31.12.2022Der letzte Tag des Jahre ist angebrochen und heute habe ich einen Nationalpark und eine etwas längere Route bis nach Albuquerque vor mir. Seitdem ich "Breaking Bad" kenne, wollte ich da unbedingt mal hin und nun wird es Wirklichkeit. Die Stadt wird Enttäuschungen, aber auch einige Highlights zu bieten haben...
Nach einem Frühstück in einem nahegelegenen Pancake House begebe ich mich auf den Weg in den etwa 20 km entfernten White Sands National Park. Ausgeschildert ist der Park noch teilweise als National Monument, aber mittlerweile ist es ein vollwertiger Nationalpark. Nach einem Stopp am Holloman Lake, erreiche ich auch bald die Parkgrenze. Es gibt nur eine einzige Einfahrt in den Park, aber ich bin noch relativ früh dran und es gibt keinen Stau vor dem Entrance Gate.
Holloman Lake
25 Dollar kostet der Eintritt - ziemlich viel für den doch recht kleinen Park finde ich, wenn ich das mit den 30 Dollar für den Big Bend vergleiche. Aber mir bleibt nichts übrig. Ein National Park Pass würde sich schon fast lohnen, zumal ich ja 2023 auch nochmal die USA besuchen werde...
Entlang der Parkstraße gibt es ein paar kleinere Hikes, meist noch unterstützt durch Holzbretter. So langsam wird es auch recht warm; der weiße Sand reflektiert das Sonnenlicht sehr gut, entsprechend wärmer kommt es einem auch vor.
Der Interdune Boardwalk ist relativ kurz, es gibt ein paar Hinweistafeln zur Entstehung der Dünen, die ich mir durchlese. Einige Leute gehen hinter die Absperrungen - in Deutschland würde man sich jetzt darüber aufregen und diese ermahnen
Besonders viele Meilen kann man in dem Park im Auto übrigens nicht zurücklegen. Nur ca. 8 Meilen ist die Parkstraße lang und im letzten Drittel (Dunes Drive) fährt man dann auf hartem Sand. Ich habe mal ein Video meiner Dashcam hochgeladen:
Es fährt sich fast wie eine normale Straße und gibt auch kaum Staub. Bald erreiche ich auch das "Ende" des Loops und den Alkali Flat Trailhead. Hier beginnt das eigentliche "Abenteuer" des Parks, denn hier kann man die Dünen entlangwandern, was auch schon so einige Leute machen. Der "Trail" ist grob mit roten Stangen abgesteckt, aber man kann durchaus auch abkürzen oder einen anderen Weg nehmen. Rauf und runter geht es und es ist teilweise gar nicht so unanstrengend. Die Landschaft ist toll, solche Dünen habe ich noch nicht gesehen. Viele Fotos werden gemacht.
Der Looptrail geht immer weiter und ich frage mich nach einiger Zeit, wann es denn mal endlich wieder Richtung Parkplatz geht. Man entfernt sich aber immer weiter, also checke ich nochmal die Karte. Nun fällt mir auf, dass der Trail ganze 5 Meilen lang ist; das habe ich beim Start übersehen. Ich bin nicht so der große Planer
Auch wenn die Landschaft sehr schön ist, reicht es mir dann beim Rückweg so langsam und ich sehne mich nach dem Auto. Das letzte Stück zieht sich und so langsam bekomme ich auch hunger. Aus einem kurzen Hike sind nun doch ca. 2 Stunden geworden, aber das ist auch die beste Möglichkeit, den Park zu erleben. Viel mehr mache ich im White Sands jetzt nicht mehr und ich fahre zurück zur Ausfahrt. Über die US-70/54/380 geht es nun Richtung San Antonio, NM. Immer mal wieder steige ich aus und mache Fotos. Die Fahrt durch die Wüste kommt mir sehr lang vor, es sieht auf der Karte alles viel näher aus, aber ich genieße es.
Zwischendurch wird auch mal wieder die Drohne hervorgeholt!
Am späteren Nachmittag erreiche ich die Interstate 25. Von hier sind es immerhin noch 87 Meilen bis Albuquerque, also gewinne ich über die "Autobahn" etwas Zeit. Gegen 16:30 verlasse ich die Interstate in Socorro, NM, um Rast in meiner neuen Lieblingsburgerkette "Sonic" zu machen. Um 17 Uhr ist Neujahr in DE, also mache ich nach der Bestellung einen Videocall mit meinem diesmal daheimgebliebenen Vater. Nach dem Aufenthalt kommt dann die letzte Etappe bis Albuquerque. Als ich den Großraum erreiche, bin ich zunächst nicht sonderlich begeistert. Schön ist es hier nicht. Will ich hier wirklich zwei Nächte bleiben? Erstmal fahre ich zu meinem Motel, dem Red Roof Inn Midtown. Die Gegend ist zwielichtig, es lungern merkwürdige Personen herum. Das Motel ist gut mit Zäunen abgesichert, ich denke, die werden ihren Grund haben. "Midtown" hat hier übrigens gar nichts zu bedeuten. Es gibt eigentlich nichts Interessantes in Laufreichweite und auch das "Historic District" ist ziemlich weit entfernt. Nach dem Check-In überlege ich mir, wie ich denn den heutigen Silvesterabend verbringen möchte.
Ich bin immerhin in der größten Stadt New Mexicos, also gehe ich eigentlich davon aus, dass es vielleicht irgendein Event gibt, wo sich die Menschen auf der Straße treffen, um gemeinsam in das neue Jahr zu feiern - möglichst mit Ball Drop o. ä. Ich kenne das eigentlich aus vielen Städten, so habe ich das schon in Flagstaff, Quebec, New Orleans, oder Daytona Beach erlebt. Ich google ein wenig, aber irgendwie finde ich nur Events, die mit Reservierungen in irgendwelchen Hotels stattfinden. Findet in Albuquerque wirklich nichts auf der Straße statt? Das kann doch gar nicht sein, aber es ist tatsächlich so. Ich fahre erstmal ins Historic District, welches nett geschmückt ist und auch sonst sehr hübsch aussieht.
Hier hat aber fast alles geschlossen und abgesehen von der schönen Beleuchtung ist alles sehr trostlos. Hier wird wohl heute Abend nichts stattfinden. Was mache ich jetzt? Kaufe ich mir ein Sixpack Bier und verbringe den Abend im Motel? In den ersten Minuten habe ich fast genau das in die Realität umsetzen wollen... Aber nein, ich will alkoholfrei bleiben und recherchiere meine Möglichkeiten. In der Hauptstadt Santa Fe soll es eine öffentliche Feier mit Musik und Ball Drop geben... wie weit ist das weg?
Santa Fe wollte ich ohnehin besuchen, aber schon heute? 65 Meilen ist es entfernt, eine Stunde Fahrt. Da es gerade erst kurz nach 19 Uhr ist, schaut das nach einer guten Alternative aus. Kurze Zeit später bin ich dann auch tatsächlich auf der Piste bzw. der I-25 - im Radio läuft amerikanische Weihnachtsmusik... Super Stimmung, kaum Verkehr!
Die Temperaturanzeige sinkt zwischenzeitlich immer mehr, deutlich in den Frostbereich. Das wird wohl ein kalter Abend! Nach einiger Zeit erreiche ich dann Santa Fe. Am Wegesrand sieht man Reste von Eis und Schnee - meine Güte, was für eine kalte Gegend im Vergleich zu Albuquerque. Nach genauerer Recherche stelle ich fest, dass Santa Fe immerhin auf über 2100 m Höhe liegt. Da wird mir einiges klar! In Deutschland feier(te)n sie heute Silvester bei fast frühlingshaften Temperaturen - im Rhein-Main-Gebiet teilweise 18 °C - und ich fliege in den Südwesten und habe tiefsten Winter
Ich suche mir im Zentrum einen Parkplatz und merke sofort, dass hier einiges mehr los ist. Das mit der Fahrt nach Santa Fe war eine richtige Entscheidung. Ich begebe mich zum Santa Fe Plaza und dort herrscht schon gute Stimmung. Der Platz ist gut besucht und es gibt Live-Musik. Erstmal mache ich einen Rundgang durch die Stadt, es sind ja noch einige Stunden bis Mitternacht. Leider ist es schwierig, etwas zu Essen zu bekommen, denn viele Restaurants sind ausgebucht und sowas wie Bratwurststände, wie man es aus DE kennt, gibt es auch nicht bzw. nur in sehr geringem Umfang. Auffällig ist auch, dass hier alles ohne Alkohol funktioniert und alle Menschen sich sehr friedlich verhalten. Es wird hier auch nicht mit Böllern rumgeworfen, wie ich es aus DE kenne. Ich war mal in Leipzig am Silvesterabend und es fühlte sich an wie ein Kriegsgebiet. Seit 2016 war ich nicht mehr in Deutschland über Silvester und das ist eine gute Entscheidung.
In einem Convenience Store, einem der wenigen geöffneten Geschäfte, kaufe ich mir ein Eis und einen Energydrink. Kurz vor Mittenacht suche ich mir dann einen guten Platz in der Nähe des Ball Drops. Die Stimmung ist nach wie vor gut. Dann geht es auch bald los, der Countdown beginnt. Bald sind wir im Jahr 2023 und es startet ein atemberaubendes Feuerwerk! In Deutschland nervte es mich bisher immer, dass schon den ganzen 31. Dezember über herumgeböllert wurde und Raketen abgeschossen wurden. In Nordamerika blieb dies bisher immer nur auf die Zeit nach 24 Uhr am 1. Januar beschränkt, was ich deutlich angenehmer finde.
Gegen 0:20 werde ich aber auch langsam müde und ich sehne mich schon nach meinem Bett. Das ist aber noch sehr weit entfernt... Die Masse an Menschen löst sich langsam auf und ich begebe mich durch die Kälte zu meinem Auto. Nach etwas über einer Stunde und einer Fahrt über die I-25 erreiche ich gegen 2 Uhr wieder mein Motel in Albuquerque, wo ich morgen (heute) eine "Breaking Bad-Tour" geplant habe.
ÜN: Red Roof Inn Albuquerque - Midtown, NM (USD 151.98 total, 2 nights, priceline.com)