18.10.2006 Naples – Corkscrew Swamp Sanctuary – München Leider war heute schon der letzte Tag unserer Flitterwochen – wie schnell drei Wochen doch vergehen können! Wir genossen abermals ein wunderschönes Frühstück am Pool und packten alle unsere Sachen in den Trailblazer. Außerdem verstauten wir schon mal alle im Auto herumliegenden Dinge in die Reisetaschen, damit wir am Nachmittag bei der Mietwagenrückgabe auch gleich alles beisammen haben würden.
Anschließend checkten wir aus und fuhren los auf dem Tamiami Trail in Richtung Norden. An der Immokalee Road bogen wir nach rechts ab und folgten dieser eine ganze Weile, bis wir nach ca. 30 Kilometern einbogen in den
Dieser Naturpark sollte den Abschluss unserer Florida-Rundreise bilden. Wir entrichteten an der Kasse unseren Obolus und informierten uns über den Rundwanderweg. Dann ging’s auch schon los...
Der Park ist über einen Boardwalk zu erwandern, der auf Stelzen im Sumpfwasser steht. Hauptattraktion im Corkscrew Swamp sind neben den teilweise über 500 Jahre alten Zypressen vor allem die Tillandsien und die artenreiche Tierwelt.
Schon nach kurzer Zeit trafen wir auf einen bunten Grashüpfer – bei näherer Betrachtung fiel mir plötzlich auf, dass dem armen Tier ein Hinterbein fehlte. Springen konnte er aber dennoch recht gut; vielleicht lebt er schon einige Zeit mit diesem Handicap und hat sich daran gewöhnt.
Eine wirklich traumhafte Sumpflandschaft war das hier; dichte Bewaldung mit hohen Zypressen wechselte sich ab mit Lichtungen, auf denen hohes Gras wächst, und größeren Tümpeln.
Außerdem war ein ganz eigenartiger Vogelruf zu hören – leider habe ich keine Ahnung, von welchem Vogel er stammt; in Deutschland gibt es nichts was sich auch annähernd so anhören würde.
Wir gingen weiter auf dem Steg entlang und gelangten danach wieder in dichteren Bewuchs hinein. Hier kamen wir dann an die richtig großen Zypressen. Wow, das sind schon richtig beeindruckende Bäume!
An den Stämmen der Bäume hier gedeihen, wie auch schon in den Everglades, zuhauf Tillandsien. Diese versorgen sich über die Luftfeuchtigkeit mit Wasser und nutzen den Baum, auf dem sie sitzen, lediglich zum „Festhalten“.
Zwischendurch sahen wir immer mal wieder Vögel und wenig später sogar einen Otter im Wasser. Der war aber so flink, dass ich es nicht schaffte, auch nur ein einigermaßen brauchbares Bild zu schießen. Es soll hier im Swamp auch etliche Alligatoren geben; von denen ließ sich aber keiner blicken.
Wenig später kamen wir in einen Bereich, in dem die dicken Stämme der Zypressen abgelöst wurden von kleineren Bäumen, die buschartig mehrere kleine Stämmchen ausbilden und so ein wenig hohes, aber dichtes Blätterdach bilden.
Der Rundwanderweg erstreckt sich über knapp vier Kilometer, die fast ausschließlich auf dem Boardwalk absolviert werden. Schon eine reife Leistung, diese Holzkonstruktion auf der gesamten Länge ständig in Schuss zu halten. Wohl auch deshalb ist der Eintritt für diese Wanderung nicht ganz billig, aber letztlich jeden Cent wert. Insgesamt hielten wir uns etwa 2 ½ Stunden im Corkscrew Swamp auf, und wir genossen jede Minute.
Da wir noch massig Zeit hatten bis zu unserem Abflug, fuhren wir zurück bis zur I-75 und von dort ein wenig nordwärts bis zur „Miromar Outlet Mall“. Dort streiften wir noch ein wenig umher, fanden aber die Preise ganz schön gesalzen, vor allem für eine „Outlet Mall“ und verglichen zu den Einkaufszentren in Ft. Lauderdale und Orlando. So beließen wir es bei einigen Duftkerzen, die sich schon oft als sehr gutes Mitbringsel aus den USA erwiesen haben.
Bevor wir aber an den Flughafen fahren würden, wollten wir hier noch was essen. An Flughäfen ist ja die Auswahl oft sehr begrenzt und die Preise dafür umso happiger. Bei „Key Western Grille“ wurden wir fündig. Hier konnte man im Freien sitzend mit Blick über den künstlichen See hinüber zur Germain Arena speisen – sehr angenehm...
Ich entschied mich für eine große Schüssel Muscheln in Tomatensauce, Claudia für ein extragroßes Sandwich. Als ich mich gerade über meine exquisit schmeckenden Muscheln her machte, vernahm ich vom Nachbartisch einige sehr vertraut klingende Stimmen. Die offensichtlich aus Baden-Württemberg stammenden Touristen diskutierten lebhaft darüber, ob sie sich auch solche Muscheln bestellen oder doch bei der klassischen Burger/Fries-Kombination bleiben sollten. Sie hatten wohl gedacht, dass sie hier in Florida mit ihrem Hardcore-Schwäbisch kein Mensch verstehen würde, aber da haben sie nicht mit mir gerechnet. Ich drehte mich zu ihnen um und bot ihnen mit den Worten „Wollt’s mal probiern?“ eine Muschel an. Die verdutzten Gesichter mit den vier heruntergeklappten Unterkiefern hättet Ihr mal sehen sollen...
Probiert hat dann übrigens keiner der vier, wahrscheinlich war es ihnen peinlich, dass sie sich so „verschätzt“ hatten.
Nach dem Essen und etlicher Gratis-Refills Diet-Coke ließen wir uns die Sonne noch ein bisschen ins Gesicht scheinen und gingen schließlich zum Auto. Dort hieß es erst mal raus aus den Shorts und die langen Hosen herausgekramt, die seit drei Wochen unbenutzt in den Reisetaschen lagen. Die waren zwar für das Wetter hier viel zu warm, aber im Flughafen stand ja wieder eine stämmige Klimaanlage zu erwarten; und am Zielflughafen München dürfte Mitte Oktober auch nicht gerade Badewetter sein.
Derart umgezogen fuhren wir dann in Richtung Airport Fort Myers. An der Mall tankte ich zuvor noch mal für $5 Sprit nach, um nicht kurz vor dem Ziel liegenzubleiben. Mehr aber auch nicht, der Wagen sollte ja schließlich „leer“ zurückgegeben werden.
Und das gelang mir auch recht gut, etwa 20 Kilometer vor Erreichen des Flughafens ging das Warnlämpchen der Tankanzeige an...
Die Wagenrückgabe hier bei Alamo gestaltete sich wie immer recht locker – ich bekam ein Receipt ausgehändigt und das war’s. Ich kramte alle Taschen aus dem Auto und Claudia sah sich zwischenzeitlich nach einem Gepäckwagen um – in der Hand tragen konnten wir all die Taschen keinesfalls. Während Claudia noch suchte, kam auch schon ein offensichtlich aus Cuba stammender Gepäckboy mit einem Rollwagen daher und lud alle unsere Gepäckstücke auf. Mit einem kurzen „Your airline is LTU?“ informierte er sich über den passenden Checkin-Schalter und schon startete er los. Der Mann muss früher mal Marathonläufer gewesen sein, jedenfalls war er mitsamt dem Gepäckwagen so schnell, dass wir fast joggen mussten, um an ihm dran zu bleiben. Man hatte regelrecht den Eindruck, der Teufel höchstpersönlich wäre hinter ihm her.
Beim LTU-Schalter lud er dann alles wieder ab und ich gab ihm für eine derart motivierte und zuvorkommende Arbeitsleistung
ein gutes Trinkgeld, was er mit einem breiten Grinsen und einem zackigen „Thanks, Sir!“ quittierte.
Nun waren wir also am LTU-Schalter, und nur 2,5 Stunden vor dem geplanten Start - anstatt der beim Hinflug genannten 4 Stunden (!). Selbst diese viel kürzere Zeit war aber offensichtlich immer noch viel zu großzügig bemessen; wir kamen sofort beim Checkin dran und das Ganze war in fünf Minuten erledigt. Mich würde interessieren, wer bei LTU auf die "glorreiche Idee" gekommen ist, eine Empfehlung von vier Stunden Vorlaufzeit abzugeben - das ging zumindest am heutigen Tag meilenweit an der Realität vorbei.
So blieb uns noch eine Menge Zeit, den kleinen Flughafen von Fort Myers zu inspizieren. Verglichen zu all den anderen Flughäfen, die wir bisher in den USA benutzt hatten, wirkte der hier regelrecht schnuckelig. Entsprechend übersichtlich gestaltete sich auch die Auswahl an Restaurants; mit Müh und Not fanden wir aber noch einen Starbucks und setzten uns mit unseren großen Pappbechern an die großen Fenster, um dem „Treiben“ auf der einzigen Start- und Landebahn zuzusehen. Etwa alle 10 – 15 Minuten startete oder landete hier ein Flieger – andere Airports fertigen ja z. T. mehrere Flugzeuge in einer Minute ab
Mir blieb auch noch die Zeit, den Flugplan für den heutigen Tag zu inspizieren, weil mich interessierte, warum so ein kleiner Airport eigentlich „International“ heißt. Das Ergebnis belustigte mich noch mehr: Die einzige internationale Verbindung am heutigen Tag war – München! Alles andere waren nationale Ziele...
Schließlich ging es aber doch ans Boarding und wir konnten uns über einen Fensterplatz freuen. In der bereits einsetzenden Abenddämmerung ging es los und schnurstracks hinaus auf den Atlantik.
Nach etwa 10 Stunden, in denen ich gottlob ein wenig schlafen konnte, erreichten wir pünktlich den Flughafen München und wurden nach dem Empfang des Gepäcks wieder von Birgit abgeholt, die uns ja auch beim Hinflug schon gefahren hatte. Es gab natürlich viel zu erzählen; außerdem händigten wir noch ein paar Mitbringsel aus – die Souvenirtasse mit dem aufgeklebten Alligator ist seither der Favourit ihres kleinen Vierjährigen!
So Leute, das war’s für diesen Reisebericht. Ich hoffe es hat den Mitfahrern ein wenig Spass gemacht, ausnahmsweise mal in einer anderen Region als dem Südwesten virtuell herumzukurven. Für die doch zuweilen sehr langen Pausen bitte ich um Nachsicht, es liegen z. T. recht stressige Monate hinter mir.
Als Fazit bleibt über Südflorida zu sagen: Der Sunshine State ist eine Reise wert. Die atemberaubenden Canyons und Felsformationen des Westens fehlen natürlich hier; und auch abenteuerliche Offroad-Pisten wird man vergeblich suchen. Aber auch die Sümpfe der Everglades, die Korallenriffe vor den Keys oder der ein oder andere Erlebnispark haben durchaus ihren Reiz. Florida-Urlaub muss also nicht heißen, „wochenlang am Strand zu liegen“.
Noch eine kleine Anmerkung zur Reisezeit: Wir hatten mit dem Termin Ende September / Anfang-Mitte Oktober natürlich Glück – dieser Zeitraum stellt eigentlich das Ende der Hurricane-Season dar und da hätte es uns durchaus auch mit einem Wirbelsturm erwischen können. Gottseidank war dies aber nicht der Fall, es gab nur ein mal während des ganzen Urlaubs zwei Stunden Nieselregen.
Ansonsten ist die sommerliche „Nasszeit“ durchaus eine gute Reisealternative- die Temperaturen sind noch sehr warm und der hauptsächliche Touristenstrom hat noch nicht eingesetzt. In Erlebnisparks war weit weniger los als zur Hauptsaison, was ein definitiver Vorteil ist; und natürlich waren auch die Preise gemäßigt – im Winter zahlt man oft das Doppelte für Hotels. Einziger Nachteil ist die Tatsache, dass man die Alligatoren in den Parks sehr viel rarer zu Gesicht bekommt; allerdings lässt sich das durch einen Besuch in Gatorland oder ähnlichen Parks kompensieren.
Wenn ich nun bei dem ein oder anderen Mitleser die Reiselust nach Florida geweckt habe, dann kann sich die-/derjenige ruhig mit auftauchenden Fragen an mich wenden – soweit ich es kann, werde ich diese natürlich gern beantworten.
Nach der Reise ist bekanntlich vor der Reise – und so geht es schon bald wieder los mit einer Tour in den Westen, bei dem Las Vegas, Yellowstone NP, Rushmore Mountain und der Rocky Mountain NP die Eckpunkte bilden werden. Sollte Interesse daran bestehen, könnte auch von dieser Reise durchaus wieder ein Bericht zum Mitlesen folgen...
---
Eintritt Corkscrew Swamp Sanctuary: $20 ($10 pro Person)
Essen Key Western Grille: $28 für zwei Personen, incl. Tipp
Starbuck’s Coffee: Ca. $8 für zwei Personen
Privates Airport-Shuttle: 1 Duftkerze u. 1 Souvenir-Tasse, für Hin- und Rückfahrt