08.09. Deadwood - Lead - Devils Tower NM - Sheridan - Bighorn Canyon NRA - Cody(528 Meilen / 849km) Hallo, hier ist wieder Buffalo Bill mit America’s Lieblingsshow „Geh auf’s Ganze!“ Ja, meine Damen und Herren, nun rückt die Entscheidung näher: Tor 1, 2 oder 3? „Ich wähle Tor 2“. Und hinter Tor zwei verbirgt sich: Eine wärmere Dusche als hinter Tor 1. Jedenfalls hatte sich Markus gestern furchtbar über die Wassertemperatur der gemeinschaftlichen Duschen des KOA Mount Rushmore beschwert, heute sieht er etwas glücklicher aus.
Neben unserer Cabin bepacken Motorradfahrer gerade ihre Maschinen. Auch sie beklagen sich lautstark über eine zu kalte Dusche. Ich vermute mal, sie hatte heute Tor 1 gewählt. Wie wir wollen auch sie in zwei Tagen im Yellowstone ankommen. Wir fragen neugierig, wo sie denn wohnen würden und ob man sie eventuell wieder sieht. Sie antworten, sie haben noch nichts vorgebucht, wollen aber im Park übernachten. Na dann viel Glück! Wie schon im Prolog erwähnt, bereits im Januar war vieles ausgebucht gewesen.
Pactola Reservoir, South Dakota |
Bei wirklich phantastisch schönem Wetter verlassen wir die Black Hills und begeben uns gut gelaunt auf einen der längsten Fahretappen der Tour. Bei dem guten Wetter sind aber sicher einige nette Pausen dabei.
Deadwood, South Dakota, im Nebel |
Die Straße 385 Richtung Deadwood windet sich immer höher die Berge hinauf, bis wir uns auf einmal in einer hübschen Nebelsuppe wieder finden. Man sieht die Straße vor dem Wagen kaum noch. Ebenso Hinweisschilder werden erst im letzten Moment erahnt.
Irgendwie finden wir aber dennoch nach Deadwood, das zuerst richtig langweilig auf einen wirkt, aber dann abseits der Durchgangsstraße mit einem wunderschönen Ortskern aufwartet. Die nördlichere Main Street (kurioserweise gibt es gleich zwei Straßen mit diesem Namen im Ort) führt vorbei an rauen Fassaden einer schönen Stadt, so richtig typisch für den moderneren mittleren Westen. Also keine Holzhütte, wie man sie aus Western kennt, sondern eher das typische Kleinzentrum irgendeiner Stadt, die zu Zeiten des Gold- und Silberrauschs die Mittel hatte, bereits solidere Gebäude aus Stein zu errichten.
Main Street in Deadwood, South Dakota |
In einem unsere Reiseführer wird Deadwood im selben Atemzug genannt mit dem Nachbarörtchen Lead, dass allerdings nicht ganz so prächtig sein soll. Naja, was soll ich dazu sagen? Halb verfallen trifft da wohl eher zu, oder? Man vergleiche einfach die Fotos der Hauptstraße der beiden Orte.
Lead |
Dafür gibt es in Lead immerhin eine Autowerkstatt. Nach dem Erlebnis mit dem platten Reifen sticht einem so etwas direkt ins Auge.
Und noch etwas Kurioses: In Lead gibt es das „Haus of Kaffee“. Denglisch für die Amerikaner.
Aber nicht nur wegen dieser beiden Orte sind wir diesen kleinen Umweg gefahren, wo wir doch heute eigentlich weit nach Westen kommen wollen, sondern auch wegen dem Spearfish Canyon Scenic Byway durch den gleichnamigen Canyon. Leider hält sich der Nebel noch immer so hartnäckig, dass aus der Idee, hier irgendwo ein Picknick zu machen, nichts wird. Mit dem Nebel ist nämlich auch die Temperatur weit gesunken.
Spearfish Canyon |
In Spearfish öffnet sich die Landschaft wieder, doch leider nicht der Himmel. Es bleibt bewölkt und wir haben so unseren ersten Tag der Reise, wo man das Wetter als nicht sommerlich bezeichnen könnte, wenn man es vorsichtig ausdrückt.
Devils Tower |
Auch der Devils Tower macht uns Sorgen. Von der vorbeiführenden Straße 24 ist er noch gut zu erkennen, nur als wir im National Monument am Ende der Stichstraße aus dem Wagen steigen und zu einer Umrundung des natürlichen Türmchens ansetzen wollen, ist die Frage mehr als berechtigt: „Wo ist er hin?“ Devils Tower hat sich komplett in Nebel eingehüllt. Nichts zu sehen, nichts zu tun, nichts zu machen und so reisen wir unverrichteter Dinge wieder ab. Unterwegs hat er mal kurz ein Einsehen und zeigt sich für einen Augenblick, der gerade lang genug für ein Foto ist, danach ist der Berg wieder verschwunden, auf den einer Indianerlegende zufolge Krieger vor einem riesigen Bären geflüchtet sind. Der Bär konnte den Turm nicht erklimmen und rutschte immer wieder ab, wobei er seine Krallen fest in den Felsen gebohrt hatten, wodurch die typischen den Devils Tower umgebenden Abschürfungen entstanden sein sollen.
Bis zur Ortschaft Buffalo kann man sich jeglichen Reisebericht sparen. Die Fahrt auf der Autobahn 90 in diesem Bereich ist einfach nur eintönig und total langweilig. Auch die Ortschaften entlang der Strecke geben nichts her. Moorcraft z.B. mussten wir einmal komplett durchqueren, um auf die Interstate zu gelangen. Wenn die Stadt nicht eine kleine Eisenbahn im Stadtwappen tragen würde, hätte sie damit den einzigen nennenswerten Punkt verloren.
I-90 zwischen Spearfish, SD und Buffalo, WY |
Wie gesagt, erst Buffalo wird wieder etwas interessanter, womit ausnahmsweise nicht wir Tiere gemeint sind, sondern die Ortschaft. Es ist Mittag und man ist auf der Suche nach Nahrung, obwohl wir doch eben an so vielen saftigen Grasflächen vorbeigekommen sind, ohne anzuhalten. Meine menschlichen Begleiter diskutieren noch aus, ob heute ein Fastfood-Tag ist. Markus würde lieber in ein kleines Restaurant gehen und darf sich in Sheridan eins aussuchen. Das Essen und die Preise sind ganz ok und man nutzt auch noch gleich die Gelegenheit, mal für Königstiger zu verschwinden, aber das gewisse Örtchen ist hier wirklich eine Erwähnung wert: Das Badezimmer ist hier nämlich gleichzeitig Abstellkammer. In dem etwa 6m² großen Raum stolpert man erstmal über allerlei Putzzeug, einer Leiter und einer Reihe abgestellter Stühle. Versteckt in einer Ecke steht sogar noch ein Klo. Ich möchte nicht wissen, wie viele hier schon wieder rückwärts raus sind, weil sie annahmen, sich in der Tür geirrt zu haben oder vor lauter Staunen vergessen haben, was sie hier wollten.
Hauptstraße in Sheridan, Wyoming | | WC eines Restaurants in Sheridan |
Gesättigt machen wir uns auf den Weg, den Mageninhalt kräftig durchzuschütteln. Aus dem usa-reise.de Forum mit seinen unerschöpflichen Wissen und Tipps hat man uns eine Fahrt über die Red Grade Road (26) statt über die 14 empfohlen. Endlich wieder Gravel. Hoffentlich halten nur alle 4 Reifen dicht.
Die ersten Meilen sind in der Tat etwas holprig, doch später beruhigt sich die Lage – oder man hat sich zunehmend daran gewöhnt. Zuerst windet sich die Straße die Berge hinauf, von wo man noch einen letzten Blick auf Sheridan und die dahinter liegende weite Prärie blicken kann – sicher ein traumhafter Ausblick, wenn heute keine graue Suppe zum trocknen am Himmel aufgehängt worden wäre. Danach geht es mehr oder weniger stets durch ein Waldgebiet. Es regnet und auf den Straßen haben sich nette Pfützen gebildet. Da wir keine Zeit verlieren wollen, verpassen wir einfach während der Fahrt unserem Auto eine neue Farbe. Darf ich vorstellen: Unser braun gesprenkelter Jeep. Einzig am Dach müssen wir noch etwas arbeiten.
Ausblick von der Red Grade Road |
Mit dieser Tarnfarbe erreichen wir die US-14, wechseln aber rüber auf die US-14A, eine in zahlreichen Reiseführern als landschaftlich reizvolle Strecke gekennzeichnet. Na, also ich kann ihr wenig abverlangen. Liegt vielleicht auch an der durch den Nebel fehlenden Landschaft. Unser Auto testet die Funktion der nächsten Warnlampe, doch diesmal glücklicherweise kein Platten, sondern wir werden freundlich darauf hingewiesen, dass die Temperatur bis fast auf den Gefrierpunkt gefallen ist und es draußen damit stellenweise glatt sein könnte.
Nach etwa 22 Meilen erreichen wir das Ende des Tafelbergs und es geht wieder herab in die Prärie. Mit abnehmender Höhe wird es auch wieder wärmer und die Sicht wird klarer. Vor uns breitet sich eine herrliche Landschaft aus roten und gelben Bergen aus, durchsetzt mit grünen und gräulich anmutenden Büschen, vereinzelten Wasserläufen und viel Grasfläche.
Five Springs Falls |
Auf großen Schildern wird vor einem enormen Gefälle gewarnt. Mehrmals werden Lastwagenfahrer angewiesen, niedrige Gänge zu benutzen. Alle 2 Meter befindet sich eine Auslaufzone für unbremsbare Fahrzeuge, die Geschwindigkeitsbegrenzung wird mehrfach herabgesetzt – für amerikanische Verhältnis wirklich eine ungewöhnlich steile und kurvenreiche Straße, für uns Europäer, die auch schon mal in den Alpen unterwegs waren, eine harmlose gebogene Straße.
Doch kaum sind wir unten, folgen wir einer kleinen Stichstraße zu den Five Springs Falls, laut Reiseführer nahe einem kleinen Campground gelegen. Oh Mann, bei diesem Talblick muss der Campground ja traumhaft liegen, ein echter Geheimtipp. Wir fahren weiter und weiter, die Straße wird immer schlechter und dann ist eine Kuppe erreicht. Etwas flacher fahren wir durch einen kleinen Hain in eine Art Canyon, wo ganz versteckt in sehr schattiger Lage besagter Camping-Platz auftaucht. Von schöner Aussicht keine Spur mehr.
Auch die Five Springs Falls, wo wahrscheinlich heute 4 der fünf Quellen wegen Instandsetzungsanlagen geschlossen sind, überzeugen nicht wirklich. So bleibt es halt bei einem kleinen Ausflug und einer Erfahrung mehr.
Richtig und interessant präsentiert sich dagegen die Bighorn Canyon National Recreation Area. Zwar ist die Stichstraße hierhin etwas länger, dafür aber durchgehend asphaltiert, absolut leer und wunderbar zu fahren. Und dieser Canyon ist der Umweg allemal wert.
Devils Overlook in der Bighorn Canyon NRA |
Zwischen roten, grauen und braunen Felsen windet sich der Bighorn River durch die enge Schlucht. Teilweise senkrecht fallen die Felswände in die Tiefe ab. Unten ist ein kleines Boot zu sehen, dass in den Abendstunden auf dem Wasser einsam dahin schwimmt. Mensch, die müssen es gut haben. Wenn wir hier oben nicht so viel Zeit mit Urlaub machen verbringen würden, würde ich nur zu gerne mit ihnen tauschen.
Devils Overlook in der Bighorn Canyon NRA |
Im Reiseführer sind zwei sehr gute Bilder abgebildet, einmal vom Devils Overlook und dann noch der Eagle Point. Letzteren zu finden stellt sich als nicht einfach heraus. Bis zum Ende der asphaltierten Straße kennt kein Schild entlang des Weges so einen Aussichtspunkt. Auch die Parkbroschüre, erhältlich am Parkeingang gibt resigniert auf. Die Suche nach diesem Punkt hat uns zwar veranlasst, länger hier zu bleiben, aber ich bereue keine dieser Minuten. Von mir aus könnten wir noch stundenlang hier bleiben, aber es dämmert langsam und wir müssen noch eine Unterkunft finden.
Lovell, die Stadt der Rosen, lassen wir heute aus. Rosig sieht der Ort auch bei weitem nicht aus. Zwar kommt dies schöne Gewächs auf so ziemlich jedem Reklameschild im Ort vor, aber von echten Rosen kaum eine Spur.
Straße durch die Bighorn Canyon NRA |
Obwohl es nur noch 44 Meilen bis Cody sind und der Bordcomputer eine Restfahrstrecke von etwa 60 Meilen angibt, würde Markus gerne in diesem Ort tanken, weil der Sprit hier relativ günstig ist. Micky ist da anderer Ansicht. Er meint, selbst, wenn die 60 Meilen um sind, kann man noch immer locker 40 Meilen weiter fahren. Da ist genügend Spiel drinnen, weil die US-Autofirmen es nicht riskieren könnten, verklagt zu werden, wenn irgendwo jemand wegen Benzinmangels liegen bleibt, wenn der Bordcomputer noch 2 Meilen Restfahrstrecke anzeigt.
Markus Argument des günstigen Sprits entkräftigt er mit der Ansicht, bei getankten 10 Gallonen beträgt die Ersparnis höchstens 20-30 Cent, was Markus auch einleuchtet. Man ist zu sehr aus Deutschland gewohnt, sich darüber aufzuregen, dass der Sprit an einer Tankstelle ein Cent billiger als woanders ist. Das andere Argument von Micky, dass man bei längeren Tankabständen weniger tanken muss und somit Zeit spart, kann Markus nicht nachvollziehen. Sind wir hier auf der Flucht?
Als noch zwischen 4 und 8 Meilen im Tank übrig sind (wo sich der Computer auch nicht mehr so ganz sicher ist), erreichen wir Cody und damit auch die Avenue der ausgebuchten Hotels. Eine große Rodeo-Veranstaltung lockt über Wochenende zahlreiche Gäste an und so sind alle bis auf das allerletzte Motel ausgebucht. Die Auswahl fällt nicht sonderlich schwer.
Da haben es Monika (Crimson Tide) und Walter wohl einfacher, denn sie hatten in Robin’s Nest, einem Bed & Breakfast auf der Alger Avenue vorgebucht. Ob wir mal bei ihnen vorbeischauen sollen, ob sie schon angekommen sind? Eigentlich war als Treffpunkt der Yellowstone Nationalpark ausgemacht, aber wie sich später herausstellte, kreuzen sich nicht nur im Yellowstone und am Flughafen von Amsterdam (siehe Tag 1) unsere Wege, sondern auch hier.
Ok, Alger Avenue, aber welche Nummer? Alle Häuser sehen im Dunkeln irgendwie gleich aus. Nirgendwo groß Reklame für ein B&B. Und der Tank meldet sich auch wieder zu Wort, er möchte diesen Abend sich gerne einen hinter den Tankdeckel kippen.
Also ab zur Tankstelle und gleich dort mal nach den hiesigen B&B gefragt.
Nummer 1508? Ok, vielen Dank. Mit dieser Information und der nüchternen Erkenntnis, dass auf der anderen Seite des Ortes noch sehr viele Motels frei sind und wir einfach nur der falschen Ausfallstraße gefolgt sind, fahren wir noch mal die Alger Avenue ab.
Da ist Nummer 1508. Ob sie daheim sind? Oben ist Licht, aber können wir um diese Zeit noch klopfen? Monika und Walter werden sicher im Ort unterwegs sein. Wenn doch hier wenigstens unsere Handys funktionieren würden, doch scheinbar hat Cody etwas gegen ausländische Handys. Weder Markus noch Micky’s Funktrommeln funktionieren.
Ach, lassen wir ihnen einfach ein Zettel da und hoffen, sie morgen zum Frühstück im Irma Hotel zu treffen. Dann mal jetzt gute Nacht!
Herzlichst, Euer Buffalo Bill.
Übernachtung: Grizzly Bear Lodge - Cody, WYBewertung: guter Durchschnitt