30.09.2006 Everglades – Big Cypress NP Nach einer sehr erholsamen Nacht in einem der besten Motels, in dem wir je waren, machten wir uns frisch und gingen in die Lobby zum Frühstücken – auch hier ein himmelweiter Unterschied zum Vortag! Nicht das übliche „dünner Kaffee & Muffin“-Frühstück erwartete uns, sondern eine tolle Auswahl mit verschiedenen Brotsorten, Käse, Cerealien, Früchte usw. – kurzum: Endlich mal ein vollwertiges Frühstücksbuffet in einem Motel.
Für den heutigen Tag hatten wir die Besichtigung des nördlicheren Teils des Everglades NP und eine Tour in der Big Cypress NP (NP heißt hier „National Preserve“...) eingeplant. Hierzu düsten wir nach den üblichen Vorbereitungen wie Kaltgetränke-bunkern von Florida City aus erst die Krome Avenue in Richtung Norden und bogen dann links in den Tamiami Trail ein. Nach kurzer Zeit erreichten wir unser erstes Tagesziel:
Im dortigen Visitor Center buchten wir eine der sog. „Tram Tours“, also eine Fahrt mit einem offenen Bus auf dem 24 km langen Rundkurs in den Everglades NP.
Die Fahrt an sich gestaltete sich als sehr lohnend. Geführt wurde das Ganze von einer Park Ranger(in), die vorne im Bus sitzend per Mikrofon vieles Wissenswerte erklärte. Sie stellte uns die verschiedenen wichtigen Vogelarten wie den Great Blue Heron, den Anhinga oder den Egret vor und erklärte uns, dass ein schneeweißes Gefieder inmitten des Sumpfs eigentlich keine schlechte, sondern eher eine gute Tarnung ist – weil nämlich die Beute dieser Vögel, vor allem kleinere Fische, den Vogel von unten mit dem Himmel als Hintergrund sehen!
An einer seichten Stelle machte die Tram dann einen Halt und wir wurden von unserer Führerin eingeladen, mit ihr ins seichte Sumpfwasser zu waten. Ich ließ mich nicht zweimal bitten, schließlich war das Wetter und auch das Wasser sehr warm. Dort bekamen wir die Flora des Sumpfs erklärt und erfuhren auch, dass das es sich bei den Everglades eigentlich um ein riesiges, extrem langsam fließendes Gewässer handelt – mit etwa 30 m pro Tag bewegt sich das Wasser in Richtung Meer.
Wir genossen diese Fahrt sehr, bei einem lauen Lüftchen und ca. 28° C war es sehr angenehm, diesen Nationalpark näher kennen zu lernen. Man kam sich zeitweise vor, als befände man sich in einem riesigen Meer aus (Sumpf-)Gras mit kleinen Baum-Inseln dazwischen – diese etwas höheren Stellen werden „Hardwood Hammocks“ genannt, weil sie auch größeren Bäumen oder Gehölzen genug festen Boden und Halt bieten.
Nach einiger Zeit erreichten wir den Observation Tower an der südlichsten Stelle der Tram Tour. Dieser wurde hier, inmitten der Everglades errichtet, um von einer erhöhten Position einen guten Aus- und Überblick über den Nationalpark und den darunter befindlichen Alligator Pond zu haben. A propos Alligatoren: Alle Passagiere im Bus, natürlich auch wir, brannten darauf, endlich welche zu sehen – bis jetzt hatten wir nämlich trotz größter Bemühungen keine zu Gesicht bekommen.
Der Turm selbst ist, wie ich finde, alles andere als eine Schönheit, aber immerhin erfüllte er seinen Zweck tadellos und ermöglichte uns ein schönes Panorama über das weite Grün der Everglades.
Leider war heute auch hier, wo es sonst vor Alligatoren nur so wimmelt, kein einziges Exemplar zu sehen. Die traumhafte Landschaft hier war aber trotzdem ein echter Hingucker, und schließlich gab es auch noch massig andere Tiere zu sehen, wie Vögel, exotische Schmetterlinge oder Grashüpfer.
Etwa 20 Minuten später setzten wir in unserer Tram die Fahrt fort und unsere Führerin erklärte uns, dass sie tags zuvor direkt an einem bestimmten Punkt neben der Straße ein Alligator-Weibchen mit etlichen Jungen gesehen hätte – und machte uns Hoffnung, dass diese Gruppe auch heute zu sehen wäre. Leider war dies nicht der Fall, und so mussten wir unseren Rundkurs beenden, ohne die berühmtesten Tiere der Everglades live gesehen zu haben.
Irgendwie fühlten Claudia und ich uns diesbezüglich vom Pech verfolgt, aber uns blieb ja nichts anderes übrig als weiter zu hoffen.
Kurz vor Ende des Rundkurses konnte man an einem bestimmten Punkt aussteigen und noch eine kleine Wanderung in das Dickicht des Sumpfes machen, auf dem „Otter Cave Trail“. Durch den höheren Wasserstand aufgrund der „nassen Jahreszeit“ waren Teile dieses Trails bis zu knietief überschwemmt – das machte uns allerdings nichts aus, sollen die Turnschuhe ruhig nass werden; bei dem heißen Wetter sind die auch gleich wieder trocken... Auf diesem Trail geht es durch ein bewaldetes Gebiet, also einen größeren „Hardwood Hammock“ – hier hatte man das Gefühl, als würde man durch das Unterholz eines Urwalds wandern.
Nachdem wir von diesem kleinen Trail zurück auf dem asphaltierten Hauptweg waren, erblickten wir einen Great Blue Heron, eine der größten Vogelarten im Park. Dieser zeigte absolut keine Scheu und wir konnten recht nahe herangehen, um Fotos zu schießen. Schließlich wurde ihm das Ganze aber dann doch zu suspekt und er legte einen filmreifen Start hin, wodurch wir auch noch die beeindruckende Spannweite begutachten konnten...
Zurück am Visitor Center erfrischten wir uns erst einmal mit eisgekühlten Getränken aus unserem Auto und fuhren dann weiter auf dem Tamiami Trail in Richtung Westen, bis zum Big Cypress NP Visitor Center. Dort erhielten wir –wie üblich- Kartenmaterial und wurden darauf hingewiesen, dass wir ausgerechnet an dem heutigen 30.09. gar keinen Nationalpark-Pass gebraucht hätten, weil irgendwie ein „Nationalfeiertag der Nationalparks“ und deshalb überall der Eintritt gratis sei. Mir soll’s recht sein...
In den Teichen rund um das Visitor Center befinden sich auch einige ausgewachsene Alligatoren, aber irgendwie waren heute alle abgetaucht – lediglich ein einziger war schemenhaft am Rand zu erkennen. So wirklich überzeugend war das noch nicht...
Einem Rat einer Park Ranger(in) des Visitor Center gemäß peilten wir als nächstes den „Kirby Storter Roadside Park“ an, einem kleinen Wanderweg nahe des Tamiami Trail. Vom dort befindlichen Parkplatz führte ein Boardwalk hinein in die im Wasser stehenden Zypressenwälder – was für eine tolle Landschaft! Ich schoss unzählige Bilder dieser zauberhaften Pflanzenwelt, und neben den Zypressen selbst waren es vor allem die an den Bäumen befindlichen Tillandsien und die Wasserpflanzen, die uns schwer beeindruckten.
Auch wenn der erste Blick täuscht: Das auf dem Bild ist eine Wasserfläche, die von dem dichten Pflanzenbewuchs komplett abgedeckt ist und jetzt wie eine Wiese aussieht!
Eine schöne Sache am Rande: Entgegen den Erfahrungen in diversen Nationalparks im Westen (der Grand Canyon lässt grüßen!) waren wir hier fast alleine in dieser Landschaft – eine einzige Wandergruppe von drei Leuten begegnete uns auf dem Trail, mit der wir natürlich gleich noch Smalltalk hielten. Wirklich erholsam...!
Nun wollten wir aber endlich unsere erste Alligator-Erfahrung machen! Sowohl die Infos von etlichen anderen Usern hier im Forum (danke nochmal @ Silke und andere!) als auch diverse Tipps im Big Cypress NP Visitor Center stimmten uns zuversichtlich, auf der nahen Loop Road, einer unbefestigten Straße durch den Park, fündig zu werden.
Wir cruisten also langsam dahin auf der Schotterpiste, die übrigens mit zahlreichen tiefen Schlaglöchern garniert war – was soll’s, schließlich haben wir ja einen SUV...
Nur der rechte Erfolg wollte sich nicht einstellen. Zahllose Male hielten wir an Stellen an, wo die neben der Straße befindlichen Gewässer frei einsehbar sind – nur ein Alligator wollte sich dort nicht blicken lassen. Schon gut zwei Drittel der Loop Road hatten wir hinter uns gelassen und mittlerweile auch die Hoffnung aufgegeben, dass wir hier auf die begehrten Viecherl treffen würden, da sahen wir vor uns einen größeren Pick-Up am Straßenrand stehen, und die beiden Insassen deuteten bedeutungsvoll ins Gewässer. Sollte da etwa...? Ich parkte hinter dem Pick-Up ein und... BINGO! Drei stattliche Exemplare schwammen dort in dem Flüsschen herum, und ich schoss etwa zwei Dutzend Fotos. Von einer etwas erhabenen Stelle aus konnte ich sogar bis etwa ½ Meter herangehen und den Kopf fotografieren...
Na endlich! Doch noch ein Grüppchen in freier Wildbahn gesehen! Wir hatten schon geglaubt, dass das nichts mehr wird...
Was ein wenig nervte, waren allerdings die beiden Amis mit dem Pick-Up – diesen Prachtexemplaren aus der sog. „Rednecks“-Fraktion fiel nämlich nichts Dämlicheres ein, als die Alligatoren mit Weißbrot-Stangen zu füttern; also genau das, was man eben nicht machen soll.
Ich dachte mir meinen Teil und war letztlich froh, dass die beiden schon nach kurzer Zeit von dannen zogen.
Nach etwa einer Viertelstunde Gator-Beobachtung taten wir es ihnen gleich und fuhren glücklich den Rest des Loop Trails bis zum Tamiami Trail. Von dort cruisten wir durch das warme Wetter bei offenem Fenster bis zurück zu unserem Motel in Florida City. Unser Trailblazer sah abends übrigens „etwas“ anders aus als am Morgen...
Da es zum Abendessen noch zu früh war, beschlossen wir, schon mal hinunter auf Key Largo zu fahren, um dort auszukundschaften, wo wir tags darauf hin müssen, wenn wir den „John Pennekamp Coral Reef SP“ besichtigen wollten. So hängten wir noch eine gute Stunde cruisen dran und waren dadurch gut informiert, wo sich dieser befand. Die Fahrt auf Key Largo zog sich übrigens etwas, weil dort am Brückensystem gerade stark gebaut wird und die Bauarbeiten den Verkehr doch ziemlich beeinträchtigen.
Nachdem wir von unserer kleinen Spritztour zurück waren, hingen wir noch eine Stunde Pool in der Abendsonne dran – auch hier waren wir wieder völlig allein und hatten die schöne kleine Poolanlage inmitten der Palmen komplett für uns.
Zum Abendessen ging es heute ins nahe „Applebee’s“ – nach etlichen guten Erfahrungen in den letzten Jahren kam mir diese Kette gerade recht, und auch heute waren wir wieder rundherum zufrieden.
Für unsere Verhältnisse schon äußerst zeitig, gegen 21.00 Uhr, ließen wir den Tag im Bett ausklingen und schliefen schon bald ein.
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Shark Valley Tram Tour: 22 € für 2 Personen
Eintritt Everglades: heute gratis bzw. im NPP enthalten
Eintritt Big Cypress NP: heute gratis bzw. im NPP enthalten
Abendessen Applebee’s: € 40, incl. Tip
Hotel: Travelodge Florida City, ca. €58, mit Couponbook - absolute Spitze!