood Canyon Road in Angriff nahm


Reiner hat den steilen Aufstieg beim Lower Hackberry an der Cottonwood Canyon Road geschafft (ganz oben in der Mitte steht er :-))

Auf einmal sahen wir zwischen zwei Erhebungen den Yellow Rock leuchten. In den Vorbereitungen hatte ich viele Bilder und Videos zu diesem Berg gesehen, aber aus irgendeinem Grund war der nicht in meinen persönlichen Reiseführer gelandet. Plötzlich erkannte Reiner, dass der vorher erklommene Steilhang der Aufstieg zu diesem einzigartigen Hügel war. Ich ärgerte mich, dass ich es nicht geschafft hatte und nahm mir vor, wieder zu kommen.

Blick auf den Yellow Rock an der Cottonwood Canyon Road

Die nächste Station waren die Cottonwood Narrows. Der Zugang war flach, aber sandig, danach versperrten Steinbrocken den Weg. Bestimmt hätten wir die überklettern können, doch mit meinen Kniebeschwerden war es besser, darauf zu verzichten.


Grosse Steinbrocken versperren den Weg zu den Cottonwood Narrows South an der Cottonwood Canyon Road


Pause bei den Cottonwood Narrows South an der Cottonwood Canyon Road

Ein letztes Highlight auf der Strecke war der Grosvenor Arch. Wegen seiner Nähe zum Kodachrome State Park und zur UT 12 war der Steinbogen etwas besser besucht, als der südliche Teil der Strasse, wo wir keinem Menschen und nur sehr wenigen Autos begegnet waren. Aber auch mit insgesamt vier Fahrzeugen hielt sich der Massenauflauf sehr im Rahmen.

Grosvenor Arch an der Cottonwood Canyon Road


Auch eine Möglichkeit, umzuziehen...

Am Abend kehrten wir staubig nach Page zurück, wo wir uns die Strasse anschauen wollten, die durch das Erdbeben in Mitleidenschaft genommen wurde, aber beim Horseshoe Bend war sie gesperrt.

Wir machten uns frisch und gingen ins Bonkers essen. Das Steak war hervorragend, die Bedienung weniger. Kaum eine Entschuldigung, dass sie sich um 20$ verrechnet hatte und den Tip füllte sie auch gleich selber aus.

Anti

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #63 am: 14.06.2015, 09:13 Uhr »
Schön, dass es mit der Cottonwood Canyon Road noch geklappt hat! 2011 waren wir noch zu feige, 2013 war sie gesperrt.

Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #64 am: 16.06.2015, 19:35 Uhr »
Tag 15 - 06.05.2015
Page

Der Morgen war deutlich kühler und es sah nach Regen aus. Reiner holte auch heute das Frühstück bei Starbucks, welches wir draussen an einem der Tische vertilgten. Matt kam und wir plauderten etwas mit ihm, danach ging es für uns zum Horseshoe Bend. Auf diese Idee waren auch viele andere gekommen, denn der Parkplatz war schon ganz schön gefüllt. Der Anmarsch war nicht weit, aber nicht ganz ohne, da das Gehen im Sand wesentlich anstrengender ist, als auf festen Wegen.

Die Aussicht auf den Colorado River, wie er sich um den Felsen windet, fand ich einmalig. Ich wollte ihn unbedingt ganz auf ein Foto bekommen. Obwohl ich äusserst vorsichtig war, bekam Reiner Angst und "pfiff" mich ständig zurück. Dabei waren die anderen wesentlich wagemutiger, als ich. Einer stellte sein Stativ extrem nahe am Abgrund auf und ich wartete darauf, dass der heftige Wind ihm das Teil samt Kamera vom Felsen wehte. Doch der Fotograf hatte Glück und seine Konstruktion blieb stabil.

Horseshoe Bend

Da es bewölkt war, wollten wir nicht in den Antelope Canyon, zumal dort angeblich die Touristen für teures Geld massenabgefertigt würden.

Wir entschieden uns spontan für den weiten Weg zum North Rim des Grand Canyon. Wegen der Sperre des U.S. Hwy 89 südwärts fuhren wir über Kanab. Als wir in Jacob Lake ankamen, war noch Wintersperre und wir mussten unerledigter Dinge wieder zurück. Wir ärgerten uns über unsere Naivität. Leider war der Entschluss so spontan, dass wir gar nicht auf die Idee gekommen waren, uns über das Ziel zu informieren. Inzwischen wissen wir, dass der North Rim jedes Jahr am 15. Mai öffnet.

Wir machten das beste aus der Situation und genossen die Fahrt entlang der US-89 Richtung Page. Bei den Toadstool Hoodoos parkten wir. Die Wanderung war sehr schön und das Areal bei den Hoodoos war wie von einer anderen Welt. Traumhafte Gebilde luden zum Verweilen ein - wäre da nicht der heftige Wind gewesen. Die Rückkehr zum Auto gestaltete sich mühsam, denn die Böen peitschten uns den Sand entgegen, was äusserst unangenehm und schmerzhaft war. Zum Glück hatten wir beide ein Tuch dabei, um das Gesicht etwas zu schützen.

Toadstool Hoodoos


Toadstool Hoodoos


Toadstool Hoodoos


Toadstool Hoodoos


Toadstool Hoodoos


Toadstool Hoodoos

Selbst nach einer ausgiebigen Dusche hatte ich das Gefühl, noch Sand in den Ohren zu haben. Wir feuerten den Grill an und genossen ein herrliches Barbecue. Ein junges Pärchen gesellte sich zu uns und fragte, ob wir aus der Schweiz kämen. Mein Dialekt musste mich verraten haben. Die beiden stammten aus Vorarlberg, wo für die meisten Ohren derselbe Dialekt gesprochen wird. Wir tauschten uns über unsere Erlebnisse aus und wetteiferten, wer den meisten Sand geschluckt hatte. Es wurde ein sehr gemütlicher Abend.

Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #65 am: 17.06.2015, 19:39 Uhr »
Tag 16 - 07.05.2015
Page - Grand Canyon National Park

Wir verabschiedeten uns von Matt und zogen Richtung Grand Canyon weiter. Die Strecke war nicht besonders attraktiv, aber auch nicht sehr weit. Wie erwartet, waren unzählige Touristen im Park unterwegs.

Die erste Station war der Desert View mit dem Visitor Center und dem Desert View Watchtower. Es herrschte dichtes Gedränge die Treppen hoch und runter, trotzdem konnten wir ein paar schöne Ausblicke erhaschen und den Tower ausgiebig auskundschaften. Als wir auf der Terrasse ein Selfie von uns machen wollten, bot sich ein anderer Tourist an, uns abzulichten, was wir dankend annahmen.

The Desert View Watchtower im Grand Canyon Nationalpark


Wir auf der Terrasse des Desert View Watchtowers im Grand Canyon Nationalpark

Die Aussicht von den übrigen Viewpoints war schön, aber als dann Schneeregen einsetzte, war meine Stimmung nicht mehr die allerbeste. Wir fuhren nach Tusayan, wo wir im Best Western eincheckten. Der Wetterbericht versprach für morgen besseres Wetter, deshalb informierten wir uns über Helikopterflüge. Der Mann am Schalter drängte uns beinahe zu einem Flug. Seiner Aussage nach würde nur die Geburt des eigenen Kindes glücklicher machen, als über den Grand Canyon zu fliegen und er hätte Menschen, sogar Männer, vor Glück weinen sehen. Wir glaubten ihm zwar kein Wort, buchten trotzdem eine grosse Tour für den nächsten Morgen.

Da wir uns dummerweise nicht mit Vorräten eingedeckt hatten, gingen wir zum Mexikaner essen. Das Essen war ganz gut, verhältnismässig teuer und der Service eher bescheiden. Hier haben sie es nicht nötig, um Gäste zu buhlen, die kommen auch so.

Anti

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #66 am: 17.06.2015, 22:59 Uhr »
Also ich glaube, dass bei einem Rundflug sogar Männer Pipi in den Augen hatten... Ich meine, es hat sogar mal einer in seinem Bericht zugegeben  :wink:

Ich persönlich gucke lieber steile Wände von unten an, "Löcher" beeindrucken mich nur selten. Einzige Ausnahme war eigentlich nur der Needles Overlook. Und schottische Löcher...  :lol:

Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #67 am: 18.06.2015, 19:35 Uhr »
Also ich glaube, dass bei einem Rundflug sogar Männer Pipi in den Augen hatten... Ich meine, es hat sogar mal einer in seinem Bericht zugegeben  :wink:
Echt?

Ich persönlich gucke lieber steile Wände von unten an, "Löcher" beeindrucken mich nur selten. Einzige Ausnahme war eigentlich nur der Needles Overlook. Und schottische Löcher...  :lol:
Ja, der Needles Overlook war für mich auch etwas vom Beeindruckendsten, was ich gesehen habe. Schottische Löcher kenne ich nicht, da war ich noch nie.

Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #68 am: 18.06.2015, 19:55 Uhr »
Tag 17 - 08.05.2015
Grand Canyon National Park

Vom Best Western war ich begeistert. Es gab ein tolles Frühstücksbuffet mit einer schönen Auswahl an Speisen, grosse runde Tische, die Platz für alle boten und richtiges Geschirr und Besteck. Ich war schon sehr gespannt, wie der Helikopterflug sein würde. Bei Traumwetter begaben wir uns auf den Flugplatz. Erst wurden wir über die Sicherheit an Bord informiert, danach hiess es geduldig warten. Ein Name nach dem anderen wurde aufgerufen, nur unsere nicht. Ich war schon ganz hibbelig. Vielleicht wussten sie nicht, wie sie Gaby aussprechen müssen. Oder sie hatten Reiner längst aufgerufen und wir hatten es nicht verstanden, weil die Amerikaner seinen Namen noch nie richtig aussprechen konnten. Endlich kamen wir an die Reihe und mit uns drei Franzosen (zumindest sprachen sie französisch). Jeder der fünf Passagiere bekam eine Nummer. Ich hatte die Nummer eins, was meine Hoffnung auf den Sitz neben dem Piloten erhöhte. Und tatsächlich durfte ich neben Rusty, dem Piloten, Platz nehmen, während sich Reiner mit den drei Franzosen in den hinteren Teil des Helikopters begab.

Weinen musste ich nicht, soviel vorweg. Ich wartete die ganze Zeit auf den Moment, wo dieses einmalige Gefühl einsetzt, aber es kam nicht. Der Flug war schön und der Grand Canyon gewaltig, das war keine Frage. Besonders die Stelle, wo der blaue Little Colorado River in den dunkelgrünen Colorado River fliesst, war einmalig. Warum sich aber dieses Hochgefühl nicht einstellte, war mir ein Rätsel. Lag es an dem unverschämt hohen Preis oder weil wir nicht in den Canyon hinein, sondern darüber hinweg geflogen sind? Ich kann es nicht sagen.

Little Colorado River (hellblau) fliesst in den Colorado River (dunkelgrün) im Grand Canyon National Park

Vielleicht trug auch Rusty dazu bei, dass ich mich nicht ganz wohl fühlte. Er sah gut aus (was er zweifellos wusste) und versuchte mit mir zu flirten. Normalerweise tut ein kleiner Flirt ganz gut, aber hier stimmte irgendwas nicht. Im Gegensatz zu der ehrlichen Herzlichkeit von Matt, dem Besitzer des Motels in Page, wirkten Rustys Charme und Witz aufgesetzt und gekünstelt.

Den Rest des Tages verbrachten wir im westlichen Teil des South Rims. Im Shuttle Bus sass eine Amerikanerin, die alles "amazing" und den Busfahrer "so funny" fand. Wir konnten den Menschenmassen bloss entgehen, indem wir von einem Viewpoint zum nächsten zu Fuss unterwegs waren.

Grand Canyon National Park


Grand Canyon National Park


Grand Canyon National Park

Gegen Abend kehrten wir kurz ins Hotel zurück und als wir wieder vom Parkplatz aus los fuhren, um den Sonnenuntergang zu beobachten, schritten Hirsche mit wunderbaren Geweihen mitten durch die Hotelanlage und taten sich an einem Bäumchen genüsslich. Wir blieben noch vor der Einfahrt in die Strasse stehen, um das Geschehen zu fotografieren. Auf einmal kamen von allen Seiten Leute und Fahrer stoppten ihre Autos, um diese ungewöhnliche Situation mit ihren Handys und Kameras festzuhalten. Auch auf dem weiteren Weg begegneten uns immer wieder Hirsche.

Hirsche mitten in Tusayan

Auf einmal überholte uns ein Ranger mit Blaulicht und fuhr zum ersten Aussichtspunkt, wo bereits ein Grossaufgebot an Polizei und Feuerwehr auf ihn warteten. Ein Auto stand mitten im Wäldchen, hinter ihm ein Wohnmobil. Wie hatten die das bloss geschafft? Wir stellten auf der Weiterfahrt jede Menge Mutmassungen an bis wir ein Tier beim Überqueren der Strasse beobachteten. Leider war die Distanz zu gross um es genau zu erkennen, aber wir sind der Meinung, dass es sich der Grösse und Körperform nach zu urteilen um einen Puma gehandelt haben müsste.

An einem Viewpoint vor dem Lipan Point stand kein einziges Auto. Das war unser Platz, um in aller Ruhe den Sonnenuntergang zu geniessen. Kaum hatten wir unser Auto geparkt, folgten uns zwei weitere, wovon das eine nach kurzer Besichtigung wieder davon fuhr.

Ich liess mich nicht beirren und stellte am schönsten Punkt das Stativ auf und richtete die Kamera ein. Die beiden Fotografen fanden rechts von mir Platz und so hörte man ein "Klick" nach dem anderen. Es war ein herrlicher Blick und ein wunderschöner Sonnenuntergang.

Als wir knapp zwei Stunden später auf der Rückfahrt erneut an der Unfallstelle vorbei kamen, waren die Rettungsleute noch immer dabei, das Auto zu bergen.

Anti

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #69 am: 18.06.2015, 20:08 Uhr »
Ja, also bei mir springt der Funken auch nicht über. Ich glaube, beim Rundflug wäre es mir wie dir ergangen. Und (zu) gespielt freundliche Menschen liegen mir auch nicht...  :wink:

Ich habe übrigens noch mal nach dem Bericht geforscht mit dem Mann und Tränen: Das ist einmal der, wo es möglicherweise keine Tränen gab, aber deutliche Emotionen: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=57017.msg770569#msg770569 und der, wo wirklich Tränen flossen, wenn auch nicht beim Rundflug: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=53629.msg718649#msg718649 Beide Berichte sind wirklich lesenswert! Beides Ersttäter.

Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #70 am: 19.06.2015, 18:08 Uhr »
Tag 18 - 09.05.2015
Grand Canyon National Park - Lake Havasu City

Vom Grand Canyon aus ging es weiter Richtung Lake Havasu. Um ein bisschen in Nostalgie zu schwelgen, bogen wir kurz vor Williams in die historische Route 66 ein. Williams war ganz dem Thema Route 66 gewidmet. Es gab kaum eine Fassade, die diese magische Zahl nicht zierte. Noch extremer war dieser Effekt im beschaulichen Seligman zu beobachten. Viel war jedoch nicht mehr vorhanden von den vergangenen Zeiten oder wir hatten die Augen nicht weit genug geöffnet.

An der Route 66


Briefkästen an Route 66, aber keine dazugehörigen Häuser


An der Route 66


An der Route 66


An der Route 66


An der Route 66

Ein besonders attraktiver Strassenabschnitt führte über den Sitgreaves Pass, von wo aus wir einen herrlichen Blick über die Berge hatten. Früher seien die Autofahrer rückwärts die Strasse hochgefahren, damit das Benzin in den Motor fliessen konnte. Wir schafften es vorwärts ohne Probleme.

Bei der Talfahrt kamen wir an der Gold Road Mine vorbei und etwas weiter unten stellte sich uns ein Esel in die Quere. Er liess sich streicheln und bettelte um Futter. Als wir dann in Oatman ankamen, trafen wir auf eine Vielzahl seiner Artgenossen, die sich auf der engen Strasse tummelten. Die wilden Esel (Burros) stellen eine Attraktion in der ehemaligen Goldgräberstadt dar und lockten viele Touristen an. Sie stammen von den Lasteseln ab, die von ihren Besitzern freigelassen wurden, wenn sie sie nicht mehr gebraucht hatten. Das bunte Treiben täuschte darüber hinweg, dass es sich bei Oatman in Wirklichkeit um eine Geisterstadt handelte.

Burros an der Route 66


Hungrige Burros an der Route 66


Verschmuster Burro an der Route 66


An der Route 66

Lake Havasu City liegt am gleichnamigen Stausee, welcher die Grenze zwischen Arizona und Kalifornien bildet. Eine künstliche Insel wird über die weltberühmte London Bridge erschlossen, die wir uns als Erstes anschauten. Ich genoss den Spaziergang bei heissen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein am Seeufer entlang sehr. In den Bäumen sangen bunte Vögel aus voller Kehle und Eichhörnchen hüpften im Park umher. Kaum zu glauben, dass es vorgestern noch geschneit hatte.

London Bridge in Lake Havasu City

Danach erkundeten wir ein wenig die Stadt mit dem Auto. Beim Wheeler Park lag eine verunfallte Motorradfahrerin mit dem Kopf auf der Kante des Bordsteins regungslos auf dem Boden. Das sah nicht gut aus, aber ich werde nie erfahren, ob sie den Sturz überlebt hatte. Die Polizei sperrte die Unfallstelle ab, so dass wir auf der Rückfahrt einen Bogen fahren mussten. Als wir ins Angelina's Italian Kitchen gingen, um in gemütlicher Atmosphäre hervorragend zu essen, waren meine Gedanken noch bei dem Unfall. Beim Genuss des leckeren Salats und der hausgemachten Krabbenravioli kam ich aber schnell auf andere Gedanken.

Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #71 am: 20.06.2015, 18:18 Uhr »
Tag 19 - 10.05.2015
Lake Havasu City - Joshua Tree National Park

Bereits früh am nächsten Morgen machten wir beim Supermarkt Halt, um uns mit Wasser einzudecken. Einmal mehr war diese alltägliche Situation eine angenehme Erfahrung, denn vom Lageristen bis zur Kassiererin hatte jeder ein freundliches Lächeln für uns übrig und grüsste herzlich. Davon könnten wir uns in der Schweiz eine grosse Scheibe abschneiden.

Die Fahrt bei 79°F (26°C) am See entlang war sehr gemütlich. Reiner hatte die glorreiche Idee, den Joshua Tree National Park von Süden her zu befahren, was wir auch gleich in die Tat umsetzten.

Lake Havasu


Der Wegweiser in die ganze Welt


Ausschnitt vom Wegweiser in die ganze Welt

Im Süden des Joshua Tree NP gab es keine Eingangskontrolle. Das Ticket musste im Visitor Center erstanden werden. Obwohl wir im Besitz des Jahrespasses waren, statteten wir dem Visitor Center einen Besuch ab, denn die meisten sind wundervoll eingerichtet und bieten jede Menge nützlicher Informationen. Wir wurden mit Informationsmaterial eingedeckt und auf die Klapperschlangen aufmerksam gemacht. Als ich die Rangerin mit meinem Wissen beeindrucken wollte, dass lautes Aufstampfen helfen würde, die Schlangen vom Hals zu halten, meinte sie mit einem spitzbübischen Grinsen, dass dieses Vorgehen sehr gut sei - aber ob's helfe?

Strassenschild zum Joshua Tree National Park

Die Gegend war sehr karg. Hin und wieder wuchsen Kakteen, deren Zahl und Pracht in nördlicher Richtung zunahm. Beim Cholla Cactus Garden konnten verschiedene Exemplare dieser mannshohen Kakteen in dichter Konzentration betrachtet werden. Ein Lehrpfad führte an mit Erklärungstafeln versehenen Pflanzen vorbei. Durch das Sonnenlicht sahen die Stacheln flauschig weich aus, aber es wurde in der Information davor gewarnt, die Pflanzen anzufassen, denn die Stacheln bestehen aus fiesen Widerhaken, die sehr schmerzhafte Erinnerungen zurücklassen können. Wir begnügten uns mit anschauen und fotografieren.

Cholla Kakteen im Joshua Tree National Park


Cholla Kaktus im Joshua Tree National Park

Der Wechsel von der Colorado-Wüste, die im Norden durch die Mojave-Wüste abgelöst wird, war deutlich spürbar. Auf einmal wuchsen kaum mehr Chollas, dafür immer mehr Joshuas, die dem Nationalpark seinen Namen gaben. Ich trauerte ein bisschen den in der Sonne leuchtenden Kakteen nach, war aber auch von den Joshua Trees und den aussergewöhnlichen Felsformationen begeistert. Aus einer gewissen Distanz sahen die Felsen rund und glatt aus, aber bei näherer Betrachtung und insbesondere beim Anfassen waren sie sehr rauh.

Beim Campingplatz White Tank wanderten wir zum Arch Rock, ein weiterer Steinbogen in unserer Sammlung. Im Gegensatz zu den Sandsteingebilden bestehen im Joshua Tree NP die Gesteine aus Granit, die im Laufe der Zeit verwittert waren. So entstanden wunderschöne Gebilde mit so tollen Namen wie "Jumbo Rocks", "Wonderland Rocks" oder "Split Rock".

Arch Rock bei White Tank im Joshua Tree National Park


Joshua Tree National Park


Joshua Tree National Park

Als nächstes verliessen wir den Park auf seiner Nordseite, um im Best Western in Twentynine Palms einzuchecken. Wie fast überall wurden wir nett empfangen. Unser nächstes Ziel war das 29 Palms Inn für ein frühes Nachtessen. Wir hatten grosse Mühe, das Lokal zu finden, welches auf Tripadvisor als Nummer 2 von 53 Restaurants geführt wurde. Schliesslich gelang es uns, auf dem grossen Parkplatz unser dreckiges Auto abzustellen und den Eingang zu suchen, denn es gab mehrere Gebäude und wir wussten nicht, welches das Restaurant war. Inzwischen füllte sich der Parkplatz und Menschen in festlichen Kleidern verliessen ihre Autos, um in einen mit Ballons geschmückten Pavillon und auf die Terrasse zu strömen. Wir hatten Glück, dass für uns noch ein Plätzchen am Fenster frei war. Draussen auf der Terrasse am Pool wäre es auch nett gewesen, aber wegen des Windes (ein stetiger Begleiter auf unserer Reise!) entschieden wir uns für den Innenraum. Ich ass meine erste Clam Chowder, die hervorragend schmeckte. Die Festgäste wurden inzwischen vom Jubilar empfangen, ich vermutete, dass er einen runden - vielleicht der 70. - Geburtstag feierte.

Allzu lange hielten wir uns jedoch nicht mit dem Essen auf, denn uns zog es nochmals in den wundervollen Park. Diesmal ging es in westlicher Richtung. Die Abendsonne tauchte die Bäume in ein goldiges Licht und als die Sonne schliesslich hinter dem Horizont verschwand, schmolz ich nur so dahin.

Joshua Trees im Abendlicht des Joshua Tree National Parks


Joshua Trees im Sonnenuntergang des Joshua Tree National Parks


Joshua Trees im Sonnenuntergang des Joshua Tree National Parks


Joshua Trees im Sonnenuntergang des Joshua Tree National Parks


Joshua Trees im Sonnenuntergang des Joshua Tree National Parks


Joshua Trees im Sonnenuntergang des Joshua Tree National Parks

Inzwischen war es schon fast dunkel, aber ich musste nochmals fotografieren. Wir stoppten, fuhren ein paar Meter und stoppten wieder. Ein Motorradfahrer kam uns entgegen, fuhr an uns vorbei, drehte um, kam zu uns und fragte, ob wir Probleme hätten. Wir gaben ihm zu verstehen, dass alles in Ordnung war und wir bloss unsere Augen nicht vom schönen Anblick losreissen konnten, da verschwand er in der dunklen Nacht. Ich war gerührt ab so viel Hilfsbereitschaft.

Culifrog

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #72 am: 22.06.2015, 20:36 Uhr »
Tag 20 - 11.05.2015
Joshua Tree National Park - Santa Barbara

Ich war hin und weg vom Joshua Tree NP, dass ich Reiner überreden konnte, noch einen Bogen durch den Park zu fahren, bevor wir die weite Reise an die Westküste in Angriff nahmen.

Joshua Tree National Park


Noch ein letzter Blick zurück im Joshua Tree National Park

Abgesehen von Las Vegas und Lake Havasu, waren wir bislang stets in ländlichen Regionen unterwegs gewesen. An manchen Stellen hatten wir kaum ein Auto gesehen und der Verkehr war nicht der Rede wert gewesen. Nun aber kamen wir Richtung L.A., die Strassen wurden immer breiter und der Verkehr nahm deutlich zu. Obwohl das Autofahren in den USA gemütlich und einfach ist, überforderten uns die vielen Fahrspuren zu Beginn etwas, aber wir gewöhnten uns schnell daran.

Ich hatte keine genaue Vorstellung von Los Angeles, bloss ein unbegründetes Vorurteil gegen die Stadt, weshalb ich auch in Santa Barbara und nicht in L.A. gebucht hatte. Als dann die Skyline am Horizont auftauchte, war ich komplett aus dem Häuschen. Ich wollte unbedingt mehr sehen. Leider hatten wir nicht wirklich Zeit, die Stadt kennen zu lernen, denn es stand lediglich eine Durchfahrt und das Getty Center auf dem Programm.

Wir kommen in Los Angeles an

Der Osten mit den kleinen Läden und Galerien begeisterte mich sehr. Hollywood hingegen war nicht meine Welt. Den vielen Leuten, die den Sternen auf dem Trottoir folgten und den Disneyfiguren, die herumtänzelten, konnte ich nicht viel abgewinnen. Auch Beverly Hills fand ich nicht so besonders, vielleicht, weil wir nicht viel davon gesehen hatten.

Unser Ziel aber war das Getty Center, auf das ich mich schon lange freute. Die Beschilderung lotste uns zielsicher ins riesige Parkhaus, welches eine Tagesnutzungsgebühr von $ 15 pro Auto verlangte. Die Fahrt mit der Bahn zum Center sowie sämtliche Eintritte hingegen waren kostenlos.

Es war Sonntag, schönes Wetter und ganz Kalifornien hatte Zeit, sich im von Richard Meier entworfenen Gebäudekomplex zu treffen. Trotz der Massen gab es nirgends beim Anstehen ein Gedränge. Neben der Freundlichkeit im Dienstleistungsbereich ist das die zweite Eigenschaft, die ich bei den Amerikanern so schätze.

Dass mir das Gebäude gefallen würde, davon war ich überzeugt. Ich war ja längst sowas wie ein Fan von Richard Meier. Wir hatten aber auch noch das Glück, dass im Getty Center unter dem Titel "In Focus: Ansel Adams" Fotos von dem begnadeten Fotografen ausgestellt waren. Ich träumte davon, später auf der Reise im Yosemite National Park ähnlich tolle Fotos zu schiessen.

Getty Center in Los Angeles an


Getty Center in Los Angeles an

Nach dem ausgiebigen Besuch im Getty Center blieb nur noch Zeit für einen kurzen Abstecher zum Venice Beach. Dann lenkten wir das Auto weiter nach Santa Barbara.

Am späteren Abend trafen wir im Inn at East Beach ein, wo wir von Frank, dem Manager, mehr als herzlich empfangen wurden. Der Mann muss in seinem richtigen Leben Komiker sein. Auch wenn sein Charme und seine Fröhlichkeit etwas übertrieben waren, so amüsierten wir uns und fühlten uns willkommen. Dass unser Zimmer über ein Cheminée verfügte, war zwar witzig, aber bei Temperaturen um die 30°C nicht wirklich erforderlich.

Trotz der vielen Gutscheine, die wir von Frank bekommen hatten, war mir bloss nach einem schnellen Burger im Zimmer, denn ich war nudelfertig. Reiner ging auf die Suche und kam mit irgendwas zurück, das nicht wirklich geniessbar war. Leider hatten die Läden bereits geschlossen oder er fand nicht den richtigen. Das war auch egal, denn ich war so müde, dass ich selbst mit knurrendem Magen sofort einschlief.

U2LS

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Re: Grosse Südwest-Tour April/Mai 2014
« Antwort #73 am: 23.06.2015, 07:35 Uhr »
Klasse Bilder vom Joshua 👍 Eines davon hing bestimmt bald bei mir an der Wand.
Gruß
Lothar

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