Montag, 12. 12. 2005:Na so was
Um 7 Uhr läutet der Radiowecker. Den Kerl schieße ich irgendwann mal verkehrt bei der Balkontür vom 22. Stockwerk hinaus
Der Wecker hat eine Lautstärke, die Tote aufwachen lässt.
Nach der üblichen Morgentoilette gehen wir – auch wie üblich
- zu Perry’s Smorgy. Das ist dieses Jahr wirklich besonders praktisch: Bei der Hoteltür raus, ein paar Schritte links, rechts über den Zebrastreifen, dann links noch mal, also sozusagen die Straße überqueren und schon ist man dort. Macht maximal 5 Minuten aus.
Heute steht der Maunawili Demonstration Trail am Programm. Dieser beginnt lt. Infos von diversen Reiseführern und vom Internet am Pali Lookout.
Irgendwie haben die Verfasser dieser Infos vergessen bekannt zu geben, bei welchem Pali Lookout, von denen gibt es nämlich zwei
Schon oft dachte ich mir, ein Verfasser eines Reiseführers schreibt vom anderen ab und diese Theorie wird einmal mehr unterstützt….
Also gut, wir machen nun unsere eigenen Erfahrungen und diese werde ich so richtig und stichhaltig, wie es nur geht, weiter geben. Alles andere macht keinen Sinn und hilft keinem Interessierten.
Wir schnappen also unsere Siebensachen, sprich Rucksäcke und fahren von Honolulu den Pali Hwy. (= Hwy. 61) in östlicher Richtung.
Nach dem Passieren von zwei Tunnel, der erste ist etwas länger als der zweite, kommt man zum ersten Pali Lookout, dem wohl berühmtesten. Den lassen wir ausnahmsweise rechts liegen und fahren weiter. Das Einzige, worauf wir achten müssen und auch tun, ist das grüne Schild mit der Aufschrift „scenic lookout“ (= Pali Lookout Nummer 2). Kurz danach ist dafür die Ausfahrt, genau in einer Rechtskurve, wo die meisten wie die Henker fahren – also rechtzeitig (beim Hinweisschild „scenic lookout“) zu bremsen beginnen
Der Parkplatz dieses Pali Lookout liegt direkt am Hwy. und verfügt nur über ganz wenige Parkplätze. Ich zähle jetzt nicht extra nach, aber 10 bis 12 Autos dürften Platz haben, mehr nicht.
Hier stellen wir unser Auto ab und das Wichtigste – wir dürfen absolut nichts Interessantes im Auto zurück lassen
Am Parkplatz sieht man die Glasspuren der Einbrüche in Autos.
So, und wo ist nun der Trail
Ich mache mich ohne Rucksack auf die Suche und siehe da
Nicht zu glauben
Ungefähr 30 m rechterhand der Parkplätze gibt es zwischen zwei Leitplanken einen Durchschlupf. Ich gehe durch und ein paar Schritte weiter taucht eine winzige Brücke auf, maximal 2 m lang, ich gehe darüber und was sehe ich
Ein Schild, das besagt, dass hier der Maunawili Trail beginnt
Das gibt’s doch gar nicht
So nahe am Hwy. (vom Hwy. direkt ca. 10 m entfernt!) beginnt der Trail…..
Ok, mit diesem Wissen gehe ich zum Auto zurück, wir nehmen unsere Rucksäcke und ziehen los. Ich bin immer noch verblüfft, aber gut, die Wanderung kann beginnen
Zuerst geht es über ein paar Wurzeln, dann sind Stufen angelegt, aber nicht sehr viele, schließlich gibt es ein Hinweisschild „9,3 mi nach Waimanalo“. Will man das schaffen und auch noch den Weg retour, heißt es morgens aufstehen und loswandern, wenn es noch dunkel ist. Alternativ mietet man sich für diesen einen Tag ein zweites Auto und lässt eines davon am Ende der Wanderung stehen. Wir machen das nicht, wir gehen, soweit es die Zeit erlaubt und drehen dann halt um. Was soll’s, man kann nicht alles haben. Mal sehen, wie weit wir kommen.
Der Trail ist traumhaft schön. Einerseits bilden die Bäume mit ihren Ästen über unseren Köpfen einen Tunnel, andererseits geht es über Stock und Stein, dann wieder sind Holzbohlenbretter gelegt, um dem ärgsten Schlamm ausweichen zu können.
Achja, da es in dieser Gegend fast immer feucht/nass ist, sollte man den Trail nur dann beginnen, wenn es mindestens tags zuvor nicht geregnet hat, ansonsten wird der Trail gefährlich. Es sind Passagen dabei, an denen der Trail ca. 30 cm breit ist, Schwindelfreiheit ist angesagt
Nach relativ kurzer Zeit kommen wir zu einem Wassertank, aus dem aus einem langen Rohr Wasser fließt, das man allerdings nicht trinken soll.
Man glaubt kaum, dass wir nur einen halben Steinwurf von Honolulu entfernt sind.
Blick auf Waimanalo, im Vordergrund die Blüte eines Octopus TreeRegenwald, schmaler Trail, Ruhe pur, was will man mehr
Maunawili Demonstration TrailBei Trailmarker „2 mi“ geht es linkerhand zu den Maunawili Falls, nochmals rund 1 Meile pro Strecke, zu den Falls ziemlich bergab, retour naturgemäß bergauf
Ob sich diese Anstrengung lohnt
Die Falls sind je nach Wasserlauf mehr oder weniger Falls…..
Egal, wir machen hier Picknick und ziehen dann am Maunawili Demo Trail weiter.
Der Trail wird zunehmend schmaler, Romantik pur
Farne wachsen in einer Größe, wie wir sie noch nie sahen, sie sind größer als Baumfarne. Teilweise haben wir eine sehr schöne Aussicht und andererseits bilden die Äste über uns wieder einen Tunnel.
Nach geraumer Zeit kommen wir zu einem Schild, auf dem steht „no trespassing, area under lease for farming“. Ach, jetzt wird es uns klar, was wir schon die längste Zeit als „Paradies“ angesehen haben, das ist die kleine Farm dort unten im Tal, wo auch zahlreiche Palmen in Reih’ und Glied wachsen.
Wir gehen noch ein ganz kurzes Stück weiter, stellen aber fest, dass ab dem Schild „no trespassing“ der Trail nur mehr angedeutet zu erkennen ist. Da wir uns offenbar schon auf Privatland befinden, was ich aber bei der Reisevorbereitung nirgends las, treten wir den Rückweg an und sind um 17 Uhr beim Auto.
So, was tun mit dem angefangenen Tag
Wir fahren ins Kaneohe Shopping Center und kaufen in erster Linie ein Insektenschmutzmittel, denn heute haben uns die Moskitos ordentlich erwischt
Anschließend gehen wir ins KFC und genehmigen uns fünf Hühnerflügel mit Pommes, allerdings nur eine Portion, die wir uns teilen.
Gestärkt treten wir den Rückweg nach Honolulu an, wo wir um 19.15 Uhr ankommen.
Ich überspiele die Fotos auf den Laptop, lade die Akkus.
In dieser Zeit beschriftet Michi die zum Versand gekaufte Kokosnuss, die sehr schön bemalt ist. Zu dumm auch
Gerade bei der Adresse verschreibt er sich und ist natürlich stinksauer
Er will die Kokusnuss, die einiges über 10 Dollar gekostet hat, einfach wegwerfen, aber das passt mir nicht.
In meine Verzweiflung frage ich Michi, ob der Stift, mit dem er die Kokusnuss beschriftete, auch tatsächlich wasserfest sei. „Ja, was denn sonst
Steht ja so drauf
“. Ups, ich hätte doch lieber meinen Mund halten sollen
Mehr oder weniger hinter meinem Rücken - jedenfalls bekomme ich es vorerst nicht mit – versucht Michi, die Schrift mit einem feuchten Tuch zu entfernen und es gelingt ihm auf Anhieb
Stolz präsentiert er mir sein Werk. Vonwegen, der Stift ist wasserfest
Also können wir zum nächsten „Problem“ übersiedeln, nämlich: Woher nimmt man jetzt einen Stift, der auf dieser Kokusnuss a) schreibt und b) auch hält.
Michis Vorschlag, wir pilgern morgen durch Honolulu, irgendwo und irgendwann werden wir schon einen Edding 3000 bekommen. Doch sein Vorschlag löst bei mir leichte innere Panik aus
Vielleicht den ganzen Tag für den eventuellen Kauf eines Edding 3000 verschwenden
Nein
Nie und nimmer
Mein Gegenvorschlag wird zunächst abgelehnt. Mein Vorschlag lautet nämlich, Michi solle sich hinunter zur Rezeption begeben, vielleicht können sie ihm solch einen Stift leihen. „So ein Quatsch, warum sollen die so einen Stift haben
“ – „Tja, weil es halt eine Möglichkeit ist, mehr als dass du nichts erreichst, kann nicht passieren und dann überlegen wir weiter“.
Knurrend und brummend zieht Michi mit der Kokusnuss in der Hand von dannen. Nach langer Zeit, so erscheint es mir jedenfalls, kehrt er mit strahlendem Gesicht zurück
Der Herr an der Rezeption hatte solch einen Stift und Michi konnte die Kokosnuss vor Ort beschriften. Na also, aber Hauptsache, vorher meckern
Also schreiten wir zum nächsten Teil, nämlich dem Versenden von Kalendern. Dazu kauften wir schon zuvor entsprechend große Polsterkuverts, das Beschriften ging wenigstens rasch.
Um 22.30 Uhr beschließt Michi, ins Bett zu gehen, ich schreibe den Reisebericht und schmökere anschließend noch ein wenig in den gesammelten Unterlagen.