Wow, noch keine einzige Zeile geschrieben, und doch schon 14 Antworten. Ich glaube, ich tausche den SUV besser gegen einen Kleinbus aus, damit ihr alle reinpasst.
Sollte irgendwer noch immer nicht richtig sehen können: ein Klick auf die Bilder und bekommt eine Großansicht davon.
Und jetzt geht es auch endlich los. Zuerst einmal die Route:14.10.2005 Düsseldorf - London - BostonSchon lange wollte ich einmal den Nordosten der USA bereisen und den berühmten Indian Summer erleben, die Zeit, zu der sich die Wälder bunt färben und ein unvergleichbares Bild abgeben. Eigentlich hielt ich es für finanziell unmöglich, dieses Jahr noch diesen Traum zu erfüllen, denn ich hatte erst im August eine größere Reise nach Grönland / Island unternommen. Ich hörte, wie teuer die Gegend doch sein soll und dass man eine Übernachtung selten unter 100 Dollar bekommen würde, noch dazu im Herbst, der Hochsaison im Nordosten.
Ich konnte der Versuchung aber nicht widerstehen, doch wenigstens einmal auszurechnen, wie viel ein Kurztrip an die Ostküste kosten würde. Das Ergebnis hat mich schon überrascht: Durchschnittlich 35$ für eine Übernachtung (außer Boston). Da waren die Koffer schnell gepackt!
Dies ist das erste Mal, dass ich einen Flug direkt übers Internet gebucht habe. Natürlich kommen auch bei mir die typischen Zweifel auf: Reicht der Ausdruck der Flugdaten? Wollen die noch weitere Dokumente sehen?
Ich konnte schon häufiger beobachten, je mehr ich mir Gedanken über eine Angelegenheit mache, desto harmloser stellt sie sich später heraus. Natürlich werde ich mitgenommen. Ich bräuchte rein theoretisch nicht mal diesen Ausdruck (der sich später aber noch als nützlich herausstellen soll), sondern mein Reisepass genügt.
Für den kleinen Hopser nach London Heathrow macht man sich nicht mehr die Mühe, eine Stewardess durch den Gang zu schicken, um kleine Snacks zu verteilen. Beim Betreten der Gangway stehen kleine Lunchpakete bereit.
Und eben so ein Lunchpaket findet sich nachher auch an einem der Absperrseile beim Sicherheitscheck in London Heathrow wieder. Ein Sicherheitsbeamter nimmt sich der Fundsache an und fragt in die Runde, wer hier sein 2. Frühstück vergessen hat? Ein Lächeln geht durch die Reihe.
Nach und nach entleert der Beamte, sichtlich hungrig, den Tüteninhalt und fragt wie der beste Werbefachmann, ob denn wirklich niemand diesen wunderschönen, knackigen, saftigen Apfel und diese einmalige, gesunden Getreideriegel sein Eigen nennt. Entweder ist der Eigentümer schon durch diese mehr als unnötige Sicherheitskontrolle durch oder will sich nicht dazu bekennen. Jedenfalls hilft die gesamte Aktion, die Wartezeit zu verkürzen.
Zu warten gibt es nachher noch genügend. Ich nehme gerne einen Flug früher, damit ich auch sicher meinen Anschluss erreiche. Natürlich ist genau dann der erste Flieger immer so pünktlich, so dass ich besonders lange auf den Anschlussflug warten darf. Welchen Ärger ich mir damit vermeide, führt mir just in diesem Moment ein Brite vor. Er rennt sichtlich erschöpft und genervt zu einem verschlossenen Gate, rüttelt ein wenig daran und schmeißt danach seinen Aktenkoffer zu Boden, tritt gegen die Türe, stößt eine Lawine von Flüchen aus, von denen ich glücklicherweise nur die Hälfte verstehe. Echt kinoreif! Würde ich mich darüber nicht so sehr amüsieren, könnte ich fast Mitleid mit der Aktentasche äh dem Mann haben.
Meine Reise verläuft dagegen weiterhin sehr entspannt. Mit bester Laune genieße ich den Transatlantikflug bei schönstem Wetter. Ich sehe die Küste von Irland in der Sonne liegen, wo ich sonst statt USA in diesem Herbst gerne Urlaub gemacht hätte, und später auch die Eisberge um Grönland herum, die ich nun nach meinem Grönlandurlaub mit ganz anderen Augen sehe.
Der Flieger der American Airlines ist angenehm geräumig. Mir gelingt es doch tatsächlich, dass ich etwas eindöse. Normalerweise kann ich im Flieger überhaupt nicht schlafen. Umso erstaunter bin ich wirklich, als ich wieder aufwache: „Ich bin ja in einem Flugzeug!“
Aber das richtig böse Erwachen folgt erst bei der Landung. Wir durchqueren die Wolkendecke und sehen Regenwasser die Scheiben herunter laufen. Willkommen in Boston, Land unter!
Ein weiterer Vorteil von American Airlines ist, dass hier sehr viele Amerikaner im Flugzeug saßen. Umso kürzer sind die Schlangen bei den Touristen vor der Passkontrolle. Binnen weniger Minuten ist alles erledigt.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass hier der Ausdruck meines E-Tickets sehr nützlich ist, da dies der einzige Beweis dafür ist, dass ich auch einen Rückflug gebucht habe. Eine Frage, die mir äußerst gerne gestellt wird. Sehe ich wirklich wie der typische illegale Einwanderer aus? Andere USA-Reisende, die ich kenne, wird diese Frage nie gestellt.
Eine weitere Frage lautet, warum ich denn nicht mit Lufthansa geflogen sei (Ich scheine wirklich etwas verdächtig zu wirken). Auf diese Frage weiß ich aber direkt eine überzeugende und wahre Antwort: Weil es billiger war. Das scheint man einzusehen und lässt mich einreisen.
Der Shuttlebus zur U-Bahn Station „Airport“ ist schnell gefunden. Kleine Besonderheit der Blue-Line, die diese Haltestelle bedient: im oberirdischen Abschnitt wird mit Oberleitung gefahren, da die Blue-Line ursprünglich eine Überlandbahn gewesen ist. Ab der Station Airport verkehrt sie dagegen als U-Bahn mit Stromschienen, so dass hier stets das System gewechselt werden muss. Auch für Nicht-Bahninteressierte: da muss man sich doch an den Kopf fassen. Warum hat man dann nicht gleich auch Oberleitungen im Tunnel aufgehängt, so wie bei der Green Line? Schildbürger!
Mein Hotel erreiche ich gegen 14 Uhr mit der Green Line, einer ziemlich eng angelegten, total veralteten U-Bahn Linie. Das Hotel selbst am Kenmore Square hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen bzw. soll es auch wieder sehen. Das ganze Hotel ist eine einzige Baustelle. In den Fluren hängen Kabel von der Decke, der Boden ist mit Spanplatten und Kartonwänden abgedeckt. Die Wände sind zum Teil aufgerissen und es bröckelt Staub aus allen Ritzen. Das wäre ja alles kein Thema gewesen, wenn man während der Umbaumaßnahmen wenigstens den Preis gesenkt hätte.
Da sich das Wetter nicht bessert, verbringe ich den Nachmittag mit Tröpfenchenzählen an der Scheibe der Bostoner Straßenbahn. Viel ist von der Gegend draußen nicht zu sehen. Immer wieder beschlagen die Scheiben.
Am Boston College ist Endstation und ich laufe rüber zur Station Cleveland Circle, um auf einem anderen Ast der Green Line zurück in die Stadt zu fahren. An einer Stelle führt die Straße durch eine kleine Senke, wo sich ein beachtlicher See gebildet hat. Die meisten Wagen fahren mehr als vorsichtig durch die Wassermassen, doch einige sind so rücksichtslos, dass sie andere Fahrzeuge sowie an der Bushaltestelle Wartende kräftigst duschen.
Lustig anzusehen ist es ja. Man ist ja gar nicht schadenfroh. Nein….
An der nächsten Seitenstraße entscheide ich spontan, einfach mal abzubiegen und finde meinen ersten bunten Baum. Ich glaube noch an das Gute im Wetter und hoffe, nach einem so verregneten Auftakt kann es ja nur besser werden und freue mich schon auf die nächsten Tage, die vielen bunten Bäume und was ich mir sonst noch so alles vorgenommen habe.
Am Abend fahre ich noch nach Mattapan heraus, denn hier fahren wie in San Francisco noch immer planmäßig alte Straßenbahnen. Mattapan High Speed Trolley nennt sich die Verbindung am Ende der Red Line, doch von High Speed ist wenig zu sehen. Von anderen Weißen aber ebenso, warum ich mich hier auch nicht sehr lange aufhalten werde.
Zurück in der Stadt hat es endlich aufgehört, in Strömen zu regnen, so dass ich wenigstens einmal den Freedom Trail ablaufen möchte. Besonders das Stadtteil North End mit seinen schicken alten Häusern, alten Kopfsteinpflasterstraßen und alten Laternen gefällt mir auf Anhieb. Bis hierhin bewegen sich auch die meisten anderen Touristen. Auf dem Weg weiter hinaus zur USS Constitution treffe ich fast keinen Menschen mehr. Der Weg zieht sich unheimlich in die Länge und letztendlich kann ich, ohne Eintritt zu zahlen, nicht einmal einen Blick auf das alte Schiff werfen. Die Mühe, weiter als die Old North Church zu laufen, hätte ich mir echt sparen können, vor allem, weil es wieder stark anfängt zu regnen. Natürlich habe ich keinen Schirm dabei, so dass ich wie ein begossener Pudel klatschnass an der nächsten U-Bahn Station, die ich finde, zurück ins Hotel fahre.
Jetlag? Nö, wenn ich Richtung Westen reise, habe ich überhaupt kein Problem mehr damit.
Übernachtung: Hotel Buckminster, Boston, MA
Bewertung: durchschnittlich