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Autor Thema: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenpracht  (Gelesen 18872 mal)

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Doreen & Andreas

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #30 am: 21.02.2006, 09:30 Uhr »
Zitat von: Scooby Doo
Doch das allerschönste: Sowohl für das Essen als auch für die anschließend im Shop gekauften Souvenirs zahle ich dank meiner zwei Mitgliedskarten keinen einzigen Cent.

Wie meinen... :?:
Da müssen wir auch mal nachhaken. Wieso denn das :?:  :?:  :?:
Viele Grüße,
Andreas
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Micky McBenz

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #31 am: 21.02.2006, 10:43 Uhr »
Zitat von: Micky McBenz
..., mit denen bei etwas umsonst bekomm?!

Was ist denn das für ein Deutsch?!  :oops:
Gemeint war: "..., mit denen man beim HRC etwas umsonst bekommt?!"
 :shit:

Scooby Doo

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #32 am: 21.02.2006, 10:52 Uhr »
Zitat von: americanhero
Die Longfellow Bridge gefällt mir auch sehr gut, um die Skyline zu fotografieren. Warst du auch mal an der Havard Bridge? Die bietet auch tolle Möglichkeiten zum Fotgrafieren an, besonders Beacon Hill setzt sich da gut ins Bild.


Nein, war nicht auf der Harvard Bridge. Evt. ist da der Bus drüber gefahren, man konnte aber wenig draußen sehen. Man bedenke: Regen! Und am Abend, als der Regen nachließ, habe ich halt "nur" die eine Brücke geschafft.

----

Bei den mysteriösen Karten handelt es sich um das All Access Programm des HRC. Die Karte legt man bei jedem Einkauf, jedem Essen, jedem Drink usw. vor und ähnlich wie bei Payback werden einem dann Punkte gut geschrieben. Bei 200 Punkten bekommt man 20$ geschenkt.
Meine Karte hatte gerade diese Grenze überschritten -> Essen kostenlos.

In Lissabon hatte ich im HRC ein paar Rückfragen zu dieser Karte und aus heiterem Himmel haben die mir eine neue Karte geschenkt. Ich besaß damit also 2. Neue Karten kosten normalerweise etwas Pfand, dafür sind direkt 20$ Startguthaben drauf. Meine hatte ja nichts gekostet, trotzdem waren die 20$ drauf -> Souvenirs kostenlos.

Alles klar?

Fortsetzung heute Abend.
Viele Grüße, Markus

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torric

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #33 am: 21.02.2006, 11:34 Uhr »
Hallo Markus,

ich stoße leider jetzt erst dazu, weil mich die vielen Straßen- und U-Bahn-Bilder in einem Reisebericht stutzig gemacht haben. Meine Bostoner Erinnerungen sind ja leider auch schon etwas verschwommen, bei mir aber zum Glück nur wegen der dazwischen liegenden Jahre und nicht wegen dem Regen. Aber falls es keinen Platz mehr gibt, verfolge ich die Tour auch wie gewohnt gern von öffentlichen Verkehrsmitteln aus.
Zitat
Für mich wird es Zeit, ein wenig mit der Straßenbahn kreuz und quer durch die Vororte zu fahren

Ich dachte bisher wirklich, ich bin der einzige, der auf solche Ideen kommt. Schön, eines besseren belehrt worden zu sein.

Scooby Doo

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #34 am: 21.02.2006, 14:55 Uhr »
Zitat von: torric
ich stoße leider jetzt erst dazu, weil mich die vielen Straßen- und U-Bahn-Bilder in einem Reisebericht stutzig gemacht haben.


Wieso, stimmt mit denen etwas nicht?

Zitat von: torric
Ich dachte bisher wirklich, ich bin der einzige, der auf solche Ideen kommt. Schön, eines besseren belehrt worden zu sein.


Ja, dieses einfache Herumfahren habe ich nun schon in so vielen Städten gemacht, die kann ich schon gar nicht mehr alle aufzählen. Manchmal ist es wirklich interessant, wenn man sich abseits der Touristen auf diese Weise unter die "Normalbevölkerung" mischt. Man kann einigen Gesprächen lauschen, Verhalten studieren usw.
Und natürlich das Streckennetz der jeweiligen Verkehrsgesellschaft erkunden.
Viele Grüße, Markus

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torric

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #35 am: 21.02.2006, 15:02 Uhr »
Zitat von: Scooby Doo
Wieso, stimmt mit denen etwas nicht?

Nein, ich bin nur stutzig geworden, weil man hier im USA-Forum im Gegensatz zu anderen einschlägigen Foren so gut wie nie Bilder von öffentlichen Verkehrsmitteln findet, mal abgesehen vielleicht von der Cable Car in San Francisco. Und die Straßenbahnenbilder haben mich (als ausgesprochener Reiseberichtlesemuffel) doch sehr neugierig gemacht. :wink:

Scooby Doo

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #36 am: 21.02.2006, 19:38 Uhr »
16.10.2004 Boston - Kennebunkport - White Mountains (272 Meilen)

Heute habe ich viel vor und bin daher schon früh auf den Beinen. Es ist noch dunkel, als ich am Kenmore Square die U-Bahn besteige. Am Government Center wird auf die Blue Line umgestiegen, auf die ich endlos lange warten muss. Als die Bahn die Tunnelröhre verlässt, scheint mir die aufgehende Sonne von einem strahlend blauen Himmel direkt ins Gesicht. Was für ein schöner Morgen.
Leider habe ich jetzt keine Zeit, mir irgendwelche Sehenswürdigkeiten anzusehen. Ich bin mit meinem Koffer bewaffnet und auf dem Weg zur Autovermietung. Dummerweise vergeht eine geschlagene Stunde, bis ich endlich dort eintreffe. Mapquest.com hat mir die Mietwagenstation an eine total falsche Stelle gesetzt und auf der Homepage von Alamo erschien ständig eine Fehlermeldung, wenn ich mir die Wegbeschreibung ansehen wollte. Ich bin eine riesige Schleife durch nichts sagende Straßen gelaufen, nur um die Erkenntnis reicher, dass es hier kostenlose Parkplätze gibt und ein paar blaue Flecken, da mich der blöde Koffer häufig in die Hacken gefahren ist. Letztendlich fahre ich mit dem Shuttlebus zum Flughafen und von dort mit dem Alamo Shuttle zur Station.



Und hier heißt es auch gleich, geduldig Schlange stehen. Vor mir spielt ein Japaner alle nur denkbaren Pannensituationen durch und möchte haarklein wissen, was dann zu tun ist. Hat der sonst nichts zu tun? Wie will der noch sein Fotopensum für den Tag schaffen?
Ich bin einfach nur froh, dass ich mich mit meinem frisch gemieteten Buick in den Straßenspaghetti von Boston nicht verfahre und schon bald die Großstadthektik hinter mir lasse. Es geht auf der 95 Richtung Norden. Die Straße ist in New Hampshire und anschließend in Maine zwar gebührenpflichtig, aber die paar Cent sind es mir schon wert, nicht in jedem Ort an einer roten Ampel Zeit zu verplempern. In der Mittelkonsole klimpern fröhlich die von vorherigen Urlauben übrig gebliebenen Münzen.
Die Landschaft lässt so richtiges Herbstfeeling aufkommen. Bunte Bäume recken sich zwischen noch immer grünen hervor. Es ist Mitte Oktober und ich frage mich, ob der Höhepunkt der Laubfärbung hier erst noch einsetzen wird? Das würde ja bedeuten, ich wäre in etwa zur richtigen Zeit hier unterwegs.
Apropos unterwegs: Inzwischen bin ich bereits in Maine, habe aber kein einziges Staatenschild gesehen. Habe ich die verschlafen oder stehen entlang der Autobahn hier keine?



Das Seashore Trolley Museum in Kennebunkport ist schnell gefunden. Auf diesen Besuch freue ich mich schon seit Jahren. Gegen entsprechendes Kleingeld hat man als Besucher die Möglichkeit, selber eine Straßenbahn über die museumseigene Strecke zu fahren.
Die Vorfreude wird aber schnell gebremst, als an der Kasse eine Diskussion beginnt, ob heute überhaupt dieses Programm durchgeführt werden kann, da der standardmäßig dafür eingesetzte Wagen in der Werkstatt steht. So langsam werde ich etwas sauer. Warum habe ich denn mein Kommen mehrfach per E-Mail angekündigt?
Ich bekomme einen Ersatzwagen, der allerdings etwas tückisch ist. Die Bremse wird gelöst, wenn man auf’s Bremspedal steigt und umgekehrt bleibt der Wagen stehen, wenn man seinen Fuß da herunternimmt. Ach irgendwie werde ich schon damit klar kommen.
Aus der Schleife am Visitor Center fährt zuerst mein Lehrer heraus, weil es etwas Fingerspitzengefühl verlangt, langsam, aber nicht zu langsam über die Weichen zu fahren. Auf der geraden Strecke durch den Wald darf ich den Wagen dann auf Höchstgeschwindigkeit bringen. Kleine Schilder an der Oberleitung geben Anweisungen, wann zu klingeln und wann zu bremsen ist, doch ist es etwas schwierig, diese zu lesen, da man im Stand durch die niedrigen Fenster eigentlich nur die Schiene vor sich sieht.
Am Wendepunkt fährt wieder mein Lehrer durch die Schleife. Typisch, wenn es mal endlich etwas interessant wird, dann darf ich nicht ran. Auf gerader Strecke zu fahren kann doch jeder. Jedenfalls bin ich ziemlich sauer, als wir wieder am Visitor Center angekommen sind. Die Fahrt war echt nicht ihr Geld wert.



Inzwischen ist der strahlend blaue Himmel einer grauen Ausgabe gewichen und es bläst ein unangenehm kalter Wind. Erinnerungen an Island / Grönland werden wach. Daher halte ich mich auch nicht mehr lange auf dem Gelände auf. Ganze zwei Wagen sind heute auf der Strecke im Einsatz und ansonsten kann man sich nur zwischen Straßenbahnen in den voll gestopften Wagenhallen quetschen. Zu sehen gibt’s wegen der Enge aber verhältnismäßig wenig.



Anders als im westlichen Teil der USA, wo eine gewisse Route wegen der geringen Anzahl der Überlandstraßen praktisch vorgegeben ist, hat man hier in Neuengland eine große Auswahl an verschiedenen Wegen. Ich setze mich in den Wagen, breite meine 3 verschiedenen Landkarten der Region aus, die fast alle unterschiedliche Straßen zeigen und entscheide mich spontan für eine Querfeldeinfahrt auf kleinen Straßen vorbei am Lake Winnipesaukee.
Es wird eine wirklich sehr schöne Fahrt, doch irgendwann lässt eine der grauen Wolken wieder etwas Wasser fallen. Wo ist nur der strahlend blaue Himmel vom Morgen hin?



In den White Mountains schüttet es schon ganz ordentlich. Als erstes steuere ich das Visitor Center in Lincoln an und besorge mir den National Forrest Parking Pass, den man braucht, wenn man im gleichnamigen Wald sein Auto abstellen möchte. Bei der Gelegenheit frage ich auch gleich nach der Lost River Gorge, die ich heute noch gerne besucht hätte, doch leider hat die bereits wegen Überflutung geschlossen.
Etwas enttäuscht fahre ich rüber nach Conway, wo ich für drei Nächte im Tanglewood Motel vorgebucht habe. Gestern beim Frühstück habe ich eine Reportage gesehen, dass das Tanglewood Anwesen wegen Überflutung geräumt werden würde. In welche Sintflut bin ich hier nur hineingeraten? Glücklicherweise stellt sich heraus, dass hier eine ganz andere Hotelanlage gemeint war, obwohl der Bach hinter meinem Motel auch schon bedrohlich hoch steht.
Mit dem Vermieter verfalle ich in den typischen Smalltalk. Als ich mich als Deutscher zu erkennen gebe, nutzt er die Gelegenheit, um eine Frage loszuwerden, die er schon lange mit sich herumträgt: „Wie heißt die DDR eigentlich heute?“ Aber alle Erklärungsversuche scheitern. Irgendwie begreift er nicht, dass Ost- und Westdeutschland nun ein einziges Land geworden sind.



Am Abend sehe ich mir noch die beiden Covered Bridges von Conway an, bevor ich, als es dunkel wird, etwas fernsehe. Ich finde einen Spielfilm, den ich bereits in Deutschland gesehen habe und daher einigermaßen kenne und so fällt es mir doch auf, dass an einigen Stellen Szenen der strengen amerikanischen Zensur zum Opfer gefallen sind, ohne die aber der Film überhaupt keinen Sinn mehr ergibt.

Übernachtung: Tanglewood Motel & Cottages, Conway, NH
Bewertung: gut

Viele Grüße, Markus

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #37 am: 21.02.2006, 19:45 Uhr »
Zitat von: Scooby Doo
Ich finde einen Spielfilm, den ich bereits in Deutschland gesehen habe und daher einigermaßen kenne und so fällt es mir doch auf, dass an einigen Stellen Szenen der strengen amerikanischen Zensur zum Opfer gefallen sind, ohne die aber der Film überhaupt keinen Sinn mehr ergibt.

Hi Markus,
ist mir mal bei Blues Brothers aufgefallen, daß die den Film anscheinend während der Werbepausen (und davon gibt es in den ja USA einige) einfach weiterlaufen lassen - dementsprechend fehlt dazwischen einfach was  :shock:
Gruß Easy


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Scooby Doo

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #38 am: 21.02.2006, 19:56 Uhr »
Da war definitiv keine Werbepause. "Brutale" Szenen wurden einfach rausgeschnitten. Es handelte sich um den Film "Zurück in die Zukunft". Die Szene, wo anfangs Doc Brown erschossen wurde, wurde nicht gezeigt. Niemand wusste, wovor Marty weglief und versehentlich in die Vergangenheit reist. Und in der Vergangenheit versteht auch niemand, was er Doc Brown ständig sagen will.
Viele Grüße, Markus

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Easy Going

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #39 am: 21.02.2006, 20:15 Uhr »
Zitat von: Scooby Doo
Da war definitiv keine Werbepause. "Brutale" Szenen wurden einfach rausgeschnitten. Es handelte sich um den Film "Zurück in die Zukunft".

Der Film hat bei uns ungekürzt FSK ab 12  :shock:
Wenn die das auch mit Filmen des kalifornischen Gouverneurs machen und sich auf die Dialoge beschränken ...........  :lol:  :wink:
Gruß Easy


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Scooby Doo

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #40 am: 22.02.2006, 11:33 Uhr »
17.10.2005 Rundfahrt durch die White Mnt.s: Hobo Railroad, Flume Gorge, Jackson (128 Meilen)

Auch heute bin ich wieder früh auf den Beinen. Ich versuche, den Jetlag so lange wie möglich auszunutzen und abends früh ins Bett zu gehen. Da ich nun außerhalb einer Stadt bin, gelingt das auch einigermaßen.
Ich habe für heute einen Platz im Frühzug der Mount Washington Cog Railway reserviert. Ich dachte mir, erstens zwinge ich mich so zum Frühaufstehen, damit ich auch etwas vom hart erarbeiteten Urlaubstag habe und zweitens wollte ich nicht auf weitere Touristen auf der Bergspitze treffen, die mit einem früheren Zug oder über die Straße hier heraufgekommen sind.



Kurz vor Erreichen der Talstation entscheide ich mich allerdings um. Als ich vom Motel abgefahren war, schien noch die Sonne, doch jetzt hat sich der Himmel wieder zugezogen und Mount Washington komplett in Nebel eingehüllt. Dafür ist mir mein Geld doch echt zu schade. Ich bezahle doch nicht über 60$ für eine Fahrt durch den Nebel. 60$ sind eine Menge Holz, doch ich wäre eisenbahnverrückt genug gewesen, bei schönem Wetter dieses Geld zu investieren.
Stattdessen fahre ich einfach weiter auf der US302 und US3, bis ich auf die Autobahn durch den Franconia Notch State Park treffe. Irgendwie eine seltsame Angelegenheit: eine einspurige Autobahn! Als das Tal wieder breiter wird, staune ich nicht schlecht, als ich von mehreren LKW überholt werde. Nein, nicht landschaftsgenießender schleichender Tourist. Ich selbst bin ja schon 15 Meilen zu schnell unterwegs.



Ist schon ein Vorteil, wenn man sämtliche Abfahrts- und Öffnungszeiten der regionalen Attraktionen auswendig kennt. So weiß man immer und überall, was man als nächstes unternehmen kann. Und so weiß ich zum Beispiel auch, dass ich eigentlich über eine Stunde zu früh für eine Fahrt mit der Hobo Railroad dran bin, doch gerade ist eine ganze Busladung auf dem Weg ins Bahnhofsgebäude. Ich frage einfach mal bescheiden an, ob ich mit deren gecharterten Zug mitfahren darf. Die Antwort lautet ja, aber in einem anderen Waggon, damit ich also nicht in den Genuss von deren Unterhaltungsangebot komme.
Na und? Ist doch wunderbar. Ein ganzer Waggon für mich alleine, garantierter Fensterplatz und niemand, der mich nach Strich und Faden vollquatschen kann. So kann ich mich voll und ganz auf die Landschaft konzentrieren. Über Lautsprecher bekommen wir Informationen über die Gegend und den Maßregeln, was man im Zug alles nicht darf, z.B. Herumlaufen, während wir nur so dahin schleichen. Manchmal übertreiben es die Amis wirklich mit ihren Vorsichtsmaßnahmen.
Auf der Rückfahrt (gleiche Strecke einfach wieder zurück) setze ich mich auf die gegenüberliegende Seite, um eine neue Perspektive der doch recht eintönigen Fahrt zu bekommen. Es geht meist durch blattlose Wälder und bis auf ein paar Bahnübergänge, die wir passieren, fehlt irgendwie die Abwechslung.



Bis der nächste Zug den Bahnhof verlässt, werfe ich noch ein kleines Mittagessen im hiesigen McDonald’s ein. Irgendwie gehört so ein Fastfood-Besuch zum USA-Urlaub dazu und drückt auch die richtige Stimmung aus.
Am Bahnübergang baue ich nun mein Stativ auf und muss mich ein wenig beeilen, denn ich höre den Zug bereits den Bahnhof verlassen. Nachdem alle Bilder im Kasten sind, fahre ich kurzerhand zum nächsten Bahnübergang, nur, um hier das Spielchen zu wiederholen. Eben im Zug habe ich mir gemerkt, wie lange die Bahn zwischen den einzelnen Übergängen trödelt und so habe ich genügend Zeit, mein Stativ in Stellung zu bringen.
Das ganze mache ich auch noch ein drittes Mal, wobei der Lokführer mich wohl schon kennen müsste. „Da steht der ja schon wieder“.



Auf der Rückfahrt nach Lincoln wollte ich eigentlich die Landschaft filmen, doch leider wäre nur ein anderer Kinokracher möglich: Regentropfen und das unerbittliche Quietschen der Scheibenwischer. In der Hauptrolle: Der Regen.
Am Visitor Center der Flume Gorge erkaufe ich mir in Form einer Eintrittskarte das Recht, zwei Covered Bridges und eine enge Schlucht mit einigen Kaskaden und Wasserfällen zu sehen. Die Dame am Schalter warnt mich noch, ich könnte da hinten etwas nass werden, doch ich winke nur lächelnd ab. Durch den anhaltenden Regen bin ich das bereits.
Vom Visitor Center werden fußkranke per Shuttlebus ein paar Meter transportiert, doch die auf dem Weg liegende Covered Bridge ist mir doch ein Fußmarsch und ein paar Fotos wert. Hinter der Endstelle des Busses ist der Weg spürbar voller.



Das Tal verengt sich und der Bretterweg, unter dessen Stufen sich ein kleiner Wasserfall austobt, ist vom Spritzwasser feucht und rutschig. Ich gelange zum großen Wasserfall, der das Ende der Schlucht markiert, und muss einsehen, die Dame hat mehr als Recht. Hier wird man besonders nass. Meine Kameras werden vor dem Durchqueren der Gischtwand sicher unter der Jacke verstaut. Dann heißt es Augen zu und durch. Ein paar besonders Wasserscheue kehren dagegen um. Wunderbar, so ist im hinteren Teil des Parks und auf dem Weg zur zweiten Covered Bridge wenigstens nicht so viel los.



Wenig los ist auch im Örtchen North Woodstock. Aber ich bleibe neugierig. Hätte ja sein können, dass ich noch das eine oder andere sehenswerte Örtchen entdecke.
Auf dem Programm steht eine weitere Fahrt auf dem Kancamagus Highway. Entlang dem Pemigewasset River führt ein 3 Meilen langer Wanderweg zu einigen Wasserfällen, doch irgendwie ist mir heute nicht mehr nach Wasser, so dass ich etwa nach einem Viertel der Strecke wieder umkehre.



Besonders schön präsentiert sich der Kancamagus Highway auch nicht. Von der Traumstraße der White Mountains habe ich mir ehrlich gesagt mehr versprochen. Der Höhepunkt der Laubfärbung ist auch hier scheinbar lange vorüber. Vielleicht liegt es aber auch am anhaltenden, starken Wind, der die Geschichte ein wenig beschleunigt. Als ich auf die Bear Notch Road Richtung Bartlett abbiege, wird es spürbar ruhiger. Hier fahren nur wenige Touristen, obwohl die Straße in meinen Augen noch schönere Aussichtspunkte als vom Kancamagus Highway bietet.



Als ich Jackson erreiche, wird es langsam dunkel. Über eine sehenswerte Covered Bridge, von denen es in Neuengland so viele wie Sand am Meer gibt, erreiche ich die Hauptstraße des Ortes und sehe auch schon die Pumpkin People, die so kurz vor Halloween die Stadt bevölkern. Hier läuft sogar ein kleiner Wettbewerb und man kann abstimmen, wer aus Kürbissen auf seinem Grundstück die schönsten Männchen baut. Eine Übersichtskarte führt zu den etwa 40 Teilnehmern, die sich wirklich einiges einfallen gelassen haben. In einem Vorgarten helfen sie bei der festlichen Schmückung des Hauses, woanders spielen sie Indianer und noch woanders wird gerade eine Kürbisdame vernascht.


Viele Grüße, Markus

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Crimson Tide

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #41 am: 22.02.2006, 16:34 Uhr »
Zitat von: Scooby Doo
Da war definitiv keine Werbepause. "Brutale" Szenen wurden einfach rausgeschnittenl.


Das ist sehr ungewöhnlich, normalerweise werden nur nackte Brüste abgedeckt! Ich war mal in einer Kinderarztpraxis im Wartezimmer, da hat in 40 Minuten Wartezeit der bewußte Gouvernor ca.30 Personen erschossen im laufenden TV!  :wink:

Und Deine schönen Bilder werden jetzt zunehmend bunter! Der Indian Summer ist einfach beeindruckend oben im Norden, trotz Regens!
Und die Nebelwände im Gebirge, diese besondere Stimmung kann man auch nur nach Regenwetter einfangen auf Fotos!

L.G. Monika

GreyWolf

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #42 am: 22.02.2006, 22:52 Uhr »
Das mit den zensierten Filmen kenne ich auch. Konkret war das bei "Notting Hill", wo im Original Hugh Grant als "Schlappschwanz" bezeichnet wird. Im Amerikanischen war das einfach durch "Dummkopf" ersetzt worden.
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man früher gereist ist: Alte Reiseberichte

Scooby Doo

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #43 am: 23.02.2006, 11:57 Uhr »
Zitat von: Crimson Tide
Und Deine schönen Bilder werden jetzt zunehmend bunter! Der Indian Summer ist einfach beeindruckend oben im Norden, trotz Regens!
Und die Nebelwände im Gebirge, diese besondere Stimmung kann man auch nur nach Regenwetter einfangen auf Fotos!


Da hast du Recht. Ich habe einige sehr schöne Fotos mit dunklen Wolken im Hintergrund gemacht, auf die ich jetzt auch sehr stolz bin, aber glaub mir: Wenn du dich darauf gefreut hast, die Sonne zwischen den bunten Ästen scheinen zu sehen, du dich gefreut hast, einige schöne Wanderungen zu unternehmen - da nervt der Regen total.
Viele Grüße, Markus

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Re: New England Oktober 2005 - Vorstellung einer Farbenprach
« Antwort #44 am: 23.02.2006, 11:58 Uhr »
18.10.2005 Rundfahrt durch White Mnt.s: Kancamagus Hwy, div. Wasserfälle, N. Conway (125 Meilen)

Die Nacht war sehr kalt und das obwohl ich die Heizung auf maximale Leistung gestellt habe. Als die eingestellte Temperatur erreicht war, schaltete sie sich ab und automatisch jedenfalls nicht mehr ein. Dennoch habe ich es auf 12 Stunden Schlaf gebracht. Heute klingelt kein Wecker, niemand, der mich vorzeitig in das graue Wetter hinausschickt.
Mein guter Freund, der Weather Channel, verrät mir, dass ich aber auch vor dem schlechten Wetter nicht fliehen kann. Vom Atlantik weht zur Zeit ein dickes Tiefdruckgebiet über den kompletten Nordosten der USA und Kanada und vom Golf of Mexico kommen die Ausläufer des Hurrikan Wilna über die Südstaaten hinzu. Ich müsste also bis Texas fahren, um ein gewisses Grad von Schönwettersicherheit zu erlangen. Folglich bleibt mir nichts anderes übrig, als das beste aus der Lage zu machen.



Draußen steht geduldig mein Buick, mein ganzer Stolz des Urlaubs. Ich hatte schon Angst, ihn nicht zu bekommen, weil die Dame bei Alamo vorgestern mein Führerscheinfoto leicht ungläubig betrachtet hatte. Ich sei darauf viel zu jung. Kein Wunder, das Bild zeigt mich als 18 jährigen und das ist 7 Jahre her.
Letztendlich habe ich das Raumwunder aber doch bekommen. Eigentlich schon fast zuviel Platz für eine einzelne Person, aber man gewöhnt sich wirklich schnell daran. Auch die Lenkradschaltung ist überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Es fühlt sich richtig amerikanisch an, nach Anlassen des Motors in Richtung der Scheibenwischer zu greifen und mit einem beherzten Griff den Gang einzulegen.
Und dann erst der Tempomat! Endlich kann ich mich statt auf den Tacho mehr auf die Landschaft konzentrieren. Warum ich früher immer nur Kleinwagen gefahren bin? Da bin ich noch unter 25 gewesen und da sind Mietwagen entsprechend teurer. Jetzt bin ich endlich „Mietwagenvolljährig“ und kann mir auch einen SUV leisten. Bisher nahm ich an, SUVs seien nur im Westen verbreitet, wo Farmer in abgelegene Bergtäler ihren Viechern Hallo sagen fahren, doch da habe ich mich schwer geirrt. Der Geländewagen dominiert auch das Bild im Osten. Mit einem Kleinwagen käme ich mir hier richtig verloren vor, so aber kann ich mich guten Gewissens zu „Gleichgesinnten“ auf den Parkplatz stellen.



Über eine Alternativroute vorbei an North Conway fahre ich rauf nach Bartlett. Wenn ich mich schon weigere, bei schlechtem Wetter mit Zügen zu fahren, weil man durch die Fenster nur Tröpfen zählen kann und nichts von der Landschaft sieht, so hindert mich das Wetter aber nicht daran, ein paar Fotos von den Zügen von außen zu machen. Tja, Wetter, so leicht lasse ich mich nicht unterkriegen.
Ich baue mich an einem Bahnübergang unweit von Bartlett auf. Wirklich wunderschön, wenn man auswendig weiß, wann hier ein Zug durchfährt und so brauche ich auch nur wenige Momente zu warten, bis der Zug hier mit einem lautem Getöse durchfährt. Ich begreife einfach nicht, wie es in Amerika an einem Bahnübergang zu einem Unfall kommen kann. So laut ist es ja nicht einmal in einer Disco.



Ich fahre weiter Richtung Crawford Notch, doch einsetzender Regen zwingt mich zur Umkehr. Als ob ich den Regen nun hinter mir herziehe, regnet es nun auch an dem Bahnübergang, wo ich mich eben noch zwischen trockenen Büschen durchgeschlagen habe.
Über die Bear Notch Road erreiche ich den Kancamagus Highway und sehe mir die Lower Falls an. Naja, ganz nett, aber nichts Besonderes. Über die Albany Covered Bridge verlasse ich den von Touristen überlaufenen Highway und folge der sehr kleinen Seitenstraße mehr aus Neugier und Langeweile. Mal sehen, ob ich hier irgendwie bis Conway durchkomme.
Vorher mache ich von der Brücke noch die obligatorischen Fotos und nehme zur Sicherheit einmal Maß, ob mein Buick da überhaupt durchkommt. Vor der Brücke haben sie Schranken über die Straße gehängt mit dem Hinweis auf die niedrige Durchfahrtshöhe. Ok, ich passe unter der Schranke durch und am Parkplatz bemerke ich, dass ich einen Kopf höher als mein SUV bin, also müsste es passen.
Die Touristen auf der Brücke werfen mir zwar böse Blicke zu, dass sie mir Platz machen müssen und ich durch ihr Fotomotiv fahre, aber ich habe es mehrfach kontrolliert: Hier steht kein Verbotsschild. Hier verläuft eine offizielle Straße, die mich auch ohne Probleme bis Conway bringt. Das ist mal eine Straße ganz nach meinem Geschmack. Klein, unbekannt und von wunderschönen, goldglänzenden Ästen überspannt. Da muss ich mir wirklich merken, wo die auskommt.



Den restlichen Nachmittag verbringe ich in der großen Shopping Mall von North Conway. Normalerweise muss man bei Einkäufen in USA immer ein paar Prozent zum ausgezeichneten Preis addieren: Die Sales-Tax. Doch in New Hampshire gibt’s die nicht und noch besser, im Outlet Center sind viele Artikel noch weit reduziert, so dass ich diesmal genau umgekehrt denken darf: Von jedem ausgezeichneten Preis darf ich einen beträchtlichen Betrag abziehen.

Etwas peinlich ist mir schon fast, dass ich mich am Abend das erste Mal in diesem Urlaub verfahre. Unter der Annahme, mein Motel liegt hinter einer gewissen Kurve, biege ich schon eine Einfahrt zu früh vom Highway ab und finde im Dunkeln einfach nicht mein Motelzimmer. Irgendwie stimmt der Grundriss des Vorplatzes überhaupt hier nicht. Wo ist der Picknickplatz mit dem großen Stein daneben, wo ich immer parke? Erst nach einigen Rangiermanövern dämmert es mir, dass ich vielleicht auf dem falschen Grundstück stehe. Es lebe ein beleuchtetes Motelschild!
Viele Grüße, Markus

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