9. Tag – 30. August 2009
Scottsdale – Organ Pipe Cactus NM – Saguaro NP West – Tucson
“Border Patrol”
Weil mir meine Uhr herunterfällt entdecke ich unterm Bett verwesende Smarties von einem unserer Vorgänger. Gut, wenn man solche Hinweise auf die Qualität des Housekeepings erst am Abreisetag bekommt.
Um 7 Uhr sind wir auf der Strasse. Nachdem wir Phoenix – vorbei an der Skyline von Downtown – in westliche Richtung verlassen haben bleibt die Strecke erstmal ohne Highlights. Die einzige etwas größere Ortschaft auf unserer heutigen Etappe - Gila Bend – begrüßt uns freundlich mit zwei ausgedienten Kampfjets.
Ab hier nun sind die grün-weißen Fahrzeuge der U.S. Border Patrol allgegenwärtig. Wir passieren eine erste Kontrollstelle, die sich aber nur für die Fahrzeuge auf der Gegenfahrbahn interessiert.
Die Einfallstrasse nach Ajo säumen „Mexican Car Insurance“-Verkaufsstellen, die die für einen Besuch Mexikos nötigen Autoversicherungen verkaufen. In der Ortsmitte liegt die sehr photogene Plaza im spanischen Kolonialstil und eine sehr schöne Kirche.
Wir werfen noch einen kurzen Blick in die gigantische, aber seit vielen Jahren geschlossene Cornelia-Mine.
Um 11 Uhr erreichen wir den Eingang zum Organ Pipe Cactus National Monument. Im Visitor Center freut man sich sehr über unseren Besuch. Wir unterhalten uns eine ganze Weile mit der jungen Rangerin, die uns viele interessante Fakten über die verschiedenen hier wachsenden Kakteenarten erzählt. Und sie vergisst natürlich nicht, uns eindringlich vor den heimtückischen Angriffen des gemeinen Cholla-Kaktus zu warnen.
Direkt neben dem VC gibt es einen kurzen Nature-Trail, den wir uns kurz anschauen. An einer Kaktusblüte tummelt sich eine Horde Bienen, etwa in Hornissengröße mit gelbem Körper. Die sehen nicht so aus, als ob man von denen gerne verfolgt werden würde. Sie beachten uns aber nicht weiter.
Vom Visitor Center aus sind es nur noch 5 Meilen bis Mexiko und auch auf dem Parkplatz stehen zwei Posten der Border Patrol.
Zuerst fahren wir auf den Puerto Blanco Drive.
Dies ist eigentlich ein Loop durch den Park, der im südlichen Teil mehrere Meilen direkt auf der Grenze verläuft. Seit ein paar Jahren ist er aber nach 5 Meilen gesperrt – „for visitors safety“- damit diese nicht zwischen die Fronten von illegalen Einwanderern, Drogenschmugglern, schießwütigen privaten Feierabend-Grenzschützern und der U.S. Border Patrol geraten. Wer mal den Film „Linewatch“ mit Cuba Gooding gesehen hat kann sich diese Szenerie ganz gut vorstellen.
Der Ajo Mountain Drive ist ein 21 Meilen langer Loop, den wir nun in Angriff nehmen. Er führt durch eine phantastische Kakteen-Landschaft mit stellenweise hoher Konzentration von Organ Pipe Kakteen, die in Nordamerika sehr selten sind.
Wir sehen hier heute bei unserem Aufenthalt kein einziges weiteres Auto.
Die Strecke nach Tucson führt in großen Teilen durch das Tohono O`Odham Indianer-Reservat und 90% der Fahrzeuge, die uns hier begegnen sind von der Border Patrol. Etwa 20 Meilen vor Tucson fahren wir wieder auf einen Checkpoint zu – dieses Mal auf unserer Fahrbahn. Der Officer fragt uns, ob wir US-Staatsbürger sind. Wir müssen unsere Pässe zeigen. Da meiner in meiner Reisetasche im Kofferraum ist, muss ich aussteigen, um ihn zu holen. Sofort stehen zwei weitere Polizisten auf, stellen sich hinter mich und lassen mich während meiner Suche in den Untiefen meines Gepäcks nicht mehr aus den Augen. Nachdem wir auch die Fragen nach unserer Reiseroute der letzten 24 Stunden anscheinend zur Zufriedenheit beantwortet haben, dürfen wir weiterfahren.
Gegen 16:00 Uhr erreichen wir den Eingang zum Saguaro National Park im Tuscon Mountain District – dem westlichen Teil dieses zweigeteilten Parks.
Die Tucson Studios – ein altes Film-Set, in dem weit über hundert Filme gedreht wurden – sind uns mit 16$ Eintritt p. P. für einen kurzen Besuch zu teuer. Als wir hier wieder fahren wollen, steht auf einmal ein Coyote auf dem Parkplatz.
Dieser ist anscheinend nicht mehr ganz wild, denn wir haben den Eindruck, dass er darauf wartet aus irgendeinem Auto Essen zu bekommen.
Das Arizona Sonora Desert Museum hat nur noch für eine dreiviertel Stunde geöffnet und lohnt sich daher auch nicht mehr.
Also begeben wir uns nach einem kurzen Besuch im Visitor Center direkt auf den 6 Meilen langen Bajada Loop Drive, der in der Spätnachmittagssonne besonders schön ist.
Leider haben wir ein wenig Pech mit sehr dunklen Wolken und es regnet stellenweise ein bisschen. Wenn man dafür aber so einen schönen Regenbogen bekommt ist das schon in Ordnung.
Die hohe Konzentration von Saguaro Kakteen ist wirklich gewaltig.
Der Sonnenuntergang, den wir uns vom Gates Pass aus anschauen bleibt aber aufgrund der dichten Wolkendecke weit hinter den Erwartungen zurück. Kurz vorher gelingt Caro aber noch ein einigermaßen brauchbarer Schuß.
Wir gehen in Tucson bei Applebees essen und checken in unser Hotel ein, dass uns von Priceline zu einem Spottpreis „zugeteilt“ wurde. Das Omni Tucson National ist ein riesiges Golfresort, ähnlich der Anlagen im kalifornischen Palm Springs. Um unsere Terrasse herum fühlen sich auch unzählige Mäuse und Frösche wohl, denen wir noch eine Weile bei ihrem nächtlichen Treiben zuschauen.
Gefahrene Meilen: 380