10.3.10Flat tire & flooded RiverHeute kein Sonnenaufganfg sondern ausschlafen und ausgedehntes Frühstück im Hotel (ich musste ja meine resort credits verfuttern).
Nach der vielen Fahrerei gestern wollte ich heute ein bisschen wandern und hatte mir dafür den Sabino Canyon ausgesucht.
Zunächst erwartete mich aber eine böse Überraschung.
Dazu muss ich etwas ausholen. Bereits seit einigen Tagen (genauer seit dem Morgen als ich vom Big Bend nach Alamogordo gestartet bin) unterhielt mich mein Liberty damit, dass immer mal wieder die Reifendruck-Kontrollleuchte aufleuchtete und ich dem rechten Vorderreifen etwas Luft gönnen musste. Bisher hatte es immer 11/2 bis 2 Tage gedauert aber heute leuchtete das Lämpchen, obwohl ich gestern in Tombstone erst Luft nachgefüllt hatte. Außerdem war der Reifen jetzt das erste Mal sichtbar platter als die anderen.
Also bin ich zur nächsten Tanke, Luft nachfüllen und habe mir dort einen Tire Shop in der Nähe zeigen lassen. Dort angekommen fand der freundliche Mitarbeiter einen etwa 4 cm langen Dorn im Reifen, dessen Entfernung mit völligem Verlust des Reifendrucks beantwortet wurde. Na gut, dachte ich, 10 $ fürs flicken und weiter geht’s. Weit gefehlt. Natürlich steckte der Dorn nicht in der Lauffläche sondern knapp daneben in der Flanke und das bedeutete wieder einmal einen neuen Reifen. Ich hatte eigentlich gehofft, diese „lieb gewonnene“ Gewohnheit früherer Reisen endlich abgelegt zu haben. War wohl nichts!
Immerhin hatten sie einen passenden Reifen auf Lager und die Preise für SUV-Pneus sind erfreulich stabil geblieben. Seit 2003 habe ich bei diversen Gelegenheiten immer 150 bis 160$ gelöhnt. Ich glaube, es war der vierte, den ich gekauft habe.
In der Zeit, in der der Reifen aus dem Lager geholt und aufgezogen wurde, habe ich das nebenan gelegene Einkaufszentrum besichtigt, einen armen Verkäufer bei California Sunglasses genervt, indem ich alle vorhandenen Herren-Sonnenbrillen und ein paar Damenmodelle anprobiert habe ohne irgend etwas zu kaufen und einen Kaffe bei Starbucks geschlürft. Dabei fiel mir wieder ein, dass ich im Big Bend am letzten Tag an einer gravel road das Gefühle hatte, einen Stein im Schuh zu haben und stattdessen einen 3 cm langen Dorn aus der Sohle gezogen hatte, der glatt durch die Gummisohle gegangen war und zwischen meinen Zehen steckte. Ein paar cm weiter hinten und er wäre wohl auch genau so glatt durch meinen Fuß gegangen. Die Ranger in Namibia hatten mich davor gewarnt, durch Elefantendung zu fahren, weil darin oft Dornen Des Camelthorne Trees steckten, die Autoreifen zerstören können. Aber wer rechnet schon in Texas mit Elefantenkötteln oder Kameldornbäumen.
11/2 Stunden später als geplant war ich dann auf dem Weg zum Sabino Canyon. Dort erfuhr ich im Visitor Center, dass die Tour durch den Bear Canyon zu den Seven Falls heute eine sehr feuchte Angelegenheit würde. 7 Flussdurchquerungen bie mindestens knie- und höchstens hüfthohem Wasser mit Wassertemperaturen von erschreckend wenig? Nö, muss nicht sein.
Also habe ich mir ein Ticket für den Shuttle den Sabino Canyon hoch gekauft und bis bis zur letzten Station gefahren. Unterwegs konnte man schon sehen, dass der Ranger nicht übertrieben hatte, was den Wasserstand angeht. Alle Brücken waren überspült und der Sabino Creek war ein recht reißendes Flüsschen.
Beim letzten Stop angekommen bin ich ein paar Serpentinen einen recht steilen Pfad nach oben gestiegen.
Nach kurzer Zeit hatte ich den Abzweig des Phone Line Trails erreicht. Der führt auf etwa 2/3 der Höhe der Canyonwand wieder zurück zum Visitor Center. Schon nach wenigen Minuten hatte ich den Trail fast für mich alleine, obwohl Parkplatz und Shuttle rappelvoll waren.
Erstes kleines Highlight war nach einem weiteren kurzen Anstieg ein kleiner Wasserfall.
Von dort aus führt der Trail fast auf einer Höhe an der Canyonwand entlang und ist ohne Schwierigkeiten zugehen. Manchmal ist er allerdings etwas schmal und ein wenig ausgesetzt, so dass wohl nicht unbedingt unter extremer Höhenangst leiden sollte.
Unterwegs hat man immer wieder schöne Aussichten den Canyon entlang bzw. in den Canyon hinein.
Sogar ein paar blühende Poppies habe ich entdeckt.
Immer mal wieder laden größere Felsen zu einer kleinen Rast ein.
Von oben hat man einen guten Blick auf die Shuttles, die sich über die überspülten Brücken kämpfen.
Wenn man wieder den ersten Blick auf Tucson hat, beginnt auch bald der Abstieg hinunter zur Parkstraße.
Die letzte Brücke muss man dann doch noch zu Fuß überqueren. Sah eigentlich gar nicht so schlimm aus.
Also Schuhe aus, Hose hochgekrempelt und los geht es. Was soll ich sagen, schlimm war es nicht aber kalt und und mehr Wasser als vermutet.
Na ja, bis zum Auto war die Hose schon fast wieder getrocknet.
Da es noch relativ früh war, habe ich mich entschlossen, dem Hausberg von Tucson einen Besuch abzustatten. Der Mt. Lemmon liegt ja gleich um die Ecke und dort gibt es das südlichste Skigebiet der USA.
Anfangs schlängelt sich die Serpentinenstraße noch durch eine klassische Wüstenlandschaft.
Ein paar Minuten später liegt dann mehr und mehr von diesem seltsamen weißen Zeug am Straßenrand rum.
Auch verschiedene Arten von Hoddos kann man bewundern.
Sogar einen ganz hübschen Arch habe ich gefunden.
Wenn man dann ein paar Meilen weiter die Schilder ignoriert, die Schneeketten vorschreiben, kommt man schließlich in einen wirklich schönen verschneiten Bergwald.
So etwa bei 8500 Fuß Höhe und inzwischen um 0°C wurde mir immer mehr bewusst, dass Jeans und T-Shirt nicht ganz die adäquate Kleidung sind. Die Fotostops wurden immer kürzer
Die Tatsache, dass auch die ersen dunklen Wolken aufzogen, war eine willkommene Ausrede, nicht mehr bis ins Skigebiet zu fahren sondern umzudrehen.
Kurz vorm Sonnenuntergang war ich wieder im Hotel und habe im Hotel-Restaurant lecker gegessen und einen ganz ordentlichen Rotwein getrunken. Und schon war auch dieser Tag vorbei.