Samstag, 22. Mai
Der Wecker war für halb sieben gestellt aber kurz vorher wurden wir beide wach. Wir packten unser Gepäck in Georgie und fuhren nochmal zum Ruby´s Inn, um dort schnell zu frühstücken.
Dann machten wir uns auf den Weg zu unserer nächsten Etappe: dem Capitol Reef National Park. Über die SR 12 fuhren wir durch Tropic, Escalante und Boulder und mussten ständig anhalten, damit wir wenigstens versuchen konnten, Bruchteile dieser unglaublichen Landschaft in einem Foto festzuhalten. Das uns dies nicht gelingen wird, wussten wir aber schon vorher.
Die Landschaft kann man nicht beschreiben, man muss sie sehen. Erst die Abbruchkanten der Region des Bryce Canyon in ihrer roten Farbe durch weiße Streifen oder weiße Felsnadeln unterbrochen. Bei Escalante die sanft geschwungenen Berge, mit wellenförmigen Relief. Sanfte Beige- und Gelbtöne aber auch wieder intensives Rot. Und dazwischen immer wieder das leuchtende Grün der Bäume und Sträucher. Wir sahen auch sehr viele blühende Blumen.
Dann hätte man eine Zeit lang vermuten können, man wäre in der Lüneburger Heide. Ebene ohne jegliche Felsen. Von Boulder aus verläuft die Straße immer bergauf, durch viele Birkenwälder. Der Frühling muss dort gerade erst angefangen haben, denn die Birkenblättchen waren noch ganz zartgrün (zum Glück blühten die Birken noch nicht, mein Heuschnupfen hätte wahrscheinlich sofort grüssen lassen).
Unterwegs nahmen die Wolken immer mehr zu, es begann zu tröpfeln und dann kamen uns ein paar Schneeflöckchen entgegen.
Als wir auf Torrey zukamen, sahen wir die ersten Berge des Capitol Reef. In Torrey erkundigte ich mich nach dem Zustand der Notom Road und des Burr Trail, denn schließlich sollte heute Georgies großer Tag kommen: er sollte mal ins „Gelände“ (naja, wenigstens weg vom Teer). Die nette Lady im Visitor Center war ganz erstaunt über meine Frage bzgl. der Befahrbarkeit (naja, schließlich hatte es getröpfelt und was weiß ich, was in dieser Gegend in den vergangen Tagen alles vom Himmel gefallen ist). Und als sie dann von mir erfuhr, dass wir einen 4WD haben (auch wenn ich bis jetzt noch nicht weiß, wie ich dieses 4W-Dings zuschalten muß), da meinte sie, dass es dann überhaupt kein Problem gäbe.
Also beschlossen wir, vorher noch ein Zimmer zu suchen. Am Ortseingang von Tropic stand eine Werbetafel vom Aquarius Motel in Bicknell. Davon hatte ich im Internet schon was gelesen. Wir also hin. Wir hatten ein riesengroßes, neu renoviertes Zimmer für 47 $ pro Nacht.
Wir haben das Auto aber gar nicht ausgeräumt und sind sofort in den Capitol Reef National Park gefahren. Die ersten Berühmtheiten die „Twin Rocks“, „Chimney“ und „The Castle“ haben uns gleich nach dem Eingang begrüßt. Ein kurzer Stop im Visitor Center um Postkarten zu kaufen und weiter ging´s.
Rechts und links der Straße gewaltige Felsmassive auf. Wunderschön in ihrer glühend roten Farbe.
Dann kam der Abzweig zur Notom Road und nach 10 Meilen wurde diese endlich unpaved.
War aber eigentlich total harmlos, eben nur kein Teer drauf. Plötzlich standen Kühe genau neben der Straße aber wir haben uns geeignet: sie auf der Weide, wir auf dem Weg.
Während der ganzen Zeit begegneten wir gerade mal zwei anderen Autos. Dann kam der Abzweig zum Burr Trail. Und da ging es los: ein paar Serpentinen. Anfangs dachte mich mir nichts weiter dabei. Klar, der Berg selber war ziemlich hoch, aber ich rechnete damit, dass der Trail langgestreckt außen sanft ansteigend verläuft. Nach der vierten Serpentine beäugte ich den Berg mal genauer: Haarnadelkurven, eine nach der anderen und dabei eine schöne Steigerung. Und das auch noch bei mir, mit meiner Höhenangst!
Naja, einfach mal gaaaaanz langsam weiterfahren (umdrehen wäre sowie nicht gegangen) und schließlich haben diesen Weg schon zig Leute gefahren, da werde ich es ja wohl auch schaffen. Also immer ganz langsam hoch, immer schön an der Innenseite, weg vom Abgrund .
Und dann waren wir auch schon oben. (Zum Glück hab ich mir den Verlauf des Burr Trails erst am Abend mal richtig auf der Karte angesehen. Hätte ich die eingezeichneten Haarnadelkurven vorher schon entdeckt, hätte ich vielleicht gekniffen.)
Wir parkten und fotografierten erstmal die zurückgelegte Strecke. Ein paar hundert Meter weiter mussten wir schon wieder anhalten. Ein Fotomotiv jagte das nächste: Ebenen mit aufgefalteten Bergen, steile Felskanten, später eine Fahrt wie durch einen Canyon, wieder rechts und links hohe Steilwände und alles in rot.
Der Burr Trail hat uns unheimlich gut gefallen. Dort komme ich bestimmt nochmal hin. Er endete in Boulder und wir fuhren die schon bekannte Strecke zum Capitol Reef. Unterwegs war jetzt sogar ein Mini-Schneegestöber.
Dann fuhren wir nochmal kurz ins Capitol Reef um die Twin Rocks, den Chimney und The Castle beim Sonnenuntergang zu fotografieren. Da das Wetter jetzt viel besser als gegen Mittag war, leuchteten die Farben schön in der untergehenden Sonne.
In Bicknell gingen wir gleich nebenan ins Aquarius Restaurant. Es gab einen Cheesburger, leider ohne ein Bier – wir waren satt, mehr kann man dazu nicht sagen.
Gefahrene Meilen: 294