Tag 6 – Donnerstag, 13.09.2007:Yosemite NP – Yosemite NPDer Wecker reisst mich aus einem unruhigen Schlaf. Im Traum habe ich bereits die anstehende Backcountry-Wanderung verarbeitet und dabei von Schwarzbären geträumt und mir im Schlaf Sorgen darüber gemacht, was wäre wenn der Bär unser Zelt so interessant findet dass er hinein möchte oder mit unserem Bearcanister Fussball spielt und dieser in einen Fluss oder See landet.
Als ich Frank davon erzähle, hat er nur, ein das wird schon nicht passieren übrig.
Ich bin mir nicht so sicher und entsprechend angespannt beginnt dieser Morgen für mich. Nach Morgenhygiene und ausgiebigem Frühstück liegt weitere 30 Minuten später ein ansehnliches Häufchen Ausrüstungsgegenstände zum Verpacken auf dem Rücksitz des Trailblazers.
Ausser Zelt, Schlafsack, Isomatten, Bearcanister mit Lebensmitteln und Kosmetik, möchten noch Kleidung, Wasserfilter, Messer, Campingaxt, Taschenlampen, Gaskocher, Gaskartusche, Kochgeschirr, Spülschwämmchen, Feuerzeuge, Wanderkarten, Kompass und nicht zuletzt Film- und Fotoausrüstung verstaut werden. Zu Hause haben wir probegepackt um zu Testen, ob unsere kleinen Trekkingrucksäcke ausreichend gross wären für die Mehrtagestour. Auch wenn wir nicht alles bis zum letzten Gegenstand zusammengetragen hatten, waren wir uns sicher, dass in unseren 50 + 10 L bzw. 40 + 10 L grossen Rucksäcken alles seinen Platz finden würde. Frank verstaut das Zelt, Kochgeschirr, Wasserfilter und diverse andere Ausrüstungsgegenstände. Für meinen Rucksack war Bearcanister (toll dass ich mit dem Essen herumlaufen darf  ) und die Fotoausrüstung geplant.
Der Schlafsack belegt bereits das komplette Fach bis zum Zwischenboden, die Isomatte wird in den Schlaufen aussen festgezurrt. Kleidung wandert hinein, die Inlets zurück ins Auto, kein Platz dafür. Fehlen noch Kameratasche und Bearcanister. Hilfe – wohin damit ? Der Rucksack ist voll und es liegen noch diverse kleinere Ausrüstungsgegenstände auf der Rückbank die in meinen Rucksack sollen. Frank erbarmt sich der Ersatzbatterien und der 2-D-Cell-Maglite-Taschenlampe, die wir zusätzlich zu den kompakten Stirnlampen mitnehmen möchten. Die Campingaxt landet im Kofferraum, zu schwer und zu sperrig. Dafür wandert der Kunststoffhammer für die Heringe in den Rucksack hinein und wieder hinaus. Frank meint, mit diesem Spielzeug könnten wir überhaupt nichts anfangen und zur Not würden wir mit einem Stein die Heringe einschlagen.
Der Minispaten muss mit, zum Buddeln fürs grössere Geschäft. Bleibt immer noch die Rolle Toilettenpapier und die Gefrierbeutel und Ziplocs für das Carry Out des benutzen Papiers. Auch Bearcanister und Foto-Filmausrüstung warten noch aufs Verstauen. Der Camcorder wird im Auto versteckt, es wird keinen Film geben. Doch für den Bearcanister ist noch immer kein Platz, die Fototasche habe ich inzwischen gedanklich schon um den Hals baumeln. Brauchen wir die Trekkingjacke? Ich meine ja – wegen der Kälte, Frank meint nein - wegen des Platzes.
Hilfe es wird wahrscheinlich frieren und die Kleidung wird gnadenlos abgespeckt. Ich weigere mich ohne Trekkingjacke und Fleecehose loszuziehen. Frank meint in der langen Sportunterwäsche könnten wir auch schlafen, steckt aber trotzdem brummelnd meine Fleecehose in seinen Rucksack. Die Trekkingjacke solle ich dann unter den Rucksackdeckel stopfen. Aber der Platz wird bereits vom Bearcanister belegt, der auch nach zigfachem umpacken und komprimieren noch immer nicht ganz in meinen Rucksack passen will. Frank hängt ihn vorne in die Schlaufen unter seinen Rucksack, ich bekomme dafür seine Isomatte doch er ächzt unter dem Gewicht. Er trägt jetzt geschätzt deutlich mehr als 15 kg und das Tragesystem stösst an die Grenzen.
Zur Unterstützung ist unser Campingnachbar von gegenüber herbeigeeilt. Er ist ein erfahrener Backpacker und will uns beim Abspecken der Ausrüstung helfen. Nachdem alles wieder ausgepackt und auf einer Plane neben dem Auto liegt schüttelt er nur den Kopf. Weniger könnten wir nicht mitnehmen, wegen der Wassersituation unterwegs bräuchten wir die Wassersäcke und die zehren einen guten Teil des Platzes in den Trekkingrucksäcken auf. Ein Taschenmesser könnten wir noch aussortieren, aber das hilft uns nicht weiter. Erneutes Einpacken, inzwischen ist auch die Freundin des amerikanischen Backpackers dazugekommen und meint, sie würde nicht ohne Schlafsackinlets aufbrechen. Es wäre ziemlich kalt und wenn wir die Inlets in den Nächten bisher benutzt hätten, würden wir diese draussen auch benötigen für einen erholsamen Schlaf.
Jetzt kommt das Zelt in meinen Rucksack aber auch so geht es nicht, da ich jetzt meine Kleidung nicht mehr einpacken kann. Wir sind ratlos und inzwischen ziemlich genervt und frustriert. Unsere 70 und 80 L Rucksäcke liegen zu Hause, da diese zu unförmig fürs Handgepäck sind. Die könnten wir jetzt gut gebrauchen.
1,5 Stunden sind vergangen und für eine Gewalttour über Sunrise Lakes – Cathedral Pass – Cathedral Lakes ist es zu spät und so fit fühle ich mich hier in der Höhe (noch) nicht, dass ich die Runde als Tagestour gehen könnte. Frank hat sich schon besser akklimatisiert und meint, wir könnten es schaffen. Wir wären ja bereits die Half Dome Tour gelaufen, die ein knackigeres Höhenprofil aufweist und in den Dolomiten schon lange alpine Touren gegangen. Selbst wenn wir bereits seit 2 Stunden unterwegs wären, ist mir die Runde als Tagestour zu weit und zu anstrengend und ich lasse mich nicht umstimmen.
Wir fassen einen Entschluss: eine Tageswanderung und da die Cathedral Lakes die schöneren Seen sein sollen steht der Plan: Dayhike zu den Cathedral Lakes anstatt Overnight-Backpack. Die jetzt überflüssige Ausrüstung wird schnell ausgepackt. Der Bearcanister bleibt wie er ist und verschwindet in Franks Rucksack. Ich bekomme dafür die Kamera und jetzt ist auch noch Platz für die Camcorder-Tasche. Zufrieden mit diesem Plan plauschen wir noch ein wenig mit den Backpackern die uns von ihrer geplanten Tour erzählen in der Carson-Iceberg Wilderness. Mit ein paar Worten Deutsch, die er noch von einem längeren beruflichen Aufenthalt in den Niederlanden kann, verabschiedet er uns und gegen 10.00 Uhr fahren wir mit unserem Trailblazer vom Platz.
Im Auto purzeln mir noch meine Bären-Wildnis-Camping-Sorgensteine vom Herzen und befreit und vergnügt fahren wir am Tuolumne Meadows Visitor Centre vorbei zum Trailhead. Am Trailhead (ca. 1 Meile westlich des Visitor Centre, Haltestelle #7 des saisonalen Tioga Shuttles) parken zahlreiche Autos. Bis zur Dämmerung möchten wir zurück sein, daher lassen wir unsere Lebensmittelkiste im Wagen. Beim Backpack hätten wir diese in einer der bärensicheren Metallboxen verstauen müssen.
Die weitläufigen Wiesenlandschaften gegenüber des Trailheads verwandeln sich im Frühsommer in einen Wildblumenteppich, jetzt zum ausklingenden Sommer zeigen sie sich ob der grossen Trockenheit gelb-braun und ein wenig niedergetrampelt. Trotzdem möchte man direkt loslaufen und sich den einladenden Granitdomen nähern. Wir nehmen den Trail auf der anderen Strassenseite und informieren uns am Trailhead über die möglichen Gefahren auf den Hinweistafeln: Schwarzbären, Blitzschlag, Abstürze von Felsklippen.
Foto Mit Fleecejacke gegen die Kälte folgen wir dem Trail in den Wald. Wegen der Trockenheit und zerstampft von Tausenden von Bergstiefeln besteht der Untergrund aus mehr oder weniger verfestigtem feinem Sand. Um ein Wegschwemmen des Trails bei Regen zu verhindern sind Wegearbeiter dabei den Pfad mit Steinbrocken zu befestigen. Mit Spitzhacke, Rechen und Hammer für die Befestigungseisen schwitzen die jungen Leute trotz der kühlen Temperaturen. Trotzdem sind sie gut gelaunt zu ein paar Worten aufgelegt und wünschen uns einen „safe Trip“. In jeder Kehre des zunächst ansteigenden Trails ist ein junger Mann und eine junge Frau mit Instandsetzungsarbeiten beschäftigt und da wo sie gerade mühsam die lockere Erde gehackt und gerecht haben, setzen wir kurz darauf unsere Stiefel hin und hinterlassen in dem lockeren Sand unsere Fussabdrücke. Zwischendurch passieren wir einige felsige Passagen, aber überwiegend sind wir auf dem gut ausgebauten Trail auf lockerem, fein zermahlenen Waldboden unterwegs.
Durch mehr oder weniger dichten Wald laufen wir vorbei an riesigen Granitfelsbrocken.
Foto An einer der wenigen noch nicht versiegten Quelle rastet eine Gruppe Backpacker mit ausladenden Aussengestellrucksäcken und füllen mit dem Wasserfilter die Wasservorräte auf. Sie fragen uns ob wir auch tanken müssen und bieten uns eine Flaschenfüllung Quellwasser an. Wir lehnen dankend ab, da wir für die Tagestour mit der Füllmenge unserer Trinkblasen und je zwei zusätzlichen ½ Quart Wasserflaschen hinkommen werden. Wir unterhalten uns kurz und erfahren, dass sie bereits seit 2 Wochen dem John Muir Trail folgen und die Wasserversorgung sehr mühsam ist, sodass sie jede Gelegenheit nutzen um Quellwasser zu filtern.
Foto An einem umgestürzten Baum legen wir eine kurze Rast ein, ziehen die Jacken aus und trinken einen kräftigen Schluck bevor wir uns wieder auf den Weg machen. An der Weggabelung zu Upper und Lower Lake treffen wir die nächsten Wanderer, ebenfalls Backpacker die kurz darauf weiterziehen. Wir entscheiden uns zunächst für den Lower Lake und laufen über Wiesen den ausgetretenen Pfad bis zum Seeufer.
Foto Frank meint, dass der ausgetretene Pfad eigentlich der versiegte Zufluss wäre und ein Blick auf die Karte und er hat Recht. Der Trail quert den Tenaya Creek auf der Topo Map ein um das andere Mal.
Über den Wiesen trohnt der markante zweizipfelige Cathedral Rock der uns beim Erkunden des Uferbereichs aus unterschiedlichen Perspektiven begegnet.
Foto Im Uferbereich finden sich ockerfarbene, rote und schwarze Ablagerungen die zum hellgrauen Granit einen reizvollen Kontrast bilden.
Besonders fotogen sind auch die Bäumchen die direkt aus den Felsspalten wachsen oder im Wasser stehen.
Foto Nach einer Mittags- und Fotopause umrunden wir den See und treffen auf dem Rückweg ein Pärchen das mit ausladenden Rucksäcken unterwegs ist und alsbald weiterzieht.
Foto Zwei Damen mit leichtem Gepäck erklimmen die Felsen des Ostufers und kürzen so den Weg zum Upper Lake ab.
Foto Wir nehmen den offiziellen Trail zurück zur Weggabelung und folgen schliesslich dem John Muir Trail in Richtung Camp Sunrise und Yosemite Valley.
Nach etwa einer weiteren Meile stehen wir in den sumpfigen Wiesen am Uferbereich des Upper Lakes.
Foto Tiefblau glitzert die Wasserfläche des Sees und wir erkunden die schlammige Uferzone.
Immer wieder treffen wir auf die Fährten von Wildtieren und ich versuche in dem Wirrwarr von Spuren den Abdruck eines Bären ausfindig zu machen. Da wo wir jetzt mit schmatzenden Schritten durch den Schlamm schreiten ist normalerweise Wasser und wir ziehen uns auf die sumpfige Wiese zurück. Zwei Tageswanderer haben es sich auf einer Felszunge zum lunchen gemütlich gemacht.
Für die Komplettumrundung fehlt uns die Zeit
Foto und wir beschliessen, noch ein kurzes Stück dem John Muir Trail zu folgen um einen Eindruck vom weiteren Verlauf Richtung Cathedral Pass zu erhaschen.
Wir gehen nicht ganz bis zum Pass, da wir an den Rückweg denken müssen. Auf gleichem Weg geht es zurück. Insgesamt steigen wir jetzt etwa 300 Höhenmeter (Angabe aus dem Wanderführer
„Hiking Yosemite“ von Suzanne Swedo) wieder ab die sich mit einigen Bergaufpassagen abwechseln. Auf dem Rückweg finden wir die flach ansteigende Rückseite des Cathedral Rocks ohne störendes Gegenlicht vor und kommen kurz in Versuchung den Aufstieg zu wagen um nach zu sehen, ob man von oben die Seen sieht.
Der Abstecher kostet geschätzt eine Stunde und mit Blick auf die Uhr sehen wir lieber zu, dass wir vor der Dämmerung zurück beim Auto sind bevor uns ein Bär die Lebensmittel ausräumt. Der Magen macht inzwischen wieder Nahrungsfordernd auf sich aufmerksam und wir überlegen uns, dass wir uns für diesen improvisierten aber bisher sehr gelungen Tag etwas vom Grill gönnen. Mit dem Gedanken an gegrillte Pork Choin Lops und frischen Salat fliegen wir förmlich zurück zum Auto und stellen fest, dass es noch locker für den Aufstieg zum Cathedral Rock gereicht hätte.
Wir haben für die nominal 8 Meilen etwa 6 Stunden gebraucht. Durch die Umrundung des Lower Lakes und den Abstecher zum Cathedral Pass sind es tatsächlich wohl eher 10-12 Meilen gewesen.
Vor lauter Freude über die Wanderung zu den glitzernden Cathedral Lakes versäumen wir den Tankstopp bei Tuolumne Meadows und fahren gut gelaunt die Tioga Road hinab in Richtung Valley. An der Kreuzung mit der Crane Flat Road fällt uns die Tankstelle wieder ein, da wir bereits gestern gesehen hatten, dass die Tankstelle bei Crane Flat wegen Baumassnahmen geschlossen ist. Ein Blick auf die Füllstandsanzeige bringt Erleichterung - für ein paar Runden durchs Valley haben wir noch genügend Benzin.
Die California Road Map des AAA ziert ein Motiv des Yosemite: das steinige Flussbett des Merced River, flankiert von El Capitan und den Cathedral Spires mit Bridalveil Fall. In einem Werbefoto für Trekkingstöcke läuft Hans Kammerlander genau dort durch den Fluss und Frank hat sich in den Kopf gesetzt, dieses Bild zu machen (nur ohne Kammerlander
. Leider auch ohne Bridalveil Fall, denn gestern haben wir schon bemerkt, dass der Wasserfall komplett trocken ist.
Ich vermute die Stelle irgendwo entlang des Northside Drives und da es noch nicht dunkel ist und wir eine Reservierung für den Campground im Valley haben, gehen wir auf Viewpoint Suche. Beim Spähen verrenke ich mir beinahe den Hals, aber ich bin erfolgreich und dirigiere Frank auf einen ziemlich unscheinbaren und unbeschilderten kleinen Parkplatz. Ein kurzer Weg die Böschung hinunter und wir sind richtig. Die Sonne steht ziemlich ungünstig und an ein gelungenes Foto mit den Cathedral Spires ist nicht zu denken. Wir fotographieren stattdessen die Seite wo die Schmelzwasserfluten entwurzelte Bäume, Felsbrocken und Geröll angespült haben. El Capitan erhebt sich mit seiner senkrecht abfallenden 1066 m hohen Wand majestätisch über dem Talgrund.
Einige Zeit später fahren wir auf dem Southside Drive gen Yosemite Village. Wir stoppen beim Trailhead des 4 Mile Trails, suchen mit dem Fernglas die gewaltige Wand des El Capitan nach Sportkletterern ab und sehen den Seilschaften eine Weile zu wie sich abmühen.
Als es langsam dunkel wird, fahren wir zum Village Market um uns für das Abendessen einzudecken. Leider sind die Grillkoteletts und Steaks bereits ausverkauft. Stattdessen gönnen wir uns eine Packung Würstchen die wir schon öfters gegrillt haben. Dazu eine fertige Salatmischung im Beutel. Erleichterung macht sich breit, als wir an der Einfahrt des Upper Pines Campground meinen Namen in der Liste der Late Arrivals entdecken. Nach einigen Runden finden wir unseren Stellplatz und errichten das Zelt auf dem voll belegten Campground.
Mit der Ruhe und Beschaulichkeit ist es hier vorbei, die Stellplätze sind ziemlich eng und so campt man beinahe direkt neben den Nachbarn. Der beissende Geruch von Campfires weht über den Platz, vermischt mit Grilldüften. Inzwischen sind wir so hungrig, dass wir nicht abwarten möchten, bis unser Firelog grillfertig verglüht ist und wir braten die Würstchen in der Pfanne, erhitzen zwischendurch Wasser für das Kartoffelpüree und ich zaubere mit Knorr Fix Salatkrönung ein würziges Dressing für die Blattsalatmischung. Für den Salat wird unser grosser Nudelkochtopf zweckentfremdet, da wir die Salatschüssel als Waschschüssel genutzt haben.
Nach dem Essen verschwinden wir zum Duschen im Curry Village und lassen den Tag anschliessend vor dem Zelt am Lagerfeuer ausklingen.
Übernachtung: Upper Pines CG 20 $
Gefahrene Meilen: 60*********************************************
Hier noch ein LINK zu einer Beschreibung des Hikes im Forum:
Cathedral Lakes, Yosemite National Park