16.09.2007
THE WAVEHeute ist es endlich soweit – unser Tag ist gekommen, für den wir das heißbegehrte Permit für die Wanderung zur „The Wave“ gewonnen haben. Es gab im Vorfeld ja viele, die uns für völlig meschugge erklärt haben, wie man denn eine solche Wanderung machen könnte und dann auch noch mit Baby bzw. Kleinkind auf dem Rücken.
Naja, wir waren uns gestern auch noch nicht so ganz schlüssig, ob wir es tatsächlich wagen sollen in Anbetracht des doch recht warmen Wetters und dem Wissen im Hinterkopf, dass der Weg zur Wave nicht wirklich mit Schatten gesegnet ist. Also beschlossen wir gestern, es heute vom Wetter am Morgen abhängig zu machen und auch davon, was man uns in der Paria-Ranger-Station sagt.
Doch zunächst einmal holen wir am Flughafen von Page unseren Mietwagen für den heutigen Tag ab – jeder, der die Straße zum Wirepass Trailhead kennt, weiß, dass das nichts für ein Wohnmobil ist. Also haben wir im Vorfeld bereits einen Allrad-Antrieb-Wagen reserviert bei Hertz! Torsten ist etwas enttäuscht – es ist ein Toyota und kein amerikanischer Straßenkreuzer…. Aber wurscht – er wird seinen Zweck erfüllen
Da wir den Wagen frühestens gegen 8.00 Uhr bekommen können, können wir leider nicht so früh los, wie man es vielleicht sollte, um der großen Mittagshitze zu entgehen. Aber gut – da müssten wir dann halt durch…
Los geht’s in Richtung Ranger-Station. Dummerweise leuchtet kurz nach Abfahrt eine Warnlampe im Cockpit des Wagens auf – Reifenschaden!!! Na wunderbar und das bei der Aussicht auf eine zu fahrende Dirtroad…. Wir fahren erstmal weiter und schauen uns bei der Ranger-Station den Reifen einmal genauer an und überprüfen auch, ob wir alles für einen möglicherweise notwendigen Reifenwechsel an Bord haben. Gut – der Reifen hat augenscheinlich etwas weniger Luft als die anderen, aber da wir sowohl Ersatzrad als auch Wagenheber im Kofferraum vorfinden, wagen wir es einfach einmal.
An der Dirtroad angekommen, stellen wir fest, dass die Strasse sehr gut passierbar ist – es hat offenbar nicht unmittelbar in den letzten Tagen vorher geregnet. Also geht’s ab auf die knapp 9 Meilen lange Strecke bis zum Parkplatz, von wo aus unsere Tour starten soll. In der Ranger-Station sagte man uns übrigens, dass wir relativ gute Bedingungen hätten (trocken, nicht zu warm, teils bedeckter Himmel), ab Nachmittag dann allerdings mit 60%iger Wahrscheinlichkeit Gewitter und Regenschauern zu erwarten sind. Gut – nachmittags wollten wir dann eh schon wieder zurück sein und am Pool liegen
Sollte also alles kein Problem sein.
Wir parken, schnallen den Rucksack auf (Torsten) und natürlich auch Clara (auf meinem Rücken) und los geht’s! Wir schreiben uns an der ersten Station ein und machen uns auf den Weg, bewaffnet mit allem Info-Material, dass wir zusammen mit unserem Permit zugeschickt bekamen. Der Versuch, die GPS-Daten in Torsten’s Handy einzugeben, mißlingt irgendwie…. Also müssen wir uns auf die Papierversion verlassen, aber das haben ja auch schon viele andere vor uns so gemacht
Jetzt ist es übrigens 10.00 Uhr!
Nach ca. 15 Minuten Wanderung erreichen wir den Punkt, der uns weiter zum Weg in Richtung Wave bringen soll. Wir müssen diesen Berg wohl hoch – dumm nur, dass es nicht nur bergan geht, sondern das auch noch im Sand *stöhn* Naja, aber wir haben ja immer noch die Hoffnung, dass es soooo schlimm schon nicht werden wird
Also ächzen wir den Berg hoch, schreiben uns auch in der 2. Box ein und gehen weiter – immer in der Hand: unsere Karten, denn verlaufen wäre irgendwie nicht so der Brüller… Und schon hier beschleicht uns das leise Gefühl „nee – hier gehe ich nicht weiter, Wave hin oder her“ – und natürlich gehen wir trotzdem weiter. Durch den bedeckten Himmel ist es auch tatsächlich nicht sooo heiß, so dass man fast sagen könnte, es sei ganz angenehm von der Temperatur her. Aber für uns ungeübte Wanderer ist es natürlich schon ziemlich anstrengend…
Wir erreichen den 1. Orientierungspunkt und suchen anhand des vorhandenen Infomaterials den weiteren Weg. Kleine Steinhäufchen zeigen uns immer wieder an, dass wir tatsächlich richtig laufen – herzlichen Dank an alle Erbauer!!!!
Weiter geht es durch sandigen Boden und hinauf auf steinige Hügel – Gott sei Dank haben wir unsere Trekkingstöcke dabei, die uns mehr als einmal äußerst hilfreich sind! Sobald wir wieder einen Orientierungspunkt erreicht haben und uns auf der Karte ansehen, wo es dann hingeht, denken wir uns immer wieder „och nee – das gibt’s doch gar nicht, immer noch nicht da?!“ Da uns aber immer wieder Wanderer begegnen, können wir gar nicht soooo falsch liegen und laufen bzw. klettern immer weiter
Die Twin Buttes:
Und auf einmal ist sie vor uns – THE WAVE!!! Unglaublich, wir haben es tatsächlich geschafft!!!! Wir sind überglücklich und fallen erstmal im Schatten der Felsen auf den Boden, werfen alles von uns (ok, Clara haben wir natürlich sanft abgesetzt *grins*) und versuchen, zu Atem zu kommen. Wir haben für diesen Weg ca. 2 Stündchen nun gebraucht…
Nach ca. 10 Minuten sind wir dann soweit, dass wir die Wave auch einmal näher erkunden können. Das erste, was uns auffällt, ist ein kleines Wasserloch, in dem tatsächlich Kaulquappen herum schwimmen. Clara findet das natürlich super, aber wir können sie noch davon abhalten, sich hineinzusetzen
Es ist wirklich unglaublich, was die Natur so erschaffen kann…. Und für diesen Anblick lohnt sich tatsächlich alle Mühe und Anstrengung – man vergisst es irgendwie relativ schnell (liegt sicher auch daran, dass man noch nicht an den Rückweg denkt *grins*). Leider sind wir nicht alleine hier – dabei hatten wir auf dem Weg hierher doch eigentlich die 20 Wanderer, die pro Tag zugelassen werden, schon durch inkl. uns *grübel*
Hier einmal ein paar Eindrücke von diesem Naturwunder:
Da die Wolken am Himmel nun doch nicht mehr ganz so weiß sind wie sie es noch vor ca. 30 Min. waren, beschließen wir, dass wir den Rückweg doch zügiger antreten wollen als ursprünglich geplant.
Und dann passiert es – die ersten dicken Regentropfen prasseln auf uns nieder
Na wunderbar, hoffentlich bleibt’s bei diesen paar Tropfen, obwohl die Wolken etwas anderes verheißen… Daher legen wir noch einen Zahn zu, denn eigentlich wollten wir 1. trocken am Parkplatz ankommen und 2. auch nicht wirklich in ein Gewitter in dieser gottverlassenen Gegend kommen… Leider meinte es der liebe Petrus nicht gut mit uns – auf einmal kommt eine dicke Regenschauer und innerhalb von wenigen Sekunden sind wir klatschnass. Clara konnten wir gerade noch schützen, aber wir…. Naja, egal – trocknet auch wieder (irgendwann).
Zum Glück ist diese Schauer nur von kurzer Dauer, aber der Sand auf den Wegen ist jetzt natürlich nicht mehr lose und die Steine sind auch teilweise sehr rutschig…. Wunderbar, und wir übrigens noch ne ganze Strecke vom Parkplatz entfernt mitten in der Pampa *grummel* Hm, hilft aber alles nix – da müssen wir jetzt wohl durch….
Da es durch den Regen temperaturmäßig nicht wirklich abgekühlt hat, trocknen die Steine und auch der Sand relativ schnell wieder ab und wir können den Rückweg weiter recht gut fortsetzen. Auch unsere Kleidung trocknet recht schnell und somit ist auch dieses fiese Gefühl nasser Klamotten am Leib verflogen. Clara ist übrigens eingeschlafen und ich habe das Gefühl, dass sie jetzt nochmal 5 kg mehr wiegt als sonst *stöhn* Aber insgesamt klappt es sehr gut mit ihr auf dem Rücken – wir haben keine spezielle Kraxe gekauft, sondern sie sitzt wie gewohnt im Ergo Baby Carrier. Eine der besten Anschaffungen, die man sich (grundsätzlich) für ein Baby bzw. Kleinkind gönnen sollte!
Zwischenzeitlich haben wir übrigens mal kurz das Gefühl, die Orientierung verloren zu haben – ein absolut bescheidenes Gefühl, wenn ihr mich fragt. Zumal wir am Horizont noch schwärzere Wolken, Blitz und Donner sehen, in die wir garantiert nicht hineinkommen wollen! Das hat uns dann doch gereicht grad eben…. Doch das Gefühl hält nur kurz an – wieder einmal weisen uns kleine Steinhügel den richtigen Weg.
Und auf einmal ist auch wieder der Sandweg vor uns (in der Orientierungskarte steht übrigens „very sandy“ – das ist noch MILDE ausgedrückt!!!) – den müssen wir jetzt wirklich wieder hoch??? Runter war wesentlich angenehmer
Relativ zügig erreichen wir dann aber doch die Einschreibungsbox, „checken aus“ und gehen weiter – jetzt geht es ja zum Glück fast nur noch bergab. Kurz darauf erreichen wir auch wieder den Wash, der uns zum Parkplatz führt und irgendwie haben wir diesen Teil des Weges kürzer in Erinnerung…. Doch auch dieser Weg ist einmal zu Ende, wir sehen die Strasse und den Parkplatz, checken auch an dieser Box aus und fallen todmüde ans bzw. ins Auto! Klimaanlage angeschmissen, Clara ne frische Windel angezogen und dann geht’s ab in Richtung Highway 89 und Page.
Zum Glück hat der Regen der „Strasse“ nichts anhaben können und so ist sie immer noch sehr gut passierbar – fast noch besser als heute morgen, da der Sand nun nicht so aufgewirbelt wird. Unser Reifen spielt übrigens immer noch bestens mit – weiß der Geier, was die Anzeige zu bedeuten hat…
Zurück auf dem Highway sehen wir aus dem Fenster heraus richtig schwarze Wolken und Regenschauern über dem Gebiet, in dem wir kurz zuvor noch gewandert sind. Wir sind heilfroh, dass wir es zeitlich dann doch so gut abgepasst haben. Auf dem Rückweg nach Page begleiten uns immer wieder Blitze am Himmel neben und vor uns und als wir nach Page hineinfahren, bietet sich uns dieses Bild:
Wir lassen den Nachmittag bei „Pizza Hut“ ausklingen, bringen den Mietwagen aufgetankt zurück zum Flughafen und fahren zurück zu unserem Campingplatz. Naja, nicht ganz – zunächst einmal verlängern wir um eine weitere Nacht, so dass wir erst am 18.09. weiterfahren und dann geht’s erst einmal an den Pool. Clara hat ihren Spaß und wir dank Whirlpool auch ein wenig Erholung
Während ich diesen Bericht hier schreibe, ist Torsten übrigens schon eingeschlafen, Clara schläft auch (allerdings mal wieder unter Protest….) und ich werde mich den beiden dann nun auch anschließen
<-- das habe ich gestern abend geschrieben, inzwischen haben wir schon wieder Mittag
Unser Fazit: The Wave ist mit Kleinkind auf dem Rücken KEIN Problem. Natürlich ist es anstrengend, aber mit genügend Zeit und Wasser im Gepäck ist es durchaus machbar. Vielleicht hatten wir dazu auch noch einfach Glück, weil es nicht so heiß war und Clara offenbar einen guten Tag hatte und mal NICHT nölig war
Bis morgen!!!