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Autor Thema: Neufundland im Juni 2006  (Gelesen 20322 mal)

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Biggi

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #90 am: 10.03.2007, 18:33 Uhr »
16. Tag, Sonntag: Port Rexton – Cape St. Mary´s

Wir wachten wiederum bei herrlichstem Sonnenschein auf und packten unsere Siebensachen. Wir holten uns dann an der Tanke noch Kaffee und Milch und fuhren los Richtung Südspitze der Avalon-Halbinsel. Die Fahrt war völlig unspektakulär, nur das Wetter wurde zusehends bewölkter. Wir machten Pause in Placentia, wo wir zunächst zu Mittag aßen. In Placentia gab es eine Festungsanlage zu bestaunen, die die Franzosen errichtet hatten, um den Hafen zu schützen. Später wurde sie dann von den Engländern übernommen.







Das Visitor-Center gefiel uns sehr gut, nicht zuletzt, weil wir hier Info-Material sogar in deutscher Sprache bekamen. Auf dem Parkplatz entmüllten wir das Auto und waren entsetzt, wieviele leere Coke-Flaschen und -Dosen sich angesammelt hatten. (Natürlich gab es hier Recycling-Container, nicht dass Ihr denkt, wir hätten...)

Im weiteren Verlauf des Tages wurde das Wetter immer schlechter, und wir erreichten St. Bride´s im dichten Nebel. Wir fanden das angedachte Motel sehr schnell und bekamen ein Zimmer mit defektem Klosett. Also zurück zur Rezeption, die sich im örtlichen Supermarkt befand, und neues Zimmer bekommen. Tip top, leider ohne Internet.

Nach kurzer Verschnaufpause fuhren wir zum Cape St. Mary´s. Obwohl der Nebel jetzt wirklich dicht war, wanderten wir vom Besucherzentrum zu einem eine Meile entfernten Vogelfelsen. Bei klarer Sicht muss dieser Weg sehr schön sein, denn er verläuft unmittelbar an den Steilklippen der Küste entlang. Der Vogelfelsen, auf dem nebeneinander Möwen, Basstölpel und Lummen brüteten, war trotz der dichten Nebelsuppe sehr beeindruckend.



Wir standen eine Zeitlang und beobachteten die akrobatischen Flugdarbietungen der Felswandbrüter.



In St. Brides gingen wir in das örtliche Restaurant, aßen garlic bread mit cheese, den wir ausdrücklich nicht bestellt hatten, garden salad und Burger. Wir verließen das Restaurant bei herrlichstem Sonnenschein. Hoffentlich wird das Wetter morgen genauso.

Biggi

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #91 am: 10.03.2007, 18:52 Uhr »
17. Tag, Montag: Cape St. Mary´s – Trepassey

Bei strahlendem Sonnenschein sind wir aufgewacht. Wir fuhren in das Restaurant von gestern abend zum Frühstücken und wurden von einem freundlichen alten Herrn bedient. Es gab wieder die üblichen Spiegeleier mit toast und Speck, die anfangen, mir zum Halse herauszuhängen. Anschließend suchten wir die örtliche Bibliothek auf (ja, es gibt hier in jedem noch so kleinen Ort eine public library) um unsere e-mails zu checken. Post von zu Hause, unsere kleine Nichte M. ist geboren, 4 Wochen zu früh! Und wir sind hier am Ende der Welt.

Danach ging es noch einmal zurück zum Vogelfelsen.



Es ist absolut erstaunlich, wieviel Unterschied es macht, ob man eine Location in dichtem Nebel oder bei strahlendem Sonnenschein besucht. So wanderten wir sehr beschwingt und fröhlich vom Visitor-Center zum Felsen.



Der Anblick war überwältigend. Hunderte und aberhunderte von Vögeln brüteten dort, die Versorgung der Brut hatte ein ständiges Kommen und Gehen der Eltern zur Folge. Wir konnten sehr akrobatische Flugeinlagen bewundern. Wir fragten uns, warum die Vögel sich gerade alle auf diesem einen Felsen tummelten. Wir kamen zu dem Schluss, dass es Sicherheitsaspekte sein müssen, die die Vögel diesen Nistplatz wählen lassen. Für Landräuber ist dieser Felsen unerreichbar.



Nachdem wir das Schauspiel eine ganze Weile beobachtet hatten, gingen wir zurück zum Auto. Als Ziel für heute hatten wir uns Trepassey ausgesucht, wir wollten den sogenannten Irish Loop fahren. Das Wetter war sehr schön, die Landschaft beeindruckend durch ihre Kargheit, aber G. merkte, dass sich bei ihm eine gewisse Unlust zum Fahren breitmachte. Wir machten unterwegs bei einem Supermarkt halt und kauften uns ein Eis, das wir draussen auf dem Bordstein sitzend schleckten. Ein alter Mann kam auf uns zu und erzählte uns dieses und jenes, aber ich habe ihm gar nicht so genau zugehört, sondern beobachtete lieber die Flugzeuge am Himmel: 6 Stück konnte ich zählen.

Wir fuhren dann weiter zum ausgeguckten B&B, das wir auch sehr schnell fanden. Es lag ausserhalb von Trepassey, und ich wollte lieber noch mal in die Ortsmitte fahren, wo es ein Motel geben sollte. Wir fanden das Motel auch, aber wir fanden, es sah von aussen irgendwie unattraktiv aus. Also zurück zum B&B. Das B&B war leider ausgebucht. Also wieder zurück zum Motel. Ich ging rein, und der erste Eindruck war o.k., 69 $ die Nacht. Bei näherem Hinsehen doch alles echt muffig. Das übelste war, dass man das Fenster nicht aufmachen konnte. Stickige Luft.

Wir meldeten die Probleme und wollten dann noch nach Cape Race bzw zum Mistaken Point fahren. Die Strasse war sehr schlecht. Als dann auch noch das Wetter schlechter wurde, beschlossen wir umzukehren. Wir kauften uns Bier und schauten uns im Fernsehen das Spiel an Spanien gegen Tunesien (3:1). Das Fenster ging übrigens immer noch nicht auf. Auf erneute Nachfrage kam ein Handwerker und mit vereinten Kräften und Meißel und Hammer bekamen wir das Fenster doch noch geöffnet.

Biggi

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #92 am: 10.03.2007, 19:29 Uhr »
18. Tag, Dienstag: Trepassey – St. John´s

Wir wachten auf und hörten Regentropfen an die Scheibe klopfen. Wir schauten aus dem Fenster und sahen dichten Nebel. Wir waren uns einig, dass wir nach Hause möchten. Uns ging plötzlich alles auf die Nerven. Unsere Sachen aus irgendwelchen Plastiktüten zusammenzusuchen, braunes Wasser aus der Dusche, die Krönung war dann das Frühstück, wir können Spiegeleier nicht mehr sehen. :( Und vor allem die kleine M., wir waren so gespannt darauf, wie sie aussieht!

Wir beschlossen also, nach St. John´s zum Flughafen zu fahren und zu fragen, ob wir schon heute oder morgen fliegen könnten. Fetter Nebel und fette Regentropfen begleiteten unsere Fahrt. Die Strasse war auch nicht allzu gut. Zum Glück waren es nur 130 km.

An den "Großstadtverkehr" in St. John´s mussten wir uns erst wieder gewöhnen. Wir haben dann den Flughafen aber ohne größere Probleme gefunden, und um 14:00 Uhr standen wir am Air Canada Schalter und trugen unser Anliegen vor. Die freundliche Dame am Schalter sagte uns, dass der Flug für heute abend nach London kein Problem wäre. Allerdings müssten wir in London die 19:20 Uhr Maschine nehmen. Was nichts anderes als 11 Stunden Aufenthalt in London bedeuten würde. Wir waren trotzdem einverstanden. Und nahmen uns vor, dann einen Trip nach London City zu machen. Irgendwie machte sie es dann aber doch möglich, dass wir in die 14:50 Maschine gebucht wurden. Große Erleichterung.  :engel1:

Vom Flughafen fuhren wir erneut zum Signal Hill. Die Sicht war diesmal viel besser, allerdings war es windig und es regnete leicht. Wir wollten uns dann noch das Geo-Center anschauen, das etwas unterhalb des Signal Hill gelegen ist. Das war eine gute Entscheidung, weil es wirklich sehr interessant und sehr gut gemacht war. Neben einer ganz ineressanten Ausstellung zum Untergang der Titanic und einem Ausstellungsraum über Erdölförderung ging es im Wesentlichen um die Erdgeschichte in all ihren Facetten. Die Kanadier in bester britischer Tradition können wirklich sehr interessante Museen machen.

Hier der Link:

http://www.geocentre.ca/

Nachdem wir mit dem Museum fertig waren, fuhren wir noch mal ins Rumpelstiltskins. Dort erfuhren wir vom deutschen Sieg über Equador und aßen sehr gut zu Abend (Seafood). In der Tiefgarage des Hotels packten wir dann unsere Koffer, was natürlich etwas unkomfortabel war. Wir schafften es aber und waren überrascht über die Größe des Müllbeutels.

Anschließend fuhren wir zum Flughafen. Das Auto wurde völlig problemlos abgegeben, ich war innerlich schon auf den Totschlag von 3 Stunden eingestellt, als ich sah, dass eine andere Touristin im Wartebereich surfte. Ich packte also unseren Schlepptop aus, und siehe da, wir waren online. Wir zogen mit unserem Laptop dann bald in die Flughafenkneipe um und surften.

Pünktlich um Mitternacht hob unser Vogel ab, die Flugzeit sollte nur 4:25 Std. betragen. Ich bin ziemlich schnell eingeschlafen. Als ich aufwachte waren es nur noch 1,5 Std, die dann auch schnell vergingen.

Um 8:20 waren wir in London Heathrow. Es begann ein endloser Marsch zum Lufthansa-Schalter, dort lange Schlange. Der einsame Lufthansa Mitarbeiter arbeitete tapfer ein Anliegen nach dem anderen ab. Als wir endlich dran waren, um den Anschlussflug zu bestätigen, gab es natürlich Probleme. Kam uns in St. Johns gleich so komisch vor. Nach viel hin und her klappte es dann aber doch. Der Flughafen in London ist öde und ungemütlich. Zum Glück hatten wir den Schläppi, so konnten wir hier in der Airport Kneipe wireless gehen und das Reisetagebuch weitertippen. Wir haben dann noch gegessen und uns unendlich gelangweilt, aber irgendwann gehen auch die längsten 6,5 Stunden vorüber. Um 14:50 hob die die sehr unbequeme weil enge Lufthansamaschine ab brachte uns nach Hause.

Das war unsere Reise nach Neufundland. Mit etwas Abstand betrachtet war es eine der schönsten Reisen, die ich je gemacht habe. Regen und Nebel haben so manches Mal genervt, aber richtig „eingeregnet“ hat es sich doch nie. Es kam immer wieder auch ein sonniger Tag. :sun:

In Neufundland gibt es viele sehr spezielle Dinge zu sehen und zu erleben: Als erstes würde ich die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Bewohner nennen. Als zweites fand ich die Möglichkeit, Eisberge zu sehen, ein unbeschreibliches Erlebnis, auch wenn wir für dieses Abenteuer bis ganz hoch in den Norden fahren mußten. Und die Wale haben uns auch sehr beeindruckt, am Cape Onion konnten wir sogar vom Tickle Inn aus welche beobachten. Das war schon toll.

Danke, dass Ihr alle mitgefahren seid, und ich hoffe, es hat Euch auch gefallen in Neufundland, „The Rock“, wie die Insel von den Einheimischen genannt wird.

OWL

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #93 am: 11.03.2007, 13:55 Uhr »
Was für eine Menge Vögel!  :shock: :D

Quid licet Iovi, non licet bovi

Palo

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #94 am: 11.03.2007, 14:05 Uhr »
Schade dass ihr eure Tour abbrechen musstet :(
Gruß

Palo

Biggi

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #95 am: 11.03.2007, 14:16 Uhr »
Schade dass ihr eure Tour abbrechen musstet :(

Zwei Tage später wäre es eh nach Hause gegangen, das war nicht schlimm :wink:

americanhero

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #96 am: 11.03.2007, 14:29 Uhr »
danke für den interessanten Reisebericht, auch wenn ihr so manches Mal einfach Pech mit dem Wetter hattet. Aber gerade die Bilder von den Eisbergen waren gigantisch, das hat mir sehr gut gefallen.



Greetz,

Yvonne


Willi

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #97 am: 11.03.2007, 18:57 Uhr »
War ein sehr interessanter Bericht, Biggi.

Schade, daß das Wetter so oft mies war. Das kann einem mit der Zeit schon ganz schön auf den Keks gehen.
Neufundland ist sicher trotzdem eine Reise wert und irgendwann, wenn wir im Westen alles abgegrast haben ...


OWL

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #98 am: 12.03.2007, 19:31 Uhr »
So, jetzt habe ich das letzte Kapitel gelesen und bin ganz schockiert, daß es das allerletzte ist! :shock:
Aber ich kann das in der konkreten Situation nachvollziehen, daß Ihr die Rückreise vorgezogen habt.

Insgesamt war das ein sehr schöner Reisebericht über eine eher "exotische" Region Nordamerikas.
Herzlichen Dank! :applaus: :applaus: :applaus:

Quid licet Iovi, non licet bovi

Crimson Tide

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #99 am: 16.03.2007, 07:56 Uhr »
Ich fands auch ganz toll, mal ein ganz anderes Gesicht bzw Landschaft zu sehen, und die Eisberge....WOW!

Und dieser Vogelfelsen, irre, und wie unterschiedlich die gleiche Gegend mit Regen oder blauem Himmel aussieht!

Das war trotz Schmuddelwettere zwischendurch eine ganz besondere Reise und ein toller Bericht davon!  :applaus: :applaus:

Schade, daß er schon vorbeigeht!  :(

Vielen Dank, daß wir mitfahren konnten!

L.G. Monika

Kauschthaus

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #100 am: 16.03.2007, 22:08 Uhr »
Hallo Biggi,

das Bild vom Vogelfelsen im Nebel ist irre. Ich dachte zuerst, es wäre eine Unterwasseraufnahme, bis ich den fliegenden Vogel gesehen habe.

Schade, dass die Reise nun zu Ende ist. Ich habe die Erzählungen und Bilder wirlklich genossen. Mal was ganz anderes, dafür herzlichen Dank.

Viele Grüße, Petra

Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Biggi

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Re: Neufundland im Juni 2006
« Antwort #101 am: 16.03.2007, 22:25 Uhr »
Schön, dass es Euch gefallen hat. Ich hoffe, der Bericht war trotz des nicht immer so tollen Wetters eine Werbung für Atlantic Canada. Es ist wirklich eine sehr spezielle Gegend. 8)