Gestern hat es leider nicht zum Einstellen eines Tagesberichts gereicht, aber jetzt gehts endlich weiter:
Freitag, 12.09.2008Heute morgen wache ich gegen 7.30 Uhr das erste Mal auf, mal wieder ist es ziemlich kalt im RV. Daher mache ich erst mal die Heizung an und mümmle mich noch mal in meinen Schlafsack ein. Dabei genieße ich die Aussicht auf den tiefblauen Fox Lake, den die langsam aufsteigende Sonne schön anstrahlt.
Auch als ich um 8 langsam aus dem Schlafsack krieche & Stephan allmählich aufwacht, ist es immer noch recht frostig. Als ich dann mit dem ersten Kaffee nach draussen gehe, sehe ich, dass das Wasser auf den Picknicktischen und–bänken gefroren ist. Es muss also heute nacht unter Null Grad gehabt haben – immerhin war es auch sternenklar. Die Scheiben des RVs sind allerdings nicht gefroren, daher kann es doch nicht zu kalt gewesen sein.
Gegen 9 machen wir uns dann auf den Weg Richtung Whitehorse. Als Abendziel haben wir für heute Skagway ins Auge gefasst. Zuerst einmal gibt es jedoch noch mal schöne Ausblicke auf die schneebedeckten Berge im Hintergrund und den Fox Lake bzw. im Anschluß daran auf bunte Herbstwälder.
Endlich scheint mal wieder richtig schön die Sonne vom Himmel – das tut richtig gut! Am Lake Laberge machen wir unseren ersten kurzen Stop. Auch hier befindet sich ein schöner Yukon Government Campground, aber jetzt wollen wir ja nicht schon übernachten… Wir genießen bei der Weiterfahrt noch die Aussicht, allerdings fahren wir jetzt ohne größeren Stop die letzten Kilometer bis Whitehorse durch. Dort ziehen schon wieder dunkle Wolken am Himmel auf. Mal sehen, wie das Wetter heute nachmittag wohl wird!
In Whitehorse halten wir bei einem Superstore an, um unsere Vorräte etwas aufzufüllen. Insbesondere Grillfleisch, Getränke & Brot sind in der Zwischenzeit etwas knapp geworden. In der Bakery des Supermarktes kaufen wir noch Croissants, Apple Pie & Schokomuffins – das gibt’s jetzt erst mal auf dem Parkplatz als (verspätetes) Frühstück. Anschließend suchen wir noch kurz den Yukon Harley Davidson Dealer für das obligatorische T-Shirt auf. Bei der anschließenden Fahrt durch Whitehorse sehen wir am Ortsende noch die SS Klondike liegen, ebenfalls ein großer Schaufelraddampfer, der besichtigt werden kann – aber leider nur bis zum 11.09., wir sind also einen Tag zu spät dran. Aber von außen kann man sich das Ganze natürlich anschauen, was wir dann auch machen.
Nun aber endlich weiter – wir fahren ein kurzes Stück auf dem Alaska Highway, bevor wir dann auf den Klondike Highway South treffen. Dort halten wir am Sandstrad des Kookatsoon Lake kurz an, aber zum Baden ist es hier natürlich eindeutig zu kalt. Die nächsten Kilometer geht es nun wiederum durch Herbstwälder, die Aussicht wird erst später wieder deutlich besser. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir den Emerald Lake, der herrlich türkisgrün schimmert – insbesondere dann, wenn ab und zu die Sonne kurz durchblitzt.
Wir klettern den kleinen steilen Hügel gegenüber des Parkplatzes nach oben, von wo die Aussicht noch etwas besser ist. Unser nächster Stop ist kurz vor Carcross die „Carcross Desert“ – angeblich mal wieder die kleinste Wüste der Welt. Haben wir das nicht schon mal irgendwo gehört? Aber sei’s drum, es ist auf jeden Fall ganz hübsch anzusehen und wir gehen kurz zu Fuß auf eine der Dünen dort.
Hier gibt es auch viele ATV-Verleiher, die Fahrspuren dieser Fahrzeuge sieht man hier überall im Sand. Unser nächster Stop ist dann gleich wenige Kilometer weiter in Carcross. Hier befindet sich u.a. ein Bahnhof der „White Pass & Yukon Railroad“.
Ausserdem hat es hier noch ein paar hübsche „alte“ Häuser und einen kleinen Strand am Lake Benett. Über diesen See sind zur Goldrush-Zeit viele der Neuankömmlinge gen Norden gekommen, nachdem sie die ersten Pässe von Skagway her überwunden hatten.
Auf der Weiterfahrt wird die Landschaft nun immer abwechslungsreicher, mit schneebedecken Bergen im Hintergrund und vielen Gebirgsseen. Im Windy Arm, einer Verlängerung des Lake Tagish, befindet sich auch die hübsche Bove Island mit wunderbar bunten Herbstbäumen.
Immer wieder halten wir nun auf der Weiterfahrt an, um die Aussicht zu genießen und Photos zu machen. Solange, bis uns Verbotsschilder daran hindern, da Teile der Straße steinschlaggefährdet sind. Daher sind hier auch alle Aussichtspunkte und Rastplätze abgesperrt, u.a. auch die als interessant beschriebenen Reste der Venus Mine.
Nach der Grenze von Yukon zu BC wandelt sich die Landschaft etwas. Wir haben nun eine Hochebene erreicht, bei der sich kleine Tümpel zwischen großen Felsbrocken und kleinen Büschen verteilen. Wunderbar schön anzuschauen, aber bei den momentanen Lichtverhältnissen leider nur sehr schlecht auf Photos zu bannen.
Nach Überquerung der Eisenbahnschienen halten wir bei Log Cabin an, hier befand sich auch ein ehemaliges Roadhouse.Hier führte zu Goldrush-Zeiten der Chilkoot Trail vorbei, auf dem die Goldsucher mühsam ihr Hab & Gut gen Norden transportierten und es gibt einige interessante Infotafeln hierzu. Allerdings pfeift der Wind recht ordentlich und das Thermometer zeigt nur 5 Grad an – das könnte doch etwas angenehmer sein. Und leider fängt es nun auch leicht mit nieseln an, da fahren wir doch relativ schnell weiter.
In Fraser sehen wir einen Zug im Bahnhof stehen und machen auch dort gleich wieder ein paar Fotos, bevor wir die dortige kanadische Grenzstation hinter uns lassen. Von hier aus geht es nun hinauf bis auf 1003 m Höhe zur Passhöhe des White Pass. Leider beginnt kurz davor eine dicke Nebelsuppe, so daß wir nur langsam fahren und den Ausblick leider nicht genießen können.
Von der Paßhöhe geht es nun eine steile Paßstraße bergab Richtung Skagway. Auch hier ist leider von den Viewpoints nichts sichtbar. Erst als wir schon wieder relativ viel an Höhe verloren haben, wird die Sicht langsam besser. Nun sieht man auch die „Auswirkungen“ der vielen Regenfälle hier: Überall stürzen faszinierende Wasserfälle ins Tal hinab, wie z.B. die Pitchwork Falls.
Auch hier sehen wir nochmals den Zug der Yukon & Whitepass Railroad, den wir schon in Fraser gesehen haben. Sicherlich – bei besserem Wetter – auch faszinierend, diese Strecke hier mit dem Zug abzufahren.
Kurz vor Skagway kommen wir nun auch zur US-Paßkontrolle, obwohl wir uns bereits seit der Paßhöhe auf amerikanischem Grund und Boden befinden. Die Einreise ist absolut problemlos und auch hier gibt es wieder einen netten „Souvenirstempel“ mit einem Bild der Railroad in den Paß. In Skagway fahren wir zunächst bis zum Hafen und werfen einen Blick auf das Meer. Eines der großen Kreuzfahrtschiffe ist gerade am Auslaufen, danach wird es ruhig in Skagway.
Wir schauen uns als erstes dort den Centennial Park sowie das Klondike National Historical Monument an. Ist schon ganz schön beeindruckend, was die Goldsucher damals für ihren Traum vom – vermeintlichen – Reichtum alles auf sich genommen haben!
Anschließend bummeln wir etwas durch das Städtchen. Die Häuser an der Mainstreet sind hübsch renoviert & alles sieht adrett aus. Man merkt jedoch deutlich, dass die Stadt hauptsächlich von Kreuzfahrttouristen besucht wird – auf diese richtet sich fast das gesamte Angebot dort aus.
Am Ortsrand sehen wir auch noch einige Campgrounds, aber besonders gut gefallen uns diese nicht, es sind reine „Betonplätze“. Da die nächste Fähre nach Haines erst in drei Tagen fährt und wir hier nicht solange vor Ort bleiben wollen, beschließen wir, die Strecke „aussendrum“ mit dem Wohnmobil zu fahren. Zwar ein stattlicher „Umweg“ von 500 Meilen, aber es gibt bestimmt auch das eine oder andere auf der Strecke zu sehen. Da Skagway aus unserer Sicht nicht mehr allzu viel hergibt und uns auch das Wetter hier nicht vom Hocker reißt, beschließen wir, heute noch ein paar Meilen zu machen und wieder Richtung Whitehorse aufzubrechen.
Auf dem Weg zu unserem Wohnmobil halten wir nochmals kurz an der Trainstation an.
Da die Sichtverhältnisse nicht wirklich viel besser sind als bei der Hinfahrt, machen wir nur noch einige kurze Stops, wenn mal kurz ein kleines Stückchen blauer Himmer durchblitzt.
Am Robinson House (ebenfalls ein ehemaliges Roadhouse) machen wir unseren letzten Stop, dort ist es zum Photografieren allerdings schon zu dunkel. Da es heute aber eh schon ein langer Tag ist, beschließen wir, voll bis Whitehorse „durchzufahren“ und es danach die nächsten Tage noch etwas ruhiger zu haben. So der Plan…
Übernachtet wird heute also kurz vor Whitehorse am Wolfe Creek Campground. Es ist bereits dunkel als wir eintreffen und der Platz ist – vermutlich aufgrund des kommenden Wochenendes ganz gut belegt. Wir finden aber noch ein Plätzchen und wollen uns frühzeitig nach dem Abendessen zur Ruhe legen. Doch – was ist das? Plötzlich hören wir ein Knacken unter unserem Herd – wie wenn sich dort was bewegt. Stephan leuchtet mit der Taschenlampe zwischen die Gasplatten und wir sehen – oh Schreck! –dass sich eine Maus zu uns verirrt hat. Nach einem ohrenbetäubenden Schrei meinerseits zieht sie sich erstmal erschreckt zurück und wir diskutieren kurz unserer Strategie, wie wir die Maus fangen wollen. Leider interessiert diese das nicht so besonders und so jagen wir sie quer durchs Wohmobil, ohne sie zu fangen. Sie verschwindet hinter den Gaspedalen und ist so plötzlich verschwunden, wie sie gekommen war.
Wir liegen natürlich noch lange auf der Lauer und schrecken bei jedem Geräusch hoch – die Maus bekommen wir jedoch nicht mehr zu Gesicht. Nach stundenlangem Warten legen wir uns dann doch zur Ruhe, doch richtig zum Schlafen kommen wir nicht. Bei jedem Geräusch schrecken wir hoch und machen uns erneut auf die Suche. Nachdem die Maus jedoch verschwunden bleibt, wollen wir uns morgen erstmal ein paar Fallen besorgen, falls sie sich noch im Wohnmobil aufhält. Wie diese überhaupt reingekommen ist, wird uns wohl auch auf ewig ein Rätsel bleiben.
Gefahrene Meilen: 263
Übernachtung: Wolfe Creek Campground, Whitehorse, YK