Hallo Excalibur,
Gibt es noch eine genauere Beschreibung der "stürmischen" Nacht???
Gruß
Efty
Hmmm, ohne Hintergedanken
- es war wirklich stürmisch und die Zeltplanen klatschten lautstark aneinander....
Aber weiter im Text.....
5. Tag - 13. Juli 2006 – SpringdaleNach einer stürmischen Nacht (s.o.) werden wir wieder früh wach. Unser Zelt hat dem ständigen wehen zwar standgehalten, aber es hat doch lautstark geflattert. Nach einem leckerem Camperfrühstück unter freiem Himmel machen wir uns auf den Weg nach Grafton. Dabei müssen noch einmal durch Rockville, ein kleines Örtchen, dass uns – weil noch nicht so stark Tourismus orientiert - noch besser gefällt als Springdale. Wunderschöne alte Häuser mit Veranden und großen gepflegten Gärten.
Der Weg zur Ghosttown führt über eine uralte rostige Eisen-Brücke. Nach wenigen Minuten ändert sich der Fahrbahnbelag: Gravelroad. Die Erste in diesem Urlaub. Rechts der Straße einige schöne Anwesen, auch Farmen – teilweise im traditionellen Adobe-Stil gebaut. Grafton selbst ist nicht sonderlich spektakulär: Ein altes Schulhaus/Kirche, zwei alte Wohnhäuser, von denen eines noch in Privatbesitz ist und nicht besichtigt werden kann – das war`s.
Wir machen einige Fotos und ab geht’s zurück.
Nun aber steht der Zion NP auf dem Programm. Für dieses Mal haben wir uns die Narrows vorgenommen. Der Ranger, den wir im Visitor-Center fragen, bestätigt uns, dass der Besuch heute machbar sei, dass Wasser aber zeitweise mehr als hüfthoch stehe. Wir sollten halt so weit gehen, wie wir kommen und kein Risiko eingehen. Genau das haben wir vor.
Mit dem kostenlosen Shuttlebus, der wie alle Busse im Park mit Gas abgetrieben wird, fahren wir durch das beeindruckende Haupttal des Zion NP. Erinnerungen an vor fünf Jahren werden wach. Damals hat uns der Park nicht so gut gefallen. Diesmal aber sind wir begeistert – vielleicht liegt’s am Wetter. Der Bus erreicht seine Endhaltestelle „Temple of Sinawava“. Von hier aus marschieren wir über den eine Meile langen River Walk parallel zum Virgin River, eingerahmt von scheinbar bis in den Himmel ragenden Felswänden. Der asphaltierte Weg ist stark frequentiert und die Touristen recken ihre Köpfe in den Himmel zu den mächtigen Felsformationen. Die Squirrels hier sind sehr zutraulich und betteln regelrecht. Das Füttern der possierlichen Viecher ist jedoch verboten – Pech gehabt. Pech hatte auch ein Rehkitz, dass beim trinken in einen versumpften Nebenarm des Flusses gefallen ist. Während es sich verzweifelt bemüht wieder an Land zu kommen, beobachtet das Muttertier die Szenerie nur knapp 3 Meter vom Wanderweg entfernt. Offensichtlich konnte sich das Kitz aus seiner misslichen Lage befreien, denn auf unserem Rückweg war von dem „Unfall“ nichts mehr zu sehen.
Irgendwann erreichen wir das Ende des ausgebauten Weges. Über eine Treppe geht es hinab in das steinige Flussbett. Wir wechseln die Schuhe (Wasserfeste Turnschuhe statt der Wanderstiefel) und sichern die Kameras in wasserdichten Kunststoffbeuteln. Nun kann das Abenteuer beginnen.
Schon nach wenigen Metern stehen wir knietief im klaren, kalten Wasser. Da inzwischen die Sonne von oben knallt, ist es recht erfrischend. Wir orientieren uns an Wanderern vor uns und stochern mit unseren Wanderstöcken im Wasser. Trotz unserer Unerfahrenheit kommen wir gut voran. Mal 20, 30 Meter über Ufersteine balancierend, meist jedoch im Fluß. Dann scheint der Endpunkt unserer heutigen Tour vor uns zu liegen: Eine Tiefwasserstelle, bei der das Flusswasser erwachsenen Wanderern bis in Brusthöhe reicht.
Mit Rücksicht auf unsere zehnjährige Michelle wollen wir schon umkehren, da ruft uns ein entgegenkommender Wanderer zu, dass dies die vorerst tiefste Stelle sei, es danach normal weiterginge und noch wunderschöne Aussichten auf uns warten würden. Nun muss der Familienrat tagen. Einstimmig beschließen wir weiter zu gehen und treffen die entsprechenden Vorbereitungen. Die Fototasche hänge ich mit ganz kurz um den Hals, quasi direkt unters Kinn. Zusätzlich übernehme ich Michelles Rücksack und nehme die Zehnjährige an die Hand. Wir tasten uns Schritt für Schritt vorwärts und versinken immer tiefer im kalten Wasser des Virgin River. Bis zu Hüfte macht es noch Spaß. Als ich fast bis zur Brust im Wasser stehe, will Michelle, die inzwischen schon auf den Zehensitzen geht, anfangen zu schwimmen. Doch dann fällt der Wasserspiegel schrittweise wieder auf Kniehöhe. Wir erreichen einen trockenen Platz, auf dessen Felsen wir ein kleines Päuschen machen. Nun sind wir eine ganze Zeit alleine im Canyon – der Tiefe Abschnitt scheint viele Wanderer abzuschrecken.
Ein kleiner Bach rauscht idyllisch von oben die Felswand hinab. Immer wieder begeistern uns große bunte Schmetterlinge in den Narrows. Nach einer weiteren Biegung treffen wir auf ein Gruppe von etwa zwanzig Volonteers, die hier die Felsen sichern. Immer näher rücken die hochaufragenden Felswände zusammen. An manchen Stellen wird die Strömung stärker und wir sind froh, dass wir unsere Wanderstöcke dabei haben. Wir erreichen wieder eine trockenen Stelle, packen unsere Verpflegung aus und genießen den einzigartigen Picknickplatz.
Der Rückweg ist einfacher, da wir den schwierigen Stellen nun aus dem Weg gehen. Trotzdem verliere ich mal das Gleichgewicht und stürze der Länge nach hin. Ich schlage mir das Knie auf, sonst ist nichts passiert. Nicht auszudenken, wenn ich mir hier die Knochen gebrochen hätte. Nach fünf Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt der Wanderung angekommen, wechseln erneut die Schuhe und fahren mit dem Bus zurück ins Visitor-Center.
In Springdale shoppen wir noch ein wenig und lassen bei einem Ice-Tea die Tour durch die Narrows Revue passieren.