Tag 13 - 04.05.2015Monument Valley - PageAm Morgen war es leicht bewölkt, so dass der Himmel in den schillerndsten Rottönen erhellt wurde. Für einmal erlebten wir einen herrlichen Sonnenaufgang und das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt.
Sonnenaufgang im Monument ValleyBeim Frühstück unterhielten wir uns bestens mit unseren Tischnachbarn aus Tucson. Obwohl das ältere Ehepaar in Arizona lebte, war es das erste Mal im Monument Valley. Dass wir aus der Schweiz kamen, freute die beiden unheimlich, weil sie erst kürzlich ihren Hochzeitstag im Berner Oberland verbracht hatten, von wo ursprünglich seine Mutter stammte. Sie kannten sich deswegen erstaunlich gut aus mit den Berner Orten und Alpen.
Am liebsten wäre ich noch länger im Monument Valley geblieben, aber wir hatten bloss eine Nacht in dem tollen Hotel gebucht. Also hiess es Abschied nehmen. Wir fuhren nochmals die Scenic Road, drehten aber bei den Three Sisters um, weil der Himmel eine gefährlich dunkle Farbe angenommen hatte. Wir wollten auf keinen Fall bei Regen auf dieser Piste fahren, weshalb wir auf die weitere Strecke verzichteten. Der Regen setzte dann zwar nicht ein, dafür hatten wir nun Zeit, einen Abstecher ins Gebiet der Hopi zu unternehmen, bevor wir Page anfuhren.
Eigentlich hatte ich vorgesehen, den Coal Mine Canyon und Blue Canyon auf der Weiterfahrt von Page aus Richtung Grand Canyon zu besuchen. Weil wir so früh dran waren, disponierten wir kurzerhand um. Obwohl ich wusste, dass die Anfahrt zum Blue Canyon von Süden her leichter sein müsste, probierten wir es von Norden kurz nach den "Elefantenfüssen". Auf den ersten paar Meilen war die Indian Road noch recht griffig, aber als wir auf tieferen Sand trafen, kehrten wir das zweite Mal an diesem Tag um und verzichteten schweren Herzens auf die Zipfelmützen. Der Verzicht war mir aber lieber, als in der Einsamkeit stecken zu bleiben.
Elefantenfüsse zwischen Kayenta und Tuba CityAuf der Indian Road vom (nicht erreichten) Blue Canyon zurück auf die 160Stattdessen fuhren wir nach Tuba City und von dort aus zum Coal Mine Canyon. Wir bogen wie irgendwo beschrieben kurz vor dem Milepost 337 links von der SR 264 ab. Den Blick eines entgegenkommenden Autofahrers konnten wir nicht so recht deuten, aber wir waren uns sicher, kein Fahrverbot übersehen zu haben. Weit und breit war nur flaches Land und kein Canyon zu sehen, dabei sollte gemäss Beschreibung nach ca. 700 m ein Parkplatz und Picknickplatz kommen.
Bei einer Ruine tat sich die Erde auf. Das musste der Canyon sein. Die Ruine als Picknickplatz zu bezeichnen fand ich zwar etwas kühn. Trotzdem stellten wir das Auto ab und gingen zu Fuss an den Rand des einmaligen Canyons. Ich war hell begeistert von der Schönheit des Gesteins. In der Hoffnung, noch einen etwas anderen Blick zu erhaschen, gingen wir der Kante des Canyons entlang bis Reiner beinahe auf eine Schlange getreten wäre. Im Nachhinein war ich überrascht, wie cool ich auf dieses Ereignis reagiert hatte. Ganz ruhig wies ich Reiner auf das Tier hin, wich langsam zurück und machte aus sicherer Entfernung ein paar Bilder.
Coal Mine CanyonCoal Mine CanyonSchlange beim Coal Mine Canyon (weiss jemand, was für eine Schlange das ist?)In diesem Moment entdeckten wir den Parkplatz und die Grillstelle mit Tischen und Bänken. Wir waren offensichtlich eine Strasse zu früh abgebogen. Während ich noch weiter fotografierte, ging Reiner zum Auto, um dieses an die richtige Stelle zu fahren. Erst als ich alleine war, holte mich das vorherige Ereignis ein und ich hatte bei jedem weiteren Schritt Angst, auf eine Schlange zu treten, was natürlich nicht der Fall war. Trotzdem liess ich es mir nicht nehmen, die Sicht auf den Canyon zu geniessen.
Statt über die AZ 98 kamen wir nun über die US-89 nach Page. Wegen eines Erdrutsches im Februar 2013 war das letzte Teilstück dieser Strasse so beschädigt, dass sie unpassierbar wurde. Eine Umfahrungsstrasse wurde gebaut. Von Tuba City aus war dies eine Abkürzung, für viele Unternehmungen von Page aus ein riesiger Umweg. Ich empfand den Streckenabschnitt als einen der langweiligsten auf der ganzen Rundreise.
Ich hatte mir Page ähnlich vorgestellt, wie Moab. Doch die beiden Orte hatten nichts gemeinsam. Während in Moab alles auf den Tourismus ausgelegt war, hatte ich das Gefühl, in Page in eine Stadt zu kommen, die auch ohne Touristen funktioniert. Sie ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt: Im einen Teil der Stadt findet man Kirchen verschiedenster Religionen, im anderen die Fast Food Ketten und wieder in einem anderen die Motels. Auch unser Motel war in diesem schrecklichen Teil von Page angesiedelt. Ich befürchtete bereits das Schlimmste.
An der Office-Tür zum Lulu's Sleep Ezze Motel hing ein Zettel mit Instruktionen für das Check In. Es war Sonntag und der Besitzer abwesend. Wir nahmen den bereitgelegten Schlüssel und begaben uns in unser Zimmer. Die Einrichtung war nicht nach meinem Geschmack, trotzdem gefiel es mir hier sehr gut. Vor den Zimmern gab es Tische, Bänke und Stühle sowie einen Grill für die gemeinsame Nutzung. Auch eine voll ausgerüstete Küche stand allen Gästen zur freien Verfügung.
Nach dem (selbständigen) Einchecken wollten wir die Gegend erkunden und fuhren Richtung Glen Canyon Dam. Wir waren noch nicht mal richtig aus Page raus, da war ich überwältigt von dem Anblick des Lake Powell, dem Damm mit der dazugehörigen Brücke und der Umgebung. Der Kontrast zwischen dem blauen Wasser und den zarten weiss-roten Felsen im Glen Canyon NRA war hinreissend. Erst informierten wir uns über den Staudamm, danach unternahmen wir eine Spazierfahrt dem See entlang.
Brücke beim Glen Canyon DamLake PowellLone Rock im Lake PowellZum Abschluss des Tages fuhren wir auf einer Scenic View Road zum Colorado River. Ein kurzer Fussmarsch ermöglichte einen herrlichen Blick auf den Fluss, die Brücke und den Damm.
Glen Canyon DamDas Nachtessen genossen wir im Dam Bar & Grille. Von aussen sah es eher nach einem kleinen, an einen Supermarkt angegliederten Restaurant aus, aber innen war es riesig. Wie oft in Amerika mussten wir erst auf einen freien Platz warten. Bis für uns ein Tisch frei wurde, "durften" wir uns im Shop umsehen. Das Essen war lecker, aber kein Grund, nur deswegen nach Page zu kommen.