Es wird jetzt noch ein paar Tage ganz ungefährlich weitergehen - erst einmal keine Tornados und Gewitter in Sicht!
Es geht weiter mit einem spannenden Tag in Dallas:
Tag 15, 2.6. Dieses Mal hatten wir das erste Mal seit zwei Wochen das große Glück, morgens nicht alles zusammenpacken zu müssen, denn wir würden hier noch eine zweite Nacht bleiben. So kamen wir recht früh nach Dallas los und stellten schon bei der Einfahrt ins Stadtzentrum fest, dass die Stadt – ganz anders als Ft Worth mit seinem Kuh-Charme – reich und glitzerig zu sein schien. In Dallas sollen wohl auch zahlreiche große Firmen, so wie American Airlines, Exxon oder die Telekomfirma AT&T, ansässig sein, was die Stadt zu einer der reichsten in Texas macht.
Laut Reiseführer soll Dallas außerdem die zweithöchste Silikonbrüste-Quote (nach L.A.) haben.
Zunächst fuhren wir bei schon wieder brütender Hitze zum „6th floor museum“, dem Museum über das Attentat auf John F. Kennedy. Als erstes liefen wir jedoch zum Park, in dem das Denkmal der Ermordung von JFK steht. Der Park besteht aus zwei Grünflächen, durchschnitten von einer breiten Straße, auf der Kennedys Auto fuhr, als er aus dem 6. Stock des angrenzenenden Gebäudes angeschossen wurde. Die drei Schüsse, die auf ihn fielen, sind heute durch große weiße Kreuze auf dem Asphalt markiert.
Im Park stehen außerdem noch andere Denkmäler, eins für die erste Siedlung auf dem Gebiet von Dallas, und eins für den Bürgermeister oder so.
Wir überquerten die Straße und kamen dann zum Grassy Knoll, dem zweiten Teil des Parks und der Grundlage zahlloser Verschwörungstheorien. Laut einer dieser Theorien soll sich hier ein zweiter Schütze versteckt haben und auf Kennedy geschossen haben, da der Schütze aus dem 6. Stock niemals diese Verletzungen bei ihm habe erzielen können. All das und viel mehr wurde einem dort von einer kleinen Gruppe von Verschwörungstheoretikern erklärt, die mit Plakaten, Fotoheften und vielem mehr auf einen warteten.
Nun liefen wir noch eine kleine Runde in die Stadt hinein und kamen vorbei an einem großen Backsteingebäude mit Türmchen, dem Gerichtsgebäude oder so, und dann zu einem weiteren JFK Memorial.
Dieses Mal war es ein riesiges Viereck aus Betonstelen, die unten offen waren und in der Mitte ein symbolisches Grab beherbergten. Sehr seltsam und überhaupt nicht ins Stadtbild passend, aber irgendwas wird sich der Architekt schon dabei gedacht haben.
Als wir weiter in die Stadt hineinliefen, kamen wir bald an überraschend schönen Vierteln vorbei. Nicht alles war aus Glas und steril, es gab auch Backstein-Häuserzeilen, die wunderschön unter Bäumen gelegen waren und voller Cafés und Shops, die zum Verweilen einluden.
Es fuhren sogar Straßenbahnen durch die Gegend.
Wir liefen schließlich noch zum Aquarium, jedoch nur, weil es so schön bepflanzt sein soll – was es auch war: rundherum wuchsen blühende, exotische Pflanzen, so dass man fast das Gebäude nicht mehr erkennen konnte.
Schließlich liefen wir zum JFK-Museum zurück, zahlten Eintritt, bekamen unseren Audio Guide und begannen den Rundgang.
Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in den 6th floor, schalteten den Audio Guide ein und wurden herumgeführt. Der Guide war (obwohl ich Audio Guides normalerweise nicht mag) äußerst spannend und wurde von einem Journalisten erzählt, der zu Zeiten des Attentats Korrespondent war. Das Gebäude, in dem das Museum und früher auch der Attentäter waren, war übrigens ein Schulbuch-Lagergebäude und der Schütze feuerte seine tödlichen Schüsse aus einem Fenster im 6. Stock ab.
Blick aus dem Fenster des Todesschützen:
Erst einmal wurde im Museum der generelle Zeitgeist beschrieben: die Nachkriegsgeneration junger Leute sehnte sich nach einem jungen, dynamischen Anführer, der etwas verändern würde, den sie mit Kennedy dann auch bekamen. Er war charismatisch und volksnah, setzte sich für die Wirtschaft der USA und erste soziale Sicherungssysteme wie auch für internationale Beziehungen und Hilfsorganisationen ein und wurde von vielen gefeiert. Besonders in der Kubakrise zeichnete ihn sein besonnenes Handeln aus und auch in Berlin machte er sich Freunde: „Ich bin ein Berliner“. Auch für die Raumfahrt setzte er sich ein, und sagte „Wir werden noch in diesem Jahrzehnt auf dem Mond sein“, was sich nach seinem Tod bewahrheiten sollte.
Die Reise nach Dallas machte er dann im Rahmen seiner Wahlkampftour für die Wiederwahl in der zweiten Amtszeit, doch er wurde in Texas aufgrund vieler politischer Gegner nicht gerade willkommen geheißen. Dennoch entschied er sich gegen verstärkte Sicherheitsmaßnahmen während seines Autokorsos durch die Innenstadt. Da gerade zu dieser Zeit Fernsehen in Mode kam, wurde sein Autokorso gefilmt – und damit auch seine Ermordung.
Als er in die Straße vor dem Gebäude einbog, wurde dann auf ihn geschossen. Die dramatischen Filme und Bilder im Museum zeigten dann, wie Kennedy im Auto zusammensackte und von seiner Frau Jackie in den Arm geschlossen wurde. Seine Limousine raste dann zum Krankenhaus, wo die Ärzte versuchten, ihm das Leben zu retten. Da der dritte Schuss aber seinen halben Schädel zerstört hatte, war es aussichtslos und er verstarb im Krankenhaus.
Der nächste Teil des Museums beschäftigte sich mit den Reaktionen der Öffentlichkeit auf die Ermordung des Präsidenten: das erste Telegramm über die Meldung, der erste Nachrichtenbericht, bei dem der Journalist sichtlich getroffen und gerührt die Brille abnahm und keine Worte mehr fand: „The President is dead.“. Auch viele Besucher, die zu der Zeit vielleicht gerade junge Erwachsene waren, waren sichtlich betroffen und auch mich, die ja noch absolut Quark im Schaufenster war damals, berührte alles sehr. Der Vizepräsident musste nach dem Vorfall dann sofort mit Air Force One in Sicherheit nach Washington gebracht werden, damit das Land nicht führerlos ist, doch er wollte unbedingt bei der traumatisierten Jackie Kennedy bleiben, die wiederum bei der Leiche ihres Mannes bleiben wollte. So wurden alle drei mit der Präsidentenmaschine nach Washington geflogen, an Bord derer der Vizepräsident eingeschworen wurde. Auch hier gab es ein Bild von Jackie Kennendy, sichtlich schockiert, mit Blutflecken auf ihrem Kostüm, wie sie das Flugzeug betritt.
Recht schnell fand man dann auch einen ersten Verdächtigen, Mister Oswald. Er wurde zunächst nur als Verdächtiger festgenommen, er erschoss jedoch sofort den festnehmenden Polizisten, was ihn wiederum zum Hauptverdächtigen im Fall machte. Als er dann zum Verhör transferiert werden sollte, wurde er dann wiederum selbst von einem Mann aus der Schaulustigenmenge erschossen, der damit eine Heldentat hatte begehen wollen. So waren innerhalb von 48 Stunden drei Männer tot. Und so konnte der Fall eben doch nie ganz aufgeklärt werden, was allen Verschwörungstheoretikern bis heute Futter gibt (7 von 10 Amerikanern glauben heute an eine Verschwörung und nicht an Oswald als den Schuldigen – z.B. ein Mordkomplott von Fidel Castro, den Kommunisten oder dem FBI selber).
Die Ausstellung klang dann aus mit rührenden Bildern und Ausschnitten aus der Beerdigung, Infos über die Verschwörungstheorien und dem politischen Vermächtnis von Kennedy aus. Auch wir nahmen mehr als nur viel Wissen mit – wir waren beide selber sehr berührt von diesem bedeutenden Ort und dem dramatischen Vorfall. Besonders schade fand ich, dass Oswald offenbar nur ein Verrückter war, der gar keine politischen Ziele mit dem Mord verfolgte, es war also ein völlig sinnloser Tod.
Als wir das Museum wieder verließen, gingen wir zurück zu unserem Brutkasten (a.k.a. in der Sonne geparktes Auto
) und wollten noch eine Tour mit dem Auto durch den Kunstbezirk von Dallas machen, der uns im Reiseführer besonders empfohlen wurde. Doch das Museum und vor allem der schöne Skulpturengarten davor sahen dermaßen einladend aus, dass wir kurz entschlossen eine Parkuhr fütterten und ins Museum gingen.
Das kostenlose Museum war sehr schön, aber noch besser war der fantastische Skulpturengarten: überall waren Springbrunnen und Sitzbänke, und das alles unter einem kleinen Hain aus Bäumen. Zwischendrin standen natürlich Skulpturen. Hier hätte man wirklich ewig bleiben können!
Mittlerweile war es schon 16.30 Uhr, also gingen wir schweren Herzens los. Da es ein sehr heißer Tag war, wollten wir den Abend noch entspannt an einem See ausklingen lassen. Wir fuhren zum Grapevine Lake, der auf halber Strecke zwischen Dallas und Ft. Worth im Norden der Metropolregion liegt – fast direkt am Flughafen, wie wir feststellten. Als wir den Park erreichten, stellten wir fest, dass wir offenbar nicht die einzigen mit dieser Idee am Sonntagnachmittag waren: hunderte Familien bevölkerten den See, inklusive ihrem gesamten Hausrat. Nach drei Runden fanden wir dann endlich einen Parkplatz, schnappten dann unsere Badesachen und versuchten, so weit wie möglich vom Auto weg entlang des Ufers zu laufen, um ein ruhiges Plätzchen zu finden. Und da die Amis sich eher nicht so weit von ihrem Auto wegbewegen, ging diese Strategie auch auf und wir hatten bald eine Picknickbank unter schattigen Bäumen ganz für uns allein, ohne Großfamilien in der Nähe, mit herrlichem Blick auf den schönen großen See.
Das einzige, was hier noch an den Großraum Dallas-Ft. Worth erinnerte, waren die regelmäßig startenden Flugzeuge, was uns aber nicht störte.
Wir picknickten Sandwiches, die wir uns mit Avocado und Spam – leckerer als es sich anhört
– belegten, aßen Kekse und Nektarinen, und entspannten uns vom geschichtsträchtigen Tag.
Zwischendurch sprangen wir auch ins angenehm erfrischende Wasser und lagen in der Abendsonne herum. Später liefen wir dann zum Auto zurück und machten uns auf dem Heimweg zum Motel. Unterwegs kauften wir noch Verpflegung beim Walmart ein, u.a. das texanische Bier, Shiner Bock (sehr lecker und viel besser als die großen amerikanischen Panschbiere), und machten uns beim Motel dann auf die Suche nach einer Fresskette in der Umgebung.
Und das Glück war uns hold: direkt nebenan war Chili’s, wo wir uns Chili zum Abendbrot mit aufs Zimmer nahmen.
Gefahrene Meilen: 81 (ein Rekord bisher
)