Tag 11 – Dienstag, 18.09.2007:Lake Isabella - TonopahDie Sonne kitzelt uns mit den ersten Strahlen aus dem Schlaf und der Morgen beginnt friedlich. Es ist 7.00 Uhr Morgens und etwas fehlt. Das eintönig ratternde Geräusch des Generators ist verstummt. Scheinbar hat der Camper doch noch in der Nacht das Ding abgeschaltet. Frank blinzelt aus dem Zelt und meint das Wohnmobil ist weg. Ich, noch nicht ganz wach, frage etwas verdutzt, welches Wohnmobil. Doch es fällt mir direkt wieder ein und auch ich robbe auf den Knien zum Zeltausgang. Der Stellplatz ist leer und der Camper hat uns nicht nur um einige Stunden Schlaf betrogen, sondern auch den US Forrest Service um die Campinggebühr. Ein Blick in unsere Vorräte entlockt Frank ein genervtes nicht schon wieder Getreideringe zum Frühstück und wir beschliessen, zum Frühstück etwas Leckeres aus dem Safeway in Lake Isabella zu holen. Während ich schon mal den Morgenkaffee aufsetze, verschwindet Frank für ein paar Fotos am See und als das Wasser im Kesselchen kocht, folge ich Frank mit den Edelstahltassen, den Kaffeeportionsbeuteln und unseren Faltkissen zum Seeufer. Das ist ziemlich matschig, wir finden aber zwei grössere Steine und geniessen mit Blick auf den etwas trostlosen See den Morgenkaffee.
Die Pläne sind gemacht. Es wird mehr oder weniger ein Fahrtag werden. Frank baut das Zelt ab und ich verschwinde zum Duschen in den Sanitärräumen anschliessend verstaue ich das restliche Gepäck im Wagen und Frank nimmt die Dusche. Langsam könnte der US Forrest Service zum kassieren der Campinggebühr kommen, Frank ist längst wieder da, noch immer keine Spur von einem Angestellten. Wir warten noch 10 Minuten mit knurrenden Mägen und werden schliesslich unfreiwillig auch zu Zechprellern indem wir den Campground in Richtung Ortszentrum Lake Isabella verlassen. Der Supermarkt ist bereits geöffnet und wir ergänzen unsere Vorräte, laden im Weinregal ein paar Flaschen Moscato California auf, ausserdem ein paar Leckereien fürs Mittag- oder Abendessen. Das Frühstück besteht aus frischen Croissants aus dem Bäckereiregal und einem Kaffee aus der Starbucks-Filiale. Da wir das Bärengebiet heute verlassen und nichts mehr in einer Bear Box verstauen müssen, bleiben die Tüten lose im Kofferraum, sortieren können wir noch heute Abend.
Über die Isabella Walker Pass Road (Strasse Nr. 178 ) fahren wir entlang der South Fork des Kern Rivers durch die trockene Hügellandschaft des Kern Valleys durch ziemlich verschlafene Dörfer in Richtung Ridgecrest.
Am Walker Pass erreichen wir den höchsten Punkt der State Road 178 (5250 ft./ 1600 m).
Foto Ein Historical Marker erinnert an den Bergläufer und Pfadfinder Joseph Reddeford Walker. Joe Walker stand 1834 in Diensten einer Pelztierjäger Expedition die von Benjamin Bonneville finanziert wurde. Er wählte für den Übergang über die Gebirgskette der Sierra Nevada zwei Routen aus. Die südliche Route verband San Joaquin Valley und Mojave Wüste und avancierte in den 1840er Jahren zu einer beliebten Routenvariante auf dem California Trail. 1845 zog der Landvermesser Edward M. Kern über den Pass, der die Fremont-Expedition begleitete. Nach den Siedlern und Goldsuchern nutzten in den 1860er Jahren die Minengesellschaften den Übergang als Zugangs- und Frachtroute ins Owens Valley. Heute ist der Pass eine der wenigen ganzjährig befahrbaren Traversen über die Sierra Nevada.
Foto Wir nutzen die Gelegenheit um ein kurzes Wegstück auf dem Fernwanderweg Pacific Crest Trail zurückzulegen.
Foto In nördliche Richtung laufen wir durch Pinyon-Kiefern und Joshua Trees auf die Hügelketten der Sierra Nevada zu. Nach etwa einer halben Meile drehen wir um zurück zum Auto und nehmen im Trailblazer Fahrt auf nach Inyokern und ab dort die US 395 North. Ab Olancha fahren wir den Highway bereits zum 3. Mal und trotzdem begeistert uns dieser State Scenic Highway erneut. Durchs Inyo County führt er ins Mono County und bietet spektakuläre Ausblicke auf die höchsten Gipfel der Sierra Nevada.
In Lone Pine stoppen wir kurz an einer Kirche
Foto und am Filmmuseum für ein Foto des Planwagens
bevor wir weiter durch den Inyo National Forrest in Richtung Bishop fahren. Inzwischen ist es früher Nachmittag und bei Carls Jr. gönnen wir uns einen Burger mit Speck, frittierten Zwiebelringen und Barbecue-Sauce und anschliessend in Erick Schatts Bakery ein Blätterteiggepäck zum Nachtisch.
Foto An der Union Bank schauen wir uns die Murrals an.
Foto Foto Nach einem grossen Schluck Benzin für den Trailblazer geht es weiter zum Mono Lake. Nach einem Blick auf die Uhr sind die South Tuffas gecancelt und wir fahren über die Strasse #167 nördlich des Mono Lakes
um den kurzen Abstecher zu den Black Point Fissures zu machen. Der Normalweg zu diesen vulkanischen Felsspalten verläuft über die Cemetery Road und ist mit einem etwa 2 Meilen Cross Country Hike verbunden. Im Internet haben wir jedoch eine Beschreibung gefunden, nach der man von der 167 auf kürzerem Weg, ebenfalls querfeldein dorthin gelangen kann. Wir finden aber den unmarkierten Trailhead nicht und brechen die Suche ab. Anschliessend folgen wir der Beschilderung nach Bodie.
Die Cottonwood Canyon Road beginnt als gute Gravel Road, wird zwischendurch sehr steinig und ausgewaschen und der Trailblazer rumpelt langsam durch breite Schlaglöcher und über dicke Felsbrocken die aus der Piste lugen. Mit Strassen-PKW ist diese Zufahrt nicht zu empfehlen. So atmen wir auf, als wir nach etwa 11 Meilen und deutlich mehr als 30 Minunten Fahrt am Kassenhäuschen zum Bodie State Historic Park stehen.
Foto Der Parkplatz ist gut gefüllt und nach einem Zwischenstopp bei den Restrooms machen wir uns auf den Weg, die Geisterstadt zu erkunden. An einer Tafel erhält man einen kurzen Überblick über die Geschichte von Bodie:
1859 wurde von William S. Bodey in dieser Gegend Gold gefunden. Auf dem Weg zu seiner Familie kam er in einem Schneesturm ums Leben. 1861 begann die Familie mit dem Goldabbau und gründete die Stadt Bodie. Um makabere Wortspiele zu vermeiden, wurde die Schreibweise von Bodey (Body = Leiche) in Bodie abgeändert.
Mitte der 1870er Jahre wurde Bodie durch den Einstieg der Minengesellschaften in den Goldabbau zur Boomtown und bis in die 1880er Jahre siedelten sich in Bodie über 8500 Menschen an, in der Umgebung über 10.000 Menschen Goldsucher und Minenarbeiter.
Bodie wuchs an auf etwa 2000 Gebäude und Gold im Wert von über 100 Millionen Dollar wurde gefördert. Über 60 Saloons und Tanzhallen säumten die Strassen und Bodie verkam zu einem der gesetzlosesten Orte im Westen. Ende der 1870er Jahren kamen die Chinesen und in 1881 lebten einige Hundert von ihnen in bestimmten Stadtvierteln innerhalb der Stadt und die erste Chinatown im Westen war geboren. Nachdem die Goldvorkommen zur Neige gingen, verliessen die Bewohner die Stadt. Um 1886 lebten noch ca. 1500 Einwohner in Bodie, 1892 zerstörte ein Feuer Teile der Stadt, anschliessend ein schleichender Niedergang bevor im Jahr 1932 ein weiteres Feuer nahezu 90% der Stadtstrukturen zerstörte.
In den 1940er Jahren wurde Bodie zur Geisterstadt, die Mine wurde jedoch noch bis in die 60er Jahre von Arbeitern aus den Nachbarstädten betrieben ehe sie ganz geschlossen wurde. 1962 wurde Bodie zum State Historic Park ausgerufen und wird seitdem im vorgefundenen Zustand konserviert und ist heute mit noch etwa 170 existierenden, gut erhaltenen Gebäuden die wohl eindrucksvollste Ghost Town im Westen der USA.
Auf der Webseite von California State Park kann man sich eine Karte der Stadt downloaden.
http://www.parks.ca.gov/pages/509/files/BodieMap.pdfund eine Infobroschüre:
http://www.parks.ca.gov/pages/509/files/BodieBrochure.pdfImpressionen aus Bodie:
Foto Foto Foto Foto Foto Foto Foto Foto Nach einem Besuch der Ausstellung im Museumsshop und nach beinahe 3 Stunden Rundgang durch die Stadt in dem wir noch immer nicht alles gesehen haben, erkunden wir den Friedhof.
Foto Foto Foto Mehr über Bodie,
hier.Zurück am Parkplatz werden wir Zeuge wie direkt neben uns mit einem ohrenbetäubenden Knall ein Hinterradreifen eines parkenden Rangerfahrzeugs platzt. Geborstene Reifenteile fliegen uns um die Füsse und nachdem wir uns von dem Schreck erholt haben und am Rangerkiosk den Plattfuss gemeldet haben, verlassen wir die Stadt mit einem letzten Blick über die State Road 270.
Foto Die Schotterpassagen der SR 270 sind bis auf ein paar winzige Schlaglöcher und waschbrettartige Querrillen in perfektem Zustand. Den Knall des Reifenplatzers noch in den Ohren fahren wir zum ersten Mal eine ebene, gut ausgebaute Schotterstrasse mit weniger als Tempo 45 zurück zum Highway. 5 Meilen südlich von Lee Vining biegen wir auf die längste Berg- und Talbahn der Welt ein. Die California State Road #120 verläuft mit vielen Dips und Kurven durchs Mono County. Die Strasse erklimmt kleine Erhebungen um anschliessend direkt wieder an Höhenniveau zu verlieren. Dabei erzeugt sie merkwürdige Gefühle im Magen. Das wiederholt sich viele Male und wir haben so viel Spass daran, dass Fahrer und Beifahrer mit der maximal erlaubten Geschwindigkeit johlend um die Kurven und über die Dips fahren.
Eine Strassensperre stoppt uns. Wir sind das 2. wartende Fahrzeug und der State Trooper kommt mit gewichtigen Schritten auf uns zu. Ein Officer wie aus dem Film: breitschultrig, mit Spiegelbrille und einem beeindruckenden Ausrüstungssortiment am Gürtel. Er setzt uns in Kenntnis dass die Strasse für etwa eine halbe Stunde gesperrt sei, da BWM (ein breitgezogenes BeEmDouplejuu) den neuen Geländewagen eingeflogen hat und gerade einen Werbefilm dreht. Ein paar weitere Worte und der Officer hat sichtlich Spass daran, dass wir aus Germany sind. Er unterrichtet das nachfolgende Auto von der Sperrung und kommt kaugummischmatzend zurück zu unserem Wagen. Frank findet plötzlich seine verschütteten Englischkenntnisse wieder (sonst schickt er mich meistens vor) und unterhält sich beinahe 20 Minuten mit dem Officer. Da Frank als CAD-Konstrukteur bei einem Automobilzulieferer arbeitet und der Officer ein Autofan ist, haben sich die beiden viel zu erzählen. Er berichtet uns, dass der neue SUV grosse Ähnlichkeit mit dem Porsche Cayenne hätte und ist sichtlich stolz, dass er schon einen Blick auf die Neuerscheinung werfen durfte. Uns rät er, nach Freigabe der Sperre ohne Fotographieren direkt weiter zu fahren.
Nach diesem kurzweiligen Stopp erreichen wir nach etwa einer halben Meile den Drehort. Ein Kamerakranwagen steht noch direkt neben der Strasse, ein Hubschrauber mit stillstehenden Rotorblättern etwas weiter hinten, Trucks mit Equipment und einige PKWs und SUVs. Die Crew steht in Gruppen zusammen und unterhält sich. Unter einer schwarzen Plane erkennt man die Konturen eines Geländewagens – das ist der neue BMW. Wir verrenken uns ordentlich die Hälse, aber wir können nichts sehen. Dafür erkennen wir auf den folgenden Meilen die Spuren des Drehs im Gelände. Autospuren führen ins Gelände, dass aus intakten lichten Espenwäldern und anschliessend aus verkohlten Espenständen besteht. Ziemlich neugierig auf diesen Werbefilm fahren wir weiter über die bergige 120.
Zur Zeit des Sonnenunterganges sind wir irgendwo auf der US 6 durch Nevada unterwegs. Wir haben noch immer keinen genauen Plan davon, wo der Tag heute für uns enden soll, aber bei dem Panorama aus einer endlos erscheinenden Strasse die auf rotglühenden Hügelketten zuhält, geniessen wir einfach den Augenblick und fahren in die einbrechende Nacht hinein.
Den Montgomery Pass überqueren wir bereits bei Dunkelheit und erhaschen nur einige flüchtige Impressionen im Lichtkegel der Autoscheinwerfer von der eindrucksvollen Landschaft am Wegesrand. Weiter geht die Fahrt durch die Nacht. Wildwarnschilder veranlassen uns zu langsamer Fahrt und das ist berechtigt als eine kleine Herde Rehwild etwa 20 m vor uns den Highway quert. Der nächste grössere Ort ist Tonopah und wir beschliessen uns hier ein Motel für die Nacht zu suchen.
Nach zweimaliger Ortsdurchfahrt entscheiden wir uns für das gut besuchte Clown Motel und fragen nach einem freien Zimmer. Wir erhalten für 34,95 + Tax, also etwas mehr als 37 Dollar einen geräumigen und sauberen Bedroom mit 2 Queenbetten und sind hochzufrieden. Das Abendessen besteht aus kalten Hähnchenteilen und Weissbrot und wir schauen zum ersten Mal seit Tagen wieder Fernsehen und laden Fotos von der Speicherkarte aufs Laptop. Traditionell sagt uns der History und Discovery Channel am meisten zu. Der Weather Channel meldet in den Westen hereinziehende Unwetter und etwas beunruhigt schlafen wir ein.
Übernachtung: Clown Motel, Tonopah 37,61 $
Gefahrene Meilen: 435 mls